Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 30
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Alles schien zur Zufriedenheit zu laufen. Rüdiger machte sehr gute Fortschritte. Seit Sabine ihn besucht hatte, war es für ihn selbstverständlich, dass er für immer trocken bleiben würde. Auch alle anderen im Arzthaushalt waren davon überzeugt. Und so machte Rüdiger jetzt auch Wanderungen und Spaziergänge in der Umgebung. Manchmal war er allein, manchmal begleitete er Vater Burgstein und Willy. Hin und wieder besuchte Rüdiger auch die beiden Damen und schien sehr vergnügt mit ihnen zu sein. Das Problem Alkohol gab es für ihn scheinbar gar nicht mehr.
So dachte sich keiner etwas dabei, als an diesem Tage Rüdiger wieder fortging.
Dr. Burgstein sah ihm noch nach und war glücklich. Er hatte es mal wieder geschafft und mit seiner Methode einen Menschen gesund gemacht. Und nicht nur das, er hatte ihn auch in seinem Glauben an sich selbst gefestigt.
Niemand wunderte sich, als Rüdiger ziemlich lange ausblieb. Er war ja ein freier Mensch.
Aber dann sollten alle den Schock ihres Lebens bekommen.
Es war der Wirt aus dem Dorfkrug, der anrief.
»Herr Doktor.«
»Ja! Ist etwas?«
»Ja, ich rufe nicht gern an. Aber würden Sie wohl sofort kommen?«
»Ist jemand in ihrer Familie erkrankt? «
»Nein, nein, die sind alle in Ordnung. Nein, es ist etwas mit einem Gast.«
»Ich komme sofort.«
Dr. Burgstein packte seine Tasche.
»Frau Schöller, wenn Patienten kommen, sagen Sie ihnen sie müssen ein wenig warten.«
»Soll Britta mitkommen?«
»Ach nein!«
Dann bestieg der Doktor seinen Wagen weil er damit schneller ins Dorf kam.
Wenig später betrat er die Gaststube.
In einer Ecke saß Rüdiger! Er war total betrunken! Er war nicht mehr ansprechbar. Dr. Burgstein spürte ein Würgen in der Kehle. Er konnte die ersten Sekunden nichts sagen.
»Ich dachte, es wäre besser, wenn ich Sie sofort verständige. Wegen der anderen Gäste, nicht wahr?«
Dr. Burgstein kam langsam näher.
»Er hat ganz schön getobt«, sagte der Wirt.
»Oh, Gott!«
Die Hände des Doktors umkrampften die Tasche. In seinem ganzen Leben war er noch nie so enttäuscht gewesen, wie in diesen schrecklichen Minuten. Viele Wochen Arbeit waren vergeblich gewesen. Man musste wieder ganz von vorn beginnen. Und ob man das dann noch schaffte.
Fast ergriff ihn ein wilder Zorn. Er riss den jungen Mann hoch.
»Rüdiger!«
Dieser lallte nur noch.
»Lass mich zufrieden, ich will schlafen!« Rüdiger konnte nur noch lallen, er war vollkommen betrunken.
»Wieviel hat er getrunken?«, fragte der Doktor.
»Ach, eigentlich nicht sehr viel.«
»Helfen Sie mir bitte!«
»Ja, selbstverständlich.«
Sie schoben Rüdiger in den Wagen des Doktors. Dr. Burgstein fuhr davon. Er war so geschafft, dass er am liebsten geheult hätte. Als er daheim ankam, ging er in die Küche und bat seinen Vater mitzukommen.
»Was ist denn los?«
»Das wirst du gleich sehen.«
Dann sah es Vater Burgstein auch und war tief erschüttert.
»Der arme Junge!«
»Du hast noch Mitleid mit ihm?«
»Aber muss man das denn nicht?«
Das Gesicht des Arztes war grau. Bei allen hätte er einen Rückfall erwartet, nur nicht von Rüdiger. Es hatte so gar keine Anzeichen für einen Rückfall gegeben. Rüdiger war weder nervös noch unruhig gewesen.
»Wir bringen ihn in sein Zimmer.«
Sie schleppten den betrunkenen Mann ins Zimmer und legten ihn auf sein Bett.
»Ich kümmere mich um ihn«, sagte der Vater.
Dr. Burgstein drehte sich um und ging aus dem Zimmer. Er war am Ende. Er wankte in die Küche.
Dr. Achim Burgstein brauchte nichts zu sagen, alle hatten Rüdiger gesehen. Und alle waren tief betroffen.
Die Mutter sagte immer wieder: »Ich kann es einfach nicht verstehen! Es ist doch ein so lieber Junge.«
Der Doktor saß am Tisch und stöhnte auf.
»Bitte seid ruhig«, sagte er leise.
Britta hatte Tränen in den Augen. Noch nie hatte sie ihn so betroffen gesehen.
Irgendwie ging auch dieser Tag zu Ende. Man sprach nicht mehr über Rüdiger. Dieser schlief derweil seinen Rausch aus.