Читать книгу Yes, das Leben ist genug ... - Peter Eichner - Страница 6
So fängt es immer wieder an
ОглавлениеSamstag – ein prächtiger, warmer Morgen – bereits um 9:00 Uhr. Sophie öffnete die Tür zur Oper in euphorischer Stimmung, obwohl sie innerlich wirklich extrem aufgeregt war. Dinge, die sie selbst nicht in der Hand hatte, konnten sie schnell auch nervös machen. Auf dem Gang lief sie unversehens auch sofort dem Intendanten der Oper in die Arme: “Sophie, kommen sie gleich mit mir!“ Er legte seinen Arm um sie und führte sie in sein Büro. „Machen wir es kurz. Das, was sie gestern abgeliefert haben, war sehr gut. Aber ich erwarte von ihnen, dass sie diese Leistung auch permanent beibehalten und bestätigen. Für die kommende Spielzeit garantiere ich ihnen – unter diesen Bedingungen – ein monatliches Salär von 110 DM.“ Sophie bemühte sich, einen unkontrollierten Freudenausbruch zu unterdrücken. Das war ja viel mehr, als sie sich je erträumt hatte! „So, und jetzt fangen sie am besten gleich wieder mit ihren Proben an.“ Mit einem verschmitzten Lächeln öffnete er ihr die Tür seines Büros und geleitete sie nach draußen.
Christian erwachte früh, obwohl er wahrscheinlich erst gegen Mitternacht endlich eingeschlafen war. Sophie war in seinem Kopf. Nicht nur im Kopf. Sie war überall. Er hoffte, dass ihn ein kräftiges Frühstück mit Eiern, Speck und einem starken Kaffee wieder in die Spur bringen würde. Später holte er seine Badetasche heraus, packte die große Decke ein, seine Badehose, Wasser, Limonade und ein paar Brezen. Es sollte – ach was – es musste ein perfekter Tag werden!
Sophie stand schon am Eingang der Oper als er vorfuhr. Besonders hübsch hatte sie sich gemacht. Das geblümte Sommerkleid mit den feinen Spaghettiträgern betonte ihre makellose Figur.
„Guten Morgen, mein Lieber!“ Während Sophie ihren Beutel auf den Rücksitz des Autos warf, erzählte sie Christian natürlich sofort, was am Morgen schon alles passiert war. Spontan beugte sich Christian zu ihr ‘rüber und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange „Ich freue mich so für dich!“ An der Isar, außerhalb von München, gab es eine prächtige Wiese, auf der auch einige alte Bäume Schatten spendeten. Außerdem war das Wasser tief genug, um richtig schwimmen zu können. Dorthin fuhr Christian.
Als sie einen kuscheligen Platz gefunden hatten, der ihnen beiden gefiel, machten sie es sich bequem. Lange schauten sie wortlos in den weiß-blauen bayrischen Himmel und konnten ihr Glück kaum fassen. “Wovon träumst du, Christian?“ „Ich lebe meinen Traum, Sophie! Ja wirklich, nachdem ich Wien verlassen habe, hatte ich einen Plan, den ich mir, wie du weißt, beruflich bereits erfüllt habe. Natürlich ist das nicht alles. Ich finde, es gibt Dinge die man einfach nicht planen kann. D I C H konnte ich zum Beispiel nicht einplanen. Hier hat das Glück mitgespielt. Der Zufall! Wie immer du es nennen willst. Als ich dich da im Regen stehen sah, wusste ich sofort, dass du die Frau bist, auf die ich gewartet habe. Nachdem ich dich nun etwas näher kennenlernen durfte, bin ich ganz sicher, dass du die Frau bist, mit der ich mein Leben verbringen möchte. Und ich möchte nichts lieber, als der Vater deiner Kinder zu sein!“
Sophie war perplex. Doch sie wusste und sah in seinen Augen, dass Christian es ernst meinte.
„Deine Geschwindigkeit ist ja atemberaubend, Christian. Woher willst du das jetzt alles schon so genau wissen? Wir kennen uns doch noch gar nicht richtig.“ Nun schaute er ihr sehr ernst in die Augen. „Doch, ich kenne dich gut genug. Für mich bist du wie ein offenes Buch. Wenn ich mit dir zusammen bin, ist mir, als würde ich dich schon ewig kennen.“ Er nahm ihre Hand, küsste sie und hielt sie lange fest.
