Читать книгу Seewölfe Paket 3 - Roy Palmer - Страница 36

3.

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Am späten Nachmittag hatten sich auch einige Schaulustige eingefunden, die am Hafen herumlungerten. Das gelöschte Schiff hinter ihnen setzte die Segel und glitt aus dem Hafen hinaus.

Der Wind blies nur noch mäßig. Am Himmel jagten sich graue Wolken, die sich hinter der Kimm zu Bergen auftürmten.

An Deck war Ferris Tucker damit beschäftigt, Gitterkäfige mit Nesteinlagen zu zimmern. In einer halben Stunde wollte Mitchell die lebenden Hühner bringen lassen.

Da kamen die beiden Gehilfen des Dicken bereits mit der ersten Ladung an Bord.

Ben Brighton sah mit Behagen, wie alles ausgeladen, an Deck gebracht und von dort aus in den jeweiligen Räumen verstaut wurde.

„Dem Kutscher würde das Herz überlaufen, wenn er das sehen könnte“, sagte Ben. „Und ich glaube, auch der Seewolf hätte anerkennend genickt.“ Er schlug Ribault auf die Schulter und lächelte ihn an.

„Du hast deine Sache großartig hingekriegt, Jean. Der Liter Parfüm hat allem die Krone aufgesetzt. Glaubst du, der Dicke hat uns jetzt immer noch beschissen?“

„Natürlich hat er das. Die Perle muß den Ausschlag gegeben haben. Als er die erhielt, war er wie umgekrempelt. Also kennt er den Wert genau, während wir ihn nicht einmal annähernd schätzen können. Ein wenig ärgert mich das.“

„Laß es gut sein, Jean. Wir haben Proviant und englische Pfund. Ich denke, wir werden etwas davon unter der Mannschaft verteilen. He, Ferris!“ rief er. „Wie weit bist du mit den Käfigen?“

Tucker hob den Schädel. Er grinste über beide Ohren, als der Profos vorbeistolzierte und Ribault nachzuahmen versuchte.

„Gleich fertig!“ brüllte er zurück. „Wie sieht es mit dem Trinkwasser aus?“

„Das besorgt der Hafenkapitän. Wir können es nachher stauen.“

„Da kreuzt der Dicke auf“, sagte Ben. „Ich verhol mich besser und werde dafür sorgen, daß Old Shane und Donegal sich nicht aus Versehen an Deck zeigen, sonst platzt unser Spiel. Im übrigen bist du hier der maßgebende Mann an Bord, solange wir im Hafen liegen.“

Ribault nickte. „Wir sollten heute abend ein kleines Besäufnis starten.“

Ben Brighton schüttelte den Kopf. „Lieber, nicht. Ich will heute noch auslaufen. Und die Schaluppe müssen wir auch noch mitnehmen. Wenn du unbedingt meinst, daß es ein kleines Besäufnis geben muß, dann fang gleich damit an. Und paß auf, daß unsere Leute nicht zuviel saufen. Ich brauche klare Köpfe. Später können wir unter uns eine kleine Feier veranstalten.“

Ben Brighton entfernte sich jetzt endgültig, als Mitchell auf Jean Ribault zusteuerte. Liebenswürdigverschlagen grinste er den Franzosen an und klopfte ihm mit seinen fetten Patschhändchen immer wieder auf die Schulter.

„Merde“, sagte er liebenswürdig. „Ich bin stolz, Sie kennengelernt zu haben, Sir. Sie sind ein guter Geschäftsmann. Hart, aber seriös. Wir sollten diese Beziehungen nicht erkalten lassen.“

Klar, dachte Ribault. Der Bursche witterte noch weitere Perlen. Mitchell griff in die Brusttasche und übergab Ribault die zweitausend englischen Pfunde mit einer kleinen Verbeugung.

„Sehr liebenswürdig, Monsieur“, sagte Jean. „Ich bin sicher, daß wir diesen Hafen noch öfter anlaufen werden.“

Während sie sich zwanglos unterhielten, wurde weiter ausgeladen. Die Fuhre mit den Hühnern traf ein, und es gab noch eine aufregende Jagd an Bord, als zwei entwichen und umherflatterten.

Sie wieder einzufangen, kostete einige Mühe, zumal hauptsächlich Arwenack sich an der Jagd beteiligte. Hatten die Hühner sich endlich erschöpft gesetzt, fegte der kreischende Affe in seiner Seemannskleidung an und scheuchte sie durcheinander. Dabei bleckte er das Gebiß und gab schrille Töne von sich.

