Читать книгу Im Schatten der Colthelden: Western Roman Sammelband 10 Romane - Pete Hackett - Страница 43

36

Оглавление

Stunden vergingen. Der Tag begann Oberhand über die Nacht zu gewinnen.

Es wurde hell. Nebel stiegen von der Laguna auf, aber es würde nicht mehr lange dauern und die Sonne würde sie vertreiben. Hayes trieb das Pferd unbarmherzig vorwärts, obgleich er spürte, dass es so nicht mehr lange weitergehen konnte. Das Tier wurde immer langsamer und irgendwann würde es unweigerlich unter ihnen beiden zusammenbrechen.

"Siehst du Felsen dort am Horizont?", fragte Hayes an seine Gefährtin gewandt.

Sie nickte.

"Ja."

"Bis dorthin müssen wir es noch schaffen!"

"Und dann?"

"Wir werden uns irgendwo einen Platz suchen, an dem man sich gut verschanzen kann. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht mehr. Wir können froh sein, wenn der Gaul so lange mitmacht."

Sie atmete tief durch.

"Ich vertraue dir, Hombre!"

Immer näher kamen sie an die Felsen heran. Das fruchtbare Gebiet um die Laguna herum ging hier in eine steinige und zerklüftete Ödnis über.

Es war eine Art Labyrinth, das die Natur geschaffen hatte und in dem es sicher jede Menge Möglichkeiten gab, um Deckung zu finden und sich zu verstecken.

Isabelitas Arm deutete plötzlich nach hinten. Sie hatte sich im Sattel herumgedreht und offenbar etwas gesehen.

"Mein Gott...", flüsterte sie.

Und jetzt sah auch Hayes es.

Es waren ein paar sich bewegende schwarze Punkte, die über einen der Hügel krochen, die sie bereits hinter sich gelassen hatten. Die Punkte wurden größer und verschwanden dann in der folgenden Senke.

Kein Zweifel, das waren Reiter.

McCanns Wolfsrudel!

"Verflucht!", murmelte Hayes. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so verdammt schnell sind!"

"Sie werden uns bald eingeholt haben, nicht wahr?"

"Ja, sieht so aus!"

Hayes sah sie an.

"Vielleicht sollten wir uns trennen!"

"Nein, Hombre, kommt nicht in Frage! Oder willst du mich etwa loswerden?"

Hayes grinste schwach.

"Kein Gedanke, Lady! Ich denke nur daran, wie wenigstens du am Leben bleiben kannst! Mich werden sie über den Haufen schießen, sobald sie eine Gelegenheit dazu haben. Das steht so fest wie das Amen in der Kirche. Aber mit dir werden sie vielleicht Gnade haben, wenn du freiwillig zu McCann zurückgehst!"

Aber sie schüttelte energisch den Kopf.

"Du kennst Jake McCann nicht, Hombre! Du weißt nicht, was für ein rachsüchtiger Mensch er ist! Nein, was geschehen ist, ist nicht mehr zu ändern. Und wenn ich jetzt in seine Hände geriete, wäre das das Ende. Gnade ist ein Fremdwort für ihn, glaub mir!"

Hayes zuckte mit den Schultern.

"Du wirst das wohl am besten wissen..."

"Ja, das stimmt."

"Nun, wenn sie uns holen wollen, dann werden sie jedenfalls einen hohen Preis dafür bezahlen müssen!", erklärte Hayes mit dem Brustton der Überzeugung.

Sie hatten die Felsen fast erreicht, da tauchten McCann und seine Leute erneut in ihrem Rücken auf.

Zwei Dutzend Mann waren es mindestens - und sie kamen auf frischen Pferden im Galopp heran.

Sie hatten die Flüchtenden längst gesehen, daran konnte es keinen Zweifel geben.

"Heya! Vorwärts!" Hayes gab dem Pferd, auf dem er zusammen mit Isabelita saß brutal die Sporen. Ein Stück noch musste das Tier durchhalten.

Jeder Meter war kostbar.

Unterdessen hatte die schöne Frau bereits den Hahn ihres Revolvers gespannt und richtete ihn nach hinten.

Doch Hayes schüttelte den Kopf.

"Sie sind noch nicht nahe genug heran!", meinte er. "Das wäre reine Munitionsverschwendung!"

Und dann geschah es!

Der Gaul ging vor Erschöpfung zu Boden. Er war einfach zu Schanden geritten worden und jetzt knickten ihm die Beine Weg. Ein furchtbares Wiehern ertönte.

Hayes und Isabelita fanden sich einen Augenblick später im Sand wieder, während das Pferd verzweifelt strampelte, um wieder auf die Beine zu kommen.

Hayes sprang auf und zog den Winchester-Karabiner aus dem Scubbard heraus.

Dann wandte er sich an Isabelita, faßte sich am Arm und zog sie mit sich, während die Meute hinter ihnen unbarmherzig näherrückte.

Die ersten Schüsse knallten jetzt los.

McCanns Leute eröffneten das Feuer und wenig später prasselte ein wahrer Kugelhagel hinter den Flüchtenden her. Das meiste davon ging irgendwo ins Nichts, denn noch waren zu weit entfernt, um wirklich gezielt schießen zu können.

