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3. Der Alchimist

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Er hob den Finger zur Klingeltaste und wünschte sich dabei, sie wären nicht zu Hause, denn er wußte genau, wie es ausgehen wird. Aber wo sonst könnten sie zu dieser Stunde sein? Die Kleine mußte bald zu Bett, und Zdena schien noch keinen neuen Partner zu haben; in den seltenen Gesprächen, die sie am Telephon führten, kam sie ihm ebenso wehleidig vor wie letztes Jahr, als sie endlich begriffen hatte, daß ihre Ehe auseinanderging. Ich könnte mir den sinnlosen Ausflug sparen! überlegte er sich, wenn bei den Kreuzungen ein Rot nach dem anderen fiel, doch fuhr er weiter, quer durch ganz Prag, und jetzt schellte er bereits.

Erst Kinderrufe, dann schlurfende Schritte und das Klappern im Guckloch. Endlich machte ihm die Tochter auf. Sein Blick fiel auf die ausgelatschten Schlappen und den uralten Hausrock mit Papageien, den er einst, sie war noch ledig und man wohnte gemeinsam, ihr aus Paris mitgebracht hatte. Ihre fettigen Haare, sicher tagelang nicht gewaschen, und das aschgraue, ungeschminkte Gesicht machten das traurige Bild vollkommen. Wie immer hob in ihm das schlechte Gewissen eine Mitleidswelle empor. Und wie immer sorgte Zdena dafür, daß sie schleunigst wieder abebbte.

«Na, so was!» sagte sie zu dem Mädchen, das hinter ihr im Nachthemd stand, «der Opa persönlich hat den Weg zu uns gefunden, na, da staunen wir, nicht wahr, Zuzi?»

So wichtig war ihm diese Begegnung, daß er sich beherrschte und zu lächeln versuchte.

«Ich glaubte, ihn niemals verloren zu haben... Grüß dich, Zdena, grüß dich, Zuzilein...»

Es gelang ihm, sie beide zu küssen. Daß die Tochter nicht zurückzuckte, wie so oft, um ihm klarzumachen, wie die raren Zeichen seiner Zuneigung sie vielmehr erschreckten, hielt er bereits für ein gutes Omen, doch sie hat ihm sofort einen ihrer Kratzer versetzt.

«So begrüß doch den Opa schön, Zuzi, und frag ihn, was er dir mitgebracht hat!»

«Opilein», kürzte das Kind den Auftrag ab, «hast du was mitgebracht?»

Am liebsten wäre er in die Erde versunken, daß es ihm ausgerechnet heute nicht einfiel, doch er hat sich zu diesem letzten Versuch erst vor einer Stunde durchgerungen, als die Geschäfte schon zu hatten. Zdena sah doch seine leeren Hände, und es war von ihr darum noch ungerechter, als er den beiden immer etwas anschleppte, zugegeben, aus dem Ausland vorwiegend Kleinigkeiten, aber mehr war bei den bescheidenen Spesen eben nicht drin: Er führte zwar oft Delegationen an, doch solange ihn die Partner nicht zu einem ordentlichen Essen einluden, lebte er sogar in guten Hotels von Brötchen, Wurst und Dosenbier, die er an den sich verbeugenden Türhütern vorbei im Aktenkoffer ins Zimmer schmuggelte.

«Entschuldige, Zuzilein», sagte er demütig, «heute habe ich es tatsächlich nicht geschafft, morgen fliege ich fort, und bis jetzt war ich in der Arbeit...»

«Tja, der Opa flog immer so herum, weißt du», erklärte die Tochter der Enkelin, «drum hat er schon für mich keine Zeit gehabt.»

Sie strafte ihn auch noch mit dieser Anrede, die ihm, wie sie wußte, tief zuwider war. Er zwang sie sogar einst, jetzt schämte er sich für solche Eitelkeit, ihn «Karel» zu nennen. Mit «Papa» trotzte sie seiner Entscheidung, die Mutter und sie zu verlassen wegen einer der vielen austauschbaren, meist gefärbten Blondinen, die es endlich geschafft hatte, ihn so weit zu bringen. Als er sie dann sogar heiratete, verlor die Tochter an ihn drei Jahre kein einziges Wort. Dann nahm sie ihn wieder in Gnaden auf, weil er sich wenigstens um sie beide anständig kümmerte, und vor allem, weil das tolle Frauchen inzwischen mit einem Jüngeren verschwand, der noch dazu Devisenausländer war. Ausschlaggebend wurde, daß er damals für seine Bitte um Versöhnung ausnahmsweise überzeugende Worte fand.

