Читать книгу Seewölfe Paket 3 - Roy Palmer - Страница 38

5.

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Dan O’Flynn betrachtete immer wieder voller Sorge das Gesicht des Seewolfes, der mit geschlossenen Augen in den Kissen ruhte und sich nicht rührte.

Zweimal war Sir Freemont erschienen und hatte ihm in seiner beruhigenden Art versichert, daß nicht zu befürchten sei. Der Heilungsprozeß schreite ganz natürlich fort. Dennoch: das Bürschchen blieb mißtrauisch. Für Krankheiten, die verborgen im Kopf steckten, hatte er kein Verständnis. Da spielte sich alles unsichtbar und unbegreiflich ab, da war etwas Geheimnisvolles drumherum. Deshalb fiel sein mißtrauischer Blick immer wieder auf Hasard. Zuckte auch nur sein Augenlid, so war das Bürschchen schon alarmiert. Bewegte sich der Seewolf einmal, begannen O’Flynns Hände nervös zu zittern.

Es ärgerte ihn mächtig, daß er nichts unternehmen konnte. Ja, wenn Hasard von ein paar üblen Typen belagert wäre, dann würde das Bürschchen schon aufräumen und alles zu Kleinholz verarbeiten. Arwenack! würde er brüllen und dann nichts wie drauf!

Aber hier? Was konnte er hier tun?

Er goß Öl in die kleine Lampe nach und lauschte nach draußen. Aber auf den Straßen blieb alles still. Kein Laut war zu hören. Eine Ruhe herrschte hier, die Dan nicht mehr gewohnt war.

So ging eine Stunde nach der anderen dahin. Ab und zu drehte sich der Seewolf herum. Einmal noch erschien lautlos wie ein Gespenst der gute Sir Freemont, lächelte beruhigend und ging wieder.

Draußen graute der Morgen. Dan sah nichts davon, weil der versteckte Raum keine Fenster hatte. Aber er hörte es. Ungewohnte Geräusche erklangen, das Leben erwachte.

Dan gähnte und reckte die Arme. Und genau in diesem Moment erwachte der Seewolf.

Diesmal gab es für ihn keine schwarzen Schatten. Er erwachte, so wie er es auf dem Schiff tat. Schlagartig, sofort hellwach.

Er sah Dan, der gerade den Rachen aufriß und ausgiebig gähnte. Schnell schloß er die Augen wieder und drehte sich halb um.

„In den Großmast mit dir, Dan O’Flynn“, hörte er den Seewolf murmeln.

Erschreckt fuhr Dan herum. Phantasierte der Seewolf, oder träumte er nur?

Das leise Lachen Hasards ließ ihn zusammenfahren.

„Ich bin gerade wach geworden, Dan. Mir geht es gut“, sagte er, als er Dans unausgesprochene Frage voraussah.

Hasard setzte sich aufrecht hin. Das Bürschchen war immer noch so perplex, daß es kein Wort hervorbrachte. Sprachlos starrte es den Seewolf an.

„Glotz mich nicht so an, bring mir lieber was zu essen. Oder denkst du etwa, ich habe keinen Hunger?“

Hastig klappte Dan den Mund zu und stand auf. Wenn der Seewolf diese Töne anschlug, dann gehörte er nicht zu den Kranken, sondern nur noch an Deck der „Isabella“.

Wieselflink fuhr Dan herum, langte nach dem Teller, den Sir Freemont gebracht hatte, und reichte ihn Hasard.

„Bitte“, sagte er.

Fassungslos sah er zu, wie der Seewolf mit Heißhunger über das Brot herfiel, den kalten Braten verschlang und restlos alles wegputzte, was auf dem ziemlich großen Teller angerichtet worden war. Erst dann blickte er wieder hoch.

„So, ich bin halbwegs satt, Dan. Ist noch Wein da?“

Verdattert nickte Dan, reichte den Krug herüber und griff nach dem Becher, der daneben stand.

„Was soll ich mit einem Becher?“ fragte Hasard trocken. Er trank den halbvollen Krug mit ein paar Schlucken leer.

„Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr“, flüsterte Dan. „Ich denke, du bist schwer krank.“

„Na und! Soll das vielleicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen? Einmal ist damit Schluß! Jetzt fehlt mir nur noch das Ende der Geschichte, damit mir die richtigen Gedanken einfallen. Was gibt es da zu grinsen?“ fragte Hasard, als Dans Gesicht sich so verzog, daß die Ohren Besuch bekamen.

