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Wasserspiele

Wir gleiten nicht, wir fliegen praktisch über`s Wasser. Käpt`n Herbert hat seine Ankermütze wegen zweimaliger Wegwehgefahr tief ins Gesicht gezogen und sieht trotz konzentrierter Anspannung sehr zufrieden aus. Der Motorwechsel von zehn auf zwanzig PS hat sich gelohnt, ihm bleibt nicht mal Zeit, die vom Ufer rüber winkenden Angler zurückzugrüssen, unser graues vier Meter Schlauchboot hat sich über Nacht in einen brüllenden, silberglänzenden Sportjet verwandelt. Fünfzehn Minuten lang stürmen wir noch unverändert schnell voran und werfen uns dabei mit gefährlicher Schräglage in die oft sehr engen Oste-Kurven, dann erst zieht der zum Jet-Pilot aufgestiegene Käpt`n den Gashebel zurück, nun ist auch wieder eine Unterhaltung möglich, die Anlegemanöver müssen geübt werden.

Als wir später in den Bremervörder Hafen zurückkehren, wird das Gelernte, unter konsequenter Nichtbeachtung der Schaulustigen, fast perfekt vorgeführt, keine unnötigen Kommentare, die Fender berühren den Bootssteg nur ganz leicht, festmachen und ausladen, unsere Generalprobe für den morgigen Familienausflug erhält die Traumnote 1-, Käpt`n Herbert findet alles ziemlich „Heidewitzka“, ich werde zum Co-Piloten ernannt!

So zu viert Rücken an Rücken sitzend, hat sich unser Jet heute Morgen trotz Vollgas wieder in ein Schlauchboot zurückverwandelt. Auch mit Steppke Axel vorn als neuem Co-Piloten und meiner Mutter und mir hinten, ist nichts zu machen, allein die Motorenlautstärke erinnert an die guten alten Zeiten von gestern Abend. Käpt`n Herbert hat die Ankermütze längst abgenommen, nach dem Einsteigen nicht gleich hinsetzen und beim rumschaukeln dann auch noch kreischen und lachen bis der ganze Hafen glotzt, oder hier, die Zwanzig-Kiloschale-Kartoffelsalat, wann soll das wer denn alles essen, da isses` eben nix mit über`s Wasser fliegen und Mama`s Beine müssen außerdem auch weg, da kommen die Fender hin, es hat sich ausgeheidewitzkat. Am Picknickort Gräpel, sind endlich alle wieder hochkonzentriert, es reicht sogar zu einem Anlege- und Auslademanöver der Note 3 und bei Käpt`n Herbert`s One-Man-Tiefflugshow, mit wieder fest in die Stirn gezogener Ankermütze, staunen am Ufer nicht nur Axel, Mama und ich, auch zwei Bauern und ihre auf die Fähre wartende Kuhherde sind ziemlich überrascht, wie schnell zweihundert Oste-Meter zehnmal hintereinander auf- und abgefahren werden können.

Die abendliche Hafenheimkehr findet dann fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, auch ohne den verputzten Kartoffelsalat, muss ein letzter Flugversuch ergebnislos abgebrochen werden, die Angler sitzen regungslos am Ufer, keine neugierigen Trottel mehr an der Kaimauer. So einen 100 PS Doppelrumpfkabinengleiter, wie wir ihn spätestens in ein bis zwei Jahren fahren, haben die Idioten hier bestimmt noch nie gesehen.

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