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Weltweite Ausbreitung der Transzendentalen Meditation

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Nachdem Maharishi den Himalaya verlassen hatte, ging er zuerst nach Kerala, einem Bundesstaat tief im Süden des indischen Subkontinents. Maharishi hatte keine besonderen Vorbereitungen getroffen, dort einen Vortrag zu halten, er fühlte sich nur irgendwie dort hingezogen. Nach ein paar Tagen wurde er auf der Straße von einem Mann angesprochen, der ihn als einen Mönch aus dem Norden erkannte und ihn bat, für die lokale Bevölkerung Vorträge zu halten. Maharishi nahm das Angebot an. Was er zu erzählen hatte, faszinierte die Menschen so sehr, dass die gemietete Halle bereits am siebten Abend vollkommen überfüllt war. Daraufhin wurde Maharishi spontan gebeten, auch in anderen Städten dieser Gegend zu sprechen. Aus den anfangs geplanten sieben Tagen wurden schließlich sechs Monate, in denen Maharishi im ganzen Staat Vorträge hielt und die TM lehrte.

Gegen Ende dieser Vortragsserie wurde bereits das erste Buch zur Transzendentalen Meditation veröffentlicht. Es trug den Titel: „The Beacon Light of the Himalayas“ (Das strahlende Licht des Himalaya). Da das Buch nur in geringer Auflage gedruckt wurde, ist es heute nicht mehr allgemein zugänglich. Im Prinzip beschreibt es Maharishis Absicht, durch TM oder die „Transzendentale Tiefe Meditation“, wie sie damals genannt wurde, die ursprünglichen Lehren Indiens in einer neuen, für jedermann verständlichen Form der gesamten Welt wieder zugänglich zu machen.

Nachdem Maharishi Kerala verlassen hatte, reiste er mehr als zwei Jahre lang kreuz und quer durch Indien. Rasch bekam er große Anerkennung, nicht nur in seiner Funktion als Lehrer, sondern auch für die TM als Meditationstechnik.

Aufgrund dieses Erfolgs gründete er im Dezember 1958 in Madras seine erste Organisation, die „SRM“ oder „Spirituelle Erneuerungsbewegung“ (Spiritual Regeneration Movement) und legte damit den Grundstein zur weltweiten Verbreitung der Transzendentalen Meditation.

Ein wesentlicher Grund dafür, dass zur damaligen Zeit viele Nationen der westlichen Welt reicher und angesehener als Indien waren, lag laut Maharishi daran, dass hier die Menschen allem Neuen deutlich offener entgegentraten. Sie waren eher bereit, die Dinge unvoreingenommen auszuprobieren und neue Ideen aufzunehmen. Um die Welt für seine Meditation zu interessieren, musste er also zuerst in die „fortschrittlicheren“ Länder gehen. So verließ er 1958 Indien und reiste in Richtung Osten über Singapur nach Hawaii. Im Frühjahr 1959 erreichte er Kalifornien. Dort blieb er mehrere Monate, lehrte TM und gründete das erste nationale Zentrum der SRM. Danach besuchte er New York und schließlich auch Europa.

Schon nach seiner ersten Welt-Tournee wollten so viele Menschen die TM erlernen, dass Maharishi der Nachfrage allein nicht mehr gerecht werden konnte. So entschloss er sich, eigene Meditationslehrer auszubilden. Diese Entscheidung stellte eine radikale Wende in der indischen Tradition dar. Bisher wurde die Meditation immer vom Meister der Tradition selbst oder durch seine engeren Schüler gelehrt. Maharishi jedoch nahm normale westliche Menschen und bildete sie zu Meditationslehrern aus. Das heißt nicht, dass er westliche Gurus oder spirituelle Meister schuf; er bildete einfach Menschen dazu aus, die Meditation weiterzugeben. Denn dies kann jeder tun, der ausreichend Erfahrung mit der TM hat und gewissenhaft ausgebildet wurde.

