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Die Quelle der Gedanken

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Jeder Gedanke entsteht als feinster Impuls auf der tiefsten Ebene unseres Bewusstseins. Während er zur Oberfläche steigt, gewinnt er an Struktur. Die Struktur eines Gedankens bestimmt seine Bedeutung und unterscheidet einen Gedanken vom anderen. Im Augenblick ihrer Entstehung sind alle Gedanken eigenschaftslos und undifferenziert.

Während die Gedanken in den bewussten Bereich gelangen, werden sie spezifischer und unterscheiden sich deutlicher von anderen möglichen Gedanken, bis sie schließlich auf der bewussten groben Ebene des Denkens zu einer speziellen, klar definierten Erfahrung werden.

Versuchen wir nun einmal, uns diesen Prozess in umgekehrter Abfolge vorzustellen. In dem Maße, wie wir eine bestimmte geistige Erfahrung in immer frühere Stadien ihrer Entwicklung zurückverfolgen, treffen wir auf immer feinere Ebenen der geistigen Aktivität. Schließlich erreichen wir einen Punkt, an dem der Gedanke gerade entsteht: einen Zustand, in dem die geistige Aktivität nur potenziell vorhanden ist, in dem das Bewusstsein nahezu stillsteht.

Diesen Zustand der geistigen Stille kann man sich als reines Bewusstsein oder reines Selbst vorstellen (siehe Kapitel 8). In der oben beschriebenen Blasenanalogie ist dies der Grund des Teiches, von dem alle Gedankenblasen ihren Weg an die Oberfläche beginnen. Maharishi bezeichnet diese Ebene als die „Quelle der Gedanken“, den Bereich der reinen kreativen Intelligenz.

Verändert sich die geistige Aktivität, verändert sich damit auch automatisch die Funktionsweise unseres Nervensystems. Für Maharishi ist diese Veränderung ein Ausdruck des kreativen Prinzips der Natur. Für ihn bedeutet Kreativität nicht nur eine inspirierte oder originelle Veränderung, sondern jede Form von Veränderung.

Jeder Gedanke hat eine spezifische Bedeutung, die meist in Bezug zu irgendeiner Sache steht. Dieses Ausgerichtetsein des Denkens bezeichnet Maharishi als den Ausdruck von Intelligenz. Er meint damit das Prinzip, das der Veränderung Ordnung und Richtung gibt.

Für ihn ist Kreativität und Intelligenz in jedem Gedanken und auf jeder Ebene des Denkens enthalten. Deshalb, so sagt er, muss die Quelle, aus der alle Gedanken kommen, ein Bereich unbegrenzter Kreativität und Intelligenz sein: reine kreative Intelligenz.

Für viele ist dies sicher ein ungewohntes Konzept. Maharishi möchte uns nur erklären, dass die Quelle der Gedanken ein Bereich potentieller Veränderung und gleichzeitig potentieller Ordnung ist.

Der nächste Schritt ist, uns den Unterschied zwischen der „Quelle eines Gedankens“ und der „Ursache eines Gedankens“ bewusst zu machen.

Als Quelle der Gedanken bezeichnet Maharishi den Bereich, aus dem alles Denken entspringt. Jeder Gedanke entsteht tief im Inneren unseres Bewusstseins als feinster geistiger Impuls und „wächst heran“, bis er uns schließlich als Gedanke bewusst wird.

Dies gilt für alle Gedanken, gleichgültig, welche Bedeutung sie haben. Es ist das grundlegende Muster jeder geistigen Aktivität, wie sie uns von der Geburt bis zum Tod ständig begleitet.

Was jedoch einen Gedanken veranlasst, eine bestimmte Bedeutung anzunehmen, ist ein anderer Prozess. Wir alle wissen, wie ein Gedanke dem nächsten folgt und Veränderungen in der Außenwelt uns anregen, an etwas anderes zu denken. Wenn wir fragen, was einen bestimmten Gedanken verursacht, meinen wir damit gewöhnlich, welche vorangegangenen Gedanken oder Ereignisse diesen spezifischen Gedanken ausgelöst haben. Man könnte sagen, dass der Ausdruck „Quelle der Gedanken“ auf die Ebene hinweist, in der die geistige Aktivität beginnt, während die „Ursache eines Gedanken“ die spezifische Form und Struktur eines Gedankens festlegt.

Diese Unterscheidung wird vielleicht etwas klarer, wenn wir uns einen ähnlichen Vorgang anschauen, der beim Entstehen eines Fernsehbildes abläuft. Das Bild entsteht durch einen Elektronenstrahl, der von der Kathode an der Rückseite der Röhre erzeugt wird. Die Elektronen werden dabei durch elektrische und magnetische Felder geformt und geordnet, so dass der Strahl ein sinnvolles Muster von Punkten auf der Bildröhre erzeugt. Die Quelle des Bildes ist die Kathode an der Rückseite der Röhre. Was den anfangs ungeordneten Strom von Elektronen dazu veranlasst, die Form eines bestimmten Bildes anzunehmen, ist eine Kette von Ereignissen, die man von der Elektronik des Gerätes und der Fernsehantenne bis hin zum Studio zurückverfolgen kann.

Man könnte sogar noch weiter zur Ursache vordringen, indem man z.B. den Produzenten, die Drehbuchautoren, die Wünsche des Publikums, politische Interessen, finanzielle Einschränkungen usw. in die Überlegungen einbezieht. Auf eine ähnliche Art und Weise veranlassen unendlich komplexe Ketten von Ereignissen, die in der Außenwelt und in unserem Gehirn stattfinden, den Strom der Gedankenimpulse, eine bestimmte Struktur und Bedeutung anzunehmen. Doch die Quelle, aus der diese Impulse entspringen, ist immer dieselbe.

Der direkte Weg

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