Читать книгу Seewölfe Paket 3 - Roy Palmer - Страница 37
4.
ОглавлениеFast zur selben Zeit, als die letzten Männer der „Isabella“ die Kojen aufsuchten, erwachte der Seewolf.
Im ersten Augenblick begriff er gar nichts. Vor seinen Augen bewegte sich eine gelbe Flamme zuckend auf und ab, schien mal größer, dann wieder kleiner zu werden und erlosch schließlich.
Philip Hasard Killigrew wehrte sich gegen das schwarze Nichts, das mit unsichtbaren Händen nach ihm griff und ihn wieder zurückreißen wollte in die Welt aus Finsternis und Stille, in eine unwirklich scheinende Welt des Todes.
Es war der Augenblick, in dem sein Geist in schwarzen Gefilden wandelte, dann wieder ins Licht tauchte. Diesmal blieb er im Licht, im Schein der merkwürdigen Flamme, die ständig zuckte.
Weit öffnete der Seewolf die Augen.
Sein hartes, männliches Gesicht hatte sich verändert. Es wirkte fast asketisch. Die Wangenknochen waren stärker hervorgetreten, unter seiner natürlichen Bräune schimmerte die Haut fahl und ungesund. Und er hatte abgenommen, er war mager wie ein ausgehungerter Wolf.
Aber seine Augen blickten jetzt klar.
In diesem Moment blickte Gwendolyn Bernice Killigrew, die erst kürzlich angetraute Ehefrau des Seewolfs, in sein Gesicht.
Gwen, die Schwester von Donegal Daniel O’Flynn, dem Bürschchen, fühlte, wie ihr vor Freude fast das Herz aussetzte.
„Hasard!“ sagte sie mit erstickter Stimme.
Da war wieder dieses merkwürdig flackernde Licht. Aber jetzt erkannte der Seewolf es deutlich. Es rührte von einer Öllampe her, die auf einem Tisch stehen mußte.
Sein Kopf drehte sich ein wenig. Auf seinen schmalen Lippen erschien seit langem das erste Lächeln.
Gwen atmete auf. Wie hatte sie auf diesen Augenblick gewartet! Wie hatte sie ihn herbeigesehnt, gebetet, daß Hasard endlich die Augen aufschlagen möge.
Und jetzt war es soweit. Der Seewolf war aus seiner lange andauernden Bewußtlosigkeit endlich erwacht.
Liebevoll beugte sie sich über ihn, strich ihm über das Gesicht, drückte ihre heißen Lippen an seinen Mund, seufzte vor Erleichterung.
Die große Angst wich von ihr, diese fürchterliche Angst, daß er vielleicht nie mehr erwachen würde.
„Gwen!“ Seine Stimme klang noch brüchig, etwas heiser, und sein Gesicht, das in den Kissen ruhte, wirkte eingefallen. Aber die Hauptsache war, daß er wieder die Augen aufgeschlagen hatte. Nur das zählte jetzt für Gwen.
„Wo bin ich, Gwen?“
Diese Stimme! Wie sie diese Stimme liebte, die schon nach den ersten zwei Worten wieder fester wurde.
„Du bist in Sicherheit, Hasard. Nur das zählt jetzt. Und du wirst wieder gesund, Liebster.“
Der Seewolf drehte den Kopf noch weiter nach links. Alles um ihn herum war fremd, anders. Es war ein kleiner Raum, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte, Schnell sah er zur anderen Seite, Dort standen ein kleiner Schrank, ein Tisch, zwei Stühle.
Seine Augen wurden groß und rund.
„Wo ist mein Schiff?“ fragte er. „Und wo, zum Teufel, sind meine Männer?“
Gwen lächelte ihn an. Ihr Gesicht bedeckte sich mit hektischer Röte.
„Wenn du schon wieder Kraftausdrücke gebrauchst, Liebster, dann ist das ein sicheres Zeichen, daß du bald ganz hergestellt bist. Bleib ruhig liegen, rege dich nicht auf, ich werde dir alles der Reihe nach erklären. Hast du Durst?“
„Durst? Und wie, mein Schatz. Ich scheine jahrelang nichts getrunken zu haben.“
Er sah, wie aus ihren grünen Augen zwei Glückstränen flossen, bis zu den Wangenknochen liefen und dann auf den Boden kullerten.
