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e) Versuch der kurzzeitigen Ich-Überwindung

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Dass der Ich-Gedanke unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringt, bleibt wohl auch dem hartnäckigsten Ego nicht verborgen. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche Methoden, die zumindest kurzfristig von der Last des Selbstbezugs und der damit einhergehenden Isolierung befreien sollen.

• Im Alkohol- oder Drogenrausch scheinen sich Begrenzungen und Blockaden zu lockern, Begegnung und Verständigung werden erleichtert, das eigene Selbstwertgefühl bekommt einen Schub. Schon die alten Griechen feierten die Verbrüderung im Dionysos-Kult. Offensichtlich gibt es Rausch-Strategien in allen Völkern. Allerdings verzehren Alkohol und Drogen gleichzeitig die psychischen Abwehrkräfte des Menschen. In der Schwächephase nach dem Rausch tritt das persönliche Mangelgefühl umso stärker wieder in Erscheinung.

• Im Extremsport kommt es zum berühmten Kick, wenn an der Steilwand ohne Sicherung die Lebensgefahr und die damit verbundene Konzentration so groß werden, dass sämtliche Gedanken an das Ich wegfallen. Extremsportler berichten fast übereinstimmend von einer Phase, in der sie sich wie „eins“ fühlen mit ihrer Umgebung, komplett, vollkommen und eingebettet in den gegenwärtigen Augenblick ohne eine lästige Reflexion über ihre Situation. Allerdings kehrt das Ich mit Zuverlässigkeit zurück, badet sich hinterher im Erfolg seiner eigenen Abwesenheit und drängt auf Wiederholung, wobei der Anspruch an die zu überwindende Gefahr von Mal zu Mal natürlich immer größer wird.

• In Massenveranstaltungen wie Rock-Konzerten und vielen anderen Formen der gemeinsamen Ekstase fügt sich der Einzelne in ein größeres Ganzes, in eine Gemeinschaft der Gleichgesinnten oder verströmt sich in Musik und Tanz. Dies stellt vermutlich die am wenigsten gesundheitsschädliche Form der kurzzeitigen Ich-Überwindung dar, wenn auch sie keine dauerhafte Erlösung bietet.

Sie kennen vielleicht weitere Strategien zur kurzzeitigen Ich-Überwindung. Es ist beachtlich, dass die Probleme des persönlichen Ich-Bezugs auch im Alltag so offenkundig werden, dass sie viele Menschen in eine Abwehrhaltung, zum Beispiel in Alkohol- und Drogenkonsum, drängt. Aber warum wird dieser Zusammenhang nur so selten artikuliert? Warum sucht man die Ursachen für Alkohol- und Drogenprobleme in unterschiedlichen Symptomen und nicht in ihrem wahren Grund?

Ich – wer ist das?

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