Читать книгу Yes, das Leben ist genug ... - Peter Eichner - Страница 5

Das Gestern ist fort - das Morgen nicht da, leb also heute! (Pythagoras)

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Der 4. Juni 1950 war einer dieser ungewöhnlich stickigen Frühsommertage in München. Die ganze Nacht hatte es zwar über der Stadt geblitzt und gedonnert aber das erlösende Gewitter mit erfrischendem Regen kam einfach nicht. Früh am Morgen war es immer noch schwül, dicke Wolken hingen über der Stadt und Sophie Dietl war in Eile. Sie hatte verschlafen. Und dabei war doch heute so ein wichtiger Tag! Das erste Mal durfte Sophie auf der großen Bühne der Oper in München mit den anderen Solisten proben.

Der Chef des Balletts hatte schon lange ein Auge auf Sophie geworfen. Sie war eine natürliche Schönheit, anmutig und dazu außerordentlich talentiert. Trotz ihrer erst 17 Jahre wirkte sie schon so professionell, dass niemand mehr über ihre Jugend sprach.

Sophie sprang die Treppen von ihrer Wohnung am Prinzregentenplatz derart hastig hinunter, dass sie fast gestolpert wäre. Sie wollte unbedingt die Linie 1 um 8:31 Uhr erreichen. Als sie um die Ecke kam, sah sie allerdings nur noch, wie sich die Tram in Bewegung setzte und ohne sie davonfuhr. Laut fluchte sie. In diesem Moment öffneten sich die Wolken schlagartig und es begann wie aus Kübeln zu schütten. Binnen Sekunden war Sophie bis auf die Haut durchnässt. Völlig entnervt dachte sie „Heut‘ geht aber auch alles schief!“ Da die nächste Straßenbahn erst in zehn Minuten kommen würde, versuchte sie, sich bis dahin notdürftig unterzustellen. Plötzlich hörte sie eine Stimme. Als sie sich umdrehte, sah sie einen Mann in einem schwarzen VW Käfer, der die Beifahrertür seines Wagens aufhielt und ihr vom Fahrersitz aus zurief: „Kommen sie, sie werden ja ganz nass! Ich kann sie doch mit runter in die Stadt nehmen!“

Im ersten Moment reagierte sie völlig irritiert und wollte schon dankend ablehnen, doch dann – seine Stimme war ja so angenehm… Und eh sie sich versah, saß sie auch schon neben dem Unbekannten im Auto. “Wohin darf ich sie bringen, mein Fräulein?“ Als sie ihn ansah, blickte sie in wunderschöne Augen. Neben dieser faszinierenden Stimme, das Zweite an ihm, das ihr besonders auffiel. „An die Oper bitte.“ „An die Oper? So früh am Morgen?“ „Ja, ich bin Mitglied des Balletts und habe um 9:00 Uhr Probe!“

Christian Kessler war entzückt. Trotz des prasselnden Gewitterregens, dem die Scheibenwischer kaum noch Herr werden konnten, hatte dieses durchaus nicht selbstverständliche, frische weiße Kleid mit den roten Punkten - und natürlich das, was darin steckte - sofort sein Interesse geweckt. Durchaus ungewöhnlich, so früh am Morgen und noch dazu bei strömendem Regen, an einer Haltestelle einem derart hübschen Geschöpf zu begegnen.

Er musterte sie und fühlte sich sofort gefangen. Eine solche Anmut, so grazil und dieses lockige braune Haar…! „Das ist mein Tag“, dachte er und wusste gleichzeitig, dass er jetzt handeln musste. So nahm er, nachdem sie die Maximilianstrasse erreicht hatten, seinen ganzen Mut zusammen: „Ich möchte sie heute Abend zum Essen einladen!“ „Gerne“, sagte Sophie ohne zu zögern. Das Wort war noch nicht ganz ausgesprochen, da erschrak sie schon über sich selbst.

Sophie Louise Dietl war Einzelkind. Im Jahr 1933 hatte sie das Licht der Welt erblickt. Ihre Eltern besaßen die Lodenmanufaktur Dietl in Tegernsee in der 2. Generation. Die Familie lebte in einer stattlichen, eleganten Dachgeschosswohnung am Prinzregentenplatz in München-Bogenhausen.

