Читать книгу Die Geier mit dem Colt: Western Bibliothek: Alfred Bekker präsentiert 12 Romane - Pete Hackett - Страница 58

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»Siehst du sie, Tyman?«, fragte Hull plötzlich da drüben. »Wir müssen sie mundtot machen, bevor die Soldaten zurückkehren!«

»Dir geht ganz schön die Muffe, was?« Tyman lachte polternd. »Naja, ist ja auch kein Wunder. Sie hängen dich in Colorado Springs auf, wenn sie die Geschichte zu Ohren kriegen!«

»Kein Mensch kann mir was beweisen!«

»Doch, Hull, ich hab die Banditen doch gesehen und Bide Wilder erkannt.«

»Dafür war es viel zu dunkel!«, behauptete der Postagent.

»Lacon und ich haben ihn erkannt und sagten es dir. Und du weißt, dass es so ist. Und dass sie dich dafür aufknüpfen werden!«

»Und ihr, wie habt ihr den kleinen Wood aufs Kreuz gelegt? Einen Schuldschein habt ihr ihn angeblich unterschreiben lassen. In der Dunkelheit. Und wo er sowieso nicht lesen kann.«

»Alles erstunken und erlogen. Das Geschäft war völlig korrekt. Wer etwas unterschreibt, muss es lesen. Und wenn er das nicht kann, muss er jemand mitbringen, der ihm behilflich ist. Alles nicht mein Problem, Hull!«

»Du solltest nicht so stur sein, Tyman!«, schimpfte der Postagent. »Wir sehen beide ziemlich alt aus, wenn wir die Cowboys nicht von der Platte putzen!«

»Und das Mädchen?«

»Ach was, Mädchen haben doch bei den Friedensrichtern hier draußen keine Stimme. Noch dazu so ein Flittchen wie Tanja!«

Das Mädchen stampfte zornig mit dem Fuß auf, sagte aber nichts.

»Zurück«, entschied Chet. »Wir versuchen, um die Remise herum unbemerkt von hinten ins Haupthaus einzudringen.«

»Dann mir nach, ich bin ohne anzuecken durch das finstere Loch gelangt!« Rizzos drehte sich um und übernahm die Führung.

»Da!«, rief Hull.

Dann krachten Gewehre. Kugeln pfiffen durch den Schuppen.

»Deckung!«, befahl Chet, warf sich nach der Seite und fiel auf das von Joe Wood zerkleinerte Holz.

Auch Tanja und der Ranchschmied kamen noch schnell genug aus den möglichen Flugbahnen, die die Geschosse vom Haupthaus herüber nehmen konnten.

Ein paar Minuten lang schossen die beiden Schurken, als wollten sie den Schuppen zersägen, dann flaute das Feuer ab und verstummte.

»Verdammt still da drüben«, meldete sich Hull nach ein paar Sekunden völliger Stille. »He, haben wir euch erwischt?«

Chet kroch vom Holzhaufen, was nicht ohne Geräusche abging und die beiden Männer im Stationshaus zu einem neuen Kugelhagel zwang. Der Sägebock wurde getroffen und gespalten. Von einer Türangel prallte ein Projektil ab und pfiff misstönig als Querschläger durch den Schuppen.

Sie lagen alle drei wieder in Deckung und warteten, bis es die beiden Strolche im Haus abermals genug sein ließen.

Chet hob den Kopf, kniete und schaute zur anderen Seite.

»Alles in Ordnung«, sagte Rizzos leise.

»Die Soldaten sind ganz schön bescheuert!«, schimpfte Tanja.» Jagen hinter dem kleinen Joe her wie der Teufel hinter den Seelen der Armen, anstatt die wirklichen Schurken dingfest zu machen!«

»Das musst du denen mal erklären«, schlug Rizzos vor. »Und wenn du ganz großes Glück hast, kapieren sie es sogar.«

Chet tastete sich bereits durch den Schuppen und erreichte die offenstehende Hintertür, soweit sie noch eine solche war. Er verließ das Brettergebäude und wartete an der Wand, bis Tanja und Rizzos bei ihm erschienen.

»Hast du mal nach unserem Vieh gesehen?«, fragte Chet.

