Читать книгу Der direkte Weg - Peter Russell - Страница 10

2 Die Geschichte der TM

Оглавление

Die Transzendentale Meditation ist keine Erfindung unserer Zeit: Sie ist eine uralte Technik, deren Ursprung auf eine Jahrtausende alte Tradition zurückgeht. Selbstverständlich hat man ihr nicht immer den gleichen Namen gegeben, aber die gleiche grundlegende Technik wurde in der Vergangenheit viele Male gelehrt. Es gab Lücken, in denen das Wissen verloren ging. Die Geschichte der TM ist nicht kontinuierlich, aber nach einer Zeit der Stille kam das Wissen um die Transzendentale Meditation immer wieder an die Oberfläche zurück.

Dies ist eine unvermeidliche Konsequenz für eine Lehre, die mündlich von einer Person zur anderen weitergereicht wird. Es sind die langen Zeiträume, die das Wissen um Meditation immer mehr verändert haben, bis schließlich kaum noch etwas von dem Ursprung übrig blieb. Es ist so, als ob man die Kopie einer Kopie von einer Kopie usw. macht. Jede Kopie wird ein wenig undeutlicher, bis sie schließlich nicht mehr zu entziffern ist.

Je mehr die praktischen Übungen einer Lehre verfälscht werden, desto mehr verlieren sie ihre Effektivität und entfalten kaum noch Wirkung. Schließlich werden sie ausrangiert und das, was verbleibt, sind nur noch leere Worthülsen, welche die Meditation und ihre ursprünglichen Wirkungen beschreiben. Jeder Hinweis darauf, dass Meditation sehr leicht und natürlich sein kann, wird dann schnell als lächerlich abgetan.

Wenn auch die Meditationsanleitungen zu großen Teilen verloren gingen, so überlebte doch der Samen, aus dem sie entstanden sind. Immer wieder gab es Lehrer, denen es gelang, die Technik der Meditation in ihrer Ursprünglichkeit wiederherzustellen. Gegenwärtig sind wir Zeugen einer solchen Wiederbelebung der alten Lehre, die sich diesmal sogar über die ganze Welt verbreitet. Der Lehrer, der uns heute die Techniken vermittelt, heißt Maharishi Mahesh Yogi und ist allgemein als „Maharishi“ bekannt.

Bevor Maharishi 1955 aus dem Himalaya kam, war er ein treuer Schüler und Mitarbeiter des berühmten indischen Weisen Brahmananda Saraswati. Der vollständige Titel seines Lehrers war „Swami Brahmananda Saraswati – Jagadguru Bhagwan von Jyotir Math“, aber Maharishi nennt ihn einfach „Guru Dev“. Dies ist ein sehr weit verbreiteter Titel in Indien und bezieht sich auf einen „gottbegnadeten“ Meister, der eine Tradition lehrt und leitet.

Guru Dev wurde im Jahre 1868 geboren und begann mit seiner spirituellen Suche schon im Alter von neun Jahren. Bereits als kleiner Junge erkannte er, dass er keine dauerhafte Zufriedenheit aus den weltlichen Freuden gewinnen konnte. Schon sehr früh wurde ihm bewusst, dass wahre Erfüllung aus dem Inneren kommt. Also machte er sich auf die Suche nach einem spirituellen Meister. Er wanderte zu Fuß den Himalaya hinauf und suchte vier Jahre lang, bevor er einen Lehrer traf, der seinen hohen Ansprüchen gerecht werden konnte: Dieser Lehrer musste nicht nur über das vollständige spirituelle Wissen seiner Zeit verfügen, sondern auch selbst Erleuchtung erlangt haben und lebenslang im Zölibat leben.

Maharishi spricht relativ selten über das Leben seines Meisters. Er meint, dass Ereignisse im äußeren Leben eines Meisters seiner wirklichen Bedeutung nicht gerecht werden können. Sie sind nicht in der Lage, das zu beschreiben, was wirklich zählt, nämlich sein Bewusstsein und seine innere Größe. Trotzdem erzählt uns Maharishi eine Geschichte, die für die Sorgfalt bezeichnend ist, mit der Guru Dev seinen Meister suchte.