Endlich gelang es Tucker, die zwei einzufangen und in den Käfig zu sperren.

Inzwischen wurden Fässer mit Trinkwasser an Bord gemannt, für die der Hafenkapitän gesorgt hatte.

„Darf ich Sie zu einem kleinen Umtrunk bitten, meine Herren?“ erkundigte sich Ribault mit ausgesuchter Höflichkeit.

Er durfte.

Er bat die Herren aufs Achterkastell in Hasards Kammer. Stubbs nahm stolzgeschwellt am Tisch Platz, Garret setzte sich neben ihn, und der dicke Mitchell richtete es so ein, daß er dicht neben seinem neuen Geschäftspartner saß.

Um das Ganze entsprechend zu krönen, latschte der Profos Carberry wie ein Lakai umher und goß spanischen Wein in die Krüge.

Ribault behielt sein affektiertes Benehmen bei. Carberry blieb ebenfalls in seiner Rolle, die ihn mächtig erfreute. Kein Gedanke mehr daran, Ribaults Affenarsch in Striemen zu schneiden. Der Profos sorgte schon dafür, daß er nicht zu kurz kam. Immer wenn er einschenkte, goß er sich selbst unauffällig einen hinter die Binde.

„Auf die Zukunft!“ sagte Mitchell.

Sie tranken auf die Zukunft, die sie wahrscheinlich nie wieder in diesen Hafen bringen würde.

Ribault zwinkerte Carberry zu. Sofort goß der Profos die Krüge nach.

„Der Dicke muß voll werden“, raunte er ihm zu, woraufhin der Profos nur nickte. Der Dicke würde mit Sicherheit voll werden, ebenso wie die anderen, damit keiner mehr dumme Fragen stellen konnte.

Mitchell griff in die Tasche, holte vier Tonpfeifchen hervor, die er von Ribault erhalten hatte, und reichte dann feierlich ein paar Blätter Tabak herum.

Gleich darauf erfüllte würziger Duft die Kammer von Hasard und kräuselte sich zur holzvertäfelten Decke.

Den Dicken mußte es eine ungeheure Überwindung gekostet haben, das Zeug auszugeben und jetzt in Brand und Rauch aufgehen zu sehen.

Carberry schenkte wieder ein. Bei Ribault war er vorsichtiger, dem goß er den Becher nur immer knapp halbvoll, wie der Franzose es angeordnet hatte.

Nach der vierten Lage spanischen Weines fing der Hafenkapitän an, ständig zu grinsen. Sagte jemand ein Wort, dann kicherte Stubbs los, als hätte er soeben den besten Witz vernommen.

Der Bürgermeister schwankte leicht auf seinem Stuhl. Die Augen starr geradeaus gerichtet, fixierte er einen Punkt an der Wand. Der spanische Wein hatte es in sich. Mitchell versuchte, sich gerade zu halten, aber das fiel ihm unsagbar schwer. Vor seinen Schweinsäuglein begann sich die Kammer zu drehen. Die Wände stellten sich auf den Kopf, und es dauerte eine geraume Weile, bis sie wieder ihren normalen Zustand annahmen. Er rülpste laut und kriegte dann Schluckauf. Stubbs lachte jedesmal.

„Wir – wir heben noch einen“, grölte Mitchell mit schwerer Zunge.

„Oui, Monsieur, wir trinken noch einen.“

„Ein – ed – edler Tropfen. Wie Blut so dick“, lallte Mitchell.

Die anderen gaben ihm recht. Sie lobten den spanischen Wein über alle Maßen.

Wieder schenkte der Profos nach. Und wieder stellte er sich vornehm mit dem Gesicht zur Wand, um einen Becher zu leeren.

Nach der achten Runde schwoll Mitchells ohnehin teigiges Gesicht noch mehr auf, bis es an eine Wasserleiche erinnerte. Er hatte grüne Flekken im Gesicht, dazu wurde ihm abwechselnd heiß und kalt.

Er riß sich die Weste auf, japste nach Luft, blies die Backen auf und glotzte Ribault an. Sein Oberkörper schwankte hin und her.

„Wir – wir trinken noch einen“, lallte er, und die anderen stimmten grölend zu.

Stubbs begann das Lied vom Seemann zu grölen, der im Haifischrachen gelandet war und den der Hai brockenweise auskotzte, weil der Seemann so ein schlechter Mensch war, daß ihn nicht einmal die Haie fraßen.

