Читать книгу Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig - Страница 14
Montag / 09:50 Uhr
ОглавлениеEin hektisches Schnaufen war alles, was Helene hörte, als sie den Hörer abnahm, weshalb sie ziemlich barsch fragte: „Was soll das? Wer ist da?“
„Na ich. Siehst du das nicht auf deinem Display?“, rief Gundel, noch immer atemlos, nun aber verständlicher.
Normalerweise hätte Helene gesehen, wer anruft, wäre ihr vor einigen Tagen nicht dieses Missgeschick passiert.
Aus Versehen hatte sie, anstatt die Liste der eingegangenen Anrufer zu löschen, die Liste der Freunde und Bekannten gelöscht. Nach und nach war es ihr gelungen, alle Nummern wieder einzuspeichern, die wichtig waren – Gundula Krämers Telefonnummer war noch nicht darunter. Das jedoch wollte sie ihr nicht unbedingt auf die Nase binden.
Stattdessen sagte sie: „Wir haben momentan einige Schwierigkeiten mit unserem Telefon. Was gibt es denn so Wichtiges?“
„Habt ihr schon gehört?“ Gundula Krämer hatte zwischenzeitlich ihren normalen Atemrhythmus wiedererlangt. Am „Roten Brünnchen“ wurde eine Leiche gefunden.“
„Was? Wann? Woher weißt du …? Herbert kommst du mal?“, rief Helene.
Herbert saß gemütlich am Frühstückstisch und blätterte in der Zeitung, die er beim Bäcker, mitsamt Brötchen erstanden hatte.
„Herbert!“ Helenes Stimme wurde lauter und eindringlicher. „Nu mach man hin.“
„Was ist denn los? Is was passiert?“, kam Herberts Gegenfrage aus der Küche und er alsdann hinterher.
„Die Gundel ist dran. Eine Leiche … am „Roten Brünnchen.“
Herbert verdrehte die Augen, sprang aber gleichzeitig auf und kam mit seinem Ohr dicht an Helenes Wange, die hatte aber gerade die Mithörtaste betätigt, sodass er jetzt Stereo hörte.
„Weißt du Näheres?“, fragte Helene ins Telefon.
„Es soll sich um Marina Leistner handeln. Sehen konnte ich nichts Genaues. Die Polizei hatte die Gasse um das „Rote Brünnchen“ herum großzügig abgesperrt und die vielen Gaffer haben mir die Sicht versperrt.
„Und woher willst du wissen, dass die Tote die Marina Leistner ist?“
„Ja, weil die Therese Hoffmann es mir erzählte. Die stand in dem engen Winkel zwischen den Häusern – du weißt schon, das steile Gässchen, das vom „Roten Brunnen“ zur Kleinen Maingasse hochgeht – und schaute sich den Trubel direkt aus der Nähe an. Außerdem wohnt die doch direkt gegenüber von den Leistners. Sie wusste, dass Frau Leistner gestern Abend, in ihrem hellblauen Jogginganzug, aus dem Haus kam, so wie fast jeden Abend. Sie dreht immer so um 11 Uhr ihre Runde, sagte die Therese; so eine halbe bis Dreiviertelstunde. Aber, gestern hätte sie sie nicht zurückkommen gesehen – auch nicht nach einer Stunde; das wäre unüblich gewesen.“
„Die weiß ja schon e ganze Menge“, murmelte Herbert neben Helene.
„Was?“, fragte Gundel.
„Ach nichts“, wiegelte Helene ab. „Danke, dass du uns informiert hast.“
„Ich kann die Therese nochmals besuchen. Vielleicht ist ihr zwischenzeitlich noch etwas eingefallen“, bot Gundel sich an.
„Ja mach das. Du weißt, jede Kleinigkeit ist wichtig.“
„Okidoki“, ließ Gundel noch verlauten und legte auf.
„Jetzt hast du die aber werklich spitz gemacht“, nörgelte Herbert verdrossen. „Glaub’s mir, die steht jetzt alle paar Minute bei uns auf de Matte.“
Statt einer Antwort breitete sich auf Helenes Gesicht ein undefinierbares Leuchten aus. „Ich glaube, wir haben einen neuen Fall. Meinst du Bettina und Ferdi hätten Lust, mit uns zu ermitteln?“