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Fernseh-Premiere mit Zahnspange

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Da gab es nämlich einmal einen Bericht über Biathlon, ein kurzer Bericht, keine zwei Minuten. Das war im März des Jahres 2000, zu sehen war ein Rennen beim deutschen Schülercup in der Altersklasse S13. Es gab eine kurze Einführung in die Sportart, weshalb die Reporterin erklärte: »Gute Chancen beim Biathlon zu siegen hat, wer schnell langlaufen kann und gut schießen. So wie Magdalena Neuner.« Man sah ein junges Mädchen mit einer dicken Mütze auf dem Kopf und einer Zahnspange im Mund, und dann sagte diese Magdalena Neuner: »Ja, das Schießen und das Laufen macht einfach voll Spaß, ich könnte einfach nicht mehr aufhören damit.« Und weil es der Tag der Entscheidung war, das finale Rennen der Saison, hoffte sie noch vor dem Start: »Ja, hoffentlich schmeißt’s mich nicht.« Tat es nicht, und als die Reporterin noch wissen wollte, welche Körperpartien denn am meisten beansprucht würden, sagte sie klug und schlagfertig: »Eigentlich das Gehirn. Weil beim Schießen, da muss man sich schon konzentrieren.«

An jenem Tag klappte das so halbwegs, zwei Fehler von zehn Versuchen, am Ende reichte der sechste Platz aber immerhin zum Sieg in der Cup-Gesamtwertung, und bei der Abmoderation meinte die Sprecherin: »Vielleicht erfüllt sich ja ihr Traum, irgendwann mal in der Nationalmannschaft zu laufen und zu siegen.« Tat er.

So wie damals bereits Martina Glagow, die heute Beck heißt. Acht Jahre älter war sie, und in der Jugend das große Vorbild der kleinen Magdalena, schon bald hatte sie auch so ein rotes Sponsoren-Auto, von dem die kleine Neuner träumte. Als Magdalena gerade bei ihrer Cousine Anneliese ins Biathlon hineingeschnuppert hatte, feierte Glagow ihre ersten großen Erfolge, wurde sie zwischen 1997 und 1999 viermal Junioren-Weltmeisterin. Daheim in Mittenwald hatte es schon Tradition, dass es für Glagow dafür einen großen Empfang gab, aber es war auch üblich, dass sie selbst nach ihren Erfolgen für einen Nachmittag den Biathlon-Nachwuchs zu sich nach Hause einlud und Kuchen und Kakao spendierte. Magdalena war da immer dabei.

Sie trafen sich auch oft am Olympiastützpunkt, beim Training in Kaltenbrunn an der B2 Richtung Garmisch, und auch da fiel Martina Glagow die junge Neuner bereits auf. »Zum einen wegen ihres lang geflochtenen Pferdeschwanzes«, sagt sie, »zum anderen wegen ihres Laufstils. Die Lena hatte schon immer eine verdammt schöne Technik, wie man sie in so einem Alter ganz selten sieht.«

Zu sehen war ihre Lauftechnik auch in dem erwähnten TV-Bericht, und der Stil sah schon da genauso aus wie später auch, als sie groß war. Elegant, leicht, effektiv. Noch nicht abzusehen war, dass genau zehn Jahre nach dem Fernsehbeitrag Martina Glagow vor Dankbarkeit in Tränen ausbrechen sollte, weil Neuner ihr zuliebe auf einen Einsatz bei der Olympia-Staffel verzichtete.

Erst einmal kämpfte sich Magdalena Neuner durch die Jugend, und das mit großem Erfolg, und sie gewann auch, wenn sie ohne Skier unterwegs war. Siege waren eine Selbstverständlichkeit, und wenn es nur der sommerliche Waldlauf des SSC Jachenau östlich des Walchensees war, wo sie im Sommer 2001 bei den 14-Jährigen triumphierte.

Auch im Biathlon holte sie in jeder Altersklasse bundesweit den Gesamttitel, bis Januar 2003, kurz vor ihrem 16. Geburtstag, gelang es ihr, in 36 Rennen am Stück zu triumphieren. Der Vorsprung auf die Konkurrenz war laut der statistischen Aufzeichnungen damals deutlich, bei den Rennen zum Deutschland-Pokal, den nationalen Jugendmeisterschaften, waren es manchmal drei Minuten, andere Male nur zweieinhalb, es war deutlich, dass hier ein Ausnahmetalent unterwegs war. Ihre Technik war vorbildlich, ihr Ehrgeiz auch. Vor allem aber ihre Physis.

»Die Magdalena«, sagt Bernhard Kröll und deutet in den Himmel über Kaltenbrunn, »hat von oben einfach was bekommen.« Kröll meinte das Organische, das Herz-Kreislauf-System, er sagt: »Die Lena hat einfach eine gute Pumpe. Die regeneriert viel schneller als andere. So einen Motor hat kaum eine.« Der Motor lief auf Hochtouren, auf der Straße nach oben war sie nicht mehr zu bremsen.

Danke Lena

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