Читать книгу Im Schatten der Colthelden: Western Roman Sammelband 10 Romane - Pete Hackett - Страница 37

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Aus den Augenwinkeln nahm Hayes eine Bewegung wahr, die ihn für einen kurzen Augenblick ablenkte. Es war die schöne Isabelita, die ein Streichholz angerissen hatte, um eine Lampe zu entzünden.

"Kein Licht!", befahl Hayes.

Sie gehorchte.

Aber dieser kurze Augenblick genügte.

Jake McCann war nach vorne geschnellt. Seine Linke packte Hayes' Revolverarm, während er die Rechte als Haken zu spüren bekam.

Gemeinsam kamen die beiden Männer zu Boden und rollten übereinander. Aber keiner von ihnen konnte zunächst eindeutig die Oberhand gewinnen.

Jake McCann schlug Hayes den Revolver aus der Hand. Die Waffe rutschte über den Boden, während beide Männer vergeblich versuchten sie zu erreichen.

Ineinander verkrallt rollten sie erneut herum.

McCann war ein kräftiger Mann. Er schien Hayes ziemlich ebenbürtig zu sein.

Dies war ein Kampf ohne Gnade.

Mit beiden Fäusten trommelte der Bandenchef auf Hayes ein, der sich so gut wie möglich zu schützen suchte. Dann gelang es McCann, sich von Hayes zu befreien.

McCann rappelte sich hoch und machte einen Satz.

Hayes kannte das Ziel.

Auf der anderen Seite des Raumes hing nämlich McCanns Revolvergurt an einem Haken an der Wand. Und dorthin wollte er.

Doch Hayes ließ das nicht geschehen.

Blitzschnell kam er hinterher, setzte zu einem pantherhaften Hechtsprung an und bekam McCanns Beine zu fassen.

McCann schlug hin und fluchte fürchterlich.

Beide waren sie nun wieder am Boden und wahrscheinlich wäre das furchtbare, tödliche Ringen weitergegangen...

Aber da machte es plötzlich 'klick!' und beide Männer kannten dieses Geräusch nur zu gut!

Es war der Hahn eines Revolvers, der gespannt worden war.

Gleichzeitig wirbelten Hayes und McCann herum und blickten in die blanke Mündung des 45er Colts, den Isabelita vom Boden aufgenommen hatte.

Die dunkle Schöne atmete tief durch und vielleicht zitterte ihre Hand sogar ein wenig.

Sie schluckte.

Über Jake McCanns Gesicht ging ein breites Grinsen.

"Braves Mädchen, Isabelita!", zischte er. "Ich dachte, du wärst nur ein billiges Flittchen mit Stroh im Kopf!" Er lachte zynisch. "Aber wie es scheint, taugst du ja auch als Leibwächter, Schätzchen!"

Jake McCann erhob sich und wollte jetzt zu dem Revolvergurt am Haken, aber der kühle Ton von Isabelitas Stimme hielt ihn zurück.

"Bleib, wo du bist, Jake McCann! Oder ich brenne dir ein Loch in deinen verfluchten Schädel!"

McCann erstarrte mitten in der Bewegung.

Sein Gesicht wurde zu einer steinernen Grimasse. Eben noch war blanker Triumph darin zu lesen gewesen. Jetzt war eine deutliche Spur Entsetzen darin.

Der Lauf des 45ers in Isabelitas zarter Hand war eindeutig auf McCann gerichtet. Und sie machte einen sehr entschlossenen Eindruck!

"Was fällt dir ein Isabelita?", schimpfte McCann. "Bist du verrückt geworden?"

Doch Isabelita schien jetzt immer ruhiger zu werden.

"Mein Verstand war noch nie so klar, wie in diesem Augenblick!", sagte sie.

McCann ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.

"Dann steckst du also mit diesem Hund unter einer Decke! Hat er dich auf mich angesetzt - oder Don Fernando?"

"Deine Hände sind noch immer nicht oben!", erwiderte sie kalt und da ihm nun zu dämmern begann, dass sie es mit blutigem Ernst sagte, hob er seine mächtigen Pranken in die Höhe.

"Das wirst du noch bereuen!", zischte er ihr entgegen. Hayes ging unterdessen unbehelligt zu jenem Haken an der Wand, an dem Jake McCanns Revolver hing und nahm die Waffe an sich.

Dann trat er an Isabelita heran, während sein Colt auf McCann zeigte.

"Du wirst mich mitnehmen müssen!", sagte sie zu dem groß gewachsenen Mann. Hayes gefiel der Gedanke nicht, auch noch eine Frau auf dieser Flucht dabei zu haben.

Das würde alles nur noch komplizierter machen, als es ohnehin schon war.