Während seiner Wanderung durch den Himalaya traf der junge Guru Dev auf einen Sannyasin, der angeblich erleuchtet sein sollte. Ein Sannyasin ist ein Mann, der sehr zurückgezogen lebt und allen materiellen Dingen und weltlichen Genüssen entsagt hat. Traditionsgemäß dürfen diese Menschen nicht ihre eigene Nahrung kochen, denn es ist ein Teil ihrer Disziplin, kein Feuer zu benutzen. Als Guru Dev diesen Sannyasin traf, fragte er ihn als Erstes, ob er vielleicht etwas Feuer von ihm haben könnte. Der Mann wurde sehr zornig und schrie den Jungen an, wie er es wagen könnte, ihn um so etwas zu bitten. Ob er nicht wüsste, dass ein Sannyasin niemals Feuer benutzt, und dass es eine große Beleidigung sei, ihn um so etwas zu bitten! Der Junge entgegnete ihm daraufhin bescheiden, aber bestimmt: „Wenn Sie kein Feuer haben, von wo ist es denn jetzt aufgeflammt?“

Der Sanysasin beruhigte sich augenblicklich, denn er erkannte, dass dies kein gewöhnlicher Junge war, der vor ihm stand. Er bat ihn inständig, bei ihm zu bleiben und sein Schüler zu werden. Aber der Junge hatte genug gesehen, um zu erkennen, dass dieser „Heilige“ nicht seinen Ansprüchen genügen würde.

Nach vier Jahren der Suche in gesamten Himalaya traf Guru Dev schließlich auf einen Meister, der seinen Vorstellungen entsprach. Dies war Swami Shri Krishnanand Saraswati, ein großer Heiliger seiner Zeit. Er lebte tief in den Bergen an einem Ort namens Uttar Kashi, im so genannten „Tal der Heiligen“. Der junge Guru Dev wurde bald sein engster Schüler und blieb 20 Jahre bei ihm. Im Alter von 34 Jahren verließ er Swami Krishnanand und zog sich in die Wälder Zentralindiens zurück. Dort lebte Guru Dev, Maharishis Meister, vierzig Jahre in völliger Einsamkeit im Urwald, fernab aller menschlichen Ansiedlungen. Aber selbst aus diesem spärlichen Kontakt zur Außenwelt entstand sein Ruf, ein wahrhaft Erleuchteter zu sein.

Nach Jahrzehnten in der Stille und Einsamkeit bat man Guru Dev, die Berge zu verlassen und das erwürdige Amt des Shankaracharya von Jyotir Math zu übernehmen. Jyotir Math in Nordindien ist eine der vier Klosterschulen, die der Weise und Reformator Adi Shankara vor gut 2500 Jahren eingerichtet hatte, um seine Lehre vor Verfälschung zu bewahren. In den letzten 150 Jahren hatte sich jedoch niemand gefunden, der geeignet gewesen wäre, die wichtige Position des Shankaracharyas einzunehmen. Die Hüter der Tradition Shankaras hatten erkannt, dass es mit Brahmananda Saraswati einen der wenigen voll verwirklichten Menschen gab, der die Kraft und innere Größe besaß, die Menschen Indiens zu den ursprünglichen Lehren Adi Shankaras zurückzuführen. Deshalb baten sie ihn, dieses Amt zu übernehmen. Doch Guru Dev wies das Angebot zurück. Jahr für Jahr wurden ihm Botschaften zugesandt, in denen man ihn anflehte, die Wälder zu verlassen und diese für ganz Nordindien wichtige Position einzunehmen, aber er weigerte sich standhaft. Es vergingen noch weitere zwanzig Jahre, bevor er das Amt schließlich übernahm. Dieses Mal wurde ihm keine Chance gegeben, abzulehnen.

Alle zwölf Jahre findet in Allahabad, dem Ort, wo die heiligen Flüsse Ganges und Yamuna zusammenfließen, die Kumbha Mela, Indiens größte Versammlung der „Heiligen“ statt. Es ist üblich, dass zu diesem Anlass Tausende von Einsiedlern ihre Höhlen in den Bergen verlassen, um an dieser Versammlung teilzunehmen. So auch Guru Dev. Diejenigen, die ihn schon wiederholt gebeten hatten, nutzten diese Gelegenheit und machten ihn in einer feierlichen Zeremonie offiziell zum Shankaracharya für Nordindien.

Guru Dev hatte kaum eine andere Wahl, als diese Ehre anzunehmen. Er kehrte nicht in den Urwald zurück, sondern verbrachte den Rest seines Lebens damit, den Menschen Nordindiens das uralte Wissen Adi Shankaras in seiner ursprünglichen Kraft und Reinheit wieder neu zu vermitteln.

Der direkte Weg

Подняться наверх