Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 24
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Zwei Tage nach Rüdigers Verschwinden machte sich Sabine Toller große Vorwürfe. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er wiederkam. Aber er blieb verschwunden. Und das Merkwürdige an der ganzen Sache war, dass niemand ihn gesehen hatte.
Bastian kam Sabine treu und brav besuchen und munterte sie immer ein wenig auf.
»Sei doch froh! Jetzt bist du ihn endlich los, und er macht dir keinen Ärger mehr.«
»Aber wo ist er geblieben?«
»Spielt das noch eine Rolle für dich? Ich denke, du hast dich von ihm gelöst, bist endlich darauf gekommen, dass er nicht der Richtige für dich ist.«
»Ja, ja«, sagte sie hastig. »Das ist wahr. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Aber ich kann doch fragen, was aus ihm geworden ist.«
Bastian merkte, dass Rüdiger ihr immer noch nahestand, und sie würde erst Ruhe finden, wenn sie wusste, wie es ihm ging. Erst dann würde sie für Bastian frei sein. Dann konnte er sich ihr nähern, sie von seiner Liebe überzeugen.
»Wirst du Ruhe geben, wenn du erfährst wo er ist?«
Sie sah ihn an.
»Ja! Ich will doch nur wissen, ob es ihm gutgeht. Mehr nicht. Ich will mir keine Vorwürfe machen. Er war doch so verzweifelt, als er mich verließ.«
»Nun gut, ich werde mich umhören. Aber dann reden wir auch nie mehr über ihn,ja?«
»Einverstanden!«
Sabine ahnte nicht, dass Bastian sich gar nicht umhören würde. In ihren Augen war er ein ehrlicher und netter Kerl. Er meinte es gut mir ihr, sie musste das endlich anerkennen. Sabine war schon dreißig Jahre alt. Es wurde langsam Zeit, dass sie endlich zur Ruhe kam.
Also wartete sie.
Bastian Verden war schlau genug, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen. Und er war auch schlau genug, in dieser Zeit Sabine nicht zu besuchen. Nur bei ihr im Büro tauchte er kurz auf.
»Wo bist du die ganze Zeit?«, fragte Sabine.
Er lachte sie an.
»Ich suche Rüdiger!«
»Noch immer?«
»Keine Sorge, ich werde ihn schon finden.«
»Du bist so lieb zu mir«, flüsterte Sabine leise, damit die Kolleginnen es nicht hörten.
»Aber das ist doch selbstverständlich.«
»Ich weiß, dass es das nicht ist, Bastian.«
»Danke«, sagte er und drückte ihre Hand.
Er schwebte wie auf Wolken. Jetzt hatte er sie endlich so weit! Noch zwei Tage, dann hielt Bastian es für angebracht, mit Sabine zu reden.
Sabine musste sich ehrlich eingestehen, dass sie Rüdiger noch immer nicht vergessen hatte. Und dass er ohne sie vor die Hunde ging, hatte sie schon so manche Nacht schlaflos gemacht.
Dann kam Bastian eines Abends wieder.
»Du weißt etwas?«, fragte Sabine gespannt. Bastian nickte. Sie gingen ins Wohnzimmer. »Erzähle!«
»Nun, ganz einfach war es nicht. Sie wollen nämlich alles vertuschen, weißt du?«
»Wer?«
»Seine Eltern selbstverständlich!«
Sabine blickte Bastian groß an.
»Er ist wirklich zu seinen Eltern gegangen? Das hätte ich nicht angenommen.«
»Nicht so, wie du denkst«, sagte der junge Mann schnell. »Sie haben es erfahren, ich meine, dass er nicht mehr mit dir zusammen ist, und dann hat man für ihn gesorgt.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Er wird jetzt eine Entziehungskur machen. Das denke ich mir. Was sollen sie denn sonst mit ihm anfangen?«
Sabine war erschrocken. Der junge Mann war klug genug, sich noch ein paar Türen offen zu halten. Man konnte ja nie wissen! Vielleicht tauchte Rüdiger doch wieder auf? Bastian durfte nicht das Gesicht verlieren.
»Sabine, du kennst doch seine Familie. Sie lassen nichts an die Öffentlichkeit dringen. Nicht mal die Nachbarn wissen Genaues.«
»Ja, so sind sie«, sagte Sabine leise.
»Du wolltest doch nur wissen, ob es ihm gutgeht. Jetzt weißt du es.«
Sie atmete tief durch.
»Ich danke dir!«
Bastian kam zu ihr herüber und legte einen Arm um ihre Schulter.
»Und jetzt reden wir nie mehr wieder von Rüdiger! Nicht wahr?«
Sie blickte unglücklich auf.
»Du bist so lieb zu mir, Bastian. Aber du musst mir noch ein wenig Zeit lassen. Schon, um ehrlich zu sein. Ich bin noch ganz durcheinander.«
»Du kannst so viel Zeit haben, wie du willst«, lachte er sie an. »Jetzt wird ja alles gut! Ich habe so lange auf dich warten müssen. Da kommt es auf ein paar Wochen auch nicht mehr an.«
»Du bist so verständnisvoll!«
»Ach, das siehst du nur so. Es wurde auch endlich Zeit, dass du einen richtigen Mann bekommst, meine Liebe.«
Sabine zuckte zusammen, doch sie sagte nichts.
Bastian fühlte sich auf Erfolgskurs. Noch ein paar Wochen, dann würde die schöne und kluge Sabine ihm gehören. Dann würde sie auch in der Firma wieder voll bei der Sache sein. Er wusste schon lange, dass sie ein sehr kluges Mädchen war, und der Chef hatte noch einiges mit ihr vor. Sie würden einer sehr guten Zukunft entgegengehen. Und er an ihrer Seite! Und der Chef konnte ihn auch nicht so einfach übergehen. Dafür würde dann schon Sabine sorgen. In seiner Vorstellung war Bastian schon auf der ganzen Linie der Sieger.
Endlich hatte er dieses kleine, dumme Jüngelchen aus dem Weg geräumt! Jetzt musste er nur dafür sorgen, dass der Kerl nie mehr auftauchte.
Bastian horchte herum.
Er hörte nichts von Rüdiger. Gar nichts!
Das erschreckte ihn ganz und gar nicht. Er sagte sich: Endlich ist er von der Bildfläche verschwunden. Umso besser. Wenn er in einer Entziehungsanstalt verschwunden ist, wird es viele Monate dauern, bis er wieder auftaucht. Dann sind wir längst verheiratet. Und wenn Sabine dann erfährt, dass es vielleicht doch anders war, nun, dann kann ich noch immer sagen, man habe mir falsche Informationen geliefert. Basta! So einfach ist das. Und wenn sie meine Frau ist, kann sie sowieso nichts mehr ändern. Das lasse ich dann einfach nicht mehr zu!
Bastian fühlte sich sehr sicher.