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Mantren

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Durch die Transzendentale Meditation lernen wir einen spezifischen Gedanken in immer früheren Stadien seiner Entwicklung zu erfahren. Als Hilfsmittel oder Werkzeug hierzu benutzen wir eine spezielle Klangsilbe, ein so genanntes Mantra.

Nicht jeder Gedanke ist als Mantra geeignet. Er muss bestimmte Eigenschaften besitzen und darf z.B. keinerlei Bedeutungsinhalt haben. Denn jeder Gedanke, der eine spezifische Bedeutung hat – und fast jeder Gedanke hat eine solche – wird die Aufmerksamkeit an der Oberfläche des Denkens festhalten. Deshalb werden in der Transzendentalen Meditation nur Gedanken oder Klangsilben als Mantren ausgewählt, die für uns keinen Inhalt haben und somit auch keine Assoziationen hervorrufen können.

Allerdings ist nicht jeder bedeutungslose Klang für die Meditation geeignet. Es liegt auf der Hand, dass es besser ist, wenn der gewählte Klang als angenehm und nicht als „schief“ oder „unangenehm“ wahrgenommen wird. So klingt zum Beispiel das relativ harmlose Kratzen von Kreide auf einer Schiefertafel für die meisten Menschen nicht gerade beruhigend und ist daher als Meditationsklang unbrauchbar. Die in der Transzendentalen Meditation verwendeten Mantren werden nach klaren Kriterien ausgewählt, und es kommen nur solche Klänge zum Einsatz, die eine beruhigende und harmonisierende Wirkung auf das Nervensystem haben.

Bis vor kurzem hätte sich der eine oder andere vielleicht sogar darüber lustig gemacht, dass man sich mit der Wahl eines geeigneten Meditationsklangs soviel Mühe macht. Heute weiß man jedoch, dass Klänge tatsächlich sehr tief greifende Wirkungen auf lebende Organismen haben. So wurde zum Beispiel festgestellt, dass sich einige Bakterien unter dem Einfluss bestimmter Tonfolgen hervorragend vermehren, während sie bei anderen Tönen absterben. Auch Pflanzen wachsen besser, wenn sie anstelle lärmender Rockmusik die Brandenburgischen Konzerte von Bach vorgespielt bekommen.4 Weiterhin hat man herausgefunden, dass bestimmte Algenkulturen genetische Mutationen aufwiesen, nachdem sie dem Lärm eines Vorschlaghammers ausgesetzt worden waren. Diese Veränderungen konnten eindeutig auf bestimmte Vibrationsfrequenzen des Vorschlaghammers zurückgeführt werden.5

Der italienische Psychologe Roberto Assagioli, auf den ich später noch Bezug nehme, gründete seine Forschungen auf die These, dass Musik sowohl Krankheiten hervorrufen als auch heilen kann.6 Die Arbeiten von Hans Jenny und anderen Wissenschaftlern konnten sogar nachweisen, dass bestimmte Vibrationsmuster nach einer gewissen Zeit dreidimensionale Muster im Raum erzeugten, die an einfache Lebensformen erinnern. So ist die Vorstellung, dass unterschiedliche Klänge eine besondere Wirkung auf uns Menschen und alle lebenden Organismen haben, sehr nahe liegend.

Es ist deshalb sehr wichtig, dass alle in der Meditation verwendeten Klänge stets lebensfördernd wirken. Die Transzendentale Meditation bedient sich in diesem Zusammenhang der alten Vedischen Tradition Indiens. Dies ist eine bewährte und anerkannte Tradition großer Yogis oder Meditationsmeister, die seit Jahrtausenden das Wissen über die Wirkung bestimmter Klänge gepflegt haben. Hierbei werden sowohl die Langzeitwirkungen bestimmter Klänge als auch ihre Funktion während des Meditationsprozesses beachtet.

In den östlichen Kulturen werden Mantren traditionell in zwei Gruppen eingeteilt: „Mönchsmantren“ für diejenigen, welche einen mehr zurückgezogenen Lebensstil anstreben und Mantren für „aktive Menschen und Familienväter” (householder), die tagtäglich in Haushalt und Beruf ihr Soll erfüllen müssen.

Leider sind die Grenzen zwischen diesen beiden Gruppen im Laufe der Entwicklung teilweise verwischt worden, und so wurden Mönchsmantren auch an weltlich orientierte Menschen vergeben. Dies mag u.a. darin begründet sein, dass sich Mönchsmantren über die Jahrtausende besser erhalten konnten, denn sie waren nicht so weit verbreitet wie die Mantren für „Hausväter“. Wer meditieren lernen wollte, wandte sich traditionell an Mönche oder Einsiedler. Diese gaben jedoch stets nur ihre eigenen Übungen weiter, was dazu führte, dass die Meditation ihre aktivitätsfördernden Elemente verlor und immer mehr als ein Weg des Rückzugs aus dem aktiven Leben angesehen wurde. So entstand das Vorurteil, ein zurückgezogener Lebensstil sei der einzige oder schnellere Weg zur Erleuchtung.

