Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 32
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ОглавлениеClaudia und Steffi fuhren zum HINZBERGER HOF. Dort suchten sie jeden Winkel das Gasthauses nach dem geheimnisvollen Testament ab. Zenzi Gärtner half ihnen dabei.
Sie hatte ja den Auftritt der Patricia Hinzberg mitbekommen. Daher war sie über alles informiert und es hatte wenig Sinn, irgend etwas vor ihr geheimhalten zu wollen, was diese Sache betraf.
Schließlich hätte sie sich leicht zwei und zwei zusammenreimen können und so meinte Claudia, dass es das Beste wäre, sie gleich voll miteinzubeziehen.
Die drei jungen Frauen gingen ganz systematisch vor. Mit Tante Marias - jetzt Claudias - Büro fingen sie an. Irgendwo musste dieses Dokument ja versteckt sein - sofern es überhaupt existierte und nicht lediglich eine Erfindung war.
Das jedenfalls war Zenzis Vermutung.
"Mei, ich denk mir, diese Patricia will auf einen außergerichtlichen Vergleich hinaus und sich teuer abfinden lassen!", war ihre Überzeugung.
"Und wenn schon! Ich will einfach Gewissheit haben!", erwiderte Claudia. "Mei, kannst denn das net verstehen, Zenzi?"
Zenzi seufzte daraufhin.
"Natürlich kann ich das verstehen. Nur ist es sehr schwer, zu beweisen, dass KEIN Testament existiert! Es könnte doch buchstäblich überall sein! In jeder Ritze dieses Gasthauses kann die Maria Hinzberg es versteckt haben und selbst wenn wir jezt alles auf den Kopf gestellt haben, können wir keine Gewissheit darüber erlangen, ob es net doch irgendwo existiert!"
"Nun nimm uns doch net den Mut!", schritt Steffi ein.
"Laß uns net länger Maul offen feil halten, sondern lieber noch ein bisserl suchen!", forderte Claudia.
Zenzi zuckte die Achseln. "Mei, ich bin hier ja nur angestellt und hab' nix mitzureden..."
"Geh, Zenzi, nun red' doch net so einen Schmarrn daher!", fuhr ihr Claudia über den Mund.
Plötzlich wirkte Zenzis Blick ganz starr.
Sie blickte zu einem der großformatigen Landschaftsbilder hinüber, die die rustikalen Holzwände des HINZBERGER HOFS verschönerten. Die meisten von ihnen zeigten die Schönheit der Bergwelt. Landschaftsmotive und Szenen aus dem Hochwald, die heimische Künstler auf die Leinwand gebracht hatten.
"Mei, was ist denn mit dir los?", fragte Steffi Talheimer verwundert.
Zenzi runzelte die Stirn, stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte dann energisch den Kopf.
"Mei, das Bild da..."
"Was ist denn damit?", mischte sich Claudia ein, der das ganze ziemlich auf die Nerven ging. Ihre Gedanken waren bei dem Testament, dass die drei jungen Frauen suchten. Für alles andere hatte sie jetzt keinen Sinn.
"Wie schief das hängt!", stieß Zenzi hervor, ging auf eines der Bilder zu, um es gerade zu rücken. "Und ich könnt' schwören, dass ich immer darauf geachtet habe, dass alles ordentlich aussieht! Mei, und gerad' dasjenige, das man von der Tür aus so gut sehen kann ist es!"
"Geh, so lass doch das Bild a Bild sein!", maulte Steffi.
Zenzi rückte das Gemälde zurecht.
Etwas fiel dabei zu Boden.
"Nanu, was ist dass denn?", stieß die Zenzi hervor. "Ein Stückerl Papier..."
Sie hob den zusammengefalteten Bogen auf, faltete ihn dann auseinander und begann zu lesen. Ihre Augen wurden immer größer dabei. Sie schluckte. "Das kann doch net wahr sein...", flüsterte sie, blickte dann auf und schüttelte stumm den Kopf.
"Was hast du da?", fragte Claudia ungeduldig.
Sie trat auf Zenzi zu und entriss ihr das Blatt Papier.
Mit zitternden Händen las jetzt Claudia, was darauf stand.
"Es ist ein Testament", flüsterte Claudia dann mit belegter Stimme. Sie rang nach Luft. Das Schriftstück war in Tante Marias Handschrift verfasst. Daran konnte es nicht den geringsten Zweifel geben. Claudia kannte diese Schrift nur zu gut.
"Was steht denn drin?", verlangte Steffi Talheimer zu wissen.
"Jedes Wort, dass diese Patricia gesagt hat, stimmt offenbar", murmelte Claudia fast tonlos. "Sie ist als Alleinerbin eingesetzt und bekommt alles."
"Zeig her!", forderte Steffi.
Sie entriss ihrer Freundin regelrecht das Testament und überflog es. "Und du bist dir sicher, dass das die Schrift deiner Tante ist?"
"Geh, Steffi, freilich bin ich mir sicher! Genau wie bei dem Brief, den die Patricia mir unter die Nase gehalten hat."