Schnell stand sie auf und gab ihm aus einem Becher klares Wasser zu trinken. Sie führte ihm den Becher an den Mund und sah atemlos vor Glück zu, wie er gierig trank.
„Wie fühlst du dich, Lieber?“
„Ich glaube, mir geht es ganz gut. Aber wo bin ich? Mir ist, als wäre alles ausgelöscht. Ich kann mich an nichts erinnern.“
„Kannst du dich daran erinnern, daß du der Galeone beigestanden bist, die dein Vater, Sir John, führte?“ fragte sie zaghaft.
Der Seewolf dachte nach. Es fiel ihm schwer, die Erinnerung hervorzukramen. Immer wenn er glaubte, einen Faden gefunden zu haben, griffen schwarze Nebel danach und entrissen ihm diesen Faden.
Seine Augen schienen durch die Decke hindurchzublicken in weite Fernen. Aber der Blick war klar und nicht getrübt.
Dann fiel es ihm ganz plötzlich ein.
„Natürlich!“
Hasard setzte sich mit einem Ruck auf, aber diesmal wurde Gwen sofort energisch.
Sanft drückte sie ihn in die Kissen zurück. „Du mußt liegen bleiben, versprich es mir!“
„Gut, ich verspreche es“, sagte der schwarzhaarige Mann. „Aber jetzt fällt es mir tatsächlich wieder ein. Wir standen in der Nähe von Cap da Roca, als das Unglück begann. Kanonendonner, wir segelten darauf los, dann entdeckten wir die Galeone und darauf meinen verdammten Alten, der sie führte.“
„Und John Malcolm“, half sie seiner Erinnerung nach.
„Richtig, meinen Bruder John, das verdammte Ferkelgesicht. Wir haben Schiffe versenkt und dann ...“
Plötzlich war alles wieder leer in seinem Schädel. Wie ein großes schwarzes Loch.
Verblüfft griff sich der Seewolf an den Kopf.
„Von da an weiß ich nichts mehr“, sagte er enttäuscht. „Von da an ist alles wie abgeschnitten.“
„Mehr kannst du auch nicht wissen, Hasard. Als die letzte Karavelle auseinanderflog, wirbelte eine Rah durch die Gegend. Sie traf deinen Kopf und warf dich um.“
„Erzähle weiter“, bat der Seewolf erregt. „Was passierte danach? Ich muß alles wissen.“
„Immer schön der Reihe nach, sonst bringst du alles durcheinander. Ben Brighton übernahm das Kommando. Sir Johns Männer wurden an Bord genommen, weil seine Galeone unterging. Wir segelten mit Kurs Plymouth. Unterwegs wollte dein Vater Ben Brighton überreden, die Beute mit ihm zu teilen. Aber er lehnte ab. Sir John wollte den Befehl über die ‚Isabella‘ ertrotzen. Es kam auch zu einer Auseinandersetzung, die deine Leute für sich entschieden.“
Sie machte eine kurze Pause, in der ihr Blick liebevoll sein Gesicht streichelte.
„Weiter!“ bat Hasard, der gespannt lauschte. „Wo war ich? Bewußtlos in der Koje?“
„Ja. Batuti und Old Shane hielten Wache, und ich war sowieso immer bei dir. Und dann ...“
Sie brach plötzlich ab und verbarg das Gesicht in den Händen.
Der Seewolf betrachtete seine junge Frau ungeduldig. Was war denn Schlimmes passiert, daß sie jetzt so verstört wirkte?
„Dann wollten sie dich umbringen, Liebster!“
„Mich umbringen? Wer?“
„Dein Vater und dein Bruder“, schluchzte Gwen. „Es war furchtbar, schrecklich.“
Hasard richtete sich wieder auf. In seinem Schädel begann es zu pochen und zu klopfen, und sekundenlang schien sich der ganze Raum um ihn zu drehen. Dann sah er wieder klar.
„Mein sogenannter Vater“, sagte er verächtlich. „Und mein Bruder. Das würde den beiden ähnlich sehen.“
„Batuti schlug Sir John nieder. Und – und Old Shane hat John Malcolm umgebracht.“
Das riß den Seewolf buchstäblich in die Höhe. Fassungslos sah er auf seine Frau, die den Kopf gesenkt hielt.
