Читать книгу Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig - Страница 8

Sonntag / 17:45 Uhr

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Der Anruf kam nicht direkt überraschend. Trotzdem hatte Dr. Jochen Rössner gehofft, wenigstens am Sonntag mal Ruhe zu haben. Er seufzte.

Seit Michael Lambrecht zurück in der „Geschlossenen“ war, stand er permanent unter speziellen starken Arzneimitteln; dennoch kam er nur stundenweise zur Ruhe.

Nun hatte er einen der Pfleger angegriffen und dessen herbeigeeilten Kollegen hatten ihre Mühe, den 35 Jahre alten, fast 1 Meter 90 großen und kräftigen Mann zu bändigen.

Auch wenn Dr. Rössner es weitgehend vermeiden wollte, in diesem Fall würde er wohl nicht umhinkönnen, den Patienten in einem Kriseninterventionsraum – volkstümlich Gummizelle genannt – zu verwahren.

Bevor er wegfuhr, schaute er noch kurz ins Schlafzimmer, wo Claudia, seine Frau, mit starken Kopfschmerzen im Bett lag. Leise schloss er die Tür hinter sich.

Wenig später kam Dr. Rössner in der Klinik an und guckte in besagten Kriseninterventionsraum. In einer Ecke der Weichzelle kauerte Michael Lambrecht und starrte mit leeren Augen vor sich hin.

„Wir mussten ihm die doppelte Dosis verabreichen“, informierte Peter Foster, ein langjähriger Mitarbeiter der Einrichtung. „Ich verstehe das nicht. Er war doch früher, bevor er von hier abgängig wurde, nicht so. Jetzt brabbelt er ständig so Zeugs wie … nicht meine Schuld und böse Menschen vor sich hin. Wissen Sie, was er damit meinen könnte? Seine Opfer vielleicht?“

Dr. Rössner schüttelte den Kopf. „Ich kann es mir auch nicht erklären. Auch nicht, weshalb die Medikamente nicht anschlagen. Wir machen nochmals einen TDM.“

Peter Foster eilte davon, um die erforderlichen Utensilien zu besorgen. Danach führte Dr. Rössner die Blutentnahme durch und reichte die Röhrchen dem Pfleger.

„Schicken Sie die morgen früh als erstes ins Neurochemische Labor der Universitätsklinik in Mainz, damit wir in maximal 48 Stunden ein Ergebnis vorliegen haben und schauen Sie, in regelmäßigen Abständen nach Herrn Lambrecht. Wenn er sich in den nächsten Stunden noch immer ruhig verhält, bringen Sie ihn wieder in sein Zimmer. Ansonsten … Na ja, Sie wissen schon.“

Peter Foster nickte und Dr. Rössner ging noch schnell in sein Büro, wo er sich einige Notizen machte. Er musste mit Claudia über den Fall sprechen. Letztendlich war Michael Lambrecht, bis zu seinem Verschwinden aus der Klinik, ihr Patient gewesen und, nur aus rein juristischen Gründen und auf Anraten ihres Anwalts, hatte er sich um die weitere Behandlung von Lambrecht gekümmert.

Der rote Brunnen

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