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Planänderung

Die letzten Minuten vor dem Aufbruch, liegen wir beide ruhig und ganz entspannt da. Didi hat den exakt ausgearbeiteten Einsatzplan in seiner Hosentasche sicher verstaut, alle wichtigen Handzeichen wurden nachmittags sicherheitshalber noch einmal gegenseitig abgefragt und bis auf die Schuhe sind wir schon fertig angezogen, ab sofort wird erst wieder nach Verlassen des unmittelbaren Gefahrenbereichs gesprochen. Punkt Mitternacht kommt von ihm endlich das verabredete Startsignal, ich öffne leise das Kellerzimmerfenster, lege vorsichtig unsere Schuhe draussen ab und beginne mit dem hundertfach geprobten Ausstieg. Jeder Handgriff muss nun genau sitzen, schon leichtes Berühren der Gitterrostabdeckung, könnte ohrenbetäubenden Lärm verursachen und uns verraten. Nach ca. fünf Minuten angespannter Kletterei, gibt Didi das erlösende Daumen-Zeichen, wir liegen genau im Zeitplan, schnell die Schuhe an und los, er würde gern die blöden Gesichter seiner und meiner Eltern sehen, wenn die uns jetzt sehen könnten, wir haben die Taschenlampe vergessen. Die folgende, teils flüsternde, teils irreführende Handzeichenbesprechung, lässt uns ohne Taschenlampe aufbrechen, den Ortskern kennen wir eh` in- und auswendig, Didi schafft die Gröpelinger Strasse bis auf ein Schild sogar mit fast geschlossenen Augen.

Pünktlich um kurz vor halb Eins, sind wir am ersten Zielpunkt angekommen, ob dunkel oder nicht ist vollkommen egal, den Einsatzplan beherrscht er sowieso garantiert besser als "Oh, Tannenbaum", das Schlimmste an Weihnachten ist immer das Singen; sein Daumen geht erneut hoch, von nun an herrscht wieder absolutes Sprechverbot. Zuerst über den Dreimeter-Zaun, dann gebückt die lange Auffahrt entlang, langsam rauf auf`s wackelige Vordach und vorsichtig die feuchte Dachschräge hoch, bis zum dritten Fenster von links, der zweite Zielpunkt ist erreicht. Sofort nach dem verabredeten Klopfzeichen, öffnet sich das Fenster, Didi hilft den beiden Mädels nach seinem Einstieg beim Ausstieg, bis auf leises Kichern ist auch ihr Verhalten absolut professionell. Dachabstieg und Hofüberquerung klappen perfekt, der Plan ist meisterhaft ausgearbeitet und umgesetzt worden, Didi ist der Held der Nacht, was seine Eltern wohl dazu sagen würden, ist ihm doch egal. Bederkesa bei Nacht, ist dann nicht ganz so interessant wie gedacht, auf dem Sportplatz ist um diese Zeit relativ wenig los, der Stein vor dem Waldschlösschen ist noch schwerer als am Tag und ins schwarz glänzende Schwimmbadwasser, möchte auch keiner von uns springen. Nur die sonst furchteinflössende, baufällige Burg, macht im Mondlicht einen erstaunlich einladenden Eindruck, aber nebenan hausen die Bullen und Didi ist sich sowieso nicht mehr sicher, ob die Mädels überhaupt da drinnen rumknutschen wollen, ausserdem müssen wir langsam zurück, den Meisterplan zu Ende bringen.

Wieder läuft alles genauso wie von ihm aufgezeichnet, erst als die Mädels sicher eingestiegen sind und das Dachfenster hinter sich geschlossen haben, rutsche ich auf der feuchten Dachschräge ab und kann nur durch festes Zupacken einen Sturz verhindern. Der dadurch entstehende Krach und die angehenden Lichter, zwingen uns zum etwas überstürzten Rückzug. Nach kurzer Flucht unter eine Straßenlaterne, erkennt Didi einen mindestens vierzig bis fünfzig Zentimeter langen Riss in seiner neuen Hose und ich kann, nach intensiver Säuberung im Gras, endlich die stark blutende Wunde am Finger der rechten Hand ausfindig machen. Nach skeptisch prüfendem Blick, hält Didi einen drei Meter Sicherheitsabstand zu mir für angemessen. Mit der blutenden Hand im Mund, sehe ich nämlich aus wie Dracula und weil man tatsächlich bis auf den Fingerknochen kucken kann und sein Vater Arzt ist, wird bestimmt mit mindestens acht bis elf Stichen genäht werden müssen und spannend wird auch, was meine Eltern wohl gleich dazu sagen, dass ich Nachts um Zwei aus meinem Bett in eine Baugrube gefallen bin; morgen in der Schule werden wir aber auf jeden Fall die Helden sein.

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