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3. Transaktionskostenökonomik
ОглавлениеLiteratur:
Coase The Nature of the Firm, Economica, N.S. IV (1937) 386; Ders. The Problem of Social Cost, J. Law & Econ. 3 (1960) 1, deutsch: Das Problem der sozialen Kosten, in: Assmann/Kirchner/Schanze (Hrsg.) Ökonomische Analyse des Rechts (1978) 146; Williamson, Markets and Hierarchies – Analysis and Antitrust Implications (1975); Ders. Die ökonomischen Institutionen des Kapitalismus (1990); Richter/Furubotn Neue Institutionenökonomik (3. Aufl. 2003).
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Das neoklassische Rationalitätsmodell weicht in einem weiteren Punkt, der zentral für das Verständnis des Marktverhaltens von Unternehmen ist, von der Realität ab, indem es die Existenz von Transaktionskosten bewusst vernachlässigt.[26] Alle Transaktionen, die von Produzenten oder Abnehmern durchgeführt werden, sind unvermeidlich mit Kosten (Transaktionskosten) verbunden, gleichgültig ob es sich um marktförmige Tauschprozesse handelt oder um Entscheidungen und deren Umsetzung innerhalb von Unternehmensorganisationen. Marktförmige Transaktionen erfordern stets Investitionen in die Gewinnung der relevanten Informationen, in die Verhandlung der Tauschbedingungen sowie in die Durchsetzung dieser Bedingungen gegenüber den Tauschpartnern (Markttransaktionskosten).[27] Unternehmensinterne Entscheidungen von „Vorgesetzten“ (principals) erfordern über die Gewinnung der entscheidungsrelevanten Informationen hinaus Maßnahmen zu ihrer Durchsetzung gegenüber den jeweils Untergebenen (agents) sowie Kontrollen bezüglich ihrer Durchführung (Unternehmenstransaktionskosten).[28] Es gibt also stets Such- und Informationskosten, Verhandlungs- und Entscheidungskosten sowie Durchsetzungs- und Überwachungskosten.
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Von diesen Kosten abstrahiert die neoklassische Theorie. Sie können jedoch „effiziente“ Unternehmensentscheidungen im Einzelfall verhindern bzw. verzerren. Aus ihrer Existenz folgt ferner, dass die Marktteilnehmer stets auf der Grundlage unvollständiger Information entscheiden: sie werden immer nur so viel in die Informationsbeschaffung investieren wie ihnen für die jeweilige Transaktion gerade nützlich erscheint. Auch ist die Kapazität zur Verarbeitung vorhandener Informationen prinzipiell begrenzt. Darüber hinaus gibt es gerade beim Handeln auf Märkten stets Unsicherheit darüber, wie andere Marktteilnehmer auf die eigenen Entscheidungen reagieren werden. Das Wissen über solche Reaktionen ist zwar essentiell für das weitere Verhalten am Markt. Es kann aber nur durch die ständige Beobachtung der Marktprozesse gewonnen werden, die letztlich über die Bestätigung oder Enttäuschung der ursprünglichen Erwartungen entscheiden. Ohne das Modell des homo oeconomicus als dem maßgeblichen heuristischen Bild von den Marktteilnehmern insgesamt aufzugeben, geht daher auch die Transaktionsökonomik zu Recht von einer nur eingeschränkten Rationalität (bounded rationality) aus.[29]