Er durfte sogar seine Tochter zum Standesamt führen, und bei der Hochzeitstafel, die er als anständiger Brautvater natürlich ausgerichtet hatte, saßen alle mal wieder zusammen. Dann jedoch hat auch die Tochter der Ehemann verlassen, und sie kehrte ihre ganze Bitterkeit gegen den Vater, als wäre er der wirkliche Urheber dieses Verrats. Sie hörte auf, ihn direkt anzureden, sprach zu ihm nur über die Kleine, grundsätzlich in der dritten Person.

«Zdena!» flehte er sie an, «ich muß dich dringend sprechen. Darf ich wenigstens rein?»

«Aber gewiß doch...» sagte sie, durch diesen Ton überrascht.

Auch er konnte sich nicht darauf besinnen, diesen Wunsch je geäußert zu haben, dem er selbst so oft kein Gehör gab, als seine erste Frau oder die Tochter mit ihm das ziemlich abgedroschene Thema noch einmal erörtern wollten, er solle sie doch nicht verlassen. Er hat jedoch mit dem Staunen der Tochter gerechnet und es in seine Überlegungen einkalkuliert. Er hoffte, wenn auch schwach, daß Zdena ihren Schützengraben verläßt, den sie vor allem gegen ihn ausgehoben hatte, und bietet ihm an, was eigentlich? wenn nicht gerade Liebe, so doch einiges Verständnis. Und würde sie das tun, hatte er sich auf dem Weg hierher geschworen, werde ich auf alles andere husten, springe aus diesem Zug, ehe er mich dorthin führt, von wo es keine Rückkehr mehr gibt. Bald bin ich doch fünfzig! und ich kann mir an den Fingern abzählen, was mir früher oder später auch mit Gerda bevorsteht, obwohl sie mir heute jedesmal in den Armen zu sterben pflegt und schwört, nie einen Besseren gehabt zu haben. Übrigens, kann ich mit Sicherheit ausschließen, daß dabei nicht Geld auch eine Rolle spielte? Für diesen big deal kriegt sie doch bestimmt eine Provision!

Solche Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als er geistesabwesend die Enkelin befragte, wie sie sich im Kindergarten fühlt, und ihr Geplapper, gleichermaßen gierig und wirr, beim anderen Ohr rausgehen ließ, während Zdena in der Küche ihm einen Türkischen kochte, das erste Zeichen einer Gunst? oder bloß eine Atempause, um sich inzwischen gegen mich zu wappnen?

Doch sie machte sogar den Fernseher im Zimmer an und erlaubte der Tochter, die Abendnachrichten anzuschauen; ihn lud sie in die Küche ein, damit ihn das Kind nicht störte, die Nervosität des Vaters kannte sie nur zu gut.

«Wieder mal ’nen Korb gekriegt?» verkniff sie sich nicht.

Er überging das und versuchte, die Barriere zu durchbrechen.

«Ich möcht’ mich mit dir beraten...»

«Du mit mir?»

Ganz und gar auf seine Worte konzentriert, rührte er sinnlos lang im Kaffee herum.

«Zdena, du kannst über mich denken, was du willst, doch du weißt gut, mir lag schon immer etwas an dir!»

«Wissen tu’ ich’s nicht, sonst wärst du bei der Mutter geblieben.»

«Ach, bitte, sprich mit mir nicht wie ein Backfisch, du hast doch deine eigene Erfahrung hinter dir!»

«Jawohl, daß das Beispiel Schule macht.»

«Willst du damit sagen, er hätte dich meinetwegen sitzenlassen?»

«Nein, das nicht...» sagte sie leise und wirkte plötzlich so alt und erbärmlich, daß es ihm eng ums Herz wurde, «worüber also wolltest du mit mir...»