Das Lied hatte acht Strophen, dann schwamm der Hai mit dem Bauch nach oben im Wasser. Er hatte sich an dem Seemann vergiftet.

Ribault sah sich um. Er grinste dem Profos zu. Der goß jetzt unaufgefordert ein.

Garret saß wie ein Stock zwischen ihnen. Er konnte kein Wort hervorbringen, so voll war er. Draußen an der frischen Luft würden die Burschen noch ihr blaues Wunder erleben, denn sie soffen mit aller Gewalt, was in die Hälse hineinging.

Ribault wurde es jetzt langsam zuviel. Das Gegröle ging ihm auf die Nerven, ebenso wie die Manieren Mitchells, den die fliegende Hitze gepackt hatte und der so aussah, als würde er jeden Moment an Herzversagen zusammensinken.

Warum gab Ben Brighton nicht das Zeichen zum Aufbruch?

Als hätte er ihn gerufen, klopfte es an die Kammer. In dem Lärm war das harte Pochen kaum zu hören.

Da trat Ben Brighton ein, sah die Männer, schüttelte sprachlos den Kopf und staunte nur noch. Keiner der drei war wiederzuerkennen. Mitchell, Stubbs und Garret waren total betrunken. Ihre Köpfe waren knallrot und aufgeplustert.

Sein Gesicht blieb jedoch ernst und ausdruckslos.

„Grandseigneur“, meldete er. „Wir sind mit der Übernahme der Ladung fertig.“

„Ah, bon. Merci!“

„Merde!“ brüllte Mitchell. Der Hafenkapitän und der Bürgermeister stimmten in den Schlachtruf ein.

„Merde!“ erscholl es von allen Seiten.

„Messieurs“, erinnerte Ribault seine Gäste. „Wir müssen leider auslaufen. Das Schiff ist seeklar.“

„Wir – wir saufen noch einen“, lallte Mitchell monoton. Den Sinn seiner Worte begriff er schon gar nicht mehr.

Ribault stand auf und nickte höflich. Da kapierten sie so langsam, einer nach dem anderen und erhoben sich ebenfalls taumelnd.

Nur Mitchell wollte immer noch nicht gehen. Er wiederholte seinen sinnlosen Spruch immer wieder.

Der Profos nahm seinen Becher und füllte ihn noch einmal bis zum Rand. Dann grinste er ihn an.

„Ein Mann, ein Schluck, Sir!“ sagte er.

Das ließ sich der Dicke nicht zweimal sagen. Ribault mußte ihn stützen, als er den Becher an die Lippen setzte. Die Hälfte des roten Weins rann ihm übers Kinn in den Hemdkragen. Der Rest gelangte tatsächlich in seinen Hals.

Den Bürgermeister hievten sie als ersten an Deck. Er stand da wie ein abgebrochener Fockmast. Dann wollte Carberry den Dicken in Schlepp nehmen, aber Ribault schob ihn fort.

„Um unseren großzügigen Geschäftspartner werde ich mich selbst kümmern“, ließ er Carberry wissen und zwinkerte mit den Augen. „Nimm du lieber den Kapitän.“

Es war nicht leicht, die Männer an Deck zu lotsen. In Mitchells Magen gluckerte es verdächtig, und dieses Gluckern schlug bis zu seinem Hals hoch.

„Hoffentlich kotzt er nicht noch das Deck voll“, brummte Carberry.

Aber der Dicke behielt den Alkohol unten, wenn auch mit sichtlicher Anstrengung.

Er hing wie ein nasses Rahsegel in Ribaults Griff, der alle Mühe hatte, ihn über die Treppe zu bringen. Immer wieder strauchelte er und stützte sich schwer gegen den Franzosen.

„Nur langsam, mon ami“, sagte Ribault. „Bleiben Sie stehen, ich werde Sie stützen.“

Ribault legte ihm beide Hände auf die Schultern. Der massige Mann fiel bald vor, bald zurück, aber immer kurz bevor er endgültig umkippte, hatte Jean ihn wieder im Griff.

Seine Hand tastete sich von der Schulter abwärts, bis zu Mitchells Bauch. Während er ihm beruhigend zuredete, glitten zwei seiner Finger in die Westentasche des Dicken.

„So, mon ami, das hätten wir geschafft“, sagte er doppeldeutig, als er den Dicken endlich an Deck hatte. Dort stand Stubbs, schwankend wie ein Großmast im Orkan und stimmte wieder das Lied vom Haifisch und dem Seemann an. Nur brachte er die Verse nicht mehr richtig zusammen.

