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»Als hätte sie nie was anderes gemacht«

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Neben Alpin-Ski und Tennis begann sie dann auch mit dem Langlauf. Mama Margit war nämlich eine begeisterte Langläuferin, und weil Anneliese Holzer wusste, dass die Magdalena eben gerne in der Loipe unterwegs ist, hörte sie nach, ob sie nicht auch mal Biathlon ausprobieren wolle, Langlaufen nur mit ein paar Mal Schießen zwischendrin.

Sie wollte, und wie. »Der Lena«, sagt Holzer, »hat es von Anfang an gut gefallen. Brutal gut.«

Das meinte auch Magdalena Neuner später, als sie sich an die Anfänge zurückerinnerte und gestand, dass ihr die Sportart noch eher fremd war, sie die WM in Ruhpolding gar nicht verfolgt hatte. »Damals konnte ich mir unter Biathlon noch gar nicht richtig was vorstellen«, sagte sie. »Ich wusste, Langlaufen mit Schießen irgendwie, aber wie das jetzt funktionieren sollte, da hatte ich keine Ahnung.« Aber sie habe doch schnell Gefallen gefunden: »Und dann hab ich das Gewehr in die Hand bekommen und habe die ersten Klappscheiben umgeschossen und das war toll. Und es ist auch heute noch so, dass es toll ist, wenn sie umfallen.«

So ging es dann los, im Sommer 1996. Zweimal die Woche gab es am Nachmittag ein Training, ein kleiner Rundkurs auf Rollskiern auf einer asphaltierten Strecke, aber natürlich ohne Waffen am Rücken. Die Gewehre waren am Schießstand, und es waren selbstverständlich auch keine Kleinkalibergewehre wie bei den Erwachsenen, sondern lediglich Luftdruckwaffen. Jede Patrone musste einzeln nachgeladen werden, beim Liegendschießen dienten Sandsäcke der Bundeswehr als Auflage für den Arm, und die Entfernung zum Ziel betrug auch nur zehn Meter und keine fünfzig. Sechs Kinder hatte Anneliese Holzer schließlich zusammen, die Magdalena, dann den Albert Neuner, mit dem sie ja auch verwandt ist, und noch vier andere aus der entfernten Familie, aus dem Bekanntenkreis.

Man könnte annehmen, dass bei neunjährigen Kindern in einem Schnupperkurs noch nicht unbedingt zu erkennen ist, ob hier ein enormes Potenzial vorhanden sei. Anneliese Holzer aber sagt: »Das Talent und der Ehrgeiz waren bei der Magdalena unglaublich. Es war deutlich zu sehen, dass daraus was werden könnte. Die Art, wie die auf dem Ski gestanden und gelaufen ist, da hast du gemeint, die hat in ihrem Leben noch nie etwas anderes gemacht. Als ob ihr der Ski angewachsen wäre.«

Es ging ja eher spielerisch zu am Anfang, es gab Erklärungen, wie die Technik im Laufen zu verbessern sei, beim Pensum aber gab es natürlich auch klare Ansagen. »Die Lena hat das alles umgesetzt, sie hat nie widersprochen«, sagt Holzer, »sie wollte das auch, sie wollte sich richtig schinden. Und wenn du ihr gesagt hast, dass sie jetzt bitte sechs Runden laufen soll, dann hat sie nie gemotzt und gefragt, ob es nicht auch fünf täten.« Eher lief sie stattdessen sieben Runden.

Drei Jahre lang war Magdalena Neuner bei ihrer Cousine im Training, dann lernte sie Bernhard Kröll kennen. Bernhard Kröll war damals ein junger Bursch, 22, mit 25 wurde er schließlich hauptamtlicher Biathlon-Trainer im Skigau. Damals war es noch ehrenamtlich, er betreute die Schüler ab zwölf Jahren, für den Aufwand gab es 176 Mark Benzingeld pro Monat.

1999 kam Magdalena dann also in Krölls Trainingsgruppe, Vetter Albert auch, in Albert sah Anneliese Holzer ein ebenso großes Talent wie in Magdalena, und als sie die beiden an Bernhard Kröll übergab, gab sie ihm mit auf den Weg: »Bernhard, wenn Du aus den beiden nix machst, dann können wir das vergessen. Wenn aus der Lena und dem Albert im Biathlon nix wird, dann kommt bei uns nie was raus.« Albert Neuner sagt heute, er selbst habe auch lange auf eine große Karriere gehofft, sah auch lange gut aus. Erfolge bei den Schüler- und Jugendrennen, in Bayern lief er die Konkurrenz in Grund und Boden, aber die Probleme beim Schießen wurde er nie richtig los.

Er schaffte es bei der Zoll-Sportfördergruppe in den B-Kader, startete im Europacup, wurde da einmal Fünfter, zu mehr reichte es nicht, immer ein, zwei Schießfehler zu viel. »Irgendwann musste ich einsehen, dass es keinen Sinn mehr macht im Biathlon, darum habe ich es dann sein lassen.« Mit 20, als die Magdalena gerade dreifache Weltmeisterin wurde. Albert Neuner blieb nach dem Ausscheiden aus der Sportfördergruppe bei seinem Arbeitgeber, er wurde Zollsekretär im Mittleren Dienst für Kontrollen auf Baustellen, in Gaststätten, bei Reinigungskräften, kurz, er macht Jagd auf Schwarzarbeiter. Ohne Gewehr.

Danke Lena

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