Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 26

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Claudia brachte Patricia Hinzberg ins Dorf. Beim Kornhuber brannte noch Licht. Offenbar hatten einige der Gäste an diesem Abend Schwierigkeiten, den Weg nach Hause zu finden.

Während der Fahrt ins Dorf hatten die beiden Frauen geschwiegen.

Claudia fühlte Wut und Ärger, aber sie versuchte, diese Empfindungen unter Kontrolle zu halten.

Bleib ganz ruhig!, versuchte sie sich selbst einzureden.

Dir kann doch nix passieren. Dich hat Tante Maria als Erbin eingesetzt, niemand anderen. Du hast es ja schließlich schwarz auf weiß. Und das muss auch dieses Stadt-Dirndl akzeptieren!

"Die Sache ist keineswegs erledigt!", sagte Patricia, als Claudia ihren Wagen vor dem Gasthaus des Kornhubers anhielt.

"Ich werde mit allen Mitteln um mein Recht kämpfen. Davon müssen Sie ausgehen."

Claudia sah ihr Gegenüber einige Augenblicke lang nachdenklich an.

Dann nickte sie.

"Ja, das glaube ich Ihnen gerne. Aber ich denke, wenn Sie erst Einsicht in das Testament genommen haben, werden Sie Ihren Widerstand aufgeben."

"Nein!", war die harte Erwiderung Patricia Hinzbergs.

"Nein, niemals!", bekräftigte sie. "Und die Art und Weise, auf die Sie mich gerade aus meinem Eigentum hinausexpediert haben, wird Sie noch teuer zu stehen kommen!"

"Sollte ich vielleicht einen der Feriengäste aus dem HINZBERGER HOF hinauswerfen, der dort für gutes Geld ein Zimmer gemietet hat?", fragte Claudia zurück.

"Ich habe keine Lust, mich weiter mit Ihnen darüber zu unterhalten", entgegnete Patricia Hinzberg und hob dabei ihr Kinn. "Eine gute Nacht wünsche ich Ihnen", fügte sie dann noch mit spitzem Unterton hinzu, was in dieser Situation wie blanker Hohn klang.

Patricia stieg aus.

Claudia wollte ihr dabei helfen, das Gepäck aus dem Kofferraum herauszuheben. Aber Patricia lehnte jegliche Hilfe von Claudias Seite ab. Einen Augenblick lang blickte Claudia ihr noch nach, wie sie sich mit den schweren Taschen auf den Eingang des Kornhuber Gasthauses zubewegte. Dann fuhr sie nach Hause. Die Gedanke rasten in ihrem Kopf.

Konnte es wirklich sein, dass diese Patricia Hinzberg hier derart selbstbewusst auftrat, ohne einen triftigen Grund dafür zu haben? Mei, wie überzeugt sie von ihrer Meinung gewesen ist, ging es Claudia nachdenklich durch den Kopf.

Könnte es nicht doch sein, dass ich am Ende etwas net bedacht habe?

Schmarrn!, versuchte sie diese Gedanken hinwegzuscheuchen.

Tante Maria war gerade einmal sechzig Jahre alt gewesen und sicherlich weit davon entfernt, altersverwirrt zu sein.

Es war also völlig auszuschließen, dass sie möglicherweise noch anderen Versprechungen - ihr Erbe betreffend - gemacht hatte.

Claudia war so in Gedanken, dass sie mit ihrem Wagen beinahe von der Straße abkam, als sie den schmalen, gewundenen Weg hinauf zum Sennreicher-Hof fuhr.

Der Bruder vom Rieder Markus hatte ihr Gefährt noch einmal gründlich überholt. Und das zu einem ausnehmend günstigen Preis.

Jetzt kam ihr der Wagen fast wieder wie neu vor.

Für einige Augenblicke blieben ihre Gedanken bei Markus.

Ich glaube, er fühlt sich ein bisserl vor den Kopf gestoßen, überlegte sie.

Immer wieder war ihr das Gespräch durch den Kopf gegangen, dass sie am Rand des kleinen Wäldchens geführt hatten.

Was war in jenem Moment nur in sie gefahren, überlegte sie. Der Markus hatte nichts weniger versucht, als um ihre Hand anzuhalten, und war damit nicht genau das geschehen, was sie sich zuvor insgeheim immer gewünscht hatte?

Und doch hatte sie gezögert.

Aber warum muss der Bursche auch so ungeduldig sein?, fragte sie sich. Und im Moment wuchs dem Madl sowieso alles über den Kopf. Wie konnte man da über einer so wichtige Frage gescheit nachdenken?

Im Augenblick schien alles wie verhext zu sein.

Die Dinge mussten sich regelrecht gegen Claudia verschworen haben. Jedenfalls empfand sie das so.

Ziemlich deprimiert erreichte sie den Sennreicher-Hof.

Ihre Eltern waren längst zu Bett gegangen.

Und obwohl es schon spät war und Claudia am nächsten Tag wieder in aller Herrgottsfrühe aus den Federn musste, empfand das Madl den Gedanken an Schlaf in diesem Augenblick als völlig abwegig.

Unmöglich jetzt Ruhe zu finden - nach alledem, was geschehen war.

Mit einem Glas Milch setzte sich Claudia in die Stube und brütete dann über ihren düsteren Gedanken.

Sie hatte das Gefühl, als ob sich zur Zeit ein regelrechtes Unwetter über ihrem Kopf zusammenbraute.

Einige Zeit verging, dann hörte sie draußen einen Wagen vorfahren.

Claudia ging zum Fenster und blickte hinaus.

Offenbar kam da jemand noch später als sie selbst nach Hause.

Es war Peter Sennreicher, ihr Bruder.

Einige Augenblicke später betrat er das Haus und kam dann in die Stube.

Leise summte er ein Liedchen vor sich hin.

Dann stutzte er, als er seine Schwester sah.

"Mei, du bist noch auf?", fragte er verwundert. Ein freundliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Glaubst vielleicht jetzt, da du freie Unternehmerin bist, brauchst net mehr ausgeschlafen sein?"

Normalerweise hatte Claudia über die Scherze ihres Bruders immer herzhaft lachen können.

Aber im Augenblick hatte sie dafür einfach keinen Sinn.

Und als Peter das traurige Gesicht seiner Schwester sah, begriff er das auch recht schnell.

"Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Schwesterherz?"

Claudia seufzte hörbar. Und dann brach es aus ihr heraus.

Sie erzählte alles, was sich am Abend zugetragen hatte und der Peter hörte aufmerksam zu.

Seine Stirn legte sich immer mehr in Falten.

Schließlich fragte er: "Diese Patricia Hinzberg - ist das so eine Rotblonde aus der Stadt?"

"Ja, genau", nickte Claudia, "mei, die trägt das Kinn schon höher als die Turmfrisur! So arrogant kommt die daher!"

"Wenn das die ist, dann ist sie mir bereits begegnet", erklärte Peter Sennreicher.

"Wie bitte?", fuhr Claudia auf.

"Mei, ich war doch bis gerade beim Kornhuber... Ja mei, was soll ich sagen? Da tauchte plötzlich so ein bildhübsches Frauenzimmer auf, das hättest du mal miterleben sollen!"

"Ich kann mir ihren Auftritt lebhaft vorstellen!", erwiderte Claudia.

"Sämtliche Mannsbilder im Schankraum haben erst einmal vergessen den Mund wieder zu schließen, als sie eintrat", berichtete Peter. "So hin und weg waren die."

"Das ist eine Schlange!", meinte Claudia im Brustton der Überzeugung.

Der Peter machte eine unbestimmte Geste.

"Ja, jetzt, wo du's so sagst...", gab Claudias Bruder dann zögernd zurück.

Claudia betrachtete ihn stirnrunzelnd.

"Geh, Peter! Was soll das denn heißen?"

"Ja nix für ungut, Schwesterherz! Aber im Grunde genommen wirkte sie auf mich ganz sympathisch..."

Claudia stemmte die Arme in die Hüften. Sie war empört.

Offenbar hatte sich ihr Bruder von den verführerischen optischen Reizen dieser Städterin den klaren Blick vernebeln lassen!

"Soll das heißen, du bist etwa net auf meiner Seite?"

Aber der Peter schüttelte den Kopf.

"Geh, Claudia, red' doch keinen Schmarrn! Davon kann doch überhaupt keine Rede sein. Wann immer du meine Hilfe brauchst, bin ich für dich da."

"Na, da bin ich aber froh", sagte Claudia mit belegter Stimme.

Peter versuchte seine Schwester zu trösten, so gut es ging.

"Warte erstmal ab, was der morgige Tag bringt. Wenn jemand dein Testament anzweifelt und anfechten will, dann muss er dafür Beweise vorlegen - und das ist gar net so einfach."

"Meinst wirklich?"

Peter nickte. "Da reicht es net, wenn man mir nix dir nix daherkommt und wilde, unbewiesene Behauptungen aufstellt."

Claudia zuckte die Achseln.

"Vielleicht mache ich mir ja unnütz Gedanken."

"Bestimmt", war Peter Sennreicher überzeugt. "Und am besten du versuchst jetzt, etwas zu schlafen. Sonst verwechselst morgen im HINZBERGER HOF beim Ausschank noch den Roten und den Weißen!"

Claudia lächelte matt.

"Vielleicht hast ja recht!", gestand sie zu, nickte und erhob sich dann.

Aber tief in ihrem Inneren ahnte sie, dass die Sache mit Patricia Hinzberg noch lange nicht ausgestanden war.

Da half auch alles Schönreden nichts.

Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021

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