Mit Hilfe der anderen standen die drei Männer endlich an Land. Stubbs sang jetzt mit voller Lautstärke. Diesmal war es der Seemann, der den Hai gefressen hatte und schließlich daran einging und starb.

Mitchells Gehilfen luden ihren stinkbesoffenen Herrn in die Kutsche, packten den Bürgermeister dazu und fuhren los.

Stubbs blieb einsam an der Hafenmauer stehen. Ein paar Leute, die sich um ihn bemühten, brachten es nicht fertig, ihn auch nur von der Stelle zu bewegen. Er stand da und sang, als gäbe es auf der ganzen Welt nichts Schöneres als das Seemannslied.

An Deck der „Isabella“ herrschte jetzt eine emsige Tätigkeit.

Die Segel wurden gesetzt und begannen sich unter dem leichten Wind zu füllen. Das Tauwerk knarrte und ächzte. Die Leinen wurden losgeworfen.

Ganz langsam legte die „Isabella“ ab und bewegte sich in ihrem Element vorwärts.

Und am Hafen stand immer noch Stubbs, voll wie tausend Hafenstauer und brüllte seine schmutzigen Lieder in den Wind.

Die „Isabella“ nahm Fahrt auf.

Ganz schwach vernahmen sie etwas später noch Stubbs einsamen Ruf.

„Merde!“ scholl es übers Wasser.

Und aus rauhen Seemannskehlen brüllte es zurück, vermischt mit lautem Gelächter.

„Merde!“

Dann entschwand die „Isabella“ Stubbs verklärten Blicken.

Kaum waren sie aus dem Hafen heraus, als an Deck die Hölle losbrach. Alles drängte sich um Ribault und den Profos, die ihre Rollen so meisterhaft gespielt hatten. Gelächter brandete auf, die Finger zeigten auf Carberry, der sich jetzt knurrend seiner französischen Kleidung entledigte und seine anderen Klamotten anzog.

Ribault ließ die Lobpreisungen geduldig über sich ergehen.

„Mann! Dem fetten Mastochsen hast du es aber gezeigt, Grandseigneur“, brüllten sie. „So ist der in seinem ganzen Leben noch nie beschissen worden.“

„Da kommt so ein verdammter, karibischer Pirat und haut den schlauen Dicken knallhart in die Pfanne.“

Old Shane und Donegal Daniel O’Flynn erschienen ebenfalls an Deck. Da sie nicht alles genau mitgekriegt hatten, wurden die Männer nicht müde, ihnen jede Einzelheit zu schildern.

Sie hatten Land’s End gerundet, ehe sich die Begeisterung langsam etwas legte.

„Ach, da ist noch etwas“, sagte Ribault und grinste. Er griff in die Tasche, klemmte die geklaute Perle zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie hoch, damit sie jeder sehen konnte.

Auf den Gesichtern drückte sich Unglauben aus. Jeder hatte doch genau gesehen, wie Ribault dem Dikken die Perle mit ein paar Worten der Anerkennung gegeben hatte. Und jetzt hielt er sie plötzlich zwischen den Fingern.

„Die habe ich dem Dicken wieder abgenommen“, erklärte Jean. „Ich hatte nämlich immer das Gefühl, als hätte er uns doch noch beschissen. Findet ihr das etwa nicht richtig?“ fragte er, als die Männer ihn sprachlos anstarrten.

Diesmal brandete ein Gelächter auf, das wirklich nur aus der tiefsten Hölle stammen konnte.

Carberry starrte die Perle an, dann wieder den Franzosen.

„Das hast du geschafft?“ fragte er ungläubig. „Mann, Grandseigneur, du bist der schlimmste Höllenhund, den ich kenne. Du verdammter Pirat!“ brüllte der Profos.

Das war keinesfalls als Beleidigung aufzufassen. Wenn der Profos solche Schmeicheleien von sich gab, dann konnte Jean Ribault sich wirklich etwas darauf einbilden.

„Deshalb hast du den Dicken allein die Treppe hochbugsiert“, stellte er voller Bewunderung fest. „Mann, und der hatte doch in der Perle ein ganz großes Geschäft gesehen.“

„Man soll eben nie zu voreilig sein“, sagte Jean Ribault und näselte wieder.

Sogar das alte Rauhbein, der unverwüstliche alte Vater Dans, begann zu lachen. Das war so ganz nach ihrem Geschmack. Einen übers Ohr hauen, der es zuerst mit ihnen versuchte und schließlich den kürzeren zog.