„John ist tot?“
„Ja, Hasard.“
Langsam ließ sich der Seewolf in die Kissen zurücksinken. Das waren Nachrichten und Überraschungen, die er erst verdauen mußte.
Big Old Shane, der Schmied von Arwenack, hatte also das getan, was er schon vor langer Zeit geschworen hatte: John Malcolm umzubringen. Hasard schüttelte den Kopf. Hoffentlich war Old Shane sich über die folgenschweren Konsequenzen klar, einen Erstgeborenen der Sippe Sir Johns umzubringen.
Was das alles nach sich ziehen würde. Und Old Shane hatte es für ihn, den Seewolf, getan! Hasard preßte die Lippen zusammen.
„Soll ich aufhören, Hasard? Es strengt dich zu sehr an.“
„Nein, nein“, sagte er hastig. „Sprich weiter, ich kann das vertragen. Du weißt, daß mich so schnell nichts umwirft.“
„John wurde der See übergeben. Dann ging erneut der Streit los. Brighton hat ein Protokoll aufnehmen lassen, aber Keymis hat überall verkündet, Old Shane habe Malcolm wegen Erbstreitereien hinterrücks ermordet. Deine Männer waren nur schwer davor zurückzuhalten, diesen Kerl an der nächsten Rah aufzuhängen.“
Das konnte der Seewolf sich bildlich vorstellen. Seine grundehrlichen und anständigen Männer, die für ihn durch die Hölle gingen, waren kaum noch zu bändigen gewesen.
„Schade, daß sie es nicht getan haben. Der Kerl hatte es nicht anders verdient. Und dann?“
„Wir liefen am zehnten Februar in Plymouth ein. Ben Brighton ließ dich dann sofort zu Sir Freemont bringen. Und hier bist du jetzt noch. Ich denke, Sir ...“
Ein leises Klopfen ertönte. Gleich darauf öffnete sich die Tür.
Der Kutscher trat ein. Hinter ihm tauchte Donegal Daniel O’Flynn auf, das Bürschchen, der jüngste der Crew, aber ein ganzer Kerl.
„Wie geht es Hasard?“ fragte der Kutscher, der das Gesicht des Seewolfs nicht sah, weil Gwens Oberkörper es verdeckte.
„Verdammt gut!“ erklang Hasards Stimme.
Der Kutscher zuckte zusammen. Das Bürschchen machte einen Satz nach vorn, so schnell wie Arwenack sonst immer in die Wanten flitzte.
„Verflucht und zugenäht!“ schrie das Bürschchen gerührt. „Da soll mich doch gleich der Satan persönlich braten.“
Er schniefte ein wenig, aber damit wollte er nur seine Rührung überspielen, deshalb fluchte er gleich noch weiter.
Der Kutscher ergriff Hasards Hände und quetschte sie. Das Bürschchen riß ihm fast den Arm aus der Schulter vor Begeisterung. Wenn der Seewolf wach war, dann war er auch wieder gesund, war seine Meinung. Und wenn er gesund war, dann würde hier auch bald einiges umgekrempelt und auf den Kopf gestellt werden.
Das Bürschchen reckte sich angriffslustig. „Jetzt wird alles gut“, versicherte er immer wieder.
„Langsam, Dan“, unterbrach Gwen seine Begeisterung. „Hasard ist erst vor ein paar Minuten erwacht. Er braucht Schonung und vor allem viel Ruhe.“
„Aber er hat doch die Augen auf und spricht wieder!“
Zum erstenmal grinste der Seewolf und zeigte seine weißen, blitzenden Zähne.
„Ich halte es bestimmt nicht mehr lange im Bett aus, Dan. Ich will mir nur noch anhören, was in der Zwischenzeit geschehen ist, damit ich informiert bin.“
In diesem Augenblick öffnete sich erneut die Tür, und Sir Anthony Abraham Freemont erschien.
In den Augen des Arztes leuchtete es auf, als er sah, daß Hasard bei wachem Bewußtsein war. Gleichzeitig registrierte er die Freude, die in dem kleinen Raum herrschte.
Freemonts graue Augen musterten den Patienten, der ihm dankbar entgegensah. Sein schmales Gesicht und die leichte Abgezehrtheit hatten nichts zu bedeuten, unter diesen Umständen war das ganz normal. Das würde sich nach ein paar Tagen wieder legen.
