Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 27

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Markus Rieder fuhr am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe beim Kornhuber im Dorf vor.

Er hielt den Geländewagen auf dem Parkplatz und stieg aus.

Markus sog die kühle Luft in sich auf und blickte in Richtung des Hochwaldes, der eine Art Kranz um die noch höher gelegenen Gipfelregionen bildete.

Dorthin würde er heute mit einer Touristengruppe gehen, die sich beim Kornhuber eingemietet hatte.

"Alles Stadtleute", hatte der Kornhuber am Telefon zu ihm gesagt. "Musst ein bisserl behutsam mit ihnen sein und sie net zu sehr herumkraxeln lassen. Sonst haben die heute Abend net einmal mehr Kraft genug, um noch ihre Maß Bier zu heben. Und das wäre dann geschäftsschädigend für mich!"

Es würde nicht mehr allzulang dauern und die Hauptsaison wäre vorbei. Erst im Winter konnte der junge Bergführer dann mit Skitouren seinen Schnitt machen. Aber an all diese Dinge verschwendete Markus in diesem Moment nicht einen einzigen Gedanken.

Statt dessen sah er dauernd das Bild seiner geliebten Claudia vor sich.

Mei, im Moment ist einfach der Wurm drin bei uns!, dachte er.

Er hoffte von ganzem Herzen, dass zwischen ihm und Claudia wieder alles in Ordnung kommen würde. Er seufzte hörbar.

Vielleicht, dachte er, ist das aber wie mit einer zersprungenen Schüssel. Sie wird nie wieder so, wie sie mal gewesen ist.

Markus versuchte, diesen Gedanken so schnell wie möglich wieder zu verscheuchen.

Aber das war nicht so einfach.

Und es war ihm wohl bewusst, dass er ihn noch eine ganze Weile wie ein dunkler Schatten verfolgen würde.

Das Geld!, dachte er. Das steht jetzt zwischen uns...

Aber sollte das wirklich wahr sein?

Hatten sie sich denn beide so verändert, seit die Claudia eine große Erbschaft gemacht hatte. Eigentlich, so überlegte Markus, sollte das net ausschlaggebend sein...

Er betrat nun den Schankraum des Kornhubers.

Sepp Kornhuber war ein großer, rundlicher Mann mit freundlichem Gesicht und einem buschigen Schnauzbart. Als Markus Rieder eintrat, kam der Wirt gerade hinter seinem Tresen hervor und balancierte ein Tablett mit den Händen.

"Grüß dich, Markus", sagte er. Ein verschmitztes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Warte einen Moment. Ich muss eben noch einem Gast das Frühstück servieren. Dann können wir ein paar Wörtl miteinander reden!"

Damit ging er am Rieder Markus vorbei.

Der Kornhuber trug sein Tablett zu einem Tisch nahe dem Fenster.

Dort saß eine junge Frau.

Das rotblonde Haar hatte sie geschickt aufgesteckt.

Ihre Kleidung war sehr figurbetont.

Elegant hatte sie die Beine übereinandergeschlagen und las in einer Illustrierten.

Markus Rieder sah ihr eine Weile zu. Dann kehrte der Kornhuber schließlich zu ihm zurück.

"Mei, wer um alles in der Welt ist die denn?", raunte er dem Kornhuber zu.

"Patricia Hinzberg", flüsterte der Schankwirt. "Ist aus der Stadt."

"Mit der Maria Hinzberg war sie net zufällig verwandt?", fragte Markus.

Der Kornhuber zuckte die Achseln.

"Noch müssen die Verwandtschaftsverhältnisse net ins Gästebuch eingetragen werden", erklärte er lächelnd.

"Andererseits, wenn die Hinzberg-Maria noch irgendwo Verwandtschaft gehabt hätt', dann hätte ich das mit Sicherheit gewusst!"

"Ist auch wieder wahr", musste Markus zugestehen.

Der junge Bergführer blickte sich suchend um.

"Mei, hast irgend etwas verloren, als du das letzte Mal hier bei mir in der Wirtschaft warst?", erkundigte sich der Kornhuber.

Natürlich wusste dieser genau, was der Markus vermisste.