Hayes und seine Begleiterin hetzten verzweifelt vorwärts in Richtung der Felsen.

Hayes wies mit dem Winchesterlauf voran.

"Dort, den Hang hinauf!"

Es ging steil empor. Der Hang war geröllhaltig, und sie rutschten etwas.

Dann hatten sie ein Plateau erreicht. Ein paar Felsblöcke boten einigermaßen Deckung.

Hayes lud die Winchester durch und blickte hinab - dorthin, wo jetzt die Wolfsmeute herankam.

"Dort oben sind sie!", hörte man einen von ihnen rufen und dann wurde sofort geschossen.

"Runter mit dir!", befahl Hayes und zog Isabelita noch im selben Moment hinter einen der Felsblöcke.

Indessen ging die erste Salve der McCann-Leute über sie beide hinweg.

Hayes wartete das ab, bevor er dann selbst blitzartig hervortauchte und feuerte. Dreimal kurz hintereinander ließ er die Winchester krachen und eine Sekunde später waren ebenso viele der Angreifer aus dem Sattel geholt. Ehe McCanns Leute erneut feuerten, hatte er sich aber bereits wieder geduckt, sodass das Blei über ihn hinweg pfiff. McCanns Leute sprangen aus den Sätteln, trieben ihre Tiere davon und suchten ebenfalls Deckung. Sie verteilten sich zwischen den umliegenden Felsen, während die Verletzten sich davon schleppten.

"Was werden sie tun?", flüsterte Isabelita.

"Sie verteilen sich", erwiderte Hayes. "Vielleicht wollen sie uns einkreisen..."

Schon im nächsten Moment war der große Mann erneut hoch geschnellt und hatte einen der Kerle aus den Felsen geholt. Mit einem markerschütternden Schrei rutschte er aus seiner Deckung und blieb reglos liegen.

Auch Isabelita feuerte jetzt ihren Revolver ab.

Wütend kam das Gegenfeuer.

Hayes' Blick ging herum.

Von allen Seiten waren die Mündungsfeuer zu sehen. Überall schien sich etwas zu bewegen. Wie wild wurde hin und her geschossen.

Hayes schwenkte den Gewehrlauf herum.

Die Winchester krachte und einer der Kerle ließ schreiend seine Waffe fallen, die er gerade auf Hayes gerichtet hatte.

Dann versuchten plötzlich einige der McCann-Leute einen Ausfall.

Hayes hörte, wie Jake McCann sie anfeuerte und nach vorne trieb, aber die Schüsse, die der US-Marshal und seine Begleiterin ihnen entgegenschickten, ließen sie schleunigst wieder in Deckung gehen.

Als das Feuer etwas abebbte, verschwanden sie beide wieder hinter den Felsblöcken.

Hayes nutzte die Gelegenheit und schob ein paar neue Patronen in das Winchester-Magazin hinein.

Isabelita gab er auch etwas Munition, damit sie den Colt nachladen konnte.

Dann geschah eine Weile lang gar nichts.

Aber die Ruhe war trügerisch. Hayes konnte das förmlich fühlen.

"Was haben die vor?", fragte Isabelita, während sie die Colttrommel schloss und Waffe fest mit der Rechten umfasste.

Sie wirkte entschlossen und sehr stark, obwohl auch ihr klar sein musste, wie aussichtslos ihre Lage war.

"Die kreisen uns ein!", meinte Hayes. Er zuckte mit den Schultern, kam hoch und warf einen Blick hinunter, wo sich die McCann-Meute verschanzt hatte.

Aber keiner der Kerle steckte im Augenblick seinen Kopf hervor. Und auch von Jake McCann selbst sah Hayes im Augenblick nichts.

"Wir können nur auf ein Wunder hoffen, nicht wahr, Hombre?", meinte sie zu Hayes.

Der US-Marshal verengte die Augen.

"So einfach ist es nicht, uns hier herauszuholen, Lady!"

"Die Patronen an deinem Gurt sind fast alle verschossen worden, Hombre!", stellte Isabelita fest.

Hayes beugte sich zu der dunkelhaarigen Schönen nieder und blickte sie an.

Dann nickte er.

"Ja."

"Wie viel noch? Wie viel Schuss?"

Hayes seufzte. Die Ballerei hatte eine Menge Munition gekostet. Mit genug Patronen hätten sie sich noch lange hier oben halten können - vorausgesetzt, keiner von ihnen wurde durch irgendeine verirrte Kugel erwischt.

Aber die Munition ging zu Ende.

"Wie viel?", fragte sie noch einmal.

Er hatte es ihr eigentlich nicht sagen wollen, um ihr nicht den letzten Rest von Mut zu nehmen.

Aber jetzt tat er es doch. Welchen Sinn hatte es nun noch, darum herum zu reden?

"Zwölf Schuss in der Winchester, sechs in meinem Colt, sechs in deinem", sagte Hayes dann. "Wir müssen verdammt sparsam sein!"


Im Schatten der Colthelden: Western Roman Sammelband 10 Romane

Подняться наверх