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Der Weg der Mühelosigkeit

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Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es immer wieder Zeiten gab, in denen Meditation als mühelos und angenehm erfahren wurde. Im Laufe der Zeit wurde dieses ursprüngliche Wissen jedoch verfälscht und verlor seine Wirksamkeit. Schon die Behauptung, dass Meditation etwas Einfaches sei, wurde ins Lächerliche gezogen. So wurde Meditation immer häufiger mit Begriffen wie Kontrolle oder Anstrengung in Verbindung gebracht.

In den uralten Schriften stoßen wir häufig auf Aussagen wie „Der Geist muss still werden“ oder Ähnliches. Nun, diese Aussage ist im Grunde genommen völlig neutral. Sie beschreibt lediglich das, was passieren muss, um Fortschritte zu erzielen. Sie befürwortet in diesem Prozess weder Anstrengung noch Kontrolle. Doch diejenigen, welche diese Aussagen nicht richtig deuten konnten, legten sie schnell falsch aus: nämlich als Aufforderung zu Kontrolle und Anstrengung. Aus der ursprünglichen Empfehlung „Der Geist muss still werden“ wurde „Der Geist muss still gemacht werden“.

Wie dem auch sei, ein in sich selbst und in Stille ruhender Geist ist zweifellos das Ziel jeder Meditation. Nur wird damit noch lange nicht beschrieben, wie man dort hinkommt. Ganz im Gegenteil: Schon der bloße Versuch, den Geist zu beruhigen, erhöht die geistige Aktivität und behindert dadurch das natürliche Fließen der Meditation. Es ist so, als ob man versuchen würde, einzuschlafen. Je mehr Sie sich anstrengen, endlich einzuschlafen, desto aktiver und unruhiger werden Sie. Hier hilft nur loslassen, z.B. indem Sie beginnen, „Schäfchen zu zählen“. Und siehe da, plötzlich schlafen Sie ein, ohne es zu bemerken.

Das Ziel der Meditation ist es, den gesamten Geist von sich aus still werden zu lassen. Doch solange in Ihrem Geist Spuren von Kontrolle oder Anstrengung verbleiben, wird es stets Formen mentaler Aktivität geben und für den Geist wird es unmöglich, vollständig zur Ruhe zu kommen. Der Versuch, sich an seinen eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, wird immer erfolglos bleiben, egal wie kräftig man zieht. Wenn man überhaupt irgendwelche Erfolge verspürt, so liegt das wohl mehr an unserem Glauben, der Geist sei ruhig geworden. (Ich will nicht behaupten, dass solche Praktiken überhaupt keine Wirkungen hätten. Irgendwann zeigen sie sicherlich Erfolge, jedoch erst nach langem und anstrengendem Üben. Meines Erachtens haben ihre Anhänger auch nie etwas anderes behauptet.) Diese Techniken sind wahrscheinlich in manchen Fällen trotzdem erfolgreich, weil der Geist für einen längeren Zeitraum auf das Äußerste angespannt wurde. Wird er dann losgelassen, gibt er von sich aus auf und die Person „transzendiert“ spontan.

Vielleicht verstehen Sie nun, warum Konzentration in der Transzendentalen Meditation weder gewünscht noch nötig ist. Wörtlich übersetzt bedeutet „Konzentration“: etwas anvisieren, zusammenbringen und auf einen bestimmten Punkt ausrichten. Es verlangt nicht zwingend nach Kontrolle oder Anstrengung. In vielen praktischen Anwendungen wird jedoch meist Mühe verlangt. Zuerst muss der Geist entgegen seiner natürlichen Tendenz, nach immer neuen, angenehmeren Erfahrungen zu suchen, bei einem bestimmten Gedanken festgehalten werden. Und zweitens muss mehr Energie in den Denkprozess selbst investiert werden, um das Signal-Stör-Verhältnis zu verbessern und den ausgewählten Gedanken klarer im Bewusstsein zu halten. Daher ist der Begriff „Konzentration“ häufig mit dem Begriff „Anstrengung“ verwechselt worden.

Bei der Transzendentalen Meditation wird die gedankliche Aktivität völlig ohne Anstrengung ganz natürlich reduziert. Wie wir bereits dargestellt haben, wird die Aufmerksamkeit automatisch von angenehmeren Erfahrungen angezogen. Lässt man diesen natürlichen Prozess zu, ohne einzugreifen oder dagegen anzukämpfen, vermindert sich der geistige Hintergrundlärm spontan. Es ist nicht mehr nötig, konzentrierter zu denken, um die Klarheit eines Gedankens zu steigern – er wird automatisch klarer.

