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Verschätzt

Jetzt wird die Sache doch so langsam spannend, nur noch zwei mittelgrosse Päckchen und weder der von meinen Kumpels und mir so dringend erhoffte WM-Ball Mexico-Telstar, noch die Günter-Netzer-Pumas sind bisher aufgetaucht. Im Gegensatz zu den Erwachsenen, kann ich mich nicht für halbhohe Bama-Strümpfe, oder eine doch eher rostrote Hose mit dazu passendem Twin-Set begeistern und dass beim Pelikano zwei Patronen selbstverständlich inklusive sind, macht ihn auch nicht unbedingt zum Fussball tauglichen Gerät. Das spannende, zweiundfünfzigteilige Mikadospiel für die ganze Familie, kann meinetwegen sofort in Familienbesitz übergehen und die Boxhandschuhe aus dem vorletzten Paket, sind zwar eine echte Überraschung, müssen aber ganz sicher für jemand Anderen gedacht sein. Auch das letzte Geburtstagsgeschenk bringt keinen Ball oder Fussballschuhe zum Vorschein, ich bin betrogen worden. Dafür ergänzt die tadellose Jacke perfekt Hose und Twin-Set und bei der nächsten Familienfeier sehe ich darin bestimmt todschick aus, mit der kurzfristigen Hochzeitsabsage wegen dem kleinen Flittchen konnte ja keiner rechnen, aber dass ich die neuen Sachen nicht anziehen und mich damit auch keinesfalls fotografieren lassen will, soll ich mir lieber noch mal überlegen, der Nachtisch-Pudding hält sich nämlich garantiert noch eine Nacht im Kühlschrank und schmeckt dann leider nicht mehr so frisch und locker wie heute.

Bei den Regimentswettkämpfen, damals beim Barrass, ist er in seiner Gewichtsklasse kaum zu schlagen gewesen und obwohl sein Daumen zu gross für den Boxhandschuh ist, muss Opa nicht mal aufstehen, oder auf seine Zigarre verzichten, um mir ein paar Grundtechniken demonstrieren zu können. Ich darf auch ruhig den rechten Handschuh nehmen, sowas schafft er immer noch mit links, weil gutes Boxen ja wie Degenfechten ist, man muss die Situation nur jederzeit unter Kontrolle haben, das Tempo selbst bestimmen und darf trotzdem den Gegner nie unterschätzen. Wie beim Schach, studiert man dann zunächst den Gegenüber und bewahrt Ruhe und Übersicht, dass ich nie an ihn herankomme und keine Treffer landen kann, liegt daher eben nicht an seinen längeren Armen, sondern an seiner kühl vorausschauenden Art und wie er, selbst im Sitzen, mit dem Oberkörper elegant ausweichend hin und her pendelt, gelernt ist eben gelernt, ihm bleibt sogar noch Zeit für ein paar lustige Bemerkungen.

Nach einer linken Doppelgeraden, muss mich Ringrichter Opa, natürlich genau den Regeln entsprechend, wegen zu gebückter Haltung leider anzählen. Erst bei " Acht " habe ich seine aufzählende Beugebewegung ausreichend kühl studiert und erwische ihn bei " Neun " mit einem krachenden Aufwärtsschwinger am Kinn, sein Kopf pendelt elegant nach hinten, Zigarre und Brille landen im begeisterten Publikum, die Platzwunde am Mund muss genauer untersucht werden, der Kampf ist entschieden; wenn ich mich nicht entschuldige, gibt`s auch morgen keinen Pudding.

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