„Es freut mich aufrichtig, Sie wach zu sehen“, sagte er. „Ich hatte es eigentlich noch nicht erwartet: Haben Sie Schmerzen?“
„Keinerlei Beschwerden, Sir Freemont. Ich fühle mich wohl, dank Ihrer Pflege und Fürsorge. Nur ab und zu legt es sich wie ein dunkler Schleier vor meine Augen.“
Freemont nickte verstehend. „Kein Wunder. Ihre Kopfverletzungen waren sehr schwerer Natur. Sie verdanken es nur Ihrer eisernen Konstitution, daß der Genesungsprozeß so schnell fortschreitet. Ich lasse Ihnen gleich etwas zu essen bringen, damit Sie wieder auf die Beine kommen. Ihr Körper ist geschwächt.“
Freemont nickte dem Seewolf gütig zu und ging wieder. Er wies die beiden Männer nicht aus dem Raum. Sie sollten den Seewolf nur in aller Ruhe über sämtliche Geschehnisse informieren. Das regte sein Gehirn an und beschleunigte den Heilungsprozeß ganz erheblich. Killigrew hatte die körperliche Verfassung eines Bären, oder die eines Seewolfes, wie der Doktor bei sich dachte. Etwas Ernstliches würde jetzt kaum noch eintreten.
Dan und der Kutscher hockten sich auf den Bettrand.
„Laß den Kutscher reden, Dan. Ihr könnt euch ja abwechseln“, schlug Hasard vor, der dem Bürschchen ansah, daß der seine Neuigkeiten so schnell wie möglich an den Mann bringen mußte, sonst würde er daran ersticken.
Der Kutscher ließ sich erst einmal erklären, inwieweit Hasard bereits informiert war.
„Ja“, begann der Kutscher bedächtig, „Ben Brighton hat die Leute aus Falmouth gehenlassen, und als sie von Bord waren, tauchte die Stadtgarde auf und erklärte unsere Mannschaft für verhaftet. So habe ich es erzählt bekommen, ich war ja nicht dabei.“
„Und?“ fragte Hasard atemlos. „Hat man sie ...?“
„Keine Sorge, Hasard. Ben ließ die Drehbassen augenblicklich feuerbereit machen und hat die Geschütze teils auf Burton und Keymis und teils auf die Garde gerichtet. Carberry und Tucker kappten die Leinen, die Segel wurden gesetzt, und schon war die ‚Isabella‘ aus dem Hafen. Die werden ganz schön geglotzt haben, diese verdammten Halunken.“ Der Kutscher lachte.
Hasards Gedanken begannen zu kreisen. Die „Isabella“ war wieder ausgelaufen? Wohin? Ben Brighton schien sich ja zu einem richtigen Teufel gemausert zu haben. Er war direkt stolz auf ihn.
Das Bürschchen ergriff jetzt das Wort. Hasard ließ ihn reden, denn Dan platzte fast. Er schluckte aufgeregt.
„Sir John hat eine Karavelle beschlagnahmt, sie mit seinen Kerlen besetzt und ist der ‚Isabella‘ sofort hinterher gesegelt.“
Jetzt haute es den harten Seewolf doch bald um. Die Neuigkeiten schienen kein Ende zu nehmen. Was war nicht alles in der Zeit, in der er bewußtlos war, passiert!
„Dann erreichten Stenmark, Matt Davies, Al Conroy, Gary Andrews und ich die tobende Menschenmenge am Hafen“, berichtete der Kutscher weiter. „Du kannst dir nicht vorstellen, was da los war. Ein unheimlicher Aufruhr! Wir sahen gerade noch das Heck unserer schönen ‚Isabella‘ verschwinden. Die Stadtgarde hatte eine unbeschreibliche Wut. Ich schaffte es mit Mühe und Not, hierher in die North Road zu gelangen und Sir Freemont zu warnen. Sie suchten ja jetzt nach dir. Der Doktor hat dich dann verlegt. In diesen Raum hier. Er hat eine Geheimtür, die man nur durch einen Schrank betreten kann. Sir Freemont hat dann den Friedensrichter abblitzen lassen, aber der bestand eisern auf einer Durchsuchung aller Räume.“
„Bloß gefunden haben sie dich nicht“, sagte Dan O’Flynn. „Burton hatte eine Stinkwut im Leibe.“
Er sah den Seewolf an, dessen Gesicht sich fast unmerklich mit einer leichenfahlen Flässe überzog.