Und das Ergebnis war, dass die Mantren für Menschen des aktiven Lebensstils immer mehr in Vergessenheit gerieten.

Jetzt wird auch verständlich, worum Sie besser nicht versuchen sollten, sich die Technik der Transzendentalen Meditation selbst beizubringen. Wer meint, sich sein Mantra aus einem Buch, dem Internet oder sonstigen Quellen selbst aussuchen zu können, sollte sich der Risiken bewusst sein, die damit verbunden sind. Genauso wenig empfehlenswert ist es, sich die Meditationstechnik von Freunden oder Bekannten geben zu lassen, sofern diese nicht ausdrücklich dazu autorisiert sind.

Wer sicher gehen will, dass ihm die Meditation auch die gewünschten Wirkungen bringt, sollte sich besser einem Fachmann (einer Fachfrau) anvertrauen. Für „Do-it-yourself-Experimente“ ist die Meditation einfach zu wertvoll.

Wenn Sie wirklich die Transzendentale Meditation erlernen möchten, wenden Sie sich am besten direkt an einen von Maharishi Mahesh Yogi oder der TM Organisation autorisierten TM-Lehrer/ TM-Lehrerin. (Adressen finden Sie im Anhang.)

Dies gibt Ihnen die Gewähr, dass Sie nicht nur ein geeignetes Mantra erhalten, sondern die Meditationstechnik auch richtig anwenden und die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Gerade in der Art und Weise, wie das Mantra benutzt wird, unterscheidet sich die TM deutlich von vielen bekannten Meditationsverfahren. Fast alle anderen Systeme, die mit Mantren arbeiten, empfehlen, das Mantra ununterbrochen zu wiederholen – entweder laut als verbalen Gesang oder geistig. In Indien wird dies mit dem Begriff mantra-japa (japa = immerwährende Wiederholung) umschrieben. Das Ziel dieser Übung ist es, den Geist mit dem Gedanken an das verehrte Objekt – dies kann z.B. der Name einer Gottheit oder eines Naturprinzips sein – so auszufüllen, dass der Geist nicht mehr ausweichen kann. So soll es möglich werden, eine spirituelle Vereinigung mit dem Objekt der Verehrung herbeizuführen.

Es ist zu vermuten, dass viele dieser Übungen aus Missverständnissen oder Fehlinterpretationen von Techniken entstanden sind, die der TM ursprünglich sehr ähnlich waren. Untersuchen wir z.B. die Lehren von Adi Shankara, dem wesentlichen Begründer hinduistischer Meditationsformen, können wir klar erkennen, wie eindeutig sich Shankara gegen Praktiken ausgesprochen hat, die ein ständiges Wiederholen von Meditationssilben empfehlen. Nach seinen Worten wird “die Erlösung nicht durch Wiederholung des Wortes Brahman erreicht, sondern nur durch die direkte Erfahrung Brahmans“.8

Aber selbst Shankaras Lehren wurden mittlerweile vollkommen auf den Kopf gestellt. Viele seiner heutigen Anhänger oder Nachfolger lehren und empfehlen mit großer Überzeugung die permanente Wiederholung von „Brahman“ oder anderen Worten.

All diese Praktiken haben eines gemeinsam: Sie binden die Aufmerksamkeit an die groben, oberflächlichen Ebenen des Geistes und machen dadurch das Erfahren der subtileren Gedankenebenen oder des Bereiches reinen Bewusstseins jenseits aller Gedanken fast unmöglich.

Die Transzendentale Meditation geht hier einen sehr viel sinnvolleren Weg: Das Mantra wird keinesfalls lethargisch und permanent wiederholt, weder verbal noch mental, noch ist es mit einer Assoziation oder Bedeutung verbunden. Es dient lediglich als Vehikel oder Fahrzeug, auf das die Aufmerksamkeit gerichtet wird und auf dem sie ruht, bis die feineren Ebenen des Denkens ganz natürlich wahrgenommen werden. Die ganze Technik beruht mehr auf dem Prinzip des Annehmens oder Akzeptierens und weniger auf aktivem Tun. So kann sich die Aufmerksamkeit völlig spontan und natürlich nach innen wenden. Weder strenge Regeln noch hinderlichen Assoziationen stören diesen Vorgang natürlicher Anziehung.

Der direkte Weg

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