«Ich habe ein Angebot bekommen...» begann er ganz allgemein undeutlich, weil ihm erstaunlicherweise bis jetzt nicht einfiel, was und wie er ihr mitteilen will und vor allem darf, «ein tolles. Jemand will mich endlich beschäftigen und bezahlen, wie ich es verdiene.»

Sie schaffte es sogar zu lächeln.

«Wie Mutter immer sagte, für Bescheidenheit könntest du nicht bestraft werden.»

«Nur», wehrte er sich, «wenn jemand in diesem rückständigen Land es noch versteht, kompliziertes Laborglas in Spitzenqualität herzustellen, dann bin ich es.»

«Das kann wahr sein», gab sie nach und fügte freundlicher hinzu, «lange habe ich doch gedacht, du wärst ein Alchimist! Und es stimmt ebenfalls», hat sie das sofort mit einem Giftpfeil ausgeglichen, «man hat dich sehr schlecht bezahlt, gemessen an den Alimenten, die du uns geschickt hast.»

«Ich hab’ immer geschickt, war ihr gebraucht habt!«

«Entschuldige, ich möchte dich nicht weiter unterbrechen...»

Er rührte weiter in seinem Kaffee.

«Und deswegen bin ich auch hier. Es war vor allem die Arbeit, die mich euch wegnahm, glaub mir! Die Weiber... waren meine Schwäche, doch habe ich noch immer zurückgefunden, das Glas aber – das ist meine wahre Liebe! Von dem weiß ich zehnmal mehr, als man mich hier zeigen ließ. Nehme ich den Job, werde ich auch darum glücklich sein, weil ich dir und dem kleinen Zuzilein reichlich entgelten kann, was ich euch schuldig blieb, wie du meinst.»

«Aha? Das klingt ganz interessant.»

«Die Sache hat aber einen Haken.»

«Alles hat einen. Mußt du deswegen wieder mal heiraten?»

«Warum sollte ich müssen», fragte er verblüfft.

«Na, wenn dich draußen mal nicht eine reiche Witwe haben möchte, damit du ihre Glashütte übernimmst!»

Nicht zu fassen, daß sie die Witwe erraten hat. Mit dem anderen lag sie leider daneben.

«Es geht jetzt nicht um meine, wie du es gern nennst, Techtelmechtel, sondern um den Job, der in der Tat im Ausland sein soll.»

«Na und, dort bist du doch unentwegt.»

«Nun, würde ich annehmen, müßte ich auf Dauer übersiedeln.»

Sie wurde aufmerksamer.

«Du meinst also auswandern?»

«Ja.»

«Und wohin?»

«Je nachdem, wo mich die Firma brauchen würde», sagte er zunächst vage, je weniger sie weiß, um so besser für sie, auch für den schlimmsten Fall; dann jedoch wurde er präziser, «wahrscheinlich in Asien.»

«Und das würden dir die Unseren erlauben?» fragte sie mißtrauisch, «du bist doch so was wie ein Geheimnisträger, oder nicht?»

«Mag sein», wich er aus, «wie du aber siehst, man läßt mich dennoch in den Westen. Bei uns, du weißt doch, kann man sich alles richten.»

«Und wie willst du die schmieren?» forschte sie nach, «pauschal oder in Prozenten? Hoffentlich bleibt da für uns noch was übrig.»

Er wußte, sie spielt nur ihr Spiel, geldgierig war sie nicht, die Spielregel hat ihr die Mutter beigebracht mit ihrer Kampfparole: Was er uns nicht gibt, schnappen sich seine Hurenweiber! Zdena wollte nichts von ihm, niemals. Und wenn er dann fragte, was er ihr mitbringen soll, bestellte sie immer etwas für die Mama, damit sie sich endlich einen Mann anlacht! Dazu hatte er natürlich keine Lust, und so kaufte er für die Tochter, was ihm seine Reisekollegen empfahlen, die sich besser auskannten. Nie hat er was davon an ihr gesehen, bis sie ihm endlich sagte, er solle lieber, wenn es schon sein müsse, etwas für die Kleine mitbringen, für sie habe er nun einmal kein Auge.

