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Schnaarsgeflüster

Eigentlich ist alles ganz einfach und klar und ich kann loslegen, denn meine Oma und Frau Schnaars sind damals ja sehr gute Nachbarinnen gewesen, Ende der Sechziger Jahre in Bremerhaven.

Meine Oma hatte in der Buchtstrasse einen kleinen ZEITSCHRIFTEN-SPIRITUOSEN-TABAK Laden, Frau Schnaars nebenan ein Fischgeschäft und eines Nachts stand dann dieser missratene Schnaars-Enkel unangemeldet und ziemlich betrunken vor Frau Schnaars Bett und wollte ihr mit seiner Axt gleich mal das Licht so richtig auspusten, falls sie nicht doch noch ganz schnell die fünftausend Mark rausrücken würde. Ob leihen oder verschenken, konnte später nie, weder hinter`m Vorhang am geheimen Eckbankstammtisch meiner Oma, noch vor dem aufsehenerregenden Gericht, genau geklärt werden. Jedenfalls ist Frau Schnaars wohl nur dank einer geschickten Kombination aus Zuhör-, Anschrei- und Fragetechnik, mit dem Leben und ihren dunkelblauen Eisfischhänden davongekommen, der Axt-Enkel ist später trotz Zickzack weglaufen noch ziemlich verurteilt worden und nach einiger Zeit gab`s natürlich auch wieder andere Themen, wie Farbfernsehen, oder Wembley Tor, oder Mondlandung, oder dass Frau Schnaars nur deshalb so viel Rum trinkt, weil den ganzen Tag im eisigen Fisch wühlen doch ganz schön abkühlt.

Das ist die Geschichte und so kann ich sie erzählen, nur etwas ausführlicher, erklärender vielleicht, mit meinem Postbus fahrenden Opa zum Beispiel, der fünf Tage vor der feierlich ehrenvollen Pensionierung seinen einzigen Dienstfahrtunfall und gleich anschliessend einen Dauerrekord im Juno rauchen schaffte, oder mir und Steffi, als unauffällig Laden-Flips essenden Kindern beim Hitparade oder Bonanza kucken und natürlich mit Oma`s Laden-Stammgästen Frau Hahn und Herr Huhn, die tatsächlich so hießen und manchmal schon morgens um Neun ein paar Eckbankstammtischsteinhäger wegschnabulierten, weil man ja nie wissen konnte, was der Tag noch so bringt. Die alle fünfzehn Minuten am Haus vorbeiklingelnde Strassenbahn, gehört eigentlich auch dazu und das Kaufhaus Merkur um die Ecke, wo es die tollsten Sachen gab, aber man zum Glück nichts kaufen musste, da ich doch nun wirklich schon alles hatte und der Weihnachtsmann ausserdem sonst gar nicht gewusst hätte, was er mir noch bringen soll.

Dass Herr Adolf so viel zu tun hatte und trotzdem nebenbei noch die vielen, schnell überall hinführenden Autobahnen gebaut hat, oder wie Opa von halbwilden Partisanen in Jugoslawien erst heimtückisch beschossen und in der Gefangenschaft dann auch noch mit Steinen beworfen wurde und dass meine Oma in ihren früheren Jahren nicht so ganz ohne war, lass ich lieber weg, das interessiert heute sowieso fast Niemanden mehr.

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