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Geheimpläne

So langsam wurde Ralph doch unruhig, zwanzig vor Drei und der Kontaktmann, der seiner Meinung nach auch Chef der Organisation sein musste, war immer noch nicht aufgetaucht. Es musste etwas passiert sein, bei allem was der Kontaktmann tat, war er sehr gewissenhaft und umsichtig und gerade die Übergabetermine, hatte er bisher stets auf die Minute genau eingehalten. Endlich sah Ralph ihn die Straße herunterkommen, wie immer auf dem unauffälligen, alten Fahrrad und wie immer, fast ohne den Kopf zu bewegen, sich nach etwaigen Verfolgern umschauend. Ralph ging in den Flur, wartete auf das zweimalkurz, zweimal-lang Klingelzeichen und öffnete erst dann die Tür. Der Kontaktmann schaute Ralph kurz an, warf noch einen schnellen Blick Richtung Straße und trat ein. „Irgendjemand ist hinter mir her, ich musste Umwege fahren“, sagte er leise mit einem seufzenden Lächeln und seiner etwas nuscheligen, leiernden Stimme, die für Ralph damals, bei ihrem ersten Treffen, kaum zu verstehen gewesen war. „Hier sind die Pläne, fünfundzwanzig Seiten, ich brauch` sie in zwei Tagen zurück, bis dahin musst du sie auswendig gelernt haben“. Der Kontaktmann reichte Ralph vorsichtig eine Mappe und ging ins Wohnzimmer. Ralph folgte ihm langsam, sich neugierig ein paar der fantastischen Pläne neuester Flugzeuggenerationen anschauend; Flugschrauber, so klein, dass sie in jede Garage passten, überall starten und landen konnten und trotz ihrer geringen Größe, mit allen erdenklichen Waffensystemen ausgestattet waren. „Mann, wie soll ich das alles in zwei Tagen auswendig lernen, dafür brauch` ich mehr Zeit“, sagte Ralph, „das hat ja fast was von James Bond“! Der Kontaktmann lachte sein langgezogenes Lachen, bei dem er die Luft stoßweise ein- und ausatmete, wurde dann plötzlich sehr ernst und schaute Ralph intensiv an. „Sie sind hinter mir her, sie dürfen die Pläne auf gar keinen Fall in die Finger bekommen, ich hab` schon alles hier oben drin“, sagte er und tippte sich grinsend an die Stirn, „wenn du auch alles da oben gespeichert hast, werden wir die Pläne vernichten, dann sind wir vor ihnen sicher“. Ralph warf wieder einen Blick auf die Pläne. „Okay, ich werd`s versuchen, ich leg sie jetzt erst mal ins Geheimfach, da kommt keiner ran“. Der Kontaktmann hatte eine Zeitschrift aufgehoben, aber Ralph konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie er das Wegschließen der Geheimpläne genau überwachte und sich der Zeitschrift erst zuwandte, als Ralph den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden ließ.

Vor einem halben Jahr, nach Ralph`s Umzug hierher, waren sie sich zum ersten Mal begegnet. Ralph hatte damals in dem kleinen Lehrraum, mit der vollkommen veralteten Einrichtung, gestanden und sich zunächst gewundert, wie dreißig Menschen überhaupt in diesen Raum hineinpassen konnten. Und nachdem er sich auf den noch einzig freien Platz gezwängt hatte, machte ihn sein Banknachbar gleich mal darauf aufmerksam, dass sich in den Gardinen „Eumel“ befinden und „Milch gut gegen Maroditis“ ist. Ralph war an diesem Tag etwas verwirrt nach Hause gekommen. Neunzehnhundertzweiundsiebzig waren Schulbänke mit Tintenfassmulde, wie in den Heinz Rühmann Filmen, eigentlich längst ausgestorben und auch das Verhalten seines Banknachbarn ließ ihn vermuten, auf einer sehr speziellen Schule gelandet zu sein. Aber mit seinen zwölf Jahren, hatte er die Eltern zum Glück nicht von einem sofortigen Schulwechsel überzeugen können und so war sein Banknachbar und späterer Kontaktmann, dessen Name sich nach dreimaligem Fragen und Antworten als Arnold herausstellte, einer seiner ersten Freunde hier geworden. Und Arnold hatte, entgegen der Meinung vieler Schüler und Lehrer, keinen Knall. Das wusste Ralph, das bewiesen allein schon die Pläne der fantastischen Flugschrauber, die in seinem Schreibtisch lagen.

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