Sophies Aussehen und die Art und Weise wie sie sich bewegte, führten dazu, dass sich Sophies Mutter - trotz der schwierigen Zeiten - durch setzte und der Tochter bereits im Alter von sechs Jahren Ballettunterricht ermöglichte.

Anna, ihre Lehrerin, war eine sehr strenge Frau. Schließlich konnte sie als ehemalige „Ballerina Assoluta“ auf viele Jahre als Solistin zurück blicken, in denen sie auf den auf den größten Europäischen Bühnen gestanden hatte. Obwohl sie sich damit ein ziemliches Vermögen verdient hatte und vollkommen unabhängig war, gelang es ihr nicht, die Bretter „die die Welt bedeuteten„ vollkommen zu verlassen.

Zur Überraschung der Familie war Sophie von Anna total begeistert. Die Härte, mit der Anna ihre Elevin behandelte und die hohen Anforderungen, die sie an sie stellte, waren seltsamerweise nie ein Problem. Am liebsten wäre Sophie jeden Tag dorthin gegangen. Sie war nicht zu bremsen.

Oftmals, wenn Sophie ihre Übungen mit besonderem Erfolg absolviert hatte, setzten sie sich die beiden an den runden Tisch im Erker von Annas Wohnung. Dann gab es als Anerkennung einen heißen Kakao und dazu selbstgebackene Kekse. Besonders freute sich Sophie, wenn die Mentorin auch noch ihre Fotoalben herausholte und sie gemeinsam die Bilder aus Annas aktiver Zeit betrachteten, die Sophie geradezu mit den Augen verschlang.

Lange hatte Anna realisiert, dass in Sophie ein außerordentliches Talent steckte. In all den Jahren als Lehrerin war ihr so etwas noch nie begegnet. Sophie war geradezu süchtig nach dem Ballett und unendlich belastbar. Wenn sie mal etwas nicht verstand oder merkte, dass Anna nicht so recht zufrieden mit ihren Leistungen war, flossen schnell auch einmal ein paar Tränen, aber dann machten die beiden so lange weiter bis sie auch diese Übung beherrschte.

Danach lief Sophie, überglücklich, schnell die Treppen vom Erdgeschoss nach Oben. Ein wunderbarer Zufall, dass Anna im selben Haus wohnte! Das Erste was sie dann tat, war Lisa, der Haushälterin, zu zeigen, was sie Neues gelernt hatte, denn die Geduld, damit auf die Eltern zu warten, hatte sie nicht, weil beide abends immer erst sehr spät nach Hause kamen.

Nachdem Christian so schnell eine Zusage von Sophie bekam – womit er nicht im Entferntesten gerechnet hatte – strahlte er über das ganze Gesicht. Sophie fühlte, wie sie errötete und das verunsicherte sie noch mehr. Aber nun war nichts mehr rückgängig zu machen! Und das wollte sie eigentlich auch gar nicht. Im Gegenteil – es wurde Zeit, so einen beeindruckenden Mann näher kennenzulernen! Irgendetwas in ihr hatte die Barriere der Zurückhaltung durchbrochen und so fügte sie hinzu: „Um 19:00 Uhr! Hier vor dem Künstlereingang der Staatsoper. Ich freue mich.“ Sie stieg aus, schenkte ihm noch einmal ihr bezauberndstes Lächeln, winkte ihm zu und verschwand im Eingang. Christian fuhr los und hätte fast einen Radfahrer übersehen. Er konnte sein Glück kaum fassen.

Fünf Minuten später erreichte er den Hof „seiner“ Schreinerei in der Baaderstraße, die er zwar nicht gekauft, aber geschäftsführend übernommen hatte.

Christian wurde bereits mit 16 Jahren Vollwaise. Seine Eltern starben Ende 1944 bei einem Luftangriff der Alliierten. Im Jahr darauf schloss er seine Ausbildung bei einer der besten Schreinereien in der Wiener Innenstadt erfolgreich ab. Dann hielt ihn nichts mehr in seiner Heimatstadt. Der Stadt, die ihn täglich daran erinnerte, wie grausam das Leben doch sein konnte. Direkt nach dem Ende des Krieges verließ er Wien.