„Verdammt, das ist reine Freude, weiter nichts. Heute ist mein schönster Tag. Jetzt geht es bald los!“

„Hol den Kutscher, Dan, und sorge dafür, daß meine Frau weiterschläft. Sie hat es nötig. Der Kutscher kennt doch die anderen Einzelheiten, nicht wahr?“

„Ich hole ihn sofort!“

Hasard reckte seinen Brustkasten. Ein bißchen matt fühlte er sich noch, so wie man sich nach tagelangem Liegen im Bett fühlen mußte. Doch der Wein und das Essen bewirkten wahre Wunder.

Der Kutscher erschien gleich darauf in Dans Begleitung. Die beiden Kerle grinsten, als gäbe es eine Extraration Whisky. Der Seewolf schien wieder der alte zu sein, das sah der Kutscher schon an seinen klaren Augen, aus denen eine rastlose Energie sprach.

Er schüttelte ihm stumm die Hand. Viele und überflüssige Worte liebte der Seewolf nicht, das wußte er. Die Situation war für ihn einigermaßen klar, seine Krankheit hatte er überwunden, also hatte für die anderen gefälligst auch alles klar zu sein. Und die Rührung, die einen überfiel, die versteckte man am besten nach innen.

„Setzt euch! Erzähl weiter, Kutscher, damit wir zum Schluß finden. Mir fehlen ein paar Tage. Wie ging es weiter?“

„Ich kann dir nur das berichten, was ich auch erfahren habe, und zwar von anderen. Vier Männer unserer Crew haben eine Schaluppe gekauft, die dem Hafenkapitän gehörte, aber der soll von dem Kauf nichts gewußt haben.“

„Das läßt sich später noch regeln.“ Hasard winkte ab. „Sie haben also die Schaluppe bemannt und sind der Karavelle gefolgt.“

„So war es“, sagte der Kutscher. Herrgott, dachte er. In Hasards Augen blitzte es ständig. Und verdammt gesund war er wieder. Er sah ihm an, daß er am liebsten sofort aufgestanden und seinem Schiff nachgeschwommen wäre.

Der Seewolf überlegte scharf. Das Bild, das sich seinem geistigen Auge bot, war einigermaßen klar. Den Rest mußte er sich zusammenreinem.

„Die ‚Isabella‘ ist also ausgelaufen“, sagte er. „Ihr folgte gleich darauf die Karavelle mit Sir John an Bord. Dem Verfolger hängte sich die Schaluppe an. Der gute Sir John wird versuchen, die ‚Isabella‘ anzugreifen, einmal um seine Rache zu befriedigen, zum anderen, um den sagenhaften Schatz an sich zu reißen. Wenn er aber angreift, dann hat er es nicht nur mit einem Gegner zu tun. Ich kenne doch meine Leute: Die werden dem alten Gauner einheizen und nicht eher Ruhe geben, bis sie ihn auf Tiefe geschickt haben. Oder seht ihr das anders?“

„Der verdammte Sir John zieht den kürzeren, Hasard. Ben Brighton läßt den gar nicht erst an sich ’ran.“

„Klar“, sagte das Bürschchen lebhaft. „Den Kampf kann ich mir richtig vorstellen. Der ist schon über die Bühne gegangen. Selbstverständlich zum Nachteil von Sir John.“

„Gut, setzen wir das einmal voraus. Ich jedenfalls glaube ganz fest daran. Ben Brighton hat also die Schlacht gewonnen. Nehmen wir dazu noch an, daß sie ebenfalls im Besitz der Schaluppe sind. Was wird er als nächstes tun? Wohin wird Ben sich mit der ‚Isabella‘ wenden?“

„Zunächst“, sagte der Kutscher, „war zwischen mir und den Männern, die die Schaluppe gekauft haben, ein Treffpunkt vereinbart worden. Dieser Treffpunkt war Sir Freemonts Haus.“

Die sehnigen Finger des Seewolfs zerrten ungeduldig an der Decke, die über ihn gebreitet war. Seine Gedanken liefen Sturm.

