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2. Verhaltensökonomik

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Literatur:

Simon Models of Man – Social and Rational (1957); Ders., „behavioral economics“, in: Eatwell/Milgate/Newman (eds.) The New Palgrave – A Dictionary of Economics, Vol. I (1987) 221; Ders. „bounded rationality“, aaO 266; Conlisk Why bounded rationality? Journal of Economic Literature 34 (1996) 669; Sunstein (ed.) Behavioral Law & Economics (2000); Fehr/Schwarz Psychologische Grundlagen der Ökonomie (3. Aufl. 2003); Eidenmüller Der homo oeconomicus und das Schuldrecht: Herausforderungen durch Behavioral Law and Economics, JZ 2005, 216; Wagner-von Papp Marktinformationsverfahren: Grenzen der Information im Wettbewerb (2004), E. Experimentelle Ökonomie und „Behavioral Econcomics“, 114 ff.; Pesendorfer Behavioral Economics Comes of Age: A Review Essay on Advances in Behavioral Economics, Journal of Economic Literature 44 (2006) 712; Wurmnest Marktmacht und Verdrängungsmissbrauch (2. Aufl. 2010) 188 ff.

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Die junge Disziplin der experimentellen Verhaltensökonomik (behavioral economics), die den Realitätsgehalt der im Modell des homo oeconomicus enthaltenen Annahmen empirisch zu testen versucht, belegt, dass das tatsächliche Entscheidungsverhalten von Menschen mit den im Modell enthaltenen Rationalitätsannahmen häufig nicht übereinstimmt. Es fehlt in der Regel an vollständiger Information über die Handlungsalternativen, auch ist die Informationsverarbeitungskapazität in der Regel begrenzt, es besteht Unsicherheit über die Handlungsfolgen. Der Handelnde ist sich oft nicht einmal selbst im Klaren über seine Präferenzen und deren Verhältnis zueinander. In diesem Sinne kann man in der Realität nur von einer eingeschränkten Rationalität (bounded rationality)[23] sprechen. Auch die von der streng neoklassisch (dh auf das Basis des Rationalitätsaxioms argumentierenden) Chicago-School of Antitrust[24] vertretene Hypothese, dass jedenfalls „der Markt“ als Gesamtheit aller Transaktionen zwischen den Marktteilnehmern sämtliche verfügbaren Informationen vollständig verarbeite und daher insgesamt „effizient“ sei (efficient market theory), ist durch die 2008 einsetzende „Finanzkrise“ empirisch widerlegt.

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Empirische Untersuchungen haben in vielen Fällen gezeigt, dass das tatsächliche Verhalten von Menschen gemessen am Modell des homo oeconomicus Anomalien aufweist. Die Befunde haben bislang zwar nicht zu einem „konkurrenzfähigen“ theoretischen Modell geführt, dessen analytische Kraft mit dem Modell des homo oeconomics vergleichbar wäre. Für die Bewertung menschlichen Verhaltens und gerade auch für die wettbewerbliche Bewertung des Marktverhaltens von Unternehmen sind sie aber von erheblicher Bedeutung. So ist beispielsweise die im Konzept der allokativen Effizienz enthaltene Annahme, dass die Wahlhandlungen von Marktteilnehmern ihre wahren Präferenzen reflektieren, zumindest hinsichtlich ihrer generellen Geltung empirisch widerlegt.[25] Man muss daher davon ausgehen, dass im Hinblick auf die konkrete Beurteilung des unternehmerischen Verhaltens auf Wettbewerbsmärkten eine zutreffende Effizienzanalyse nicht ohne weiteres möglich ist und schon gar nicht umstandslos von der einzelwirtschaftlichen Effizienz auf die gesamtwirtschaftliche Effizienz geschlossen werden kann.

Europäisches Marktöffnungs- und Wettbewerbsrecht

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