Читать книгу Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 29

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„So ein verfluchter Murks!“, schimpfte Bill McCloud, als er den Bus die Steigung hinauffahren wollte, der Motor aufheulte, doch das Fahrzeug immer langsamer wurde.

„Ist was?“, fragte Henry.

„Dummes Gefrage! Die Kupplung rutscht!“, fauchte Bill. Er hielt an.

„Jetzt müssen wir doch noch zu Fuß gehen?“, fragte die Dicke.

Mr. Webster kam nach vorn. „Warum halten wir?“

Bevor Henry etwas antworten konnte, drehte sich Bill halb herum, sah den alten Geschäftsmann groß an und sagte trocken: „Wir halten, weil ich mir bei diesem Ihrem schönen Ausflug nicht nur meine Sachen verdreckt habe, sondern nun auch noch der Gesellschaft den Bus zur Schnecke mache. Steigen Sie ruhig alle aus, es wird alles ganz schnell behoben. Vielleicht drei, vielleicht vier Stunden. Wenn einer der Herren vielleicht mal einen kleinen Spaziergang zum nächsten Telefon machen will? Es sind nur lächerliche siebzehn Meilen. Henry kann ich leider nicht entbehren, der muss mir jetzt helfen. Diese feinen Busse haben Unterflurmotoren. Das ist so lange eine feine Sache, wie man nicht daran arbeiten muss, aber die, die so was konstruieren, brauchen sie ja auch nicht mitten im Walde auseinanderzunehmen, Mr. Webster! Und ich erinnere mich, dass Sie die Sonderkosten zu bezahlen gedachten.“

„Nein, so was, ich kann doch nichts dafür, wenn Ihre alte Mühle …“

Bill sprang vom Sitz. „Haben Sie alte Mühle gesagt? Meinen Bus eine alte Mühle genannt? Ich werde Ihnen …“ Er war blaurot im Gesicht geworden, aber Henry stellte sich zwischen die beiden.

„Ruhig Freunde, ruhig! Wir sind jetzt alle nervös! Kommen Sie, Mr. Webster, wir wollen sehen, wie wir am besten zurechtkommen. Vielleicht gehe ich doch selbst und rufe irgendwo an nach einem Ersatzwagen. Ich schlage Ihnen vor, gehen Sie mit Ihren Leuten ein Stück zu Fuß auf die Hauptstraße zu, oder warten Sie hier ein Stück weiter. Wir tun unser Bestes. Aber unser Fehler ist es nicht, dass wir hier feststecken.“

Darauf hatte Mr. Webster nichts mehr zu sagen. Nur die Dicke meinte bissig: „Das hätten wir alles eher haben können. Warum sind wir denn nicht schon vorhin losgegangen?“

Mr. Webster hatte es schwer, seine Mannschaft ins Freie zu bekommen. Da waren ein paar unermüdliche Alkoholfreunde, die sich an der Bar im Fond versammelt hatten und dort höchstens noch mit Tränengas wegzutreiben waren.

„Und was wird aus unserem Gepäck?“

„Lassen Sie es ruhig hier“, meinte Henry. „Wenn der Ersatzbus kommt, lädt er es ein.“

„Ich muss aber andere Schuhe haben. Mit denen kann ich nicht lange laufen!“, rief eine der Damen.

„Und ich brauche eine warme Jacke. Wer weiß, wie lange wir herumrennen, und womöglich kommen wir noch in die Nacht. Ich muss an mein Gepäck“, sagte ein älterer Mann.

Und die Dicke meinte: „Eigentlich sollte ich meinen Koffer mitnehmen. Besser ist besser!“ Sie warf einen misstrauischen Blick auf Bill. Der merkte es und griente breit.

„Henry, mach ihr keine Schwierigkeiten, gib ihr nur ja ihr ganzes Gepäck. Jedem Amerikaner seinen eigenen Gepäckmarsch.“

Sie stiegen nun alle aus, standen noch unschlüssig herum, und Bill ging daran, seinen Werkzeugkasten aufzuschließen. Er war voller Missmut, dass ihm auf dieser Fahrt nicht nur ein Publikum beschert wurde, das er nicht ausstehen konnte, sondern nun auch noch die Kupplung defekt geworden war.

In dieser Depression warf er zufällig einen Blick zurück. Und da sah er den Ford, der da den abfallenden Weg herabfuhr.

Auch Henry hatte den Wagen gesehen. „Hallo, Bill, da haben wir jemanden, der mich zum Telefon fährt. Prächtig, wie?“

„Wenn es so ist, werde ich zum Telefon fahren, damit ich denen gleich sagen kann, was ich für Teile brauche“, erwiderte Bill und blickte gespannt auf den sich nähernden Wagen. Auch die anderen sahen erwartungsvoll hin, als sollte mit diesem Auto eine Rettung aus der Misere kommen.

