Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 45

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Die Myelografie ergab, dass Gerd Gorbach um eine Bandscheibenoperation nicht herumkam. Das stand auch in dem beiliegenden Befund der Seeberg-Klinik.

Dr. Sven Kayser betrachtete die Aufnahmen, die der Patient mitgebracht hatte, im Beisein seines Assistenten lange und eingehend.

„Also doch”, seufzte der Möbelfabrikant, ehe Sven noch etwas gesagt hatte.

,.Operation. Ich hab’s gleich gewusst. Wir Gorbachs machen immer Nägel mit Köpfen.”

„In Ihrem Fall ist leider eine IWE-Operation — eine Ischiaswurzel-Entlastungs-Operation also — erforderlich.”

„Warum kann der Mensch nicht bis ins hohe Alter gesund bleiben und dann einfach friedlich einschlafen?”

„Das ist ein Menschheitstraum, der sich wohl nie erfüllen wird”, lächelte Sven Kayser. „Zu Ihrer Beruhigung: Die Seeberg-Klinik verfügt über erstklassiges Personal. Sie sind bei meinen Kollegen in den allerbesten Händen. Dr. Carlos Morena ist ein ganz exzellenter orthopädischer Chirurg. Der kriegt Sie ganz sicher wieder hin. Sie dürfen sich jetzt schon auf ein Leben ohne Schmerzen freuen. Das ist doch was, oder? Nach der Operation — das ist sehr wichtