Читать книгу Seewölfe Paket 17 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 29

3.

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Dan O'Flynn und Piet Straaten jagten auf ihren Pferden durch die Nacht, hielten hin und wieder aber an, um den Boden vor ihnen auf Spuren zu untersuchen. Das Mondlicht, das fahl über der Landschaft lag, ließ diese Art von Nachforschungen zu. Und so gelang es den Männern, die Fährte zu halten und nicht mehr aus den Augen zu verlieren.

Die Abdrücke der beiden Pferde, auf denen die Mörder flüchteten, waren deutlich genug. Sie führten zur Grabow, einem Flüßchen, das unterhalb von Rügenwaldermünde von Süden her in die Wipper mündete, verliefen hindurch und zeichneten sich am anderen Ufer wieder ab. Die Fährte war nicht verwischt worden, fast mühelos vermochten Dan und Piet ihrem Verlauf zu folgen. Sie preschten weiter voran, trieben ihre Tiere zu größerer Geschwindigkeit an und tauchten in einem kleinen Erlengehölz unter, durch das die Spur führte.

Da geschah es.

Vor ihnen schnellte urplötzlich ein Seil vom Boden hoch. Es war unter altem Laub getarnt gewesen und wurde von der einen Seite jäh gespannt. Dan und Piet hatten keine Chance mehr, der Falle auszuweichen.

Sie sahen nur noch, wie zwei Gestalten in der Dunkelheit hochfuhren und rechts von ihnen das Seil blitzschnell an einem Baum belegten, hinter dem sie gelauert hatten. Das andere Ende des Seiles war bereits um einen anderen Baum an der linken Seite des Waldpfades geschlungen und dort verknotet worden.

Diese Einzelheiten nahmen Dan und Piet noch wahr, aber sie hatten weder die Gelegenheit, ihre Tiere aus dem vollen Galopp heraus zu stoppen noch eine Möglichkeit der Gegenwehr. Es ging alles viel zu schnell.

Ihre Pferde prallten gegen das gespannte Seil und stießen ein entsetztes Wiehern aus. Das eine Tier bäumte sich auf, das andere strauchelte und stürzte. Dan und Piet flogen wie von einem Katapult abgeschossen aus den Sätteln, und Dan konnte dabei sogar noch von Glück sagen, daß er nicht den Tod fand. Das stürzende Pferd überrollte sich auf dem Waldboden und hätte ihn unter sich zerquetscht, wenn er nicht weit von ihm fort befördert worden wäre.

Dan und Piet landeten aber dennoch unsanft. Piet streifte mit seinem Hinterkopf einen Baumstamm, schlug zu Boden und blieb reglos liegen. Der Anprall hatte ihm das Bewußtsein geraubt. Dan knallte mit dem Rücken auf den Boden und gab einen keuchenden Laut von sich.

Durch die harte Landung blieb ihm die Luft weg. Während er noch verzweifelt Atem zu holen betrachtete, kroch Bruno von Kreye aus dem Hinterhalt auf ihn zu und hob seine Pistole.

Dan war zu benommen und bemerkte den Gegner nicht. Und nach seinen Waffen tastete er rein instinktiv erst in diesem Moment, doch auch diese Reaktion erfolgte bereits zu spät. Von Kreye war heran und nahm die Pistole noch ein Stück höher. Dann ließ er sie auf Dans Kopf niedersausen. Der Knauf am Kolbenende traf, Dan verlor die Besinnung.

Von Kreye grinste höhnisch. »Das hast du nun davon, du Esel«, sagte er. »Du und dein Kumpan, ihr wäret wohl besser in Rügenwalde geblieben.«

Erich von Saxingen war unterdessen ebenfalls aufgesprungen und kümmerte sich um die beiden Pferde. Es war ihnen nichts zugestoßen, das gestrauchelte Tier hatte sich wieder erhoben und tänzelte zwar noch nervös auf der Stelle, wurde von Erich von Saxingen aber sogleich durch besänftigende Worte zur Ruhe gebracht. So auch das andere Tier – er verstand es, sie zu beschwichtigen und ihr Vertrauen zu gewinnen.

Schon immer hatte er sich dem Umgang mit Pferden und Hunden besser zu widmen gewußt als dem mit den Menschen. Menschen gegenüber kannte er wie sein Bruder Hugo weder Liebe noch Freundschaft, nur jene derbe Art von Jovialität, wie sie auf dem Gut der Saxingens üblich war.

