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Schreibers Amtsantritt als Administrator und seine Erhebung zum Diözesanbischof

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Nicht nur Gasparri bat den Berliner Nuntius um Rat, wie die Bistumsgründung näherhin umzusetzen war. Auch Schreiber suchte den Ratschlag des Nuntius, in dem er „einen wahren Freund“116 erblickte. In einem ehrerbietigen Brief, in dem er sich für seine Ernennung bedankte, seine Anhänglichkeit an den Heiligen Stuhl bekräftigte und die gefundene rechtliche Lösung als für Berlin und Meißen klug und weitblickend bewertete, fragte er, ob ihm als Administrator auch die Quinquennalfakultäten117 zur Verfügung stünden, die er für dringende Dispensen benötige, und wann er mit seiner definitiven Übersiedlung nach Berlin rechnen könne. Für die erste Frage besorgte sich Pacelli von der Konsistorialkongregation eine Liste mit den entsprechenden Vollmachten, die er Schreiber zur Verfügung stellte.118 Hinsichtlich der zweiten Frage vertröstete ihn der Nuntius mit den gleichen Hinweisen, die er auch Gasparri vorgelegt hatte: Erst müsse die Ausgestaltung der neuen Zirkumskription abgeschlossen sein, bevor die Ernennungsbulle zum ersten Bischof von Berlin promulgiert werden könne.119 Am 7. Oktober führte Schreiber seinen Antrittsbesuch in Berlin durch und übernahm damit die Amtsgeschäfte. Eine Woche später zeigte er dem preußischen Kultusministerium die rechtlichen Änderungen an:

„Andurch beehre ich mich ergebenst mitzuteilen, dass ich durch Dekret der h[eiligen] Konsistorial-Kongregation in Rom vom 10. September 1929 zum Apostolischen Administrator des bisherigen Delegaturbezirkes für Berlin, Brandenburg und Pommern mit allen Rechten, Privilegien und Vollmachten, die den Residential-Bischöfen zustehen, ernannt worden bin und am 7. d[es] M[onats] die Amtsgeschäfte übernommen habe. Durch dieses Dekret ist der bisherige Delegaturbezirk aus dem Verwaltungsbereich des Fürstbischofs von Breslau ausgeschieden. Als Bischof von Meißen behalte ich bis auf weiteres meinen Wohnsitz in Bautzen. Die kirchliche Verwaltungsbehörde in Berlin führt von jetzt an den Namen ‚Bischöfliches Ordinariat‘. Die bisherigen Delegaturräte sind bis auf weiteres mit der Fortführung der laufenden Geschäfte beauftragt in gleichem Umfange wie bisher.“120

Am nächsten Tag, dem Fest der heiligen Hedwig, publizierte Schreiber seinen ersten Hirtenbrief,121 zu dem Michael Höhle bemerkt: „Dieses Schreiben ist ein dankender Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre: auf die Sorge Breslaus, auf den apostolischen Einsatz von Priestern und Laien, die Verdienste des Bonifatiusvereins und schließlich auf die gelungenen Bemühungen um die Bistumserrichtung.“122

Letztere fand ihren Abschluss erst fast ein Jahr später in der Apostolischen Konstitution Pastoralis officii nostri Pius XI.’ vom 13. August 1930, welche die neue Zirkumskription der preußischen Diözesen festschrieb.123 Berlin wurde als Suffraganbistum der Breslauer Kirchenprovinz eingegliedert. Am 29. August bekam Schreiber die Ernennungsurkunde zum ersten Bischof von Berlin von Nuntius Cesare Orsenigo, dem Nachfolger Pacellis, überreicht. Sie löste ihn von der Bindung an die Diözese Meißen und transferierte ihn auf den Berliner Bischofsstuhl.124 Zwei Tage später fand die feierliche Inthronisation in St. Hedwig statt.125 Während des Pontifikalamts verlas Prälat Cortain als rangältester Geistlicher des Bistums die Ernennungsbullen. Nach einer Ansprache des neuen-alten Oberhirten erfolgte die Huldigung durch den Klerus. Ähnlich wie bei seiner Einführung als Bischof von Meißen verzichtete Schreiber auf weltliche Feierlichkeiten mit Rücksicht auf die Nöte der Zeit.126 Am 2. September zeigte er seine Erhebung zum Diözesanbischof dem preußischen Kultusministerium an. Dass Schreiber noch für das folgende Jahr als Administrator der Oberhirte der Diözese Meißen blieb, ging auf die Initiative Pacellis zurück.127 Mittlerweile war dieser als Nachfolger Gasparris Kardinalstaatssekretär geworden. Die entscheidenden Schritte zur Errichtung des Bistums Berlin und zur Besetzung des bischöflichen Stuhls hatte er jedoch noch vor seiner Abberufung aus der Hauptstadt vollständig erledigt.

Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939

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