Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 31

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Claudia Sennreicher fuhr den Weg zurück in Richtung Dorf. Das Unwetter toste unterdessen mit unverminderter Heftigkeit.

Die Scheibenwischer konnten die herniederprasselnden Regenmassen kaum bewältigen.

In Claudias Innerem herrschte Chaos.

Die Gedanken jagten nur so durch ihren Kopf. Eine Vielzahl widerstreitender Gefühle beherrschte sie.

Was sollte sie jetzt tun?

Zurück zum HINZBERGER HOF und den Tag beenden, so als ob nichts geschehen wäre?

Claudia fühlte sich am Ende ihrer Kräfte. Ihre ganze Welt schien vor ihren Augen auseinanderzubrechen - und es gab nichts, was sie im Moment dagegen tun konnte.

Jedenfalls glaubte sie das.

Soll ich wirklich alles verlieren?, dachte sie verzweifelt.

Das Erbe meiner Tante und den Mann, den ich doch eigentlich liebe?

Ich muss mit jemandem reden, erkannte sie.

Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach, zum heimatlichen Sennreicher-Hof zu fahren, um mit ihren Eltern darüber zu reden. Aber dann überlegte sie, dass das vielleicht doch nicht eine so gute Idee war. Schließlich hatten ihre Eltern ja von Anfang an Bedenken gegen den Rieder Markus gehabt. Nun würden sie alle Vorurteile gegen diesen angeblichen Hallodri bestätigt finden.

Nein, auf eine Predigt kann ich im Moment wirklich verzichten!, ging es dem Madl durch den Kopf.

Und so traf sie kurz entschlossen eine Entscheidung.

An der Kreuzung im Dorf bog sie nicht in Richtung jener Höhenstraße ab, die hinauf zum Sennreicher Hof führte, sondern genau in die entgegensetzte Richtung.

Am anderen Ende des Dorfes befand sich der Laden vom Talheimer. Mit Steffi Talheimer, die inzwischen die meiste Arbeit im Laden übernommen hatte, war Claudia zur Schule gegangen. Seitdem waren sie befreundet gewesen und wann immer es irgendwelchen Kummer zu besprechen gab, konnten die beiden sich aufeinander verlassen.

In letzter Zeit waren Steffi und Claudia kaum dazu gekommen, sich miteinander zu treffen. Aber das hatte seine Ursache vor allem darin gehabt, dass die beiden jungen Frauen bis über den Hals mit Arbeit eingedeckt gewesen waren.

Claudia stellte ihren Wagen auf den kleinen Vorplatz des Geschäfts. Ein richtiger Kramladen war das Geschäft des Talheimers. Es gab hier alles - vom Werkzeug bis zum Pullover. Natürlich auch jede Menge Andenken für Touristen.

Claudia wartete einige Augenblicke lang ab, hoffte dass der Regen etwas nachlassen würde.

Aber das tat er nicht.

Was solls?, dachte das Madl dann. Meine Haare sind ohnehin schon nass, was sollen da die paar Meter noch anrichten?

So öffnete sie die Tür und rannte bis zur Eingangstür des Geschäftes.

Sie drückte die Klinke herunter und öffnete sie. Ein Klingelzeichen ertönte, als sie eintrat.

Steffi Talheimer stand hinter dem Tresen und war gerade damit beschäftigt Postkarten in einen Drehständer einzusortieren.

Sie blickte in Richtung der Tür und machte ein recht erstauntes Gesicht, während draußen wieder Donnergrollen zu hören war.

"Mei, was machst du denn hier, Claudia?", rief sie erstaunt aus. "Du bist seit einer Stunde die erste Kundin, die sich in unseren Laden verirrt. Aber bei dem Wetter ist auch nix anderes zu erwarten."

Claudia trat auf Steffi zu.