„Ist dir nicht gut?“ fragte er bestürzt.
Gwen trat hinzu und fuhr ihrem Mann mit den Fingern sacht über die Stirn.
„Ich hole Sir Freemont“, stieß sie hervor.
„Nein, es geht schon wieder.“ Hasard griff sich an den Kopf. „Mein Gott, was ist nur alles passiert in der kurzen Zeit. Sie werden alles dransetzen, um Old Shane zu fassen. Ich kenne doch die Killigrews! Der verdammte Alte gibt keine Ruhe. Der hat eine Teufelei vor. Ich muß mich selbst darum kümmern.“
„Bleib liegen!“ warnte Dan.
Aber der Seewolf hörte ihn nicht. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Hier im Bett hatte er keine ruhige Minute mehr. Er hielt es einfach nicht mehr aus, tatenlos herumzuliegen, während seine Männer ihrem Schicksal entgegengingen.
Zum Entsetzen Gwens und der beiden anderen sprang er mit einem wilden Satz aus dem Bett.
Er stand noch nicht richtig auf den Beinen, als ihn ein Schwindelanfall mit aller Macht packte. Tausend schwarze Arme griffen aus dem Nichts nach ihm und zogen ihn in einen bodenlosen Abgrund.
Der Seewolf taumelte. Er wehrte die Hände ab, die ihm helfen wollten. Auf dem Tisch flackerte die Öllampe, ihr Licht wuchs ins Riesenhafte, bis es mit einem Schlag erlosch.
Der Seewolf brach zusammen. Dan und der Kutscher fingen ihn im allerletzten Augenblick auf, bevor er zu Boden stürzte.
Gwen stieß einen heiseren Schrei aus. Mit zwei Sprüngen war die schwangere junge Frau an der Geheimtür und riß sie auf, um Sir Freemont zu holen. Sie brauchte ihn nicht zu rufen. Der Arzt kam gerade, um Hasard etwas zu essen zu bringen.
„Er ist umgefallen“, berichtete Gwen nervös. „Zusammengebrochen ist er. Helfen Sie ihm bitte, Sir Freemont!“
Er schob sie sanft zur Seite und betrat den Raum.
Dan und der Kutscher hatten den Seewolf wieder auf das Bett gelegt. Sein Gesicht war noch fahler als zuvor. Sein Atem ging nur ganz flach. Er war bewußtlos.
Sir Freemonts Ruhe beeindruckte auch die anderen, die vor lauter Nervosität nicht wußten, was sie zuerst tun sollten.
Schnell untersuchte der Arzt den bewußtlosen Seewolf. Dann richtete er sich auf, fühlte nach dem Puls und schüttelte nach einer Weile lächelnd den Kopf.
„Kein Grund zur Sorge, Mrs. Killigrew. Er hat die Krise überstanden. Nur sein Körper hat das alles nicht so richtig verkraftet. Er ist noch geschwächt.“
„Er sprang einfach aus dem Bett“, sagte Dan.
„Ja, das sieht ihm ähnlich.“ Sir Freemont lächelte. „Immer impulsiv, keine Ruhe oder Rast. Das, was er soeben erfahren hat, bringt ihn bestimmt nicht um. Sein Puls ist schon fast wieder normal. Der Mann verträgt viel mehr als jeder andere. Das hier wird seinen Gesundungsprozeß nur beschleunigen. Machen Sie sich also keine Sorgen mehr um ihn, Mrs. Killigrew. Er braucht nur noch ein wenig Ruhe. Alles andere findet sich von selbst.“
„Glauben Sie wirklich?“ fragte Gwen, die den Tränen nahe war.
„Natürlich“, sagte der Arzt mit seiner ruhigen Stimme. „Daran besteht nicht der geringste Zweifel.“
Gwen setzte sich auf den Stuhl, dicht neben das Bett. Ungehindert ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Wenn Sir Freemont das sagte, mußte es auch stimmen, denn sie hatte unbegrenztes Vertrauen zu ihm. Deshalb weinte sie auch nicht aus Angst, sondern vor Glück.
„Komm, wir verziehen uns“, brummte der Kutscher. „Im Augenblick passen wir einfach nicht hierher!“