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Die große Rivalin schlägt zurück

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Bei den Frauen deutete ziemlich lange alles auf eine noch größere Demonstration der Stärke hin. Denn auch Magdalena Neuner behielt in der Verfolgung lange das Heft fest in der Hand. Ein Fehler beim zweiten Schießen war zu verschmerzen, weil auch Domratschewa patzte. Und als die Weißrussin beim dritten Besuch am Schießstand wieder eine Scheibe stehen ließ, da war der Goldhauch in der Arena schon wieder spürbar. Doch diesmal blieb das ganz große Happy-End aus. Eine Strafrunde wäre für Neuner beim letzten Schießen wohl zu verkraften gewesen. Doch gleich das erste Projektil verfehlte das Ziel derart deutlich, dass der Trainerstab um Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig schon ein ähnliches technisches Missgeschick wie zum WMAuftakt bei Ole Einar Björndalen witterte. Aber die Wallgauerin hatte beim Anlegen wohl schlicht zu viel Druck auf den Abzugshebel gebracht und den Schuss zu früh ausgelöst. Noch eine zweite Scheibe blieb schwarz. Und diesmal war es Domratschewa, die die Gunst der Stunde nutzte. Die Weißrussin behielt die Nerven und als Neuner mit 13 Sekunden Rückstand aus der Strafrunde zurück auf die Strecke lief, da ahnte sie schon, dass dieser Tag kein goldenes Ende nehmen würde. »Dafür ist Dascha eine zu gute Läuferin«, sagte sie. Auf der Schlussrunde nahm die 25-Jährige deshalb schon lieber Fahrt heraus, um Kräfte zu sparen für die noch strapaziösere zweite WM-Hälfte. Das ganz große Gefühlskino durften diesmal jedoch andere genießen. Domratschewas Coach Klaus Siebert war 1979 in den Farben der DDR selbst der erste Weltmeister von Ruhpolding. Was er als Aktiver geschafft hatte, das blieb ihm als Coach über zwölf Weltmeisterschaften hinweg versagt. Ob als Privattrainer von Ricco Groß oder als Chefcoach in Österreich, China und nun eben Weißrussland – einen Weltmeister produzierte der Sachse, der erst Monate zuvor von einem Krebsleiden geheilt worden war, nie. Bis zu diesem Moment, in dem Darja Domratschewa ausgerechnet an der Stätte seines eigenen sportlichen Märchens triumphierte. »Das ist schon ein Traum«, schwärmte Siebert mit feuchten Augen.

Und Magdalena Neuner? Die Frau, die sogar von den internationalen Fangemeinden gefeiert wurde, haderte im Ziel zwar ein wenig mit dem letzten Stehendschießen: »Die zwei Fehler ärgern mich schon ein bisschen.« Doch den Frieden hatte sie mit Silber schnell geschlossen. »Ich habe jetzt einen kompletten Medaillensatz gewonnen, das ist doch super«, sagte sie. Sprach`s und genoss ein bisschen Auszeit von der Weltmeisterschaft. Zur Halbzeit hatte der Deutsche Skiverband einen Familienabend angesetzt, einer Party, bei der die Athleten im Kreis ihrer Lieben für ein paar Stunden Abstand vom strapaziösen WM-Alltag nehmen sollten. Männer-Bundestrainer Fritz Fischer wurde dabei an so ziemlich allen Instrumenten auffällig, derer er habhaft werden konnte. Neuner versuchte sich dagegen spektakulär gemeinsam mit Freundin und Zimmerkollegin Miriam Gössner als Sängerin. Was eine schöne Einstimmung war, auf die Dinge, die bei dieser WM noch kommen würden. Allen voran auf den Wettbewerb, der ihr in den sechs Jahren im Weltcup am meisten zu schaffen gemacht hatte: den Einzelwettbewerb.

So viel hatte Magdalena Neuner schon gewonnen, doch zu einer Medaille bei einem Großereignis hatte es auf diesen verflixten 15 Kilometern noch nie gereicht. Auch im Weltcup fällt ihre Bilanz in dieser Disziplin, die Schießfehler mit einer Strafminute so heftig ahndet, vergleichsweise bescheiden aus. Nur ein einziges Mal, in Antholz 2010 bei der Generalprobe für die Olympischen Spiele in Vancouver grüßte das schönste Lächeln des Weltcups nach einem Einzelwettbewerb von der höchsten Stufe des Siegertreppchens. Und nun sollte gerade hier also zumindest eine Medaille herausspringen. Was Mut machte: Auch auf der langen Strecke hatte Neuner, die 2009 sogar schon einmal die kleine Kristallkugel in dieser so aufreibenden Disziplin für sich entschieden hatte, in dieser Abschiedssaison ihre Qualität bewiesen. Bei beiden Auflagen, in Östersund und Nove Mesto, brachte sie es immerhin auf Platz drei. »Ich weiß, dass ich es kann«, war sich Neuner sicher.

Danke Lena

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