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Die meisten Bewohner von Howard Junction waren noch wach und befanden sich im Saloon. Ein Pfiff schallte durch die Stadt.

Tyman ließ das Pferd langsam gehen. Das Gewehr in der Hand und mit der Kolbenplatte auf den Oberschenkel gestützt, ritt er auf den Saloon zu. Als er das Tier zügelte, trat der Salooner ins Freie.

»Da sind Sie ja wieder.«

»Dachten Sie, ich käme nicht mehr?« Tyman stieg ab und schob das Gewehr in den Scabbard.

»Mir ist es egal. Mister. Den Toten haben wir jedenfalls zum Schreiner gebracht, weil der auch die Gräber aushebt. Und zehn Dollar von dem, was der Tote in der Tasche hatte, gehören nun ihm.«

Tyman stieg die beiden knarrenden Stufen hinauf, ging am Wirt vorbei und betrat den Saloon.

Es handelte sich um acht Männer, die am Tresen standen und das Ereignis sicher noch debattiert hatten. Und die inzwischen auch genau wussten, was und warum es geschah. Er blickte sie finster an, aber sie wandten sich bereits ab, als wollten sie mit ihm nichts zu tun haben.

Auf dem Tisch, an dem sie saßen und Suppe aßen und nicht ahnten, welche wilden Gedanken in Joes Kopf herumgingen, lagen ein paar Habseligkeiten. Tyman blickte sie an und dachte, dass es verdammt wenig war, was von einem anderen übrig blieb. Ein Paket Spielkarten, ein Messer mit feststehender Klinge, der Patronengurt und die schwarze Tasche mit Lacons Utensilien für das Leben in der Wildnis. Darunter, halb versteckt, damit sie nicht fortfliegen sollten, einige Geldscheine.

Tyman nahm sie, zählte sie durch und steckte sie ein. Es handelte sich um achtzig Dollar. Das Kleingeld war verschwunden, als habe Lacon keins mehr besessen. Es erschien Tyman zu nichtig, als dass er deswegen etwas sagen würde.

Er schaute erneut zu den Leuten hinüber. Der Keeper stand am Ende des Tresens und trat von einem Bein aufs andere, als würde er auf glühenden Kohlen stehen.

»Ich habe dem Schreiner das Kleingeld gegeben. Mister. Es waren genau zehn Dollar.«

»So ein Zufall.« Tyman grinste scharf. »Wann wird mein Partner beerdigt?«

»Morgen. Bei der Hitze ...«

»Ja, ja, ich weiß«, wehrte Tyman ab. »Wohin, sagten Sie, wären die Soldaten geritten?«

»Nach Norden, Mister.«

»Hat Lieutenant Harris noch mehr erzählt, als Sie schon sagten? Zum Beispiel, wohin er reiten wird, wenn er bei der Farm war?«

»Er sagte, sie kämen hier sicher noch mal vorbei, aber sie wüssten nicht, wann das sein würde. Hängt wohl davon ab, ob sie noch Spuren von den Indianern finden.«

»Dann könnte ich ihm vielleicht begegnen, wenn ich ein bisschen Glück habe«, sinnierte Tyman halblaut.

»Durchaus möglich. Mister.« Der Wirt wurde eifrig, weil er den finsteren Raoul Tyman lieber sofort als später wieder losgeworden wäre, weil er ihm nicht doch noch ein Zimmer vermieten wollte und in Sorge war, der kleine wilde Joe Wood könnte sich alles anders überlegt haben, zurückkehren und noch ein Blutbad in der kleinen Stadt anrichten.

»Wie weit ist es denn zu den Farmern, die die Armee rufen ließen?«

»Die leben ein rundes Dutzend Meilen nördlich.«

»Weiter nicht?«

»Nein, Mister. Wenn der Lieutenant von den Indianern keine Spuren mehr fand, befindet er sich sicher schon auf dem Rückweg. Nur, ob er hier auch wirklich noch mal vorbeikommt, das weiß so genau doch niemand.«

»Packen Sie mir etwas Essbares ein und lassen Sie meine Flaschen und den Wasserschlauch füllen. Und noch einen Whisky mit Sodawasser.« Tyman ging zum Tresen.

Die Leute der Stadt schoben sich weiter nach der Seite, als hätten sie Berührungsangst.

Der Wirt schenkte dem Gast das Verlangte ein und verließ dann sofort den Saloon, um auch die anderen Befehle des finsteren Mannes auszuführen. Als er zurückkehrte, hatte Tyman ausgetrunken.

»Es ist alles erledigt, Sir.«

»Was kriegen Sie noch?«

»Einen Dollar für alles.«

»Die Bohnensuppe war auch noch nicht bezahlt.«

»Es ist alles mit dabei.« Der Wirt gab sich so bescheiden, dass die anderen Männer verstohlen grienten, denn sie wussten, es war die pure Angst, die den Mann so zurückhaltend handeln ließ.

Tyman verließ den Saloon, stieg draußen auf und ritt davon.

Ein Mann bekreuzigte sich. Ein anderer sagte: »Gott sei Dank, den sind wir los!«

»Trinken wir jetzt noch einen?«, fragte ein Dritter.

»Wenn du weißt, wer bezahlt ...« »Der Keeper zuckte mit den Schultern.

»Ich hatte an dich gedacht.«

»An mich?«

»Ja, an dich. Genauer gesagt, an die Handvoll Münzen, die du eingesteckt hast. Denn für den Schreiner, das war ja ein Schein.«

»So ist es«, bestätigte der Postagent.

»Das sah ich auch!«

Das Gesicht des Keepers zog sich zusammen, als habe er in eine Zitrone gebissen.»Na schön. Eine Runde Whisky. Und dann mache ich den Laden dicht!«

Die Geier mit dem Colt: Western Bibliothek: Alfred Bekker präsentiert 12 Romane

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