Trotz all dem Leid, das ihm so früh wiederfahren war, hatte er ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein entwickelt, das ihn antrieb, aus seinem jungen Leben das Beste machen zu wollen. Er wusste um sein besonderes handwerkliches Geschick und spürte auch, dass sein ausgeprägtes freundliches Wesen ihm viele Türen öffnen konnte.

Im Münchner Merkur fand er ein Inserat:

Kleine aber feine Schreinerei in der Isarvorstadt

sucht einen Nachfolger“

Das war’s doch! Christian zögerte nicht lange, sich als Nachfolger zu bewerben. Nun musste er den bisherigen Besitzer nur noch von seiner Qualifikation überzeugen und ihm vermitteln, dass er der Richtige war. Inzwischen schrieb man das Jahr 1947 und er war zwanzig Jahre alt. Leider scheiterte er zunächst an einer einzigen Frage Alois Wagners: „Wie hoch ist ihr Bankkonto, junger Mann?“ Worauf er wahrheitsgemäß geantwortet hatte: „Ich habe kein Bankkonto!“ Daraufhin lehnte Wagner erstmal jegliche weitere Unterhaltung ab. Geschlagene zwei Wochen dauerte es dann noch, bis Christian einen wunderbaren Vorschlag erdacht hatte, von dem er sicher war, mit dem Besitzer erneut ins Gespräch zu kommen.

Alois Wagner hatte drei Monate vor Kriegsende sein rechtes Bein verloren. Ein Leben lang war er in seinem Handwerksbetrieb aufgegangen. Inzwischen im Alter von 76 Jahren, machte auch sein Rücken nicht mehr so recht mit und es fehlte ihm allmählich die Kraft, weiter gute Arbeit zu leisten. Die rechte Motivation war ihm auch abhandengekommen. Außerdem hatten er und seine Frau finanziell schon lange ausgesorgt. Dieser Christian gefiel ihm spontan. Und eigentlich hatte er ein gutes Gefühl – ein sehr gutes sogar! So traf man sich zu einem gemeinsamen Feierabendbierchen wieder, bei dem Christian den beiden seinen Vorschlag unterbreiten konnte:

Während Christian die laufenden Geschäfte übernahm, würde ihm Alois Wagner mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Buchhaltung bliebe nach wie vor in der Hand von Maria Wagner. 60% der Gewinne gingen in den ersten 2 Jahren der Zusammenarbeit an die Familie Wagner. Nach Ablauf weiterer drei Jahre verringerte sich der Prozentsatz auf 25%. Diese Gewinnbeteiligung wäre Christian bereit, bis an das Lebensende von Alois und Maria Wagner zu zahlen.

Beide reagierten begeistert! Entscheidend aber war auch die Tatsache, dass Alois das Gefühl hatte, weiter gebraucht zu werden. Außerdem mussten beide, unter diesen Bedingungen, ihr Lebenswerk, diesen schönen alten Betrieb, der ihnen so viel bedeutete, nicht verlassen. Ausschlaggebend war letztendlich jedoch die Tatsache, dass Alois sicher sein konnte, seine Maria auch nach seinem Tod versorgt zu wissen. Nicht nur finanziell! Er vertraute Christian vollkommen. Ebenso wie Maria. Fast konnte man sagen, dass diese bereits dem Charme und dem grenzenlosen Optimismus dieses jungen Mannes erlegen war.

Schnell ging es wirtschaftlich bergauf. Aufträge gab es ausreichend. Die Schreinerei hatte einen guten Namen und Christian eroberte die Münchner Kundschaft im Handumdrehen. Bald mussten zwei weitere Schreiner eingestellt werden, weil man so viel zu tun hatte.

Im 2. Obergeschoß der Schreinerei hatte sich Christian inzwischen - in Wochenendarbeit - eine gemütliche Wohnung ausgebaut.

Um 18:00 Uhr war am Freitag Feierabend. „Ich habe heute noch einen ganz wichtigen Termin“, rief er Maria zu, die ihm im Treppenhaus begegnete. Sie wünschte ihm schmunzelnd viel Glück und ein entspanntes Wochenende. „Das werde ich haben, ganz sicher!“

Nun noch sorgfältig rasieren, waschen und das neue, vor einer Woche gekaufte Hemd überstreifen. Dazu der schöne blaue Anzug… Einfach unschlagbar würde er aussehen! Sein ohnehin schon großes Selbstvertrauen schlug Kapriolen!

