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Die Aufmerksamkeit nach innen richten

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Wenn wir versuchen, das was während der Transzendentalen Meditation passiert, in wenigen Worten zusammenzufassen, stellen wir fest, dass hier die Aufmerksamkeit um 180 Grad gedreht wird. Wir bewegen uns fort von der äußeren Welt, die durch die Sinne erlebt wird, und wenden die Aufmerksamkeit hin zu den subtileren Ebenen des Geistes.

Dies bedeutet nicht, dass wir über innere Erfahrungen oder reines Bewusstsein nachdenken. Ganz im Gegenteil: Wenn wir über etwas nachdenken, halten wir unsere Aufmerksamkeit zwangsläufig auf der Ebene der Bedeutung fest, d. h. auf den oberflächlichen Ebenen des Geistes. Durch Nachdenken richten wir unsere Aufmerksamkeit nicht zwangsläufig nach innen, und es bewirkt auch keine direkte Erfahrung der stillen, tiefen Ebenen des Denkens. Aus der Sicht der TM ist das Denken in der Meditation genauso eine nach außen gerichtete Aktivität wie zum Beispiel das Schauen beim Autofahren.

Um in der Meditation erfolgreich zu sein, muss man der Aufmerksamkeit erlauben, die Bedeutung der Gedanken und auch alle Sinneserfahrungen loszulassen.

Aber wie geht das?

Jeder, der zum ersten Mal etwas von der TM hört, wird natürlich versuchen, den Meditationsprozess im Sinne seiner bisher bekannten Erfahrungen zu verstehen. Mit anderen Worten: Sie werden sich eine bestimmte Vorstellung davon machen, wie Meditation zu sein hat. Wenn Sie dann ohne weitere Anleitung meditieren wollen, versuchen Sie zwangsläufig, genau das zu erfahren, was Ihrem bisherigen Bild von Meditation entspricht. Diese Erwartungshaltung erzeugt geistige Aktivität. Diese Aktivität – sei sie auch noch so fein – verhindert die Erfahrung vollständiger innerer Ruhe.

Der unbekannte Autor von „The Cloud of Unknown“ (Die Wolke des Unbekannten) hat dies bereits vor 600 Jahren in einem der ersten englischen Werke der kontemplativen Mystik sehr treffend beschrieben:2

„Spirituelle Sucher hören oder lesen, dass sie ihren Geist nicht „äußerlich“ beschäftigen sollen und so beschäftigen sie ihn „innerlich“. Da sie aber nicht wissen, was „innerliche“ Beschäftigung bedeutet, machen sie es falsch. Sie horchen mit ihrer Wahrnehmung in den Körper hinein, was sehr unnatürlich ist. Sie versuchen mit ihrem grobstofflichen Auge geistig zu sehen, mit ihren physischen Ohren geistig zu hören und entsprechend zu riechen, zu schmecken und zu fühlen. So verdrehen sie die natürliche Ordnung und setzen mit diesem falschen Einfallsreichtum ihren Geist einer so starken, unnötigen Belastung aus, dass es ihnen regelrecht „das Hirn verdreht“. Und schon kann der Teufel sie mit falschen Lichtern und Lauten, süßen Düften und wunderbaren Bildern täuschen, die in ihren Herzen, Mägen, Rücken, Lenden oder Gliedern glühen und brennen.“

Vorgefasste Meinungen und Erwartungen darüber, was beim Meditieren geschehen sollte, können den Prozess der Meditation um kein Quäntchen vorantreiben. Im Gegenteil: sie behindern nur. Jede intellektuelle Analyse oder Bewertung dessen, was in der Meditation abläuft, lässt uns auf der Bedeutungsebene verweilen und hält dadurch den Geist auf der oberflächlichen Gedankenebene beschäftigt. Jetzt wird verständlich, warum Maharishi, ähnlich wie andere Lehrer in der Vergangenheit, sich nicht oder nur sehr sparsam über Details des Meditationsvorgangs äußert. Er möchte dadurch sicherstellen, dass der Schüler unvoreingenommen mit der Meditation beginnt und nicht in seinem Eifer, das Ziel zu erreichen, vom richtigen Weg abkommt.

Genauso wichtig ist es für Maharishi, dass wir nicht versuchen, die Gedanken in der Meditation bewusst auszuschalten oder zu verdrängen:3

„Jedes Bemühen, etwas zu vergessen, ist in sich schon ein Festhalten an dem, was wir eigentlich hinter uns lassen wollen. So kommen wir nicht voran. Meditation funktioniert nicht dadurch, dass wir die Erfahrung der groben und objektiven Welt der Materie vergessen, sondern dadurch, dass feinere Ebenen des Bewusstseins angenehmer sind. Die Absicht, etwas vergessen zu wollen, drückt Abwehr oder Ablehnung aus. Die Erfahrung feinerer Ebenen der Gedanken während der Meditation hingegen beruht auf unserer bewussten Bereitschaft, in der Meditation alles unvoreingenommen und freudig anzunehmen. Nur dies entspricht der natürlichen Tendenz des Geistes, stets nach Bereichen größeren Glücks zu suchen …“

Auch der Versuch, nichts zu erwarten oder die Erfahrungen in der Meditation bewusst nicht zu analysieren, wird Sie nicht weiterbringen. Ganz gleich, was Sie tun oder in welcher Form Sie in den natürlichen Meditationsprozess eingreifen, Sie verstärken dadurch nur die geistige Aktivität und halten Ihre Aufmerksamkeit auf der aktiven Denkschicht fest. Alles Versuchen behindert nur. Sie können den Geist niemals zwingen, nach innen zu gehen. Stattdessen sollten Sie ihm erlauben, sich anstrengungslos, ohne Druck und ganz von selbst nach innen zurückzuziehen. Nichts kann diesen Prozess beschleunigen. Hat er erst einmal begonnen, sollten wir von unserer Seite nicht mehr eingreifen, sondern ihm erlauben, vollkommen automatisch weiterzugehen … ruhig und geduldig, ohne Hast und Eile … natürlich und unschuldig.

Der direkte Weg

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