Die ersten Ausbildungskurse für TM-Lehrer fanden in Indien in der Nähe von Rishikesh statt. Rishikesh ist ein berühmtes Pilgerzentrum am Fuße des Himalaya, wo der Ganges die Berge verlässt. Etwas außerhalb der Stadt, oberhalb der bewaldeten und steilen Abhänge des Ganges hatte Maharishi ein Meditationszentrum errichten lassen. In diesem „Ashram“ wurden die zukünftigen Lehrer drei Monate lang ausgebildet, Maharishis Transzendentale Meditation weiterzugeben. Am ersten Kurs nahmen etwa 30 Personen teil. 1970 waren es bereits 200. Da die Nachfrage nach Lehrern immer weiter anstieg, verlegte Maharishi die Kurse nach Europa und errichtete dort Ausbildungsstätten, wo teilweise bis zu tausend Personen gleichzeitig Lehrer für TM werden konnten. Als auch dies nicht ausreichte, modifizierte Maharishi das Lehrer-Ausbildungsprogramm dahingehend, dass die erste Ausbildungsstufe auch im eigenen Land abgeschlossen werden konnte. Dadurch konnte Maharishi allein bis 1975 mehr als 10.000 Lehrer für Transzendentale Meditation ausbilden.

Auf seinen vielen Vortragsreisen stellte Maharishi fest, dass besonders in den westlichen Industrienationen viele Menschen dem „Spirituellem Wissen“ eher zurückhaltend gegenüberstanden. Schon der Titel seiner Organisation „Spirituelle Erneuerungsbewegung“ – hielt viele davon ab, sich näher mit der TM zu beschäftigen. Also gab Maharishi seiner Organisation im Jahre 1960 die etwas neutralere Bezeichnung „Internationale Meditationsgesellschaft“ (lnternational Meditation Society = IMS). Im Jahre 1965 gründete er zusätzlich die „Students International Meditation Society (SIMS)“ (Internationale Meditationsgesellschaft für Studenten), um der schnell wachsenden Nachfrage nach TM besonders unter Studenten und jungen Menschen noch besser gerecht werden zu können.

Das sich Anfang der 70er Jahre so viele Studenten der Meditation zuwandten, ist sicher auf deren große Enttäuschung über die so genannten „Segnungen der Konsumgesellschaft“ und eine allgemeine Kritik am „Establishment“ zurückzuführen. Auch die Enttäuschung darüber, dass sich selbst durch regelmäßigen Drogenkonsum die erhoffte „Bewusstseinserweiterung“ nicht einstellte, war für viele junge Menschen ein Motiv, mit der TM zu beginnen.

Zur gleichen Zeit begannen sich auch westliche Naturwissenschaftler zunehmend für die physiologischen und psychologischen Wirkungen der Transzendentalen Meditation zu interessieren. In vielen Universitäten wurden spezielle Forschungsprogramme eingerichtet, und da die Transzendentale Meditation als einzige Meditationsform weltweit genügend Probanden liefern konnte, gewann sie auch unter Wissenschaftlern schnell an Ansehen.

Dies inspirierte Maharishi, zwei weitere Impulse im Bildungsbereich zu setzen. Er gründete die Maharishi International University (MIU), die das Studium der TM in die herkömmlichen akademischen Zweige integrierte (siehe Kapitel 14) und entwickelte gleichzeitig seine Wissenschaft der Kreativen Intelligenz (WKI). Die WKI ist ein neuartiger interdisziplinärer Bildungsansatz, der einen Brückenschlag zwischen den mehr objektbezogenen westlichen Wissenschaftskonzepten und dem mehr subjektbezogenen östlichen Wissen darstellt.

All dies ließ die Anzahl der Meditationsanfänger teilweise dramatisch ansteigen. Allein bis Mitte 1975 waren in den USA schon mehr als 500.000 Menschen in die TM eingeführt worden, weltweit waren es mehr als eine Million. Heute, im Jahr 2003, haben mehr als 5 Millionen Menschen Maharishis Transzendentale Meditation erlernt. Und die Zahl steigt weiter.

Besonders hohe Wachstumsraten wurden in den letzten Jahren in Russland und anderen Ländern des Ostens erzielt. Auch in Indien selbst ist das Interesse an der Transzendentalen Meditation deutlich gewachsen. Somit kehrt eine uralte Wissenstradition in einem neuen westlichen Gewand in ihr Ursprungsland zurück.

Maharishi hat sein Auftreten mehrfach den Herausforderungen der Zeit angepasst. Aber wie auch immer sich Name und äußeres Erscheinungsbild von Maharishis Organisation verändern werden, das Wissen um die Transzendentale Meditation wird davon unberührt bleiben. Genauso wie ein Apfel immer nach unten fällt, gleichgültig, ob man daran glaubt oder nicht, wird auch die TM immer die gleiche Wirkung auf Geist und Körper entfalten. Dabei ist es unerheblich, ob man die Meditation als Methode zur Gesundheitsvorsorge, Stressprophylaxe, Entwicklung kreativer Intelligenz oder zur Erweiterung des Bewusstseins einsetzt.

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