Die Schmetterlinge in seinem Bauch begannen wie verrückt herumzuschwirren. Er hastete die Treppen hinunter, stieg in den am Vorabend noch gewaschenen schwarzen, nun glänzenden VW Käfer und fuhr hinüber in die Maximilianstrasse. Es war zwei Minuten vor 19:00 Uhr als er das Auto direkt vor den Künstlereingang der Oper parkte.

Die Zeit verstrich, Minute um Minute verrann, die Tür öffnete sich nicht. Niemand kam aus dem Gebäude. Christians Nervosität nahm mit jedem Augenblich des Wartens zu. Hatte sie ihn vergessen? Hatte sie es sich anders überlegt? Er schloss die Augen, atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe – als ihn ein Klopfen an die Seitenscheibe aufschreckte.

Zwei wunderschöne blaue Augen lachten ihn an: „Sind sie etwa eingeschlafen?“ Wie vom Blitz getroffen sprang Christian auf, lief um das Auto herum, um ihr die Beifahrertür zu öffnen und strahlte sie an: „Mein Gott, bin ich froh, dass sie da sind!“

Er setzte sich wieder hinter das Steuer und fuhr los. Sophie Louise Dietl musterte Christian. Sollte sie jemals Zweifel gehabt haben, dieser Einladung so spontan gefolgt zu sein, dann wusste sie spätestens jetzt, dass sie alles richtig gemacht hatte. Sein klassisches Profil, die gepflegte Erscheinung und auch seine Art sich zu kleiden gefiel ihr überaus. Schon lange hatte sie nicht mehr einen derart perfekt hergerichteten Mann gesehen.

„Wohin fahren wir?“ „Eine Überraschung! Es ist ganz in der Nähe. Wird ihnen gefallen, Sophie!“ Drei Minuten später erreichten sie den Bogenhausener Hof. Sophie war beeindruckt. Zuletzt hatte sie hier mit den Eltern ihren 16. Geburtstag gefeiert. Ein feines Restaurant mit typisch Bayrischem Essen und einem gepflegtem Ambiente. Sehr, sehr rar in dieser Zeit. Dabei fiel ihr auf, dass Christian wahrscheinlich ein recht gut situierter junger Mann sein musste. Es war alles andere als selbstverständlich in der Nachkriegszeit so ein schönes Auto zu fahren und auch noch in derart exquisiten Lokalen zu verkehren. Christian stellte den Wagen ab. Als er ihr heraus half und sie sich dabei ansahen, mussten beide lächeln. Ein erkennendes Lächeln. Liebe auf den ersten Blick? Ja, so muss das wohl sein, dachte Christian!

Der Ober führte sie zu einem schön gedeckten Tisch und reichte ihnen die Speisekarte. Die Zwei entschieden sich spontan für ein klassisches Menü:

Vorspeise: Hochzeitssuppe

Hauptspeise: Kalbskotelett paniert, mit Bratkartoffeln

Nachspeise: Bayrisch Creme

Dazu trank Sophie ein Mineralwasser und Christian ein schönes, gepflegtes Helles vom Fass.

Als die Suppe serviert wurde mussten beide kichern. „Hochzeitssuppe?“ „Ja“, sagte der Ober schmunzelnd, „das ist eine starke Rinderbrühe mit Pfannkuchen, die gerne den Brautpaaren vor der Hochzeitsnacht serviert wird.“ Mit einem zweideutigen Augenzwinkern verschwand er dann wieder in Richtung Küche. Als sie feststellten, dass sie bisher so gut wie gar nichts voneinander wussten, beschlossen sie das schleunigst zu ändern. Jeder war neugierig auf den anderen.

