Читать книгу Yes, das Leben ist genug ... - Peter Eichner - Страница 12
8. April 1951 - Friedrichs Geburtstag
ОглавлениеEin Schneeschauer fegte über den See. Doch die Frühlingssonne hatte schon ausreichend Kraft, um den Kampf gegen den kurzen Wintereinbruch zu gewinnen. Schnell wurde der Himmel wieder blau.
Das Kreiskrankenhaus, mitten in Tegernsee, war ein anerkanntes Hospital. Katholisch geführt. Schwestern und Ärzte bildeten ein hervorragendes Team und waren bekannt für ihre besondere Herzlichkeit und persönliche Anteilnahme.
Der strahlende Himmel passte aber so gar nicht zu Sophies Stimmung. Sie presste und presste – bereits seit Stunden. Es muss ungefähr 14:00 Uhr gewesen sein, als die Ärztin den erlösenden Satz sprach: „So meine Kleine, jetzt hast du es gleich geschafft!“ Das nächste was Sophie hörte, war ein herzzerreißender Schrei. Frau Dr. Bäumer strahlte über das ganze Gesicht! „Es ist ein Junge und was für ein schönes Baby! Willkommen auf dieser Welt!“ Sophie verlor kurz das Bewusstsein. Die schwere Geburt war – besonders für ein so junges Mädchen – eine fast schon übermenschliche Anstrengung gewesen.
Gegen 14:30 Uhr kam sie wieder zu sich. Die Schwester war gerade dabei ihren Puls zu zählen und den Blutdruck zu messen. Sophie schaute sie an und fragte: „Wo ist mein Sohn?“ Schwester Inge ging überhaupt nicht auf ihre Frage ein und antwortete stattdessen: “Puls, Blutdruck alles bestens – und draußen wartet schon Besuch auf sie. Darf ich ihn hereinbitten?“ Sophie nickte. Obwohl sie noch vollkommen verschwitzt war, fühlte sie sich allmählich schon besser.
„Sophie, meine Liebe, schön zu sehen, dass du schon wieder lächeln kannst. Sei froh! Denn jetzt hast du es hinter dir.“ Alois Dietl nahm sich einen Stuhl, setzte sich ans Bett und streichelte die Hände seiner Enkelin. “Wo ist mein Kind, Opa?“ „Tu mir einen Gefallen, Sophie und frage mich das nicht mehr, denn du weißt ganz genau, dass du dein Kind niemals sehen wirst.“ „Aber doch wenigstens einmal! Bitte, Opa!“
„Nicht ein einziges Mal, glaube mir, das würde alles nur noch schwerer machen. In einem Monat hast du auch das überstanden, vertraue mir. Ich werde dich schützen und dir dabei helfen!“
Sophies gute Laune ging etwa genauso schnell in den Keller wie ihr Blutdruck. Als Alois Dietl sah, wie sie immer bleicher wurde und die Augen verdrehte, rannte er aus dem Zimmer und rief: “Schwester Inge, kommen sie schnell, ich glaube, Sophie wird ohnmächtig!“