Mit der Leutseligkeit und der Gönnermiene war es aber immer dann sehr schnell vorbei, wenn ihnen ein Besucher aus irgendeinem Grunde nicht mehr paßte. Dann konnte die auf Bier und Schnaps gegründete rohe Kumpanei sehr schnell in offenen Haß umschlagen.

»Den Pferden ist nichts passiert«, sagte Erich von Saxingen.

»Gut«, raunte von Kreye ihm zu. »Soll ich die zwei Narren hier fesseln und knebeln? Oder erledigen wir sie gleich?«

Von Saxingen näherte sich mit den Pferden und verharrte dicht bei den bewußtlosen Gefangenen. Er sah auf sie hinunter und konnte im Mondlicht, das durch die Wipfel der Erlen fiel, ihre Gesichter recht gut erkennen.

»Hurensöhne!« zischte er wütend. »Sie waren bei dem Überfall auf unser Gut dabei. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie auf uns einschlugen und alles zu Bruch hauten.«

»Ich kann mich nur an diesen Killigrew und an den graubärtigen Bastard erinnern, der mich außer Gefecht gesetzt hat«, sagte von Kreye. »Und an den Kerl, der dir mit seinem eisernen Haken zugesetzt hat.« Vor seinem geistigen Auge erschienen die Gesichter von Big Old Shane und Matt Davies, die unter Hasards Führung der Orgie auf Gut Saxingen zu einem abrupten Ende verholfen hatten.

»Ja, schon gut«, sagte von Saxingen aufgebracht. »Hör auf, ich will das jetzt nicht mehr wissen. Die zwei hier waren dabei, daran gibt es keinen Zweifel.« Er trat zweimal mit dem rechten Fuß zu und traf Dan in die Seite. Piet erwischte er hingegen an der Schulter. Doch sie stöhnten nicht, zu tief war ihre Bewußtlosigkeit.

»Was ist nun?« fragte Bruno von Kreye ungeduldig und griff nach seinem Messer. »Soll ich sie abstechen oder nicht?«

»Nein«, erwiderte Erich von Saxingen. »Vielleicht brauchen wir sie noch als Geiseln.«

»Weil noch mehr Verfolger in der Nähe sein könnten? Zum Teufel, auf was haben wir uns bloß eingelassen!«

»Langsam, das meine ich nicht«, zischte von Saxingen. »Was ist los mit dir? Hast du vergessen, daß wir Hugo suchen? Ich bin davon überzeugt, daß er noch am Leben ist.«

»Wie kannst du da so sicher sein?«

»Ich habe es mir während unserer Flucht überlegt. Besonders für diesen Killigrew ist mein Bruder ein viel zu wichtiger Gefangener, den er nicht kurzerhand aufhängen oder ersäufen wird. Ja, und auch Manteuffel ist nicht versessen darauf, Hugo umzubringen. Sonst hätte er das nämlich schon in Reval getan.«

»Warum hast du dann die Frau erschossen?«

»Die hatte es sowieso verdient!« stieß von Saxingen mit verzerrtem Gesicht hervor. »Los jetzt, hilf mir. Wir fesseln und knebeln die Hurensöhne, dann schaffen wir sie von hier weg. Hier sind wir noch nicht sicher. Wir müssen zusehen, daß wir uns irgendwo verkriechen.«

Bruno von Kreye hielt es für wichtig, vorerst nichts mehr zu äußern. Er konnte sich mit den anderen immer noch herumstreiten, obwohl dabei sowieso nichts herauskam. Dennoch hielt er es nicht für richtig, daß Erich von Saxingen aus dem Hinterhalt auf Gisela von Lankwitz geschossen hatte. Es war eine brutale, frevelhafte Tat gewesen, die selbst er, von Kreye, für verabscheuungswürdig hielt.

Sie legten den beiden Gefangenen, die nach wie vor bewußtlos waren, Stricke an, banden ihnen die Hände auf dem Rücken fest und schlangen die Fesseln auch um ihre Fußknöchel so stramm zusammen, daß sie sich nicht mehr um einen Deut rühren konnten. Danach stopften sie ihnen ein paar Fetzen Stoff, die sie ihrem Sattelgepäck entnahmen, als Knebel in die Münder und vergewisserten sich, daß sie sich nicht lockern konnten.

Dann hoben sie zuerst Dan und anschließend Piet vom Waldboden auf und legten sie über die Rücken ihrer Pferde. Sie banden sie fest, so daß sie nicht von den Sätteln rutschen konnten, prüften den Sitz der Stricke, zupften noch mal hier und noch mal da herum und waren endlich davon überzeugt, daß sie ihnen nicht entwischen konnten und sie die beiden auch nicht verlieren würden.

Bruno von Kreye hob das Seil vom Boden auf und rollte es zusammen. Sie hatten gewußt, daß sie Verfolger im Nacken gehabt hatten. In Rügenwaldermünde hatten sie das Hufgeräusch noch deutlich genug hinter sich vernommen. Statt jedoch mit den Musketen auf sie zu schießen – von Saxingens Waffe hätte ohnehin erst nachgeladen werden müssen –, hatten sie beschlossen, ihnen eine Falle zu stellen.

Das hatte prächtig geklappt und sie konnten zufrieden mit sich sein. Sie verwischten sorgfältig alle Spuren, erst dann stiegen sie in die Sättel ihrer Pferde und zogen die Tiere mit Dan O'Flynn und Piet Straaten hinter sich her.

Die beiden Junker verschwanden mit ihren Gefangenen in der Dunkelheit. Es würde so leicht keinem Verfolger gelingen, ihre Fährte wiederaufzunehmen.

Etwa eine Stunde später zügelte Erich von Saxingen plötzlich sein Pferd. Von Kreye folgte seinem Beispiel, wußte aber nicht so recht, warum sein Kumpan angehalten hatte.

»Da vorn«, flüsterte Erich von Saxingen. »Siehst du es nicht?«

»Was ist da – eine Behausung?«

»Ja, eine Hütte, wenn mich nicht alles täuscht. Eine Hütte am Rande eines Waldes. Für uns könnte sie das ideale Versteck sein.«

»Zuerst müssen wir uns davon überzeugen, daß sie nicht bewohnt ist«, sagte Bruno von Kreye. »Licht brennt ja nicht, aber das ist noch kein sicheres Zeichen dafür, ob die Hütte verlassen ist.«

»Wir sehen nach«, flüsterte Erich von Saxingen. »Los, wir verlieren sonst nur unnötig Zeit.«

Sie trieben die Pferde durch leichten Schenkeldruck voran und näherten sich der Hütte, indem sie einen Bogen schlugen und sich am Saum des Waldes entlang anschlichen.

Als die Distanz nur noch höchstens zwanzig Yards betrug, bedeutete von Saxingen seinem Begleiter durch eine Gebärde, auf ihn zu warten. Von Kreye blieb also bei den Gefangenen zurück, die sich inzwischen zu regen begannen. Er zog seine Pistole, ließ sie nicht aus den Augen und war bereit, jeden Fluchtversuch der beiden sofort mit einer Kugel zu ahnden.

Erich von Saxingen glitt aus dem Sattel und pirschte auf das Gebäude zu. Es war, wie sich beim näheren Hinsehen herausstellte, ganz aus groben Steinen errichtet, die ohne Mörtel aufeinandergeschichtet worden waren. Das Dach schien aus Schiefer zu sein.

Hinter diesem winzigen Wohnhaus erhob sich eine andere, eigentümlichere Konstruktion, wie er erst jetzt registrierte. Interessiert schlich er an der Rückwand der Steinhütte entlang darauf zu. Das Gebilde, das große Ähnlichkeit mit einem sich nach oben hin verjüngenden Turm aufwies, entpuppte sich als der Ofen eines Köhlers.

Dann stieß er auch auf ein schlichtes Holzkreuz, das nah am Waldrand in den Boden gerammt war. Es trug keinerlei Aufschrift, doch für Erich von Saxingen war der Sachverhalt klar: Der Köhler, der hier gelebt hatte, war verstorben. Irgend jemand hatte ihn beerdigt. Wer? Seine Familie? Falls er Angehörige gehabt hatte, waren sie zweifellos weggezogen und hatten das bescheidene Anwesen dem Verfall überlassen.

Er umrundete die Steinhütte, öffnete die Tür, die sich quietschend in rostigen Eisenangeln bewegte, und warf einen Blick ins Innere. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Dunkel, das in dem einzigen Raum herrschte. Das Mondlicht fiel durch die quadratischen Fensterlöcher und ermöglichte es ihm, sich weiterzubewegen, ohne zu riskieren, irgendwo anzustoßen.

So blieb er auch rechtzeitig genug stehen, nachdem er den Raum durchquert hatte. Er gewahrte eine Stiege, die in einen Kellerraum hinunterführte. Bei völliger Finsternis wäre er in das Kellerloch gestürzt und hätte sich wahrscheinlich einige Knochen im Leib gebrochen.

Er grinste.

»Na, das ist ja großartig«, sagte er mit etwas heiserer Stimme. »Hier können wir getrost unser Lager aufschlagen.«

Er kehrte ins Freie zurück, ging zu den Pferden und gab von Kreye ein Zeichen.

»Alles in Ordnung«, sagte er. »Wir können in dem Gemäuer bleiben, hier sucht uns kein Mensch. Der Köhler, der hier gehaust hat, ist verreckt, sein Grab ist hinten auf dem Hof.« Er lachte leise.

»Ich habe auch das Rauschen eines Baches im Wald gehört«, sagte Bruno von Kreye. »Wir werden also keinen Durst leiden müssen.«

Von Saxingen lachte wieder, aber es klang gekünstelt. »Wasser ist schlechter als Bier, aber immer noch besser als gar nichts. Na, was ist mit unseren Gefangenen? Sind die endlich aufgewacht? Herrgott, was sind das doch für elende Schlafmützen!«

»Und du?« sagte Piet Straaten. Er war jetzt wie Dan O'Flynn voll bei Bewußtsein. Als Holländer verstand er so viel Deutsch, daß er den Sinn von Erichs Worten zu deuten wußte – und er war auch in der Lage, darauf zu antworten. »Du bist ein dreckiger Hurensohn!«

Erich von Saxingen blieb ihm seinerseits eine Erwiderung nicht schuldig. Er trat neben das Pferd, über dessen Sattel Piet bäuchlings lag, holte mit der Faust aus und schmetterte sie ihm gegen die linke Wange. Piet nahm den Schlag hin, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben oder mit der Wimper zu zucken.

»Hör auf«, sagte Bruno von Kreye. »Das hat doch jetzt keinen Zweck, Erich. Spar dir das für später auf.«

»Glaubst du, ich lasse mich beleidigen?« fuhr der andere ihn an.

»Nein, natürlich nicht.«

»Dann halt's Maul«, sagte von Saxingen grob. »Vorschriften lasse ich mir von keinem machen, verstehst du? Wenn dir irgendwas nicht paßt, kannst du von mir aus abhauen.«

Von Kreye brachte es fertig, zu grinsen. »Red keinen Unsinn. So war das nicht gemeint. Ich glaube, wir sind beide müde. Wir sollten uns erst mal ausruhen.« Er saß ab, und sie führten die Pferde an den Zügeln zu der Hütte.

Sie banden die Gefangenen von den Sätteln los und schleppten sie in die Hütte. Unsanft ließen sie sie zu Boden fallen. Von Saxingen lachte roh, als Dan sich dabei den Kopf stieß.

Von Kreye brachte die Pferde zu einem Verschlag, der als Anbau zwischen der Hütte und dem Köhlerofen stand, sattelte und zäumte sie ab und versorgte sie, so gut es ging. Das nahm einige Zeit in Anspruch. Erich unterzog unterdessen die Hütte einer genaueren Untersuchung. Er stieg sogar in den Keller hinunter, entfachte einen Kienspan und sah sich eingehend um.

Der Keller war mit aufgeschichteten Feldsteinen umwandet. Er lag ganz unter der Erde und hatte nicht einmal ein Luftloch, durch das eine Maus hätte kriechen können.

Sehr gut, dachte von Saxingen und grinste wieder, ein feines Gefängnis. Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn sie hier wieder rauskämen.

Er kehrte nach oben zurück und vergewisserte sich sogleich, ob die Gefangenen noch am selben Platz lagen. So entging ihm auch nicht der haßerfüllte Blick, den Dan O'Flynn ihm zuwarf.

»Du dreckiger Mörder!« stieß Dan hervor. »Du kriegst noch dein Fett, verlaß dich drauf!«

»Was hast du gesagt?« schrie von Saxingen ihn an. »Sprich Deutsch, du englischer Bastard!«

»Er kann kein Deutsch«, sagte Piet Straaten.

»Aber du!« Von Saxingen trat Piet mit dem Stiefel in die linke Körperseite. »Was hat er gesagt? Raus damit!«

Piet biß die Zähne zusammen, der Schmerz flutete wie eine heiße Woge durch seinen Körper. Doch bevor der Kerl wieder zutreten konnte, antwortete er ihm: »Er hat gesagt, daß der Herr deiner armen Seele gnädig sein möge.«

»Warum?« schrie Erich von Saxingen.

»Weil du nicht mehr lange zu leben hast.«

Von Saxingen trat nun doch wieder zu, und zwar mit voller Wucht. Er ließ von Piet ab und wollte Dan traktieren, doch in diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Bruno von Kreye trat zu ihnen ins Innere der Hütte.

»Erich«, sagte er. »Wenn du weiter so herumschreist, kann es uns passieren, daß wir doch noch Besuch kriegen. Du weckst ja die ganze Gegend auf.«

»Willst du mich schon wieder maßregeln?« fragte Erich von Saxingen lauernd.

»Keineswegs.«

Erich von Saxingen schien zu überlegen, ob er seinem Spießgesellen noch trauen durfte. Nach einigem Nachdenken, das von Bruno von Kreyes Schweigen und Dans und Piets zornigen Blicken begleitet war, gelangte er jedoch zu dem Schluß, daß er auf von Kreye angewiesen war – genauso, wie dieser auf ihn. Es hatte wirklich keinen Zweck, sich zu streiten.

»Ist mit den Pferden alles in Ordnung?« fragte Erich von Saxingen.

»Alles«, erwiderte von Kreye. »Ich habe sogar ein wenig Heu gefunden, das ich ihnen zu fressen gegeben habe.«

»Gut. Dann hilf mir mal, die Kerle in den Keller zu tragen.« Von Saxingen kicherte plötzlich. »Du wirst staunen, was für ein feines Kellerchen das ist. Sie könnten, selbst wenn sie Schaufeln wie ein Maulwurf hätten, nicht raus, und wenn es uns zu bunt mit ihnen wird, brauchen wir nur das Loch zu schließen, dann ersticken sie.«

»Was hat er gesagt?« wollte Dan von Piet wissen.

»Ich glaube, er meint, daß er uns in dem Keller elendig verrecken lassen könnte«, entgegnete Piet.

»Er ist ein Sadist, ein perverses Schwein«, sagte Dan.

Erich von Saxingen trat wie verrückt mit dem Fuß nach ihnen und schrie sie an: »Noch ein Wort, ihr Bastarde, und ich stopfe euch wieder die Knebel zwischen die Zähne, die wir euch gnädigerweise abgenommen haben. Verstanden?«

»Verstanden«, sagte Piet gepreßt, dann wandte er sich auf englisch an Dan. »Wir sollen den Mund halten, sonst kriegen wir wieder die Knebel verpaßt.«

Sie schwiegen also. Es hatte keinen Zweck, Erich von Saxingen noch länger zu reizen. Sie mußten die Möglichkeit haben, sich untereinander zu verständigen, wenn sie erst unten im Keller lagen. Sie mußten nach einer Fluchtmöglichkeit suchen, koste es, was es wolle. Trotz ihrer Wut und ihres Hasses auf die zwei Kerle durften sie sich jetzt keinen Fehler erlauben, es war unklug, sich auch nur den Hauch einer Chance zu verscherzen.

Deshalb ließen Dan und Piet es sich widerstandslos gefallen, von den beiden Kerlen hochgehoben und über die schmale Stiege in den Keller getragen zu werden. Warum sollten sie sich auch wehren? Sie erreichten dadurch höchstens, daß die Junker allenfalls stürzten, mehr nicht. Es lohnte sich nicht. Sie mußten auf eine spätere, günstigere Gelegenheit warten, etwas zu unternehmen. Sie hofften beide inständig, daß sich diese Möglichkeit bieten würde. Wenn nicht, waren sie verloren, dann brauchten sie sich über ihre Zukunft keinen Illusionen mehr hinzugeben.

Seewölfe Paket 17

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