„Dann wird Ben wahrscheinlich auch nichts unternehmen. Die Beute bleibt an Bord und wird nicht nach London gebracht.“

„Natürlich nicht, Hasard. Ben wird abwarten, bis du wieder gesund bist. Solange wartet er irgendwo. Vermutlich wird er versuchen, mit uns Kontakt aufzunehmen. Nur wird das sehr schwierig werden, weil Sir Freemonts Haus unter Bewachung steht.“

„Immer noch?“

„Es lungern merkwürdige Gestalten nachts herum, Leute des Friedensrichters, so nimmt Sir Freemont an.“

Hasard wandte sich an Dan O’Flynn, dessen Augen gebannt an des Seewolfs Lippen hingen.

„Dan! Wo, glaubst du, wird Ben sich verstecken?“

„Das ist schwer zu sagen“, sagte Dan. „Old Shane kennt die ganze Cornwall-Küste wie seine Hosentasche. Aber Sir John kennt sie ebenfalls. Ich kann das nicht einmal vermuten.“

„Kannst du eine Karte auftreiben?“

„Klar, das kann ich. Vielleicht hat Sir Freemont eine.“

„Dann versuch es. Mit Hilfe der Karte haben wir einen besseren Überblick, und ich kann mich auch viel besser in Bens Lage hineinversetzen.“

„Aye, aye“, sagte Dan und zog ab.

Hasard beriet sich weiter mit dem Kutscher. Der Kontakt zwischen ihnen und den anderen Männern sollte so schnell wie möglich hergestellt werden. Sie wollten keine Zeit verlieren. Den Seewolf hatte das große Fieber gepackt, ein Fieber, das mit seinem Gesundheitszustand allerdings nichts zu tun hatte. Es war Ungeduld.

Dan kehrte schon nach ein paar Minuten zurück. In den Händen hielt er eine größere, zusammengerollte Karte. Er breitete sie auf Hasards Bett aus und strich sie glatt.

„Hab ich von Sir Freemont. Er hat noch mehr davon, aber das hier ist die beste. Er will später nach dir sehen. Zuerst sollen wir uns ungestört unterhalten, sagte er.“

Ein Arzt, wie man ihn kaum noch fand, überlegte Hasard. Der hatte für alles Verständnis, und vor allem hatte er den richtigen, medizinischen Durchblick.

Hasards Finger fuhr auf der Karte entlang. Er zeichnete eine unsichtbare Spur an der Küste nach.

„Der Süden der Küste ist stark besiedelt, wesentlich stärker als die Nordwestküste. Also wird Old Shane Brighton geraten haben, mehr nach Nordwesten zu laufen.“

„Davon wird Sir John auch ausgehen“, sagte Dan.

„Falls er noch lebt, oder falls er ein Schiff hat, mein lieber Dan. Und eins von beiden fehlt ihm sicher. Entweder ein Schiff oder sein Leben.“

Alle drei beugten sich über die Karte, diskutierten, redeten sich die Köpfe heiß und versuchten, sich in Ben Brightons Lage zu versetzen. Die Auswahl war nicht allzu groß. Andererseits gab es doch eine Menge Verstecke, stille Buchten, in denen sich ein Schiff eine Zeitlang verbergen konnte.

„Für Ben kommt nur die Küste von der Bude Bay ab in Frage. Ganz oben im Norden kann er genauso gut ein Versteck gewählt haben wie in Port Isaac Bay. Irgendwo dazwischen muß also die ‚Isabella‘ liegen.“ Hasard starrte die Karte an, als könne sie ihm die Antwort darauf geben.

„Eine verdammt lange Küste“, sagte der Kutscher. „Wir können aber wirklich nichts mehr davon einengen. Ich selbst tippe eher auf Bude Bay.“

„Ich schätze, er liegt irgendwo in der Mitte“, sagte Dan.

„Das nutzt uns alles nichts. Wir müssen es wissen! Sir Freemont hat mir noch zwei, drei Wochen Bettruhe verordnet. Mist! In der Zeit würde ich verrückt werden, wenn ich nicht erfahre, was mit den Männern und dem Schiff passiert ist.“

„Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß du noch drei Wochen hier im Bett liegen bleibst“, sagte Dan. „Ich würde so schnell wie möglich aus dem Bett springen.“

Der Kutscher warf ihm einen wütenden Blick zu.

„Du bist ja auch noch ein verdammter junger Hitzkopf, der nicht viel im Schädel hat. Bei dir wäre es erst gar nicht zu einer Gehirnerschütterung gekommen. Denn wo nichts ist, kann auch nichts weh tun, nicht wahr?“

„Hoho! Was, wie! Wie sprichst du mit mir! Du willst dich wohl mit aller Gewalt auch ein paar Wochen ins Bett legen, he!“

Kampfeslustig hielt Dan O’Flynn dem Kutscher die harte Faust unter die Nase und schnitt ein grimmiges Gesicht.

Mit seinem „was wie“ hatte er Hasard augenblick an Carberry, den Profos, erinnert, den das Bürschchen gern nachäffte.

Er lachte leise. Augenblicklich legten die beiden ihren Streit bei. Dan O’Flynn stand auf und reckte sich.

So ganz nebenbei sagte er: „Ich werde die ‚Isabella‘ suchen. Jetzt gleich! Dann hat die Ungewißheit endlich ein Ende. Mir ist es auch lieber, was zu unternehmen, als hier ewig herumzuhocken. Und ich werde sie auch finden, mein Wort darauf, Hasard! In ein paar Tagen bin ich wieder zurück, und dann werden wir es diesen Bastarden zeigen.“

„He, nun mal langsam“, sagte Hasard. Das Bürschchen schäumte wieder einmal vor überschüssiger Kraft. „Du kannst nicht einfach aufstehen und loslegen, Dan. Das muß schon gut überlegt werden.“

„Sag ich doch, daß er ein verdammter Hitzkopf ist“, murmelte der Kutscher. „Immer gleich mit dem Schädel durch die Wand!“

„Dein Vorschlag ist gut, Dan. Wir werden ihn vorher noch mit Sir Freemont durchsprechen. Danach kannst du versuchen, den Kontakt herzustellen.“

„Ich hole ihn sofort.“

Schon war der Kerl wieder draußen. Er mußte immer etwas zu tun haben, um ihn herum mußte immer etwas los sein. Wenn es nicht nach Abenteuer oder Aufregung roch, dann war Donegal Daniel O’Flynn nicht zu gebrauchen. In dem eisenharten Kerl steckten ungeahnte Energien. Er eiferte dem Seewolf nach, den er über alles verehrte.

Sir Freemont stand am Fenster, den Rücken der Tür zugekehrt, als Dan nach einem leisen Klopfen eintrat.

Freemont drehte sich um. Sein Gesicht war sorgenvoll umwölkt, seine Lippen waren zusammengepreßt.

„Was gibt es, Dan? Wie geht’s unserem Patienten?“

„Oh, der fühlt sich sauwohl“, sagte Dan, berichtigte sich aber gleich darauf verlegen. „Ich meine, es geht ihm gut, sehr gut. Ich an Ihrer Stelle, Sir, würde ihn aus dem Bett werfen oder ihm befehlen, aufzustehen!“

Freemont lächelte belustigt. Die Sorgenfalten verschwanden von seiner Stirn. Er mochte Dan gern, seine herzerfrischende Offenheit war ehrlich, und in der Wahl seiner Worte war er nicht gerade zimperlich. Er sprach das aus, was er dachte.

„So einfach geht das nicht, Junge! Mister Killigrew hatte eine schwere Verletzung, eine sehr schwere. Davon kann man sich zwar wieder sehr gut erholen, aber nicht so schnell, daß man sofort wieder sein gewohntes Leben aufnimmt. Wenn man keinen Rückschlag herausfordern will, muß man sich schon noch ein paar Tage schonen. Sonst wird der geschwächte Körper überanstrengt, und das wollen wir doch vermeiden, nicht wahr?“

„Richtig, Sir! Ich dachte nur, weil er so gesund ...“

„Schon gut.“

Freemont trat ans Fenster und blickte hinaus. Er schob die Gardine nur einen Spaltbreit zur Seite, so daß man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte.

Dan witterte förmlich, daß etwas nicht in Ordnung war.

„Haben Sie Grund zur Sorge, Sir?“ erkundigte er sich höflich.

„Man könnte es Sorge nennen, Dan. Du kannst dich selbst davon überzeugen, aber bewege die Gardine nicht. Na, fällt dir etwas auf?“ fragte er, als Dan einen raschen Blick riskierte.