Ribault schnüffelte plötzlich. „Was ist denn das für ein zarter Duft?“ fragte er.

„Das sind die vier ausgeschlachteten Gänse, die du dem Dickwanst abgeluchst hast“, erklärte Carberry. „Blacky ist gerade dabei, sie zu braten.“

Den Männern lief das Wasser im Mund zusammen. Der köstliche Duft zog übers ganze Deck und kitzelte ihre Gaumen.

Inzwischen erläuterte Ben Brighton sein weiteres Vorhaben.

„Wir holen jetzt die Schaluppe und fahren danach weiter bis zur Whitesand Bay. Dort gehen wir vor Anker. Bis dahin wird es auch dunkel sein.“

Was danach kommen würde, brauchte keiner zu fragen. Sie wußten es alle. Und Ben Brighton verkündete es gleich darauf auch noch.

„Dort machen wir ein Faß auf“, versprach er. „Wir werden gut essen, noch besser trinken und ein kleines Fest feiern. Heute abend wird das erste Faß angezapft.“

Ein Jubel brach los, der kein Ende nahm. Die ganze Crew benahm sich wie verrückt.

Zum erstenmal, seit der Seewolf verwundet war, wichen die Sorgen von ihnen. Das Leben schien wieder etwas wert zu sein.

Und das alles hatten sie dem verdammten, Karibik-Piraten Jean Ribault zu verdanken – und Ferris Tucker, der die Idee mit den Tabakballen gehabt hatte.

Die Nacht brach an. Dunkle Wolken standen am Himmel, der Wind sang und pfiff in den Wanten, fing sich in der Takelage und brachte alles zum Klingen.

Die Männer störten sich nicht an dem Wind, der zu ihnen gehörte wie das Salzwasser.

Sie hatten die Schaluppe geholt, waren in die Whitesand Bay gesegelt und hatten Anker geworfen.

Auf der Kuhl stand das Whiskyfaß, das Ben Brighton angezapft hatte. Die ersten Becher kreisten, die gebratenen Gänse wurden verteilt.

Es war ein Bild des behaglichen Friedens, der jetzt auf der „Isabella“ eingekehrt war.

Überall wurde fröhlich geschwatzt, gelacht, getrunken und gegessen, bis Ben Brighton sich erhob, den Whiskybecher in der Hand, und seine Leute der Reihe nach ansah.

„Einen Toast auf Philip Hasard Killigrew!“ rief er aus. „Einen Toast auf den Seewolf!“

„Three cheers für den Seewolf!“ erklang es. Alle dachten in diesem Augenblick an ihn, an den schwarzen Teufel, an sein blitzendes Lachen, an den ganzen Kerl, der er war. Trotz aller guter Laune, die jetzt herrschte, dachten sie an ihn und wie sehr er ihnen fehlte.

„Den nächsten Toast für den Seewolf!“ brüllte Carberry, nachdem sie leergetrunken hatten.

Und wieder erhoben sich die Stimmen, brüllten den Namen des Seewolfes über Deck.

Das taten sie noch etliche Male. Jeder wollte schließlich an die Reihe kommen und seinen ganz persönlichen Toast anbringen.

So toasteten sie sich zu, immer wieder, feuerten sich gegenseitig an und ließen markige Sprüche los.

Weit nach Mitternacht sank der Spiegel des Whiskyfasses erschrekkend ab. Und nach zwei weiteren Stunden hatten sich die ersten bereits die Kehlen heiser gebrüllt und konnten nicht mehr.

Die ausgelassene Stimmung ging ihrem Ende entgegen.

Aber es war eine Feier, die sie sich redlich verdient hatten und schon lange fällig gewesen war.

Als die ersten Leute unter Deck verschwanden, taumelnd wie der Hafenmeister von Penzance, standen nur noch der Profos Carberry, Ferris Tucker und Old Shane sicher auf den Beinen.

„Wenn wir schon saufen“, grollte Carberry, „dann saufen wir auch richtig. Also noch einen Toast auf den Seewolf. Das verdammte Faß wird doch leer zu kriegen sein.“

Seine Vermutung war richtig. Nicht mehr lange und das verdammte Faß war wirklich leer. Es rollte in der Kuhl auf und ab, hin und her, und kein einziger Tropfen lief mehr heraus.

Erst dann hauten die Männer sich in die Kojen.

Seewölfe Paket 3

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