Die Talheimerin sortierte noch ein paar Karten ein und deutete dann auf einen ganzen Stapel, der sich noch auf dem Tresen fand. "Mei, der Arnold Crusius hat mir eine ganze Kiste mit seinen kunstvollen Kalligraphie-Karten in Kommission gegeben... Schau dir nur die filigran gearbeiteten Buchstaben an, in denen der Crusius die Buchstaben aufgemalt hat! Für jeden Anlass etwas!"

"Eigentlich bin ich net hier, um mir so eine Karte zu kaufen", erwiderte Claudia. "Und nach Sinnsprüchen steht mir nun wahrhaftig im Moment net der Sinn..."

Jetzt sah Steffi ihrer Freundin genauer ins Gesicht. "Geh, Claudia, ganz rote Augen hast... Was ist denn los?"

"Hast ein bisserl Zeit für mich? Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann."

Steffi seufzte.

"Ja, freilich. Im Moment bin ich zwar allein im Geschäft, aber du siehst ja wie groß der Andrang bei diesem Wetter ist! Warte einen Moment. Ich hole dir ein Handtuch! Deine Haare sind ja klatschnass!"

Damit wandte sich Steffi herum und verschwand durch eine Tür in einen Nebenraum. Nur einen Augenblick später kehrte sie zurück und reichte Claudia ein flauschiges Frotteetuch, womit Claudia sich die Haare abtrocknen konnte.

Und dann erzählte Claudia ihrer Freundin, was sich zugetragen hatte. Sowohl von Patricia Hinzbergs Auftreten, als auch davon, dass die schöne Städterin beim Rieder Markus wiedergetroffen hatte.

Als Claudia geendet hatte, atmete sie tief durch.

"Ich bin völlig verzweifelt und weiß net, was ich jetzt tun soll", bekannte sie.

Steffi legte mitfühlend eine Hand um Claudias Schultern.

"Mei, da kommt ja wirklich einiges an Ungemach zusammen!", entfuhr es ihr. "Und was diese Patricia Hinzberg angeht... das ganze Dorf redet ja schon von der..."

"Was soll ich denn jetzt machen?"

"Mei, so wie ich das sehe, brauchst überhaupt nix zu machen, so lange dieses ominöse Testament net auftaucht!"

"Aber die Patricia hat doch diesen Brief in Händen!"

"Geh, Claudia! So ein Brief ist doch kein Testament! Da kannst es ruhig auf einen Prozess ankommen lassen! Vielleicht solltest du aber doch sicherheitshalber in den nächsten Tagen einmal zu einem Anwalt gehn, der kann dir das dann genauer auseinandersetzen..."

Claudia strich sich das Haar zurück. "Ich werd schon ganz narrisch. Wenn ich nur daran denke, dass dieses Testament irgendwo existiert..."

"Könnte das denn der Fall sein?"

"Mei, der Brief war jedenfalls unzweifelhaft in Tante Marias Handschrift verfasst. Da bin ich mir schon sehr sicher..."

"Du glaubst also, dass deine Tante tatsächlich im letzten Augenblick noch ihre Erbangelegenheiten neu geregelt hat!"

Claudia zuckte die Achseln. "Eigentlich kann ich es mir net vorstellen und es passt auch überhaupt net zu dem, was wir vorher miteinander besprochen hatten. Und besonders sprunghaft war Tante Maria in ihren Entscheidungen eigentlich auch nie. Eher das Gegenteil war der Fall! Wenn sie sich mal zu etwas durchgerungen hatte, dann blieb sie auch dabei.

Aber andererseits..."

Claudia stockte und seufzte dann hörbar.

"Was andererseits?", hakte Steffi Talheimer etwas ungeduldig nach.

"Andererseits muss ich die Beweise, die Patricia Hinzberg vorlegen kann, akzeptieren. Mei, ich wäre net die Erste, die sich in einem Menschen getäuscht hat. Vielleicht sollte ich den Kampf um dieses unselige Gasthaus ohnehin von vorn herein aufgeben. Es hat mir bislang ja kein Glück gebracht..."

