Читать книгу Der rote Brunnen - Rita Renate Schönig - Страница 7
Sonntag / 14:20 Uhr
Оглавление„Welche Bedeutung haben die Kinderfiguren beidseits am Stein; dort, wo das Wasser herausfließt?“, fragte Andy.
Die vier saßen, mit je einem Eis in der Hand, auf der Bank gegenüber des „Roten Brünnchens“.
„Des hat mit den Seligenstädter Babys zu tun“, antwortete Herbert verschmitzt. „Wenn die Frau, die ein Kind habe will, des Wasser aus dem Brunne trinkt und danach Würfelzucker auf die Fensterbank legt, bringt der Storch bald ein Baby.“
„So einfach ist das?“ Nicole lachte.
Ein etwa fünfjähriges Mädchen blieb vor dem Brunnen stehen und beugte sich zu den Sandsteingebilden. Dann drehte sie sich um, blickte Herbert direkt ins Gesicht und schüttelte dabei ihre langen blonden Haare.
„Du bist schon so alt und weißt nicht, dass die Babys aus Mamis Bauch kommen?“
„Bist du dir da ganz sicher?“, fragte Herbert todernst. „Also, bei uns in Seligenstadt müssen die Mamis aus dem Brunnen trinke. Des ist nämlich ein ganz besonderes Wasser. Hat dem Kurfürst Schweikert auch schon geholfe. Der hat vor ganz langer Zeit gelebt.“
„Wollte der auch ein Baby?“, fragte das Mädchen; jetzt doch etwas verunsichert.
„Nee. Der hat nur Angst gehabt, dass ihn die Pest erwischt.“
„Melina!“ Eine unübersehbar schwangere Frau eilte heran. „Entschuldigen Sie bitte“, wandte sie sich an Herbert. „Meine Tochter ist immer so neugierig.“
Der winkte ab. „Is schon gut.“
„Was ist die Pest“, wollte Melina wissen und blieb, wie angewurzelt vor Herbert stehen.
„Des war eine ganz schlimme Krankheit. Die gibt’s aber heut net mehr.“
Das Mädchen schaute argwöhnisch zu ihrer Mutter, dann wieder zu Herbert. „Meine Mama hat ganz bestimmt nicht aus dem Brunnen getrunken; wir sind nicht von hier. Aber, meinst du, ich könnte trotzdem meinen Bruder, der noch da drin ist“, sie deutete auf den Bauch ihrer Mutter, „hier abgeben? Vielleicht möchte eine andere Mama den haben.“
„Melina!“, rief die Mutter erschrocken.
Herbert lächelte, schüttelte aber gleichzeitig energisch den Kopf. „Nein, des geht auf gar keinen Fall. Ihr kommt ja net von hier.“
„Mist“, hörten Herbert und die anderen noch, während die Mutter alle Mühe hatte, ihre Tochter hinter sich herzuziehen.
„Die Kleine hast du jetzt aber ganz schön an der Nase herumgeführt“, sagte Helene und schmunzelte.
„Net ganz. Des mit dem Kurfürsten stimmt …ist schriftlich hinterlegt“, entgegnete Herbert.