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f) Wunsch nach Selbstverbesserung

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Wenn das Streben nach äußeren Dingen wie Ansehen oder Besitz nicht die ersehnte Erleichterung erbringt, dann liegt es nahe, das Lebensglück in einer grundlegenden Änderung der Lebenseinstellung zu suchen. Jetzt erfolgt die Kompensation des persönlichen Mangelgefühls durch eine Änderung des Verhaltens oder, wenn das nicht reicht oder klappt, durch eine Selbstoptimierung des Charakters bzw. der eigenen Persönlichkeit. Im ersten Fall handelt es sich im Grunde um die besonders zur Jahreswende geäußerten guten Vorsätze, das Rauchen zu beenden, sportlicher zu leben oder gesünder zu essen. Jeder kennt wohl aus eigener Erfahrung diese gutgemeinten Ziele. Ein ganzes Bataillon von Sportstudios und Lifestyle-Zeitschriften lebt von diesen mehr oder weniger konsequent umgesetzten Vorhaben.

Sie werden mir zustimmen, dass der zweite Ansatz sehr viel subtiler ist, weil viel weniger konkret. Die Selbstverbesserung erfordert hier eine Stärkung der persönlichen Disziplin, Zufriedenheit, Achtsamkeit, Offenheit etc. bzw. den Abbau von Schüchternheit, Selbstbezogenheit, Eifersucht, Ungeduld etc. Man hat begriffen, dass man nicht unzufrieden ist, weil man raucht, unsportlich ist oder sich ungesund ernährt, sondern man raucht, verhält sich unsportlich und ungesund, weil man unzufrieden ist.9

Leider stellen sich im Prozess der Selbstverbesserung einige kniffelige Fragen. Wie soll man zum Beispiel disziplinierter werden, wenn man es nicht ist? Wie wird man ein zufriedener Mensch, wenn man doch gerade unzufrieden ist? Wie legt man seine Ungeduld ab, wenn man doch gerade mit sich selbst ungeduldig ist? Wir werden auf diese Fragen gleich nochmal zurückkommen.

An dieser Stelle sei drauf hingewiesen, dass jede Selbstverbesserung die Aufspaltung des Ich in zwei Teile voraussetzt, nämlich in den einen Teil, der verbessert werden muss, und einen anderen Teil, der um die Verbesserung weiß und sie durchzusetzen versucht. Es handelt sich also um eine Art Selbstmanipulation, wobei sich das getrennte Ich immer weiter fragmentiert. Da der Fokus bei jeder Selbstverbesserung auf einen persönlichen Mangel gerichtet ist, tritt die Zerrissenheit und Unvollkommenheit des eigenen Wesens immer mehr ins Bewusstsein. In der Folge führt der Prozess der Selbstverbesserung selten zu einer Steigerung des persönlichen Wohlbefindens, sondern verstärkt das Leid, ein getrenntes und mangelhaftes Ich zu sein.

Ich – wer ist das?

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