Claudia schüttelte den Kopf. "An der Rechtmäßigkeit dieses Testamentes kann kein Zweifel bestehen. Es ist handschriftlich verfasst und ordnungsgemäß datiert..."
"Mei, merkwürdig ist das aber schon, dass die Maria Hinzberg ihren letzten Willen so kurz vor ihrem Tod noch einmal geändert haben soll", meinte Steffi. "Und dann schau dir das hier an. Da schreibt deine Tante, dass sie der Erbin - also Patricia - empfiehlt, die bisherige Gehilfin - also dich, Claudia - weiter zu beschäftigen. Da legst dich doch nieder!"
Claudia verschränkte die Arme. "Ich verstehe es ja auch net, was Tante Maria dazu bewog, ihre Meinung so plötzlich zu ändern, zumal ich zuvor den Eindruck hatte, dass sie geradezu erleichtert darüber war, die Zukunft des HINZBERGER HOFS in meinen Händen zu wissen. aber wenn ich es auch net so recht begreifen kann, was da in der Hinzbergerin vor sich gegangen sein mag - dies ist nunmal ihr letzter Wille und den muss auch ich respektieren!"
Steffi sah ihre Freundin völlig entgeistert an.
"Das ist doch net dein Ernst, Claudia!", stieß das Madl hervor.
Claudia hob die Augenbrauen. "Und was sollte ich deiner Meinung nach vielleicht tun?"
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen im Raum. Keine der drei jungen Frauen sagte ein Wort. Eine Stecknadel hätte man in diesem Moment fallen hören können. Steffi blickte zu Zenzi hinüber, die allerdings zur Seite sah.
Dann brachte Steffi es heraus, was ihr im Kopf herumspukte.
"Bis jetzt warst du doch felsenfest davon überzeugt, dass dieses ominöse Testament, auf das Patricia Hinzberg sich beruft, net existiert", stellte sie fest.
Claudia nickte.
"Ja, so ist es."
"Und außer uns dreien weiß niemand von diesem...", Steffi suchte einen Moment lang nach dem rechten Wort, "...diesem Zufallsfund."
Jetzt fiel es Claudia wie Schuppen von den Augen, was ihre Freundin vorschlagen wollte.
"Steffi..."
"Niemand würde die Wahrheit herausfinden können, wenn wir dieses Dokument einfach vernichteten!", erklärte Steffi und sah Claudia dabei beschwörend an.
Claudia schüttelte fassungslos den Kopf.
"Na, das ist net dein Ernst, Steffi!"
"Natürlich ist das mein Ernst! Das sieht doch ein Blinder, dass hier ein fürchterliches Unrecht geschieht! Wer hat der Hinzbergerin denn all die Jahre geholfen! Wer hat das Gasthaus denn mit seinem unermüdlichen Einsatz über Wasser gehalten! Du warst das doch! Und jetzt diese bodenlose Undankbarkeit!"
Steffi machte eine Bewegung mit den Händen, so als wollte sie das Testament augenblicklich zerreißen.
Claudia schritt hinzu und riss ihrer Freundin das Dokument aus der Hand.
"Halt, das kommt net in Frage", beharrrte sie.
"Die Zenzi würd bestimmt auch nix sagen!", war Steffi überzeugt und wandte sich dann um Zustimmung heischend an die etwas verdutzte Zenzi. "So sag doch, dass du das für dich behalten würdest!"
"Nix würde ich verraten!", nickte die sichtlich eingeschüchterte Zenzi. "Net ein einziges Wörtel. Ich bin ganz Steffis Meinung!"
Aber Claudia schüttelte energisch den Kopf.
"Es ist lieb, dass ihr mir helfen wollt -, aber auf diese Weise will ich net in den Besitz des HINZBERGER HOFS kommen. Wenn es nunmal der letzte Wille von Tante Maria war, dass Patricia alles erbt, dann soll es auch so geschehen."
"Claudia!", rief Steffi beschwörend.
"Ich könnte sonst nie wieder in den Spiegel schauen."
Claudia wandte sich an Zenzi und fuhr dann nach einer kurzen Pause fort: "Ich werde der neuen Besitzerin empfehlen, dich weiter zu beschäftigen, Zenzi!", meinte sie.
"Und du? Mei, was soll aus dir denn werden?", fuhr Steffi auf.
Claudia zuckte die Achseln. "Ich werd' schon mein Auskommen finden!", gab sie sich sicher. Aber in ihrem Inneren sah es ganz anders aus. Was sollte nun nur werden? Verzweiflung stieg in ihr auf. Alles, was ihr etwas bedeutet hatte, hatte Patricia Hinzberg ihr genommen. Die Erbschaft der Maria Hinzberg ebenso wie ihre Liebe zu Markus Rieder.
Die Steffi legte ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. "So einfach werden wir doch net aufgeben! Ich werd' mir mal was einfallen lassen!"
Claudia lächelte matt, aber in ihren Augen glitzerten Tränen. "Ich glaube, dass hat alles keinen Sinn mehr", war sie überzeugt.