Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 32
Оглавление17
Alle ließen ihre Arbeit stehen und liegen. Jetzt mussten sie Rüdiger finden. Auch Johanna Bachmeier beteiligte sich an der Suche. Und sie glaubte zu wissen, wo er sei. Sie hatten ja immer eine ganz bestimmte Waldlichtung aufgesucht. Damals, mit dem Rollstuhl.
»Wir finden ihn bestimmt dort!« Johanna war zuversichtlich.
Sie fanden Rüdiger dort!
Er hatte sich an einem Baum erhängt.
Alle waren fassungslos, niemand konnte ein Wort über die Lippen bringen.
Dr. Burgstein untersuchte Rüdiger kurz, dann erhob er sich und sagte: »Ich bestelle den Wagen.«
Sie ließen ihn gehen.
Für den Doktor war eine ganze Welt zusammengebrochen.
Er hatte versagt!
Vollkommen!
Er hätte Rüdiger nicht so gehen lassen dürfen, nicht in diesem Zustand.
Nie mehr würde er das vergessen können.
In seinem Büro angekommen, brach der Doktor völlig zusammen.
Das hatte er nun davon!
Er wollte nichts mehr sehen und hören.
Irgendwann kamen die anderen zurück. Sie schlichen sich ins Haus. Jeder hatte ja eigentlich selber Trost nötig.
Willy verstand das alles nicht.
Er hatte den toten Rüdiger nicht gesehen. Man verschwieg ihm, was geschehen war. Willy fühlte sich einsam und verlassen und wollte dem Doktor eine Frage stellen. Leise schlich er sich in dessen Zimmer. Willy sah den jungen Arzt am Schreibtisch sitzen und weinen.
Für den armen Willy war das furchtbar.
Er wackelte ein wenig mit dem Kopf, schlenkerte die Arme hin und her. Leise trottete er zurück. Der Doktor weinte! Das konnte Willy nicht begreifen. Er war doch so gut, der Doktor! Er weint wie ein Kind, dachte Willy.
Verstört kam Willy in die Küche zurück, verkroch sich in einer Ecke und blickte traurig vor sich hin.
Mutter Burgstein fand den armen Jungen.
»Was ist denn los mit dir?«
»Doktor weint. Willy muss auch weinen!«
Die Mutter erschrak bis ins Herz.
»Willy, Willy!«
Leise tropften die Tränen über das Jungengesicht. Die Mutter ließ ihn gewähren. Sie musste jetzt zu ihrem Sohn, ihm beistehen. Sie legte die Hand auf seinen Kopf.
»Junge«, sagte sie tief bewegt.
»Ich kann nicht mehr«, sagte Dr. Burgstein leise. »Ach Mutter, ich kann einfach nicht mehr! Ich habe versagt! Verstehst du? Ich habe versagt!«
»Junge! Niemand konnte wissen, was da geschehen ist.«
»Ich bin Arzt. Ich hätte es wissen müssen, Mutter! Ich hätte nicht so leicht aufgeben dürfen. Oh, glaube mir, ich kann einfach nicht mehr.«
»Junge, du bist auch nur ein Mensch. Schicksalsschläge muss man hinnehmen. Verstehst du das denn nicht?« Er lehnte sich an die Mutter. So hatte er es oft getan, als er noch ein kleiner Junge war. »Du wirst es lernen müssen, Bub, dass jeder mal einen Fehler macht. Damit muss man leben.«
»Alles ist so sinnlos geworden!«
Die Mutter spürte, dass er das mit sich allein abmachen musste. In der Halle traf sie auf Lydia Winter.
»Er ist ein gebrochener Mann!«
Frau Winter blickte die Mutter an.
»Es tut mir so leid!«
»Ihm kann man jetzt nicht helfen.«
»Nein, deswegen bin ich auch nicht gekommen, Frau Burgstein. Ich wollte nur sagen, dass jemand zu Frau Toller gehen muss.«
»Oh, ja, daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
»Das ist mir auch erst jetzt eingefallen.«
»Mein armer Sohn!«
»Nein, nein, Frau Burgstein, nein, ich will doch nicht sagen, dass er gehen muss. Nein, wirklich nicht. Johanna und ich, wir werden fahren.«
»Das wollen Sie wirklich für uns tun?«
»Ja!«
»Es wird auch für Sie nicht leicht sein!«
»Ich weiß!«
»Sie sind eine gute Frau!«
Lydia lächelte unter Tränen.
»Wir tragen alle ein wenig Schuld. Wir haben zu viele Hoffnungen in ihn gesetzt, und das konnte er wohl nicht verkraften. Er wollte uns nicht enttäuschen, und darum ist er von uns gegangen. Wir haben nie an die Möglichkeit gedacht, dass es mal einen Rückschlag geben wird. Wir tragen alle mit an dieser Schuld.«
»Ja!«
»Sagen Sie das Ihrem Sohn!«, befahl Lydia Winter der Mutter.
»Ja, das werde ich tun.«
Lydia und Johanna fuhren davon, um Sabine die traurige Nachricht zu überbringen.