»Aber natürlich.«

Chet schaute Tanja an. »Am besten, du wartest in der Remise, bis es vorbei ist.«

»Ja, schlage ich auch vor«, stimmte Rizzos sofort zu. »Eine Waffe hast du sowieso nicht.«

»Und woher weißt du das so genau? Das Mädchen griff in die Tasche und brachte eine einschüssige Smith & Wesson zum Vorschein. »Und was ist das?«

»Eine Zimmerkanone«, entgegnete Rizzos belustigt. »Die auf zehn Yard Entfernung keine Kugel mehr durch eine Zeitung bringt.«

Tanja steckte die kleine Pistole wieder ein. »Und wenn die Banditen fliehen und ausgerechnet in der Remise Zuflucht suchen, he? Dann bin ich die Geisel, was?«

»Teufel, daran habe ich nicht gedacht«, sagte Chet erschrocken. »Also gut, du bleibst bei uns. Weiter!«

»Ihr seid schon ganz schön durcheinander, Freunde. Und ich habe euch für so clever gehalten!« Spott funkelte in Tanjas Augen.

Chet ging darauf nicht ein. An der Wand schob er sich bis zur Ecke weiter und spähte um die Kante. Das zerschossene Fenster in der Station konnte er von diesem Platz aus nicht sehen. Aber bevor er drüben bei der Remise sein konnte, würde er ins Blickfeld der Halunken geraten. Dazwischen befand sich allerdings der Corral, in dem noch vier Pferde standen. Sie hielten sich mitten in der Umzäunung auf, standen dicht zusammengedrängt und schlugen hin und wieder hart mit den Hufen in den Sand.

»Und nun?«, flüsterte Tanja.

»Entweder geben wir uns gegenseitig Feuerschutz, oder wir rennen alle zusammen los.«

»Alle zusammen«, sagte Rizzos. »Dann sind wir drüben, ehe sie sich einschießen können.«

»Einverstanden.« Chet zog den Colt wieder und drehte die Trommel durch. Er schob Tanja ganz nach rechts, so dass Rizzos noch zwischen sie und ihn konnte und für das Mädchen das geringste Risiko übrigblieb.

»Ob sie ihn schon haben?«, sagte Tanja unvermittelt.

Rizzos starrte sie an. »Wer hat wen?«

»Die Soldaten Joe.«

»Ach so. Woher sollen wir denn das wissen?«

»Sind wir soweit?«, fragte Chet recht schroff.

Rizzos nickte.

»Ich kann doch nichts dafür, wenn ich andauernd daran denken muss«, schimpfte Tanja. »Die bringen es fertig und knallen ihn ab wie einen Hasen.«

»Wir können Joe jetzt nicht helfen!«, sagte Chet leise. »Und wir müssen an das Nächstliegende denken. Also, bei drei rennen wir, so schnell wir können, los. Eins – zwei – drei!«

Sie rannten aus der Deckung.

Die Pferde wieherten und bewegten sich auf den vorderen Zaun zu.

»Die müssen uns ja bemerken!«, rief Rizzos.

Da zuckten bereits Stichflammen aus dem Stationshaus, und das Krachen der Schüsse wummerte durch die Nacht. Die Kugeln pfiffen aber zunächst den Pferden um die Ohren und entfesselten eine regelrechte Panik. Scharf wieherten die Tiere, stiegen empor und wirbelten mit den Hufen. Dann rasten sie am Zaun entlang. Die Hufe warfen Staubfontänen in die abgekühlte Luft.

Dahinter rannten die drei ungesehen von den Halunken zur Remise und erreichten ihren Schutz.

Das Feuer hielt noch an. In der Remise gackerten die Hühner und meckerten die Ziegen. Doch als die Waffen verstummten, kamen die Tiere bald zur Ruhe.

Sie umgingen das Gebäude und spähten von seiner rechten Ecke zum Haus hinüber. Die Vorderfront war von hier aus nicht einzusehen, wohl aber die Seite. Und sicher standen die Halunken jetzt dort.

»Und nun?«, fragte Tanja. »Denkt ihr, von hier aus wäre es leichter, hinter das Haus zu gelangen? Das ist doch wohl ein kleiner Irrtum, was, Freunde?«

»Vielleicht sind sie noch vorn«, sagte Rizzos.

»Natürlich, die sind blöd und ziehen die Hosen mit Feuerzangen an!« Tanja tippte sich an die Stirn.

Chet lächelte den Cowboy an. »Sie hat offenbar Haare auf den Zähnen, Rizzos. Das entging uns bisher.«

»Ich nehme eher an, sie kämpft so die Angst nieder«, entgegnete der Ranchschmied.

Chet beobachtete die kleinen, quadratischen Fenster, die im Mondschein hämisch zu grinsen schienen. Wenn die beiden Kerle dort waren, wovon sie ausgehen mussten, dann warteten sie darauf, dass ihre Gegner die Deckung verließen und über den Hof liefen, bis sie dichter am Haus waren und keine Deckung mehr fanden.