Sophie war inzwischen seinem Charme komplett erlegen. Alles ging viel zu schnell. Sie war kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. „Komm, lass‘ uns schwimmen gehen, uns abkühlen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen – bitte, Christian!“
Die Isar war noch ziemlich kalt. Trotzdem hatten die beiden viel Spaß und tummelten sich im Wasser. Sophie ging zuerst hinaus – sie hatte schon ganz blaue Lippen. „Komm auch ‘raus, Christian, du holst dir sonst wirklich noch eine Erkältung!“ Als er auf sie zukam, warf sie ihm sofort ein großes Badetuch um die Schultern. Sein makelloser Körper beeindruckte sie, reizte sie. „Lass‘ uns was essen. Ich habe solch einen Hunger.“ Ein kleines Ablenkungsmanöver.
„Darf ich dich eincremen, Sophie?“ „Ja gerne.“ Bereitwillig drehte sie sich auf den Bauch und ließ sich von seinen sanften, inzwischen wieder warmen, Händen verwöhnen. Beide hatten sich ein Buch mitgenommen und begannen zu lesen. Doch niemand las wirklich. Stattdessen flogen die Gedanken zum anderen. Schließlich fielen ihnen die Augen zu. Als Christian als erster erwachte, betrachtete er sie beim Schlafen. Umwerfend – dieses Profil, die langen Wimpern, der süße Mund, die klare Haut. Entspannt und glücklich wirkte sie. Dann öffnete Sophie die Augen und blickte in Christians lächelndes Gesicht. „Mein Gott, bist du schön, Sophie!“ „Du alter Charmeur!“ Schnell schlang sie ihre Arme um ihn und küsste ihn lange und intensiv. Mitten in der Umarmung flüsterte er zärtlich: „Ich liebe dich, Sophie!“ „Ich liebe dich auch, sehr sogar, Christian!“
Am Himmel braute sich etwas zusammen. Dunkle, bedrohliche Wolken waren binnen kürzester Zeit aufgezogen. „Da kommt bestimmt gleich ein Gewitter“, meinte Christian. „Lass‘ uns schnell die Sachen packen!“ Hastig legten sie die Decke zusammen und nahmen ihre Taschen. Kaum am Auto angekommen, ging es auch schon los. Der Himmel entleerte sich wolkenbruchartig. Sophie ergriff Christians Hand, beugte sich zu ihm rüber und sagte: „Weißt du noch was beim letzten Gewitter passierte?“ „Wie könnte ich das vergessen! Aber mir kommt es vor als würden wir uns schon ewig kennen, dabei wusste ich vor kurzer Zeit noch nicht einmal, dass es dich gibt!
Da wir draußen bei dem Wetter nun sowieso nichts mehr unternehmen können, würde ich dir gerne meine Schreinerei zeigen und anschließend meine Wohnung. Bist du einverstanden?“ „Liebend gerne – ich will doch wissen, wie du lebst…“
Christian öffnete das Tor zum Hof der Schreinerei, parkte das Auto und betrat dann zunächst mit Sophie die Werkstatt.
„Ich bin beeindruckt! Das ist ja noch grösser als ich dachte und all diese Maschinen, toll!“ Sie setzten sich ins Büro und Christian erzählte Sophie, mit wie viel Glück und Beharrlichkeit er zu dieser Werkstatt gekommen war. „Ja, ja, mein Schatz“, scherzte Sophie, „ich wüsste nicht, wer dir überhaupt etwas abschlagen könnte!“
Christian schmunzelte, stand auf, ergriff Sophies Hand und sagte: „So, jetzt zeige ich dir, was ich mir im letzten Jahr alles selbst gebaut habe. Oben in seiner Wohnung angekommen, machte er sofort das Licht an. Mittlerweile war es draußen stockdunkel geworden, obwohl es erst Nachmittag war. Er führte Sophie ins Wohnzimmer. „Bitte mach’s dir bequem. Ich hole uns erstmal was zu trinken. Magst du lieber einen Kaffee oder ein Wasser? Bier kann ich dir auch anbieten.“ „Gerne einen heißen Kaffee mit einem Schuss Milch, wenn du hast. Ich friere ein wenig.“
Während Christian in der Küche verschwand, schaute sich Sophie ein wenig im Zimmer um. Wirklich sehr geschmackvoll, dachte sie, aber eigentlich habe ich es mir genauso vorgestellt – nur nicht so groß! Christian kam zurück, legte Sophie eine Decke über die Schultern und setzte sich zu ihr aufs Sofa. Genüsslich tranken die beiden den frisch gebrühten Kaffee und wohlige Wärme machte sich breit.
