Читать книгу Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 30

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In diesem Augenblick, um 15.48 Uhr, sah es für Marley wesentlich anders aus. Doch so weit war es noch nicht, als er die Pistole auf den Polizisten in Anschlag gebracht hatte. Da war es noch knapp eine halbe Stunde früher.

Schon hatte er den Finger am Abzug gekrümmt, da beugte sich der Polizist plötzlich vor. Der Schuss würde fehlgehen, und Marley lockerte den Finger.

Marley war nicht mehr jung, aber trotz seiner grauen Haare, trotz seiner leichten Körperfülle war er zäh. Er verbiss sich die Schmerzen, und er überwand die Nervenschwäche, die ihn verleiten wollte, unüberlegt zu handeln.

Er lauerte werter. Der Polizist kam näher. Doch jetzt schoss Marley nicht. In seinem Hirn war ein verzweifelter Plan gereift, als er erkannte, dass dieser Cop seinen Kollegen weit voraus war, dass er allein war. Und darauf gründete sich Marleys Plan.

Der Mann kam genau auf ihn zu, als ahnte er, wo er den Gangster finden konnte. Aber genau das war die Gefahr für den Polizisten. Trotz des Military Revolvers, den er in der Rechten hielt.

Er ging weiter, ging auf Marleys Versteck zu. Gleich musste er ihn sehen. Aber er sah ihn erst, als er schräg davor war. Zu spät. Marley raffte alle Kräfte zusammen, überwand den Schmerz im Knie und schnellte hoch.

Der Polizist wollte zurückspringen, wollte auch die Military hochreißen, doch in Marley war alle Verzweiflung eines Verlorenen. Das gab ihm übermenschliche Kraft, den Mut der hoffnungslosen Lage.

Er sprang den Cop an wie ein Tiger, schlug ihm die Military aus der Hand und hieb brutal mit seiner Pistole zu.

Zwar gelang es dem Polizisten noch, die Faust in Marleys Unterleib zu stoßen, doch es genügte nicht. Marley war der Schnellere und in seinem Mut der Verzweiflung auch der Stärkere. Sein zweiter Schlag riss den Cop von den Beinen.

Und jetzt sank auch Marley neben seinem Gegner zu Boden, aber als er in der Ferne wieder einen Pfiff hörte, trieb ihn die Angst wieder hoch. Wie ein Fuchs im Eisen blickte er sich entsetzt um, sah auf seinen reglos liegenden Gegner, dann schleppte er den Mann hinters Gebüsch, riss ihm die Jacke vom Leib, zog ihm die Hose aus.

Es dauerte vielleicht zehn Minuten, länger nicht. Die Pfiffe kamen näher. Rechts, links von ihm. Doch dann hatte Marley die Uniform des Polizisten an. Und der noch immer Bewusstlose steckte in den Kleidungsstücken Marleys. Gezeichnet war das Gesicht des Cops, gezeichnet von den brutalen Schlägen mit der Waffe Marleys. Es würde kostbare Zeit vergehen, bis er wieder zu sich kam, und bis er seinen Kollegen erklären konnte, was ihm widerfahren war.

Marley ging nicht weiter nach Westen. Er kehrte um und humpelte auf die Schneise zu, in der er und sein Pilot die Bruchlandung gemacht hatten.

Hinter ihm ertönten noch immer Pfiffe. Hinter ihm würden sie bald den Überwältigten gefunden haben. Marley wollte vorher noch auf der Schneise sein. Das war seine Chance. Er musste schnell sein, aber das Knie machte ihm zu schaffen.

Als er sich übers Gesicht fuhr, war seine Hand blutig. Erschrocken blickte er darauf, doch dann beruhigte er sich. Vielleicht konnte es ihm nützen.

Er hatte eine Uniform an, aber sie passte ihm nicht. Sie war ihm zu eng, und er konnte die Jacke nicht zuknöpfen. Auch die Hose war zu lang.

Als er aus dem Wald heraus in die Schneise humpelte, sah er dort gerade einen Hubschrauber abfliegen. Neben den Kufen war eine Bahre angebracht. Auf ihr war ein Verletzter festgebunden. Marley konnte sich denken, wer dieser Verletzte war.

Ein zweiter Hubschrauber stand weiter rechts vom bruchgelandeten Flugzeug. Drei Uniformierte standen um die Johnson III herum. Bevor es Marley erwartete, hatte ihn einer der drei gesehen.