Chet trat zurück. Das Risiko ist zu groß. Alle drei würden wir es niemals schaffen.

»Dann warten wir eben, bis die Soldaten zurück sind«, schlug Rizzos vor.

Vom Stationshaus aus schallte Gelächter herüber. »Habt ihr die Hosen voll?«

»Da! Sie haben uns schon beobachtet und an der Ecke bemerkt«, sagte Chet. »Da fällt mir ein, in der Remise steht doch ein Wagen!«

»Unser Wagen.«

»Nein, da stand schon einer drin, Rizzos.« Chet ging an der Wand entlang.

Auch die Remise hatte hinten eine schmale Tür, aber wie beim Schuppen besaß der Riegel innen eine Sperre, die vorgelegt sein musste.

»Und was ist mit dem Wagen?«, wollte das Mädchen wissen.

»Den benutzen wir als Deckung, bis wir drüben am Haus sind. Willst du es mal versuchen, Rizzos?«

»Warum nicht.« Der Ranchschmied trat zurück und warf sich gegen die Tür. Die Bretter barsten wie Zunder. Rizzos flog in die Remise hinein. Sofort gackerten die Hühner im Verschlag wieder und schlugen heftig mit den Flügeln. Die Ziegen meckerten und versuchten sich loszureißen.

»Nanu, kommt zu euch.« Rizzos stand auf.

Vorn stand das Tor offen. Wahrscheinlich hatte Hull es nie geschlossen, genauso wenig wie den Schuppen. Mondlicht fiel herein.

»Rechts von dir«, sagte Chet, der eintrat.

Rizzos tastete durch das Dunkel und fand den zweiten, von Gerümpel umgebenen Wagen. Er besaß große Räder und flache Bordwände und war gerade zweieinhalb Yard lang. Die Deichsel stand nach oben. Sie räumten den Unrat weg und stemmten sich gegen das Gefährt. Es rollte sogar noch, und als sie die Deichsel herabklappen konnten, ließ er sich auch lenken.

»Na also, wer sagt es denn!«, frohlockte Rizzos. »Jetzt nähern wir uns der Festung gepanzert. Die werden Augen machen.«

»Tanja, hierher!«, befahl Chet. »Sie schieben auf dieser Seite. Passen Sie wegen des Rades auf. Und am besten, Sie greifen in die Speichen. So lässt er sich am leichtesten schieben, und Sie haben die beste Deckung dabei.«

Rizzos übernahm die Deichsel. Chet ging zum hinteren Rad, das aber vorn war, weil sie rückwärts fahren mussten, damit der Ranchschmied auch noch Deckung fand.

»Fertig?«, fragte Rizzos.

»Ich bin soweit!«, meldete Chet zurück. »Tanja, denk daran, Kopf runter!«

»Ja-ja, ich hänge am Leben und vergesse es schon nicht.«

Sie rollten den Wagen auf das Remisentor zu und in den Hof hinaus. Rizzos fuhr so, dass sie schräg auf die hintere Ecke des Stationshauses zuhielten.

Doch kaum war der Wagen außerhalb der Remise, eröffneten die Halunken im Haus wieder das Feuer. Die Scheiben platzten, die Kugeln trafen pochend den Wagen, pfiffen darüber hinweg und unter der Ladefläche hindurch.

»Immer am Rad bleiben!«, rief Chet. Er richtete die Waffe über den Wagen und feuerte. Der Fensterrahmen wurde gesprengt und flog nach drinnen.

Hull fluchte.

»Hat es dich erwischt?«, rief Tyman.

»Um ein Haar!«

Die Bullhead-Männer und Tanja nutzten das Erschrecken der beiden und fuhren schnell über den Hof.

Doch da wurden sie wieder beschossen. Ein Projektil traf eine Speiche und zerfetzte sie. Doch der Eisenreifen saß noch fest und hielt die Felge zusammen. Chet feuerte ein paar Schüsse ab, dann hatten sie die Ecke erreicht.

Rizzos schlug die Deichsel scharf ein. Fast im Winkel drehte das Gefährt herum und stand quer zum Haus.

Sie liefen in den Schutz der Wand und zur Hintertür.

»Komisch, wir kommen überhaupt nicht mehr von vorn«, stellte Rizzos fest.

Chet riss die Tür auf. Sie besaß ein großes Kastenschloss, aber es war nicht versperrt. Vor ihm lag in völliger Schwärze der Flur, von dem rechts und links die tristen Gästekammern abzweigten, die zur Zeit kein Mensch bewohnte.

»Hast du dein Pferd eigentlich noch mal gesehen?«, fragte Rizzos.