Christian nahm Sophie in die Arme und streichelte sie liebevoll. Beide genossen es – ohne Worte. Für Sophie war es das erste Mal, dass sie mit einem Mann in einer fremden Wohnung war. Bis dahin hatte sie sich das gar nicht vorstellen können. Aber mit Christian war alles anders. Mittlerweile küssten sie sich wieder. Hingebungsvoll und unfähig voneinander zu lassen. „Mein Liebling, ich bin so glücklich, dich kennengelernt zu haben“, hauchte Christian, während seine Hände begannen, an den hübschen Beinen hinauf zu wandern. Ihre Atmung beschleunigte sich…
Christian ließ sich in die weichen Kissen zurückfallen und schon saß Sophie auf seinem Schoss. Sie legte die Decke zur Seite, damit nichts Trennendes mehr zwischen ihnen war, nahm sein Gesicht in beide Hände und überhäufte es mit Küssen. Ihre Augen sprachen Bände. Vor Erregung verschwamm die Welt um sie herum. Als er die Träger ihres Kleides von den Schultern streifte und die Knöpfe am Rücken öffnete, gebot Sophie ihm Einhalt. Sie ergriff seine Hände, hielt sie fest und sagte: “Liebling, bitte warte! Ich habe das noch nie gemacht! Noch nie, verstehst du?“
„Du bist noch Jungfrau, mein Schatz? Das ist das schönste Geschenk, das du mir machen kannst!“ Er nahm sie erneut in die Arme und streichelte sie beruhigend. „Hab‘ keine Angst. Ich werde sehr, sehr vorsichtig sein. Es wird nichts geschehen, was du nicht selbst willst!“ Sophie ließ es geschehen. Wie oft hatte sie sich diesen Moment vorgestellt? Wie oft hatte sie daran gedacht, dass es jetzt bald passieren würde? Sophie schaute Christian an. Ja, dieser Mann war der Richtige! So schön, so lieb, so zärtlich. Und das Wichtigste war, dass sie zu ihm unendliches Vertrauen hatte! Sie wollte es auch – und wie!
Es war mittlerweile fast acht Uhr abends als sie in seinen Armen aufwachte. Eng umschlungen hatte sie nach ihrer Liebe – völlig erschöpft – der Schlaf übermannt. Beide waren total verschwitzt. Ihre wunderschönen langen Haare lagen strähnig auf der linken Seite des Kissens und auf der rechten Seite – schlug Christian gerade die Augen auf. „Du hast mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht, Sophie! Ich liebe dich! Nie mehr will ich ohne dich sein – nie mehr!“ Sophie lächelte: „Alles, was du mir versprochen hast, Christian, hast du gehalten. Es war so wunderbar und hat überhaupt nicht wehgetan. Es war noch viel schöner als in meinen kühnsten Träumen!“
Als Sophie auf die Uhr schaute, erschrak sie: “Schatz, ich muss ganz schnell nach Hause! Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.“ Eilig huschte sie ins Bad. Aus dem Spiegel blickte sie eine richtige Frau an! Die Frau Sophie Louise Dietl! Ich will gar nicht drüber nachdenken! Ich weiß nur, dass ich einfach glücklich bin. So glücklich wie noch nie in meinem Leben, jubilierte sie. Schnell machte sie sich frisch und schlüpfte in ihre Sachen.
Arm in Arm liefen sie zum Auto und so schnell es ging, fuhr Christian sie zum Prinzregentenplatz. „Am Sonntag besuche ich dich wieder, mein Liebling! Ist es gegen 11 Uhr recht? Wäre das gut?“, fragte Sophie. „Gut? Komm, wann immer du willst! Ich werde ohnehin nur auf dich warten. Komm heute Nacht um 11, morgen früh um 5, aber bitte, komm!!! Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt so lange ohne dich aushalte“, zweifelte Christian. „Ansonsten muss ich dich halt eher holen!!“ Sophie verschloss ihm mit der Hand die Lippen: „Mach das bitte nicht, mein Schatz. Ich verspreche dir, dass die Zeit bis wir wieder zusammen sind, wie im Rausch verfliegen wird. “Ein letzter Kuss und schon rannte Sophie los, lief um die Ecke und verschwand im Hauseingang.
Fürs Glücklich sein gibt es ab sofort für mich nur noch ein Wort, freute sich Christian. Man buchstabiert es SOPHIE! Er strich sich die Haare glatt und fuhr zurück in seine Wohnung.