Bill erkannte bald, dass es eine Frau war, die den Wagen lenkte. Und was für eine Frau. Er pfiff durch die Zähne. Das war ein Mädchen, hoppla! Da konnte man direkt Mrs. McCloud vergessen, wie?

Der Ford hielt an. Und Mr. Webster verkündete lautstark: „Ich werde die Dame bitten, ein paar von uns gleich mitzunehmen.“

Bill handelte schneller. Er war mit zwei Sprüngen beim Ford und lächelte Jenny zu. „Hallo, Madam, Sie sind der Engel, den uns ein guter Himmel geschickt hat. Ich wette, Sie tun uns einen Gefallen!“

Jenny lächelte zurück. „Warum nicht? Ich habe auch ein Anliegen. Deshalb bin ich hier. Hab‘ Sie lange gesucht.“

„Legen Sie‘s auf den Tisch, Ihr Anliegen. Sie werden hier bestens bedient. Ich bin übrigens Bill McCloud. Sie werden sich den Namen merken müssen, Madam.“

Sie musterte ihn spöttisch und meinte: „Sind Sie immer so direkt?“

Er grinste, und Mr. Webster, der ebenfalls an den Wagen getreten war, sagte barsch: „Nun vertun Sie nicht die Zeit der Dame und unsere Zeit mit dummem Geschwätz! Madam, wir haben …“

Sie übersah den ehrwürdigen Mr. Webster und fragte Bill: „Ich werde Ihnen helfen, aber zuerst müssen Sie mir helfen. Es ist sehr eilig. Heute morgen, als Sie abgefahren sind, haben Sie einen Koffer eingeladen, der nicht zu dieser Gesellschaft gehört. Er gehört einem Mr. Husting, und der braucht ihn ganz dringend. Ich bin hier, um diesen Koffer zu holen. Es geht um Tausende von Dollar. Es sind nämlich wichtige Papiere in diesem Koffer.“

Bill sah sie verblüfft an. „Einen falschen Koffer?“

„Das haben wir gleich. Hoffentlich ist ein Etikett am Koffer“, meinte Henry.

„Sieh nach, Henry!“, sagte Bill und wandte sich wieder an Jenny. „Würden Sie mich gleich zu einem Telefon mitnehmen?“

„Haben Sie eine Panne?“

„Ja, Kupplungsschaden. Ich muss den Leuten einen Ersatzwagen bestellen. Und für mich ein paar Teile.“

Henry war indessen an der seitlichen Klappe zum Gepäckraum. Gleich der vorderste Koffer war es. Oben hing das Schild: Michel Husting, Ingenieur, Washington DC. Copperfield Box 1346. – Henry sah nach dem Namen auf der Busliste. Ein Husting war nicht dabei. Dann fragte er die Umstehenden, ob einem der Koffer gehörte. Keiner meldete sich.

Ohne den Koffer ging Henry zum Ford zurück. In diesem Augenblick dröhnte oben dicht über den Baumwipfeln wieder ein Flugzeug hinweg. Mr. Webster sagte gerade: „Was diese Burschen nur hier suchen?“

„Vielleicht uns“, meinte die Dicke spöttisch. Die Umstehenden lachten.

„Wir sollten das Radio anmachen, vielleicht sagen sie da, warum hier Flugzeuge wie Wespen herumsurren“, schlug ein junger Kontorist vor.

„Klar, das fehlte noch!“, brüllte Bill. „Vorhin ist schon dauernd das dämliche Tonband gelaufen und hat mir die halbe Batterie verplempert. Nachher kann ich womöglich nicht mal anlassen, weil kein Strom mehr drauf ist! Das Radio bleibt aus! Und das verdammte Tonband ebenfalls.“

Er sah nicht, wie Jenny erleichtert aufatmete. Aber er empfand es als recht angenehm, als die rassige Blondine sagte: „Sie sind endlich mal ein richtiger Mann, der weiß, was er will. Wie selten solche Exemplare doch sind.“

Ihre Blicke trafen sich, und Bill versprach sich eine Menge von der Fahrt zum Telefon.

Da kam Henry und meinte: „Wir haben den Koffer. Aber sagen Sie mir sicherheitshalber noch, wo dieser Mr. Hustler, oder wie er heißt, wohnt.“

Jenny lächelte. „Mr. Michel Husting aus Washington. Er hat eine Postnummer. Copperfield 1346. Und der Koffer wunde heute morgen in Nashville eingeladen, seilte aber nicht mit diesem, sondern einem anderen Bus weggebracht werden.“

Henry ging zurück und holte den Koffer. „Schwer das Ding, da sind bestimmt Aktien drin. Hier ist er!“ Er hob ihn hoch und wollte ihn in Jennys Fondsitz werfen.

