Читать книгу Ich – wer ist das? - Peter Pfrommer - Страница 16
c) Hemmungen und Prüfungsangst
ОглавлениеWie bereits im Zusammenhang mit dem Leistungsdenken erwähnt, geht jeder Wunsch nach Erfolg mit entsprechenden Ängsten einher, dass sich der ersehnte Erfolg nicht einstellen könnte. Besonders paradox wird diese Situation, wenn diese Ängste den Erfolg sogar verhindern, wenn also der Ich-Gedanke dem Ich selbst im Weg steht.
Sie kennen vermutlich aus eigener Erfahrung die Anspannung in einer Vortragssituation, einer mündlichen Prüfung oder einem Vorstellungsgespräch, überall dort, wo eine gute spontane Selbstpräsentation wichtig erscheint und potentiell durch Beifall, Anerkennung und Bewunderung belohnt wird. Gerade dort bewirkt der Wunsch nach Erfolg oft genau das Gegenteil und hat Befangenheit, übermäßige Selbstkontrolle, Verkrampfungen und Unsicherheit zur Folge. Allein die geistige Nebenbeschäftigung mit dem „Mach ich alles richtig?“ mindert die eigene Aufmerksamkeit. In der Folge fehlt es an Übersicht, Offenheit und Gelassenheit. Wer kennt es nicht: Auch im zwischenmenschlichen Bereich herrscht heute oft das Bedürfnis vor, besonders „cool“ zu erscheinen, wobei der angestrengte Versuch, „cool“ zu sein, selten in eine überzeugende Coolness mündet.
Generell gilt: Je ernster eine Aufgabe genommen wird, desto intensiver die Vorbereitung und desto größer die destruktive Angst vor einem Scheitern. Doch worin besteht die Lösung? Nun, man könnte versuchen, das Tor zum Erfolg zu öffnen, indem man den Wunsch nach Erfolg ablegt. Kann das funktionieren? Wohl eher nicht. Diese clevere Strategie ist natürlich ein Selbstbetrug, der dem Wunsch gleicht, das Wünschen aufzugeben bzw. den Versuch widerspiegelt, nichts mehr zu versuchen. Das kann nicht gelingen. Da der Wunsch nach Erfolg selbst eine Folge des Ich-Gedankens darstellt, kann sich das Ich nicht durchsetzen, indem es seinen eigenen Wunsch revidiert. Eine der Konsequenzen des Ich-Gedankens besteht also darin, dass bestimmte Ich-Ziele manchmal nicht zu erreichen sind.