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Kasperl, Bibi Blocksberg, Meister Eder
ОглавлениеAuch Bruder Christoph erinnerte sich einmal an die gemütlichen Nachmittage und Wochenenden mit seiner großen Schwester. »Sehr lustig war immer, wenn die Lena mir und meiner kleinen Schwester Anna mit den Kasperlpuppen aus Holz Geschichten vorgespielt hat«, sagte er damals, »das war immer sehr kreativ und ich werde das nie vergessen.« Es herrschte ein ganz selbstverständlicher Zusammenhalt im Haus, und wenn der Christoph einmal etwas in der Schule nicht verstand, dann war die Lena immer da und half ihm bei den Hausaufgaben.
Natürlich gab es auch Momente, in denen die kleine Magdalena ihre Ruhe brauchte, sich zurückziehen konnte auf ihr Zimmer. Dann hörte sie am liebsten Kassetten. Benjamin Blümchen, Bibi Blocksberg. Und natürlich den Meister Eder und seinen Pumuckl. Fernsehen war bei Neuners eine ganz große Ausnahme, da musste schon etwas Besonderes kommen, einfach mal die Glotze anwerfen und sich von beliebigem, stumpfsinnigem TV-Programm berieseln zu lassen, so etwas gab es nicht.
»Warum auch«, sagt Albert Neuner, »so etwas ist doch nur verlorene Zeit.« Lieber seien sie, die Buben und die Lena, mit dem Radl durch die Gegend geheizt, hätten im Wald Verstecken gespielt und sich Hütten gebaut. Und sind gemeinsam mit den Eltern auf die Berge gegangen.
Wanderungen auf die Berge ringsherum, in Wallgau an den Wochenenden ein familiäres Standardprogramm. Die Schöttelkarspitze, die Soiernspitze, der Wank, der Krottenkopf, der Simetsberg, dazu eine ordentliche Brotzeit für die Rast am Gipfelkreuz, »da haben wir als Kinder schon ganz schön zu tun gehabt«, sagt Albert Neuner, »aber aktiv sein, verbunden mit der Natur, oben am Berg, das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, damit wirst du einfach groß hier.« Genau wie mit dem Glauben.
Wallgau ist sehr gläubig, Magdalena Neuner und ihre Familie sind es auch. Bei den Neuners gibt es wie in so vielen Häusern und Bauernhöfen in der holzvertäfelten Stube neben dem Esstisch einen Herrgottswinkel. Ein Eck, in dem ein Holzkruzifix hängt, Heiligenbilder und Figuren stehen. Maria, Josef, daneben eine Kerze.
Christen gibt es in Wallgau seit der Spätantike, Ende des 13. Jahrhunderts bauten sie hier die erste Kirche, rund um 1680 bekam der Turm dann seine Zwiebelhaube. Die Pfarrei heißt St. Jakob, wie so viele Kirchen entlang des Pilgerwegs, der hier seit dem Mittelalter durch den Ort ging, Richtung Rom, nach Jerusalem und natürlich zum Grab des Apostels Jakob in Santiago de Compostela. St. Jakob ist keine große Kirche, wenn man zum Altar blickt, hat es rechts 17 Sitzreihen und links 15. Die Heilige Messe ist am Sonntag um 9 Uhr, und wenn man es am Sonntag nicht schafft, dann kann man auch am Samstag um 19.15 Uhr gehen.
An einem von beiden Terminen war die kleine Magdalena fast immer in der Kirche zu sehen zusammen mit den Eltern als aktive Gemeindemitglieder, und als Albert und Magdalena Neuner vor Erstkommunion und Firmung standen, da wurden diese Vorbereitungsgruppen von Margit Neuner geleitet, Lenas Mama. Die Familie ging nicht der lästigen Pflichterfüllung wegen in die Kirche und auch nicht wegen religionspolitischer Dogmen, sondern aus tiefster grundfester Überzeugung für ein christliches Miteinander, im Wissen um die Grundwerte des Lebens.
Als Magdalena Neuner schon viel Geld eingenommen hatte durch Preisgelder und Sponsoren, als sie sich schon viel hätte leisten können, da sagte sie: »Wenn ich jetzt daherkäme und mir einen Porsche kaufen würde, würde mir mein Vater doch den Vogel zeigen. Geld kann man doch viel sinnvoller anlegen, zum Beispiel für das künftige Studium seiner Kinder.«