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Abpfiff

Ich weiß nicht was ich sagen soll, Frank und seine Mutter schauen mich gespannt an, während ich noch immer scharf nachdenke. Einfach so was sagen macht man ja sonst nie, das Einzige was mir einfällt ist „Wir gewinnen heute Nachmittag Eins zu Null“ und weil das ja ein bisschen wenig ist, wiederhol ich es vorsichtshalber noch einmal „Wir gewinnen heute Nachmittag Eins zu Null“. Frank`s Mutter schüttelt ihr frisch toupiertes Haupt, ich hätte doch sonst auch immer Sabbelwasser getrunken, was sei denn bloß los mit mir, Frank muss einspringen und erzählen, was er zum Frühstück hatte. Das Ergebnis fällt mit „Brot und Milch“ noch schlimmer aus als bei mir, seine Mutter drückt entnervt auf einen Knopf, dreht an einem Hebel, drückt wieder auf einen Knopf und wie aus dem Nichts ist eine eigenartige Stimme zu hören, die zweimal krächzend verkündet, dass wir heute Nachmittag Eins zu Null gewinnen werden, Frank`s niederschmetternde Frühstücksmeldungen sind besser zu verstehen. So ein Tonbandgerät ist verflucht teuer, sie kennt noch keinen aus der Gegend der so ein Ding hat und nur wenn sie oder Frank`s Vater dabei sind, dürfen wir auch mal was damit aufnehmen, ansonsten setzt es was, das unser Arsch denkt er habe Geburtstag. Das kann Frank`s Vater „vonne Tour“ reinkommend nur bestätigen, wir sollen uns ja nicht erwischen lassen und jetzt mal eben schnell seine Tageseinnahmen zusammenzählen, er hatt`s zwar vorhin schon gemacht, aber er möchte doch zu gerne mal wissen, wer von uns Beiden besser rechnen kann und wenn ich in ein paar Wochen auch zur Schule komm` weiss ich schon alles, die Lehrer tun dann bestimmt staunen und seine Muskeln hat er vom Bierfässer tragen, Autos verkaufen wie mein Vater ist nichts für ihn. Für`s Spiel heute Nachmittag sieht er ziemlich schwarz, Horst und Karl-Heinz sind immer noch angeschlagen und nur mit Willy hinten drin können wir`s gleich vergessen, jetzt muss er aber erst mal was essen und sich kurz hinlegen bevor es losgeht, wir haben beide was Falsches raus, nun darf er alles nochmal zählen, am besten wir spielen draußen noch ein bisschen, oder gehen nach Hause und schiessen vor allem nicht immer mit dem Ball gegen die Hauswand, nochmal sagt er das nicht.

Über den Schulhof und zwischen den Häusern bis zur Hauptstraße, bin ich relativ sicher, danach beginnt Feindesgebiet und man muss auf alles gefasst sein, aber von Mario und Sabine ist weit und breit nichts zu sehen, Günter`s Tabakladen ist auch schon geschlossen, es ist verdächtig ruhig. Schnell ins Haus, durch die „Automatenstraße“ nach hinten auf den Hof, von dort vorsichtig an den Garagen entlang die lange Auffahrt hinunter, noch immer nichts. Für Samstag mittags sehr ungewöhnlich, hier toben sonst die wildesten Kämpfe und das Kriegsgeschrei von Rothäuten und Bleichgesichtern, ist zur Freude der älteren Mieter immer weithin hörbar, … ich habe das Spiel vergessen! Mit Vollgas zurück ins Haus, dreieinhalb Stockwerke nach oben, ein kurzer Blick auf den Dachgarten, auch hier ist kein Hinterhalt zu befürchten, alles wie ausgestorben, Niemand da.

Auf Mama`s Uhr ist es halb Drei, weil um Drei das Spiel losgeht. Das hab` ich seit heute Morgen doch ganz genau gewusst, da ich ja schon sechs und deswegen nicht mehr klein bin, Papa sitzt längst alleine vorm` Fernseher, das Essen ist jetzt kalt und Haare schneiden muss sie mir wegen nachher auch noch, also ab unter die Dusche.

Wenn ich beim Abtrocknen nicht einschlafe, können wir`s vielleicht gerade so schaffen, Essen darf ich gleich ausnahmsweise beim Fernsehen und an die neue Haarschneidemaschine muss sie sich erst noch gewöhnen, das kommt eben davon, wenn man zu spät kommt und nicht stillhält, aber die zwei kleinen Stellen sieht man bei so kurzen Haaren eh` kaum, von vorn kann sie jedenfalls fast gar nichts entdecken, … die Nationalhymnen.

Hinter meinem Sessel wird fünfundvierzig Minuten lang auf- und abgesprungen, tief geflucht und hoch gekreischt, zur Halbzeit steht es Eins zu Eins, endlich gibt es was zu essen, keine Lux mehr und natürlich hat sie wieder die Schuld, alles muss er selber machen, der Schiedsrichter ist ein Arschloch. Kurz vor Schluss liegen wir Eins zu Zwei zurück und ich plötzlich auf dem Boden, Papa`s düsenjetähnliches Ausgleichsgebrüll hat mich vom Sessel gefegt, endlich mal Weber „derHunddasSchweindieSau“, jetzt haben wir sie, einfach nach vorne, Emma bestimmt noch mit links und dazu Uwe mit Hechtköppern, wegwischen können wir auch nachher, jetzt sollen wir mal sehen, er hat es ja gleich gesagt, die scheiß Lux sind alle nass.

Dreißig Minuten später pfeift das bestochene Arschloch ab, das hat man sich ja gleich denken können, Schweizer Schiri und russischer Linienrichter, alles abgesprochen, in vier Jahren in Mexiko oder so, werden sie schon sehen wie wir`s ihnen dann zeigen, mit meinen kahlen Stellen auf dem Kopf sehe ich ja fast aus wie Uwe Seeler, was die in der Schule wohl dazu sagen.

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