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Der Urknall in Ruhpolding
ОглавлениеIm Februar 1987 etwa, als Magdalena Neuner gerade auf der Welt war, mussten die Frauen noch getrennt von den Männern ihre eigenen Titelkämpfe austragen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Lahti. Die Siegerinnen hießen damals Grönlid, Björkbom, Elvebakk. Namen, die keiner kannte in Deutschland.
Neun Jahre später war das schon anders, die WM in Ruhpolding war der eigentliche Auftakt, der Urknall zu der großen Erfolgsgeschichte der Sportart Biathlon. 90.000 Zuschauer strömten in die neue Chiemgau-Arena, erstmals schrieben die Zeitungen von einem »Biathlon-Boom«, die Sportler sorgten für Schlagzeilen. Das Staffel-Gold der Frauen am Tag nach Magdalena Neuners neuntem Geburtstag, der überlegene Sieg des DSV-Quartetts um Uschi Disl, Simone Greiner-Petter-Memm, die Frau mit dem Dreifach-Namen, um Katrin Apel und Petra Behle mit 2:45 Minuten Vorsprung auf Frankreich, das war noch eine Initialzündung mehr für die Biathlon-Euphorie im Land. Man wollte mehr wissen über die Menschen hinter den Sportlern, im Fernsehen kamen vor allem über Uschi Disl viele Porträts, sie wurde als »lustiger Mensch« bezeichnet und es wurde erzählt, dass sie das Schießen in einem Steinbruch gelernt habe, kurz, es gab Berichte über Disl, wie es bei ihr früher war.
Wie es künftig werden würde, das war den Menschen im Deutschen Skiverband klar und auch im Skigau Werdenfels. Biathlon, das stand fest, hatte eine große Zukunft. Und genau darum trat der Skigau-Vorstand an Anneliese Holzer heran. Mit der Bitte, eine Biathlon-Trainingsgruppe ins Leben zu rufen, mit den besten Talenten aus der gesamten Region, von der Isar bis kurz vor den Lech.
Anneliese Holzer sagt, sie habe diese Idee auch sehr gut gefunden. »Ich hatte aber nur ein Problem«, meint sie, »ich habe mich nämlich gefragt, woher ich die Kinder nehmen soll. Und darum habe ich mir gedacht, jetzt klapperst du halt erst einmal die gesamte Verwandtschaft ab.« Und zur Verwandtschaft gehörte eben auch ein neunjähriges Mädchen aus Wallgau, dem Nachbarort. Die kleine Magdalena, die Tochter von Holzers Cousin Paul Neuner.
Sportlich war die Magdalena ja schon immer. Mit vier Jahren stand sie das erste Mal auf Alpin-Skiern, sie war dabei beim SC Wallgau, und Eva Möslein, die später den ersten Magdalena-Neuner-Fanclub mitbegründen sollte, erinnert sich an ein Alpin-Rennen der jungen Lena. Die Familie schaute damals zu, auch Dora, die Oma war dabei, und die Großmutter meinte dann in Sorge um die Gesundheit ihrer Enkelin: »Lena, musst Du denn wirklich so schnell fahren? Magst nicht ein bissl langsamer machen?« Worauf die Magdalena meinte: »Aber Oma, das ist doch ein Rennen.« Und da wollte sie ja immer ganz vorne dabei sein.