Ein anderer, weit verbreiteter Irrtum besteht darin, die Quelle eines Gedankens mit dessen Ursache zu verwechseln. Es wurden zahlreiche Techniken entwickelt, in denen die Person versucht, einen Gedanken anhand seiner Ursachenkette und des Erinnerungsvermögens bis zu seinem Anfangspunkt in der Vergangenheit zurückzuverfolgen. Doch dies ist nicht dasselbe, wie einen Gedanken bis zu seiner Quelle zurückzuverfolgen, d.h. denselben Gedanken auf immer ruhigeren und feineren Ebenen der Aktivität zu erfahren. Techniken, die einen Gedanken anhand seiner Ursachenkette zurückverfolgen, beschäftigen sich immer noch mit der Bedeutung von Gedanken und halten dadurch die Aufmerksamkeit auf gröberen Ebenen der mentalen Aktivität fest. Sie mögen einen psychoanalytischen Wert haben, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie den Geist in einen Zustand der Stille versetzen können.

Deshalb beschäftigt sich die Transzendentale Meditation überhaupt nicht mit dem Inhalt oder der Bedeutung von Gedanken, die in der Meditation auftauchen. Es spielt keine Rolle, woran man denkt, sondern nur, dass man überhaupt in der Lage ist, zu denken. „Jeder, der denken kann, kann auch meditieren“, sagt Maharishi.

Unsere Gedanken mögen nützlich, langweilig, klar, verschwommen, genial oder unsinnig sein; für die Transzendentale Meditation ist das unerheblich. Es sind einfach Gedanken in der einen oder anderen Form. Alle Gedanken, gleichgültig, wovon sie handeln oder wer sie denkt, entwickeln sich aus einem zarten Impuls des Bewusstseins heraus und „wachsen“, bis sie so stark und deutlich geworden sind, dass sie im Geist bewusst als Gedanke wahrgenommen werden können. Nicht die Bedeutung eines Gedankens, sondern dieser natürliche Ablauf des Denkprozesses ist für die Transzendentale Meditation wichtig.

Einige wenige Menschen hatten das Glück, Zustände tiefer Meditation spontan zu erfahren, häufig, ohne dass sie davon wussten oder gar versuchten, sie bewusst zu erreichen. Oft traten solche Erfahrungen genau dann auf, wenn die Person vollkommen entspannt war, nichts Bestimmtes tat oder dachte, sondern den Geist einfach seinem natürlichen Verlauf folgen ließ. Die folgende Aussage von R. M. Bucke beschreibt einen solchen Zustand, der seiner Erfahrung „Kosmischen Bewusstseins“ vorausging. Man beachte die entspannte und unverkrampfte Geisteshaltung:1

„Mein Geist … war ruhig und friedlich. Ich befand mich in einem Zustand der stillen, ja passiven Freude; ich dachte nicht bewusst nach, sondern ließ alle Gedanken, Bilder und Gefühle einfach fließen …“

Es ist diese akzeptierende Einstellung, dieses Fließenlassen der Gedanken, was von so großer Bedeutung ist, nicht Kontrolle oder Anstrengung! Der wesentliche Grund, warum solche Erfahrungen nicht häufiger auftreten, liegt in unserem Bemühen, diese erreichen zu wollen. Sicherlich ist es in vielen alltäglichen Bereichen des Lebens möglich, durch Anstrengung schneller zum Ziel zu kommen. Aber in der Meditation wäre dies mit Sicherheit die falsche Vorgehensweise. Hier gilt: Je weniger Bemühen, desto besser!

Unsere falsche Grundannahme, den Geist in die gewünschte Richtung zwingen zu wollen, verhindert oftmals, was wir in der Meditation anstreben: nämlich den Geist spontan in die richtige Richtung fließen zu lassen.

An diesem Punkt setzt die Transzendentale Meditation (TM) an. TM ist eine Technik, die den Geist spontan zur Erfahrung tiefer Stille streben lässt. Und da sie systematisch vorgeht, ermöglicht sie uns, diesen natürlichen Zustand häufiger und regelmäßiger zu erleben. Dadurch macht sie das Erfahren reinen Bewusstseins jedem Menschen zugänglich und nicht nur einigen wenigen „Auserwählten“.

Der direkte Weg

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