»Nein, das irrt aber bestimmt irgendwo herum.« Chet lief durch den Gang, erreichte die vordere Tür, trat dagegen und sprang zurück.

Wie erwartet entfesselte das Geräusch einen Kugelhagel. Die Tür schwang herum und knallte gegen die Wand. Die Schüsse peitschten laut durch das Haus. Fensterscheiben klirrten. Gespenstisch zuckten die orangefarbenen Mündungsflammen durch die Dunkelheit und ließen schemenhaft die Männer erkennen.

Chet winkelte den rechten Arm an und schoss zurück.

Einer der Halunken warf sich zu Boden und riss einen Stuhl dabei um.

Der andere schien die Flucht zu ergreifen. Aber Chet sah ihn nicht.

»Tyman, du Ratte, lass mich nicht allein!«, brüllte Hull in seiner Not.

Doch der andere warf sich zur Tür hinaus und rannte über den Hof, um im Schuppen Zuflucht zu suchen.

Hull fluchte lästerlich und schoss, was sein Revolver hergab.

Chet blieb im Flur und sperrte mit dem linken Arm den Weg für Tanja und Rizzos. »Der entrinnt uns nicht mehr.«

»Aber Tyman findet vielleicht deinen Hengst!«, schimpfte Rizzos.

»Geh hinten hinaus und beobachte von der Seite den Hof!«

»Gut.« Rizzos lief im Flur zurück und hinten aus dem Hauptgebäude.

Chet und dem Mädchen wallte der stinkende Pulverdampf entgegen. Hull feuerte und traf die Tür. Chet schob das Mädchen weiter zurück und folgte ihm.

»Ich kann weit und breit kein Pferd sehen!«, rief Rizzos.

»Dann komm doch wieder herein!«

Hull schoss abermals, sprang auf, hastete zur Tür und rannte hinaus.

Chet hob den Colt, sah aber den Rücken des Mannes und zögerte.

Da wurde schon vom Schuppen geschossen.

Hull stoppte, taumelte und brach zusammen.

Die Hand des Vormanns sank herab. Er verließ den Flur, betrat den Stationsraum und blickte auf den Mann im Hof. Er bewegte sich noch, kniete und rief: »Tyman, ich ...« Er fiel wieder aufs Gesicht.

»Ich hab dich nicht erkannt«, meldete sich Tyman mit recht rau klingender Stimme. »Ich dachte, es wäre dieser ...«

»Das war ein Irrtum!«, rief Rizzos schneidend. »Ihr macht euch gegenseitig den Garaus. Und das war Mord, Tyman!«

Der Halunke schickte einen Kugelhagel zur Hausecke.

Rizzos zog sich zurück und kletterte durch das Küchenfenster.

»Tanja, pass auf, dass du nicht getroffen werden kannst!«, riet Chet. Er beobachtete die reglose Gestalt im Hof. Hull schien tot zu sein.

Rizzos tauchte an der Küchentür auf. »Jetzt kann er mit Engelszungen reden. Den Mord streitet er nicht mehr ab.«

»Das wollte er wahrscheinlich wirklich nicht«, gab Chet zu bedenken. »Es war also höchstens Totschlag.«

»Dürfte für eine Jury und für den Richter kaum einen Unterschied machen.«

»Und für Joe Wood trotzdem nichts ändern«, warf Tanja bitter ein. »Man müsste ihm den Zettel abnehmen können, den er Joe unterschreiben ließ. Den hat er doch bestimmt immer noch in der Tasche.«

Chet und Rizzos blickten das Mädchen an.

»Ohne dieses Papier kann der Lieutenant Joe doch nicht mitschleppen, oder?«

»Die Süße hat mit einem Mal Ideen, die sind geradezu glorreich«, murmelte Rizzos. »Wie findest du denn das, Chet?«

»Wirklich nicht übel.« Der Vormann blickte wieder hinaus. »Aber wie sollen wir das nur bewerkstelligen?«

»Wir reden mit ihm«, schlug Tanja vor. »Das Papier gegen ein gesatteltes Pferd.«

Chet näherte sich der Tür. »Hör zu, Tyman, wir haben dir einen Vorschlag zu unterbreiten!«

»Ich habe nicht gewusst, dass es Hull ist!« brüllte der Mann im Schuppen. »Aber der hat mit Bide Wilder und dessen Bande schwunghaften Handel getrieben. Damit war er selbst nur noch ein Bandit!«

»Kann schon sein. Trotzdem ...»