„Vorsicht, es ist auch Glas drin. Nicht werfen!“

Im letzten Augenblick konnte Henry die Bewegung seines Arms noch abbremsen und legte den Koffer vorsichtig auf den Rücksitz.

Jenny hätte jetzt am liebsten einen doppelten Whisky getrunken. Eben hatte sie mehr Angst ausgestanden als vorhin in der scharfen Kurve.

„Okay, dann können wir? Wenden Sie, ich helfe Ihnen“, sagte Bill.

Er war Jenny durch hinweisende Handbewegungen beim Umdrehen behilflich. Dann stieg er ein und rief Henry und den anderen zu: „Macht nur keine Mätzchen am Wagen, Henry. Ich beeile mich!“

Er dachte dabei: Es ist alles halb so eilig, diese Leute werden ruhig warten. Das haben sie sich selbst zuzuschreiben. Ich werde etwas aus dieser Fahrt mit der tollen Puppe machen.

„Wissen Sie, warum schon wieder so ein Flugzeug hier herumkurvt?“, fragte Bill, als sie losgefahren waren.

Jenny schüttelte den Kopf. „Manöver vielleicht. Ich habe keine Ahnung.“

„Wohin müssen Sie fahren?“, fragte er.

„Nach Nashville.“

„Ich denke, der Koffer muss weg? Er war doch heute schon in Nashville.“ Bill blickte sich verwundert nach dem Koffer um.

Jenny lächelte. „Dort wird er im Flugzeug abgeholt.“

„Es gibt auch in Crossville einen Flughafen. Das wäre näher“, erklärte Bill.

„So?“ Sie blickte kurz zu ihm herüber. Er erwiderte diesen Blick und war versucht, sie um die Schultern zu fassen.

„Wir sollten uns nicht so abjagen“, sagte er lachend. „Machen wir eine kleine Pause hier im Walde. Was meinen Sie dazu?“

Wider Erwarten erklärte sie: „Hm, warum nicht? Weiter vorn in der scharfen Kurve, dort ist eine herrliche Aussicht. Man sieht bis tief in die Schlucht hinunter.“

„Wald wäre mir lieber“, erwiderte er.

Sie lachte. „Sie sind ein ganz Schlimmer, wie?“

Wieder kam ein Flugzeug tief über den Wald, als sie aus dem Wald heraus waren.

„Ein Polizeiflugzeug“, erklärte Bill nach einem Blick auf die Maschine. „Wird doch nicht so ein schwerer Junge ausgebrochen sein?“

„Wer weiß?“ Jenny lachte glockenhell und stoppte den Wagen ab. „Hier ist es auch schön. Und man kann weit ins Tal sehen.“

Bill zuckte die Schultern. „So besonders ist es nicht. Weiter vorn ist es schöner.“

Als er sie wieder ansah, hatte sie eine kleine Pistole in der Hand. Die Mündung war auf seine Brust gerichtet. „Steig aus, mein Junge, und geh ins Tal hinunter. Ich kann von hier aus gut sehen,

wie weit du gehst. Bleib nicht stehen, sondern geh! Wenn du stehenbleibst dann …“ Sie schwenkte leicht die Pistolenmündung in Richtung auf Bills Kopf.

„Verdammt, so ist das also? Jetzt fällt mir eine Menge auf.“

Sie lachte spöttisch. „Ich weiß, dass du ein heller Junge bist, aber es ist zu spät. Vorwärts!“

Er verließ zögernd den Wagen und lauschte dabei, ob nicht wieder ein Flugzeug kam. Aber nur die Vogelwelt war zu hören.

„Ich mache keinen Spaß! Los endlich!“, zischte sie.

Er versuchte einen Trick, wollte sich blitzschnell neben den Wagen werfen, aber sie musste es geahnt haben. Sie beugte sich weit über die Tür und hatte ihn im Schussfeld. „Komm, Kleiner, so schlau wie du bin ich auch. Ab die Post!“

Er dachte an seine Kinder und seine Frau, und er verwünschte solche schönen Teufelinnen wie diese Blondine. Und deshalb gehorchte er. Er ging ein gutes Stück den Abhang hinunter, dann warf er sich plötzlich hinter einen Strauch.

In diesem Augenblick gab Jenny oben Gas und raste davon. Bill sprang auf, kletterte wieder hinauf zur Straße und war gerade eben, als sich wieder Motorenlärm näherte. Ein Hubschrauber.

Bill sah ihn vom Wald her herankommen und winkte wie besessen. Sachen die ihn da oben nicht? Doch, jetzt kamen sie tiefer herunter.

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