Sie schien seine Gedanken zu erraten, denn sie sagte: "Du kannst mich jetzt nicht hier lassen! Nicht nach dem, was ich getan habe!" Und bei sich dachte sie: Wenn Don Fernando und seine Reiter kommen und hier alles kurz und klein machen, dann will ich nicht mehr hier sein!

Hayes nickte.

Er verstand, dass sie hier nicht bleiben konnte.

"Zieh dir etwas an!", forderte er "Aber mach schnell!"

Sie gab Hayes den Revolver, den sie bis jetzt gehalten hatte.

"Ich werde mich beeilen!"

"Du verfluchte Schlampe!", rief unterdessen der wütende Jake McCann. "Wenn ich dich in die Finger bekomme!"

„Das wirst du nicht mehr“, versicherte Isabelita kalt.

"Ihr kommt hier nicht raus!", rief McCann wütend. "Meine Männer werden das nicht zulassen!"

"Abwarten", erwiderte Hayes kalt.

Unterdessen hatte Isabelita sich ein Paar Hosen und ein Hemd übergeworfen. Sie verließen das Schlafzimmer. Bevor sie die Treppe ins Erdgeschoss hinuntergingen wandte sich Hayes an Isabelita und fragte: "Ist noch jemand im Haus?"

"Nein, niemand. Mister McCann bewohnte es allein mit mir. Er wollte ungestört sein. Die Männer schlafen draußen in den Baracken..."

Hayes hielt McCanns Colt in der Hand. Seine eigene Waffe steckte im Holster an der Seite. McCann musste vor ihm hergehen. Sie durchquerten ein großzügig ausgestattetes Wohnzimmer und dann noch einen weiteren Raum. Schließlich traten sie durch das Portal ins Freie. Das Portal des Wohnhauses wurde von einem Bewaffneten bewacht, aber der hatte es sich neben der Tür bequem gemacht und war mit seiner Winchester im Arm eingenickt. Offensichtlich nahm er seine Aufgabe nicht allzu ernst. Und ebenso offensichtlich schien hier niemand mit der Möglichkeit gerechnet zu haben, dass überhaupt jemand von außen bis hier her kommen konnte.

Im Mondschein war die Silhouette eines Wächters zu sehen, der auf der Brustwehr herumpatrouillierte.

"Wenn Sie auch nur einen Ton sagen, McCann - dann sind Sie ein toter Mann!"

"Sie aber auch!", zischte der Bandenführer zurück.

"Sie sollten es nicht darauf ankommen lassen!", gab Hayes zurück. Er lief dicht hinter seinem Gefangenen. Der Revolverlauf berührte McCanns Rücken.

"Wo geht es jetzt hin?", fragte Isabelita.

"Zu den Pferden!", war Hayes’ knappe Antwort. Dann fragte er die dunkelhaarige Schöne: "Wo sind die Stallungen?"

Ihr schlanker Arm deutete in die entsprechende Richtung.

"Dorthin müssen wir!"

Sie mussten quer über den Innenhof der Hazienda.

Einer der Wachen schien jetzt etwas bemerkt zu haben.

"Hey! Wer ist da?", rief jemand von der Brustwehr.

Hayes blickte hoch und sah den Umriss eines Mannes, in dessen Händen sich ein Gewehr befand.

Der US-Marshal drückte den Lauf des 45er Colts in seiner Rechten Jake McCann ziemlich unsanft in den Rücken.

"Sagen Sie einen passenden Spruch auf, McCann! Ich warne Sie..."

Kaum mehr als ein Zischen war es, was da über Hayes’ Lippen ging. Eine schreckliche Sekunde lang schien McCann zu überlegen. Hayes spürte die Anspannung, die den ganzen Körper des Bandenchefs erfasst hatte. Aber dann besann er sich doch. "Alles in Ordnung! Ich bin's, der Boss!"

Der Mann stieg eine Leiter hinab und trat er den Dreien entgegen. Das Mondlicht fiel auf ein unrasiertes, raues Gesicht, in dem eine deutliche Spur von Misstrauen stand.

"Ah, Sie sind's wirklich, Boss!"

"Sag ich doch!"

"Ich dachte schon..."

Hayes hatte sich den Hut tief ins Gesicht gezogen, so dass seine Züge im Schatten lagen und für den Wächter nicht zu erkennen waren. Von dem Revolver, den Hayes McCann in den Rücken drückte, konnte der Wachhund nichts sehen.

"Geh wieder auf deinen Posten, Wylie!", sagte McCann dann in einem merkwürdigen Tonfall.

Der Mann blickte zu Hayes herüber.

Dann nickte er.

"Okay, Boss!"

Er tat so, als würde er sich umdrehen. Einen Augenaufschlag später blitzte dann sein Gewehrlauf in der Finsternis auf.


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