Das Bürschchen hatte die schärfsten Augen an Bord des Schiffes. Dan konnte noch Einzelheiten erkennen, wenn die anderen nur noch schemenhafte Umrisse sahen.

„Ja, da draußen schleichen ein paar seltsame Typen herum. Sie sehen ständig herauf. Sie benehmen sich eigenartig.“

„Richtig. Die Kerle lungern schon seit Tagen hier herum. Sie versuchen, unauffällig zu wirken, und sie lösen sich auch untereinander öfter ab.“

„Sie vermuten immer noch den Seewolf hier“, sagte Dan. „Obwohl sie das ganze Haus durchsucht haben.“

Unten auf der Straße begegneten sich gerade zwei Männer, Einer blickte zu Sir Freemonts Haus hoch, der andere tuschelte etwas, dann gingen sie wieder auseinander und nahmen ihre Wanderung auf.

In Dan stieg der Zorn hoch. Am liebsten wäre er hinuntergerannt und hätte den Kerlen die Leviten gelesen. Auf seine Art. Er fragte sich, ob Burton es noch einmal wagen würde, das Haus zu durchsuchen. Es wurde immer eiliger, den Kontakt herzustellen, fand er, sonst erwischten sie den Seewolf doch noch. Keymis und Burton steckten dahinter, diese beiden Halunken, dachte er erbittert.

„Könnten Sie einen Augenblick zu Mr. Killigrew kommen, Sir? Er wollte etwas mit Ihnen besprechen?“

„Gern, Dan, ich freue mich, daß er Initiative entwickelt. Er wird Hunger und Durst haben, ich lasse ihm etwas richten, und du holst es dann gleich in der Küche ab.“

„Aye, aye, Sir!“

Sir Freemont sah mit Genugtuung, daß es seinem Patienten sehr viel besser ging. Vor allem, und das war das Wichtigste, begann der Seewolf wieder zu denken und zu planen. Er entwickelte eine geradezu hektische Initiative. Er wollte die Ungewißheiten ausräumen, sie klarstellen.

Zusammen mit dem Seewolf beugte er sich über die Karte, beriet mit ihm und erklärte sich schließlich einverstanden.

„Sehr gut“, meinte er. „Ich stehe völlig auf Ihrer Seite, Mr. Killigrew und kann Ihnen nur recht geben. Allerdings kann ich Dan erst bei Anbruch der Dunkelheit aus dem Haus lassen. Wir stehen immer noch unter Beobachtung. Dan hat sich davon eben selbst überzeugt. Es sind mindestens drei Männer, die hier herumlungern.“

„Was sind das für Kerle?“

Das leichte Lächeln auf dem Gesicht des Arztes verschwand.

„Man munkelt hier in der Stadt so allerlei“, erwiderte er. „Der Friedensrichter unterhält eine geheime Polizeitruppe, die für ihn schnüffelt und spioniert. Diese Leute treten nie offiziell in Erscheinung, aber sie existieren, sie tun es zu unauffällig, so daß es schon wieder auffallend wirkt.“

„Ich verstehe“, sagte Hasard. „Hoffentlich läuft Dan ihnen nicht in die Hände.“

„Ich lasse ihn heute nacht durch den Hinterausgang hinaus. Dort habe ich noch niemanden gesehen. Und für Sie wäre es besser, wenn Sie nun eine Weile schliefen. Vorher lasse ich Ihnen noch etwas zu essen und zu trinken bringen. Einverstanden?“

„Einverstanden, Sir. Und vielen Dank. Ich stehe hoch in Ihrer Schuld – wir alle“, schloß er.

Das gütige Lächeln erschien wieder in dem Gesicht. Bescheiden winkte Freemont ab.

„Das ist doch wohl selbstverständlich. Außerdem waren Sie ein interessanter Fall. Also glauben Sie nur nicht, daß ich aus reiner Nächstenliebe gehandelt habe.“

Die Worte straften ihn Lügen, das wußte der Seewolf sofort. Freemont hatte mehr den menschlichen als den medizinischen Aspekt gesehen. Er hatte geholfen, und das war wichtig.

Es dauerte nicht lange, bis der Seewolf erneut einschlief. Erschöpft schloß er die Augen, nachdem er sich gestärkt hatte. Er würde sich jetzt restlos gesund schlafen, dachte Freemont, als er leise die geheime Tür hinter sich schloß.

Seewölfe Paket 3

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