«Zdena», bat er sie jetzt, «laß das Sticheln, du meinst das sowieso nicht ernst.»

«Und ob ich das meine!» sagte sie plötzlich unerwartet hart, so daß es ihn um so mehr verletzte, «denn viel mehr als etwas Geld hast du mir nie gegeben. Und wenn du mich tatsächlich ernsthaft fragen willst, ob ich dich entbehren werde, so sage ich dir, wie ich das fühle: Falls du irgendwo landest, wo der Pfeffer wächst, und ich weiß, daß du auf dieser Halbkugel einfach nicht mehr stattfindest, käme es mir natürlicher vor als jeder deiner Besuche, bei denen du ja nur an die Zeit denkst. Nein! bitte, unterbrich mich nicht, solange ich den Mut habe, dir das zu sagen. Ich bin schließlich erwachsen, ich glaube, seit dem Augenblick, in dem du mir verboten hast, dich ‹Papa› zu nennen. Gut, ich gebe zu, das mit der Mutter habe ich übertrieben, es war vielmehr nur ein pubertärer Trotz, ab und zu verstand ich sogar, daß du es mit ihr nicht aushalten konntest, so wie ich jetzt selbst manchmal helle Momente habe und beinahe begreife, warum es mit mir genauso ausging. Frauen sind Weibchen oder Raubkatzen, der Unterschied besteht darin, daß die Raubtiere sogar ihren Wurf auffressen, wenn er sie stört. Mutter und ich, wir sind beide nun mal Weibchen, die gewillt sind, eigene Ambitionen für ein Familienleben aufzugeben. Schon daß der Mann auf die Jagd geht, ertragen wir kaum, das muß ihn zum Aufstand provozieren. Doch wie du zu verfahren? so niveaulos, so brutal, daß jeder unser Elend sieht und sich daran weidet? Weiber zu haben, die uns menschlich nicht einmal bis zur Gürtellinie reichen, na, bitte: Vielleicht sind die gut im Bett! Aber uns öffentlich zu brüskieren, das macht man einfach nicht! Der größten Schlampe, entschuldige, aber das weißt du inzwischen selber, hast du durch die Scheidung von der Mama und eure Hochzeit direkt ein Diplom ausgestellt, das sie nur deswegen haben mußte, um uns zu degradieren, dich hat sie dann wie einen kleinen Studiker sitzenlassen. Ich lehnte es ab, mit dir zu reden, jawohl, bei dir hat es aber drei Jahre gedauert, was die meisten Väter über Nacht begreifen, mir einen Kuß zu verpassen und zu sagen, was du so spät gesagt hast: Ich bin vielleicht ein Saukerl, aber dich, meine Tochter, dich mag ich! Darum habe ich dich auf der Stelle gebeten, mir Geleitschutz zu geben bei meinem Schicksalsschritt zu jenem Herrn, der dir so ähnlich war, daß ich ihn an deiner Statt zu lieben anfing. Keine Angst, ich werde dir nicht vorwerfen, du hättest mir das damals nicht ausgeredet, denn du hattest keine Chance. Was mir aber dabei nicht entging, als er mich sausenließ, war deine, ich sage nicht etwa Zufriedenheit, das nicht, wohl aber eine Art Genugtuung, daß ich nun endlich dich begreifen werde.»

«Zdenka, das glaubst du doch selber nicht...»

«Einen Moment mal, ich bin gleich fertig! Natürlich glaube ich es, nur du bist nach wie vor nicht imstande, vor dir selbst etwas zuzugeben, denn ehrlich zu sich selber zu sein, das tut am meisten weh. Ich habe es dir heute an der Tür fast geglaubt, du möchtest dich mit mir tatsächlich beraten. Nur wolltest du mir verkünden, daß du jetzt auf mich total pfeifen willst, und falls ich das absegne, blätterst du wieder mal leicht was hin, um ein reineres Gewissen zu haben.»

Er war entsetzt.

«Das denkst du von mir?»