»Den konnte jeder abknallen!«, unterbrach Tyman den Vormann. »Dafür gibt es sicher noch eine Belohnung. Und wenn ich euch umlege, wird es kaum anders sein. Ihr wollt mich daran hindern, eine hoheitliche Pflicht zu erfüllen.«

»Eben steigst du aber ein bisschen sehr hoch«, rief Rizzos zurück. »Im Übrigen wurde die Schießerei von dir und Hull angezettelt und nicht etwa von uns.«

»Weil ich wusste, was ihr im Schilde führt!« Tyman schoss aus seinem Gewehr. Das Geschoss fetzte am Türrahmen entlang und warf einen Splitter an McCoy vorbei.

»Sinnlos«, knurrte Rizzos. »Mit dem kann keiner normal reden.«

»Tyman, hör mir mal zu!« Tanja näherte sich dem Fenster mit der zerschossenen Scheibe.

»Vorsichtig!«, mahnte Chet.

»Was willst du denn, Goldschatz? Ich weiß doch längst, dass du an dem Bastard einen Narren gefressen hast!«

»Du spinnst doch, Tyman. Joe ist zehn Jahre jünger als ich und in einer völlig anderen Welt aufgewachsen. Aber er tut nur leid, das ist wahr. Und ich schäme mich für dich und Lacon mit, dass ihr ihn so schmählich hintergangen habt.«

»Er hat einen Vertrag unterschrieben. Vollkommen freiwillig!«

»Im Moment ist niemand hier, der sich für deine Lügen interessiert«, sagte Chet. »Also lass den Quatsch mal. Wir wollen dir einen Vorschlag machen. Du gibst uns das Papier mit Joe Woods Unterschrift, und wir geben dir ein gesatteltes Pferd und lassen dich wegreiten.«

»Warum sollte ich wegreiten wollen?« Der Halunke lachte schallend.

»Da, so sieht er das.« Chet ging zum Tresen und schüttelte die Flaschen. In einer war noch etwas Whisky, die Sodawasserflasche war noch fast voll. Er schenkte sich ein und trank das Glas auf einen Zug leer. »Hunger hab ich auch.«

»Denkst du vielleicht, ich nicht?« Rizzos trat hinter den Tresen und suchte nach einem Glas. »Was machen wir denn nun?«

»Abwarten. Was sollen wir sonst tun.«

»Tyman, willst du dir das nicht doch überlegen?« Tanjas Stimme klang schon halbwegs bettelnd.

»Ich würde mir das schenken. Die Idee war nicht so gut, wie wir im ersten Moment dachten.«

Tanja kehrte an den Tresen zurück. »Der wird noch behaupten, dass wir Banditen wären.«

»Davon können wir ausgehen.« McCoy nickte. »Aber das wird ihm der Lieutenant dann wohl doch nicht mehr abnehmen wollen. So gut kennt der uns schon.«

»Dem passt die ganze Geschichte nicht«, brummte Rizzos, der endlich ein Glas finden konnte. »Er ist nur durch und durch Soldat. Dazu gehört es, dass er den armen Joe nach Colorado Springs schleift, weil der was unterschrieben hat, wodurch er Soldat werden soll.«

»Dann müsst ihr ja auch nicht befürchten. dass er abhaut, wenn er ein Pferd schnappen kann?«

»Nein«, erwiderte Chet. »Wir haben uns total geirrt. Er war gewiss im ersten Augenblick entsetzt, dass er Hull erschossen hatte. Aber das muss sich ganz fix wieder gelegt haben. Und wenn sich das irgendwie noch beweisen lässt, dass Hull mit Banditen handelte, dann ...« Chet brach ab und schüttelte den Kopf. »Vergessen.«

»Da wird sich schon noch was finden«, murmelte Rizzos, der sein Glas voll schenkte und austrank. »Und Hunger hab ich wie ein Präriewolf im Winter, wenn hoher Schnee liegt.«

»Ich auch«, bekannte Tanja. »Mal sehen, ob ich in der Küche noch was finden kann.«

Sie schauten ihr nach. Chet zog sich einen Stuhl an den Tresen, setzte sich und streckte die Beine aus. Er fühlte sich müde und zerschlagen und wäre am liebsten in ein Bett gegangen. Als er gähnte, sagte der Ranchschmied: »Eigentlich genügt es, wenn einer von uns aufpasst. Durch Hulls Tod hat sich auch für Tyman alles verändert. Der wagt sich allein nicht gegen uns vor. Und er glaubt vielleicht sogar, er könnte dem Lieutenant einreden, wir hätten den Stationer erschossen.«

Chet nickte. »Das würde gut zu ihm passen. Nein, ich bleibe trotzdem hier sitzen. Wenn er einen von uns erschießen kann, würde er bestimmt keine Sekunde zögern, es auch zu tun!«

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