Wie war ihr Tag heute, Sophie – oder darf ich „Du“ sagen?“ „Gerne Christian!“ Dann erzählte sie ihm, dass sie heute einen ganz besonderen Tag hatte. Zum ersten Mal durfte sie dem Ballettmeister, hinter ihr das gesamte Ensemble, ihr Solo vortanzen. Natürlich war sie sich bewusst darüber gewesen, dass das alles für sie bedeuten konnte. Da sie aber eine solche Ruhe und Sicherheit empfunden habe und auch kein Lampenfieber zu spüren war, wäre ihr Vortrag einfach wunderbar verlaufen. „Alle waren begeistert und applaudierten sogar. Wahrscheinlich hatte wohl niemand wirklich damit gerechnet, dass gerade das „Küken“ so brillieren konnte.“

In der Mittagspause trank sie dann einen Kaffee mit Anna, die natürlich ebenfalls ihren Auftritt verfolgt hatte. Anna war so stolz auf Sophie! Sie umarmte ihre „Kleine“ und verdrückte sogar ein paar Tränchen vor Freude. Wie hatte Anna Sophie immer wieder motiviert? „Das Optimum muss zur Normalität werden!“ Beide wussten, dass sich alle Anstrengungen gelohnt hatten.

Christian war beeindruckt. „Na, dann gibt es heute ja wirklich einen Grund zum Feiern!“ Augenblicklich bestellte er zwei Gläser Sekt. „Ich freue mich so sehr für dich! Was für ein Tag! Lass‘ uns deinen Erfolg nun gebührend begießen. Das ist dein Tag heute! Ein Tag, den du nie vergessen sollst. Zum Wohl!“ Die Gläser klangen.

Sophies Augen leuchteten: „Ich danke dir so sehr! Aber nun ist der Christian an der Reihe! Wer bist du eigentlich? Woher kommst du? Was machst du?“ Sein Leben war schnell erzählt. Christian vergeudete nie viel Zeit mit der Vergangenheit. Weitaus ausführlicher beschäftigte er sich mit der Gegenwart. Ohne Ende konnte er von seiner Leidenschaft - der Schreinerei - berichten. „Das ist Kunst – oder besser – kann Kunst sein! Wie in jedem Beruf gilt auch hier: „Alles, was du mit Liebe tust, tust du gut! Und ich mache das Schreinern mit Liebe!“

Sophie gefiel diese Einstellung außerordentlich. Sie erkannte sich selbst in seinen Worten wieder. Bin ich nicht genau so?

Nach einer Tasse Kaffee zum Abschluss, meinte Sophie – sichtbar traurig – dass sie nun gehen musste. Natürlich wollten auch ihre Eltern noch den großen Tag mit ihr feiern. Mittlerweile war es schon 21:30 Uhr und Sophie ahnte, dass sie bestimmt schon zuhause vermisst werden würde. Christian war natürlich nicht sehr erfreut darüber. Doch er ließ sich nichts anmerken. So verließen sie das Restaurant.

Am Wagen angekommen, nahm Christian Sophies Hand und sagte: „Ich war schon lange nicht mehr so glücklich wie heute mit dir. Morgen soll die Sonne wieder scheinen. Hättest du denn Lust mit mir in die Isarauen zu fahren? Wenn ja, würde ich dich um 13:00 Uhr abholen. „Gerne, sogar sehr gerne, Christian. Lass‘ uns doch wieder vor dem Bühneneingang der Oper treffen, denn ich muss morgen früh erstmal noch ein bis zwei Stunden üben.“

Nachdem er sie vor ihrer Haustür abgesetzt hatte, wendete er, während sie an der Tür stand und ihm so lange nach winkte bis die Rücklichter des Käfers im Dunkel verschwanden. Leise summend rannte sie dann beschwingt die Treppen des Wohnhauses hinauf, in den dritten Stock. Ihr Herz jubilierte.

„Herzlichen Glückwunsch, meine Liebe, wir haben es schon von Anna erfahren. Nun hast du bereits dein erstes großes Ziel erreicht! Wir sind unendlich stolz auf dich, mein Kind.“

„Stellt euch vor, morgen früh bekomme ich meinen Vertrag für die komplette nächste Spielzeit. Ich bin so gespannt! Kann es kaum erwarten, fest zum Ensemble zu gehören. Ihr wisst doch, wie sehr ich mir wünsche, bald auf eigenen Füssen zu stehen!“

„Das wirst du auch, mein Schatz“, bekräftigte die Mutter, „aber lass‘ dir nur Zeit damit. Du bist doch noch so jung!“ Sophie zog ganz schnell die Augenbrauen hoch. Sie hatte es einfach satt, dauernd zu hören, dass sie ständig für irgendetwas zu jung war.

Yes, das Leben ist genug ...

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