«Was sonst? Würde ich dir näherstehen als der Job, wie du es nennst, hättest du ihn gleich abgelehnt, mir davon gar nichts erzählt, damit ich nicht bis ans Lebensende mit dem Vorwurf leben muß, ich hätte dir so eine Chance verdorben! Verstehst du denn tatsächlich nicht, daß du mit mir hier Gefühlserpressung treibst? Oder noch schlimmer, ein Schmierentheater aufführst, weil du gar nicht dahin willst, aber ich soll dir bis ins Grab dankbar sein?»

Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf und dachte.

«Nein, das hat keinen Sinn...»

In der Tat sagte er das laut. Seltsamerweise beruhigte sie sich.

«Ja, da hast du recht», sagte sie, «jedenfalls heute nicht und mit Sicherheit nicht in diesem Punkt. Bleibe am besten dabei, was du dein ganzes Leben lang gemacht hast: Tu, was du willst.»

«Also gut», griff er nach einem Satz, den wiederum sie nie ausstehen konnte, «überlassen wir das Denken den Pferden, die haben die größeren Köpfe.»

Er stand auf. Sie fühlte nun offenbar das Bedürfnis nach einem versöhnlichen Schluß.

«Trinkst du deinen Kaffee nicht aus?» fragte sie, «genug umgerührt ist er.»

Alles in ihm versteifte sich jedoch, er fühlte sich ganz wie aus seinem unzerbrechlichsten Glas und legte endlich den Löffel auf die Untertasse.

«Er ist schon kalt.»

«Soll ich einen neuen machen? Wird gleich fertig...»

«Nein, danke, eigentlich bekommt er mir abends nicht.»

«Danach bist du immer am sichersten eingeschlafen», erinnerte sie sich unwillkürlich.

«Bin nicht mehr zwanzig», verriet er ihr und gedachte seiner Eltern, die sie als Kleines so liebten; nach der Scheidung hat sie sie nimmer besucht, nicht einmal zu ihrem Begräbnis ging sie. Bitter fiel ihm ein: Soeben hast du, mein Töchterlein, entschieden, daß mein Grab am anderen Ende der Welt liegen wird. Doch immer noch stand er da, denn er wußte nicht, wie man für immer geht. Selbst dabei half sie ihm.

«Wenn es dir nichts ausmacht, lass’ ich die Zuzi im Wohnzimmer, sie regt sich bei dir immer so auf.»

«Gewiß, laß sie nur...» er war bereits an der Tür, «also, verzeih mir...»

«Verzeih du...»

Er war wieder gefaßt, sogar ein Lächeln gelang ihm.

«Bon, so verzeihen wir uns also gegenseitig.»

Dann hat sie ihm den letzten Schlag versetzt.

«Adieu, Papa», sagte sie zu seinem Rücken hin, «du hast nicht einmal gefragt, ob ich nicht vielleicht mit möchte.»

Und schloß die Tür.

Ziemlich lange hatte er Leere im Kopf. Er setzte sich in sein Auto und wartete, als würde sie nachkommen. Er zog aus der Brusttasche den Dienstreisepaß, betrachtete das Photo eines Mannes, der ihm bekannt vorkam, dessen Identität ihm jedoch entschwand, er las wieder und wieder: Ing. Karel Markalous, aber das half ihm nicht weiter. Nach einer Weile startete er und widmete sich ganz dem Fahren.

Das erste, was ihm in den Sinn kam, war einer der wenigen Sätze, die ihm aus der Geschichtsstunde geblieben waren, dem einzigen nichttechnischen Fach, das ihm Spaß machte. «Die Würfel sind gefallen.» Dabei ist ihm gleich klargeworden, daß er mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit durch diese Straßen nie mehr fahren wird. Aus einem plötzlichen Impuls dirigierte er seinen lieben Renault, der bald dem Staat anheimfallen sollte, auf einem Umweg zum Hradschinplatz, um noch einmal von der Burgrampe aus Prag zu sehen. Gerade gingen die Lichter an. Kaum hatte er angehalten, fiel ihm ein, daß er sich schon morgen mit Gerda lieben wird, und eine plötzliche Sehnsucht hat allen Schmerz verscheucht.

«Ein Saukerl», dachte er trotzig, «das hat auch seine guten Seiten.»

Ende der großen Ferien

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