Nun musste er das Spiel zu Ende führen. Er hinkte auf die drei zu. Einer von ihnen kam ihm entgegen. Es schien sich alles so abzuwickeln, wie es Marley hoffte.

Er blieb stehen und verzog das Gesicht wie im Schmerz. Er brauchte sich gar nicht zu verstellen, er hatte diese Schmerzen.

„Was ist passiert, Kamerad?“, rief der Polizist von Weitem.

„Ich bin … von ihm angeschlagen worden“, ächzte Marley.

Jetzt kamen die anderen beiden. Es waren junge Männer, und der eine war ein Mulatte. Dieser Mann wurde für Marley wichtig.

Zunächst aber war ein älterer Sergeant dicht vor Marley. Der Mann rannte, um Marley, den er für einen verletzten Kameraden hielt, zu helfen.

Als er vor ihm stand, fragte er: „Wo ist es? Bein?“

Marley nickte. Und nun wollte er seinen Plan ausführen, wollte die erbeutete Military ziehen und den Sergeanten als Geisel benutzen, um in den Hubschrauber zu gelangen. Das war der Plan. Aber es kam anders.

Der farbige Polizeicorporal Roy war misstrauisch. Ihm fiel etwas, auf, was der Sergeant noch gar nicht bemerkt hatte. Denn Corporal Roy erkannte, dass dieser verletzte Polizist die Uniform der Stadtpolizei von Crossville trug. Dann hätte Roy den Mann kennen müssen. Denn bis zum vorigen Monat war Roy bei dieser Polizeieinheit gewesen. Er musste also diesen „Kollegen“ kennen. Und er sah auch, dass jener vermeintliche Kamerad nicht mehr jung war, wie aber könnte er dann noch einfacher Cop sein, ohne Rang? Und die Uniform war zu eng und zu lang, Roy sah das. Seine

beiden Kollegen waren hilfsbereit und achteten nur auf andere Dinge. So entging ihnen die schnelle Bewegung von Marleys rechter Hand zum Dienstrevolver. Aber Roy sah das.

„Zurück, hinlegen, Sergeant!“, brüllte er und riss seine Waffe aus dem Holster.

Der Sergeant erkannte in diesem Augenblick auch, dass Marley den Revolver ziehen wollte. Er wollte zurückspringen, da packte ihn Marley mit der linken Hand an der Jacke. „Hiergeblieben!“, keuchte er.

Aber auch jetzt war Roy schnell, viel zu schnell für Marley. Er jagte in zwei Sprüngen seitwärts, um den Sergeanten nicht zwischen sich und Marley zu haben. Dann brüllte er: „Lass die Waffe fallen!“

Marley glaubte schon, diesen Kampf für sich entschieden zu haben. Er versuchte, den Sergeanten einzuschüchtern. „Sag ihm, dass ich dich töte, wenn …“

Da schoss Roy. Sein Schuss traf Marley in die Hüfte. Marley ließ den Sergeanten los, der sprang zur Seite und wollte dessen Revolver nach oben schlagen, doch da hatte der die Waffe schon auf Roy in Anschlag gebracht. Und nun feuerte Roy nochmals. Marley wollte sich zu Boden werfen, aber der Schuss erreichte ihn noch früher. Er traf ihn tödlich in den Kopf.

Roy war sich nicht klar darüber, dass er einen der gerissensten Agenten erschossen hatte. Ja er wusste nicht einmal, wer Marley war. Er kannte nur die Tatsachen von der fremden Maschine, von der aus ein Hubschrauber beschossen worden war. Erst nach zwei Stunden würde die Polizei genau wissen, wer ihr da zum Opfer gefallen war. Denn solange würde es dauern, bis man den Toten identifiziert hatte.

Roy, der farbige Polizist, wusste auch nicht, dass seine Tat ihm in zwei Wochen eine Beförderung und eine Prämie erbringen sollte. Er wusste das alles nicht, und im Augenblick war es ihm sogar egal. Er war nur besorgt um den Sergeanten. Doch der war unverletzt.

„Beim Satan, du hättest, dich beim Zirkus als Kunstschütze melden sollen. Ein paar Zoll nach links, und ich wäre die Zielscheibe gewesen“, stöhnte der Sergeant. „Danke, Roy, danke!“

Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket

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