"Claudia!", unterbrach Steffi ihre Freundin mit geradezu beschwörendem Unterton. "Du musst um dein Erbe kämpfen! Jeder weiß doch, dass die Maria Hinzberg in den letzten Jahren ihr Gasthaus gar net mehr allein hätte führen können. Sie brauchte jemanden, der mehr tut, als nur beim Servieren zu helfen. Und genau das war bei dir der Fall. Und jetzt soll das alles plötzlich vergessen sein?" Steffi schüttelte energisch den Kopf. "Na, das wäre net gerecht!"

"Und was soll ich deiner Meinung nach tun?", fragte Claudia mit einem ziemlich verzweifelten Gesichtsausdruck.

"Du musst als erstes Mal den HINZBERGER HOF absuchen. Jeden Winkel, jede noch so verwunschene Ecke..."

"Und wozu das bitte?"

"Damit du sicher bist, dass dieses mysteriöse Testament net doch eines Tages an den Tag kommt. Vielleicht hast du ja Glück und findest es."

"Glück?", echote Claudia. "Du hast gut reden! Der schlimmste Albtraum wäre das für mich!"

In Steffi Talheimers Augen funkelte es. "Wieso?", fragte sie und Claudia stockte der Atem, als ihre Freundin dann fortfuhr: "Wenn du es gefunden hast, dann kannst du es seelenruhig in den Kamin werfen... Dann bleibt diese Patricia Hinzberg auf ihren sogenannten Beweisen sitzen."

"Geh, Steffi, du versündigst dich!"

Steffi stemmte die schlanken Arme in die Hüften. "So, meinst du? Diese Patricia kämpft doch mit allen Mitteln. Skrupelloser geht's doch kaum! Sie begnügt sich net mit deinem Erbe, sondern versucht offenbar auch noch deinem Markus schöne Augen zu machen. Alle Register zieht die! Und du willst sie mit Samthandschuhen anfassen?"

"Na, das nun auch net gerad'!"

Steffi zuckte die Achseln. "Ich versteh dich net, Claudia!"

Einen Augenblick schwiegen die beiden jungen Frauen.

Claudia registrierte, dass es draußen inzwischen etwas heller geworden war.

Blitz und Donner hatten sich hinter die nächste Bergkette verzogen und der Regen ließ von Augenblick zu Augenblick weiter nach.

"Vielleicht hast ja recht", murmelte Claudia dann.

"Freilich habe ich das!", rief Steffi. "Heute kommt sowieso kaum noch Kundschaft. Ich mache hier einfach Schluss für heute und dann fahren wir hinauf zum HINZBERGER HOF."

"Mei, was wird dein Vater dazu sagen?"

"Da mach dir mal keine Sorgen, Claudia! Das werde ich schon hinbiegen!" Steffi nahm ihre ehemalige Schulfreundin am Arm und beugte sich zu ihr. "Und was diese Patricia Hinzberg angeht..."

"Ja?"

"Mei, was weißt du denn eigentlich über sie? Also, du kannst hier fragen, wen du willst, aber es wundert sich doch jeder darüber, dass sie eine Verwandte von Maria Hinzberg sein soll! Vielleicht besteht nix anderes, als eine zufällige Namensgleichheit."

"Sie ist eine ziemlich entfernte Verwandte", gab Claudia Auskunft, aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr fiel ihr auf, wie schwammig und unbestimmt alle Angaben gewesen waren, die die schöne Städterin gemacht hatte.

"Was ich damit sagen will ist folgendes: Vielleicht sollte man dem Madl mal ein bisserl auf den Zahn fühlen!", schlug Steffi Talheimer vor. "Also, wenn mich net alles täuscht, dann muss doch mit der irgend etwas net stimmen."

"Ja, jetzt wo du das so sagst... ein bisserl merkwürdig ist die ganze Geschichte schon, die Patricia mir da aufgetischt hat!", fand jetzt auch Claudia.

"Komm!", forderte Steffi. "Lass uns keine Minute mehr vergeuden!"

Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021

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