"Geh, Kornhuber, red' doch keinen Schmarrn! Du weißt ganz genau Bescheid! Meine Bergwandergruppe suche ich. Ich sollte doch extra früh hier her kommen!"

Der Kornhuber lachte schallend.

Sein Gelächter war derart laut, dass Patricia Hinzberg von ihrer Illustrierten aufsah. Dabei fiel ihr Blick auch auf Markus. Einen Augenblick lang sahen sich der Bergführer und die junge Frau aus der Stadt an.

Dann allerdings riss Markus sich von ihrem Anblick los.

"Nun sag schon, Kornhuber. Was ist los?"

"Mei, was soll schon los sein? Deine Bergwanderer - wenn sie denn diesen Namen überhaupt verdienen - haben den Mund wohl ein bisserl voll genommen. Gestern abend groß dem Rotwein zusprechen und dann am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe in die Berge kraxeln. Das kann unmöglich gutgehen, wie sich jeder denken kann!"

Markus stemmte die Arme in die Hüften.

"Geh, Kornhuber! Soll das bedeuten, dass die noch alle in den Federn liegen?"

"Keine Sorge!", versuchte der Kornhuber zu beschwichtigen.

"Ich habe sie schon geweckt! Aber es kann noch ein bisserl dauern, bis sie abmarschbereit sind. Und frühstücken müssen sie schließlich auch noch. Schließlich können sie net auf nüchternen Magen die Tour machen."

Der Kornhuber legte dem jungen Bergführer eine Hand auf die Schulter.

"Reg dich net auf!"

"Mei, du hast auch gut reden, Kornhuber!", ereiferte Markus sich.

Der Kornhuber zuckte die Achseln. "Kannst hier bei mir ein paar Semmeln und Kaffee bekommen, wenn du willst! Wird dir wohl nix anderes übrig bleiben, als hier abzuwarten, bis deine Gäste so weit sind!"

Damit wandte er sich um und ging auf die Tür zu, die zur Küche führte

Markus Rieder konnte der Versuchung nicht widerstehen und blickte noch einmal zu Partricia hinüber. Sie erwiderte diesen Blick und winkte ihm zu. Er trat näher an sie heran und zögerte etwas dabei.

"Entschuldigen Sie, aber Ihr Gespräch, dass Sie gerade mit dem Wirt geführt haben, war teilweise so laut, dass ich es mit anhören konnte", erklärte sie dann.

"Oh", machte Markus dann. "Mei, Sie müssen net jedes Wort so auf die Goldwaage legen, was hier im Dorf so gesprochen wird!"

"Das tue ich auch net", versicherte Patricia. Ihr Lächeln war bezaubernd. Markus war einige Augenblicke lang ganz gefangen davon.

Patricia deutete auf einen der rustikalen Stühle am Tisch.

"So setzen Sie sich doch", forderte sie ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag auf.

"Ja, sicher", nickte Markus und nahm auf einem der Stühle Platz.

"Ich habe eben mitbekommen, dass Sie offenbar ein richtiger Bergführer sind!", sagte Patricia.

"Freilich bin ich das", bestätigte Markus.

"Das finde ich ja hoch interresant! Ist das net eine große Verantwortung, wenn man eine Touristengruppe hinauf zu den Gipfeln führt..."

Markus hob etwas die Schultern. "Mei, net alle führe ich bis zu den Gipfeln... Schließlich ist es auch net ganz so einfach da hinzugelangen! Aber hoch hinaus geht's schon."

"Sie verdienen Ihren Lebensunterhalt damit?", erkundigte sich Patricia.

"Reich werden kann man damit net", gab der Markus zu.

"Aber es langt, um sein Auskommen zu haben."

"Würden Sie denn eventuell auch eine Anfängerin einmal mit in die Berge nehmen?"

Markus lächelte mild. "Sie sprechen doch net etwa von sich sich selbst!"

"Doch schon", nickte Patricia. "So, wie's im Moment ausschaut, werde ich nämlich etwas länger hier in der Gegend bleiben. Und da täte mir so eine Abwechslung sicher ganz gut."

"Ich richte mich, was den bergsteigerischen Anspruch der Tour angeht, immer nach der Kundschaft."

"Das ist gut. Und wie kann ich Sie erreichen?"

Markus Rieder holte etwas umständlich eine Visitenkarte aus der Jacke hervor. "Hier", meinte er, "da steht alles drauf - inklusive meiner Handynummer."

"Ah - schau her! Wenn ich Sie dann anrufe, könnt's also sein, dass Sie gerade in einer Steilwand hängen!" Der Gedanke schien sie zu belustigen. Aber Markus musste ebenfalls lachen.

Dann sagte er: "Ich würde mich freuen, Sie einmal bei einer meiner Touren begrüßen zu dürfen, Frau..."

"Ach, sagen Sie doch Patricia zu mir", unterbrach sie ihn.

"Ich bin das eh so gewohnt und außerdem sind wir schätzungsweise etwa im selben Alter. Was soll da das umständliche 'Sie'?"

"Mei - mir soll's recht sein", erwiderte Markus etwas verwundert.

"Dann darf ich 'Markus' sagen?"

"Nix dagegen."

Unterdessen kam der Kornhuber mit Semmeln und Kaffee. Sein Blick irrte suchend umher, bis er den Rieder-Markus schließlich entdeckte.

"Ah, hier bist du, alter Spezi!" Er kam herbei und stellte dann das Frühstück vor Markus auf dem Tisch. Es war gar nicht so einfach, dort noch Platz zu finden, denn Patricia Hinzberg hatte ziemlich ausführlich getafelt.

"Mei", sagte der Kornhuber dann etwas verlegen. "Dann will ich euch net weiter bei eurer Unterhaltung stören!"

"Du störst doch net, Kornhuber!", widersprach Markus.

Aber der Wirt hatte sich bereits herumgewandt.

"Erstens hab ich noch viel zu tun und zweitens freut mich nix mehr, als wenn die Gäste in meiner Wirtschaft sich verstehen!"

Dabei grinste der Kornhuber ziemlich unverschämt und zwinkerte Markus zu.

"Kennst ihn gut, den Wirt?", fragte Patricia, als er gegangen war.

"Mei, wie man sich hier im Dorf halt kennt."

"Also von frühester Jugend an!"

"So ist es", bestätigte Markus. "Was treibt denn eigentlich eine Dame wie dich hier her? Wie eine typische Bergtouristin siehst mir nämlich net aus..."

"Ach nein?", fragte sie verwundert.

Markus deutete auf ihre zierlichen Pumps. "Meistens tragen die jedenfalls anderes Schuhwerk!"

"Das mag wohl sein!" Sie atmete tief durch und beugte sich etwas vor. Ihre dunklem Augen musterten ihn. "Was ich hier tue ist net besonders interessant... Sprechen wir ein anderes mal darüber. Ich gehe doch davon aus, dass wir uns wiedersehen?"

"Mei..."

"Erzähl mir von dir, Markus. Von dir und deiner aufregenden Arbeit..."

Das ließ Markus sich nicht zweimal sagen.

Und so berichtete er ihr von aufregenden Erlebnissen, dramatischen Rettungsaktionen, an denen er beteiligt gewesen war und von der unglaublichen Schönheit der Natur, die man oben in den Bergen ganz besonders genießen konnte. Seine Augen begannen dabei zu glänzen. "Weißt, das wird nie Routine. Selbst, wenn du eine Tour schon Dutzendfach absolviert hast, so ist es doch nie dasselbe. Das Wetter ändert sich, die Wolkenformationen, die ganze Natur..."

"Du machst deinen Beruf mit Leib und Seele, net wahr?"

"Ja, das kann man wohl sagen."

In diesem Moment kamen die ersten Bergtouristen die Treppe hinab. Einige gähnten noch. Andere blickten verdutzt zum Rieder Markus hinüber. Offenbar wurde ihnen jetzt erst klar, das sie in ihrem eigenen Zeitplan ganz schön hinterherhinkten.

"Ein bisserl Zeit zum Plaudern bleibt uns ja noch...", meinte Patricia zuversichtlich. "Wenn die so langsam frühstücken, wie sie aus den Federn gekrochen sind, dann wird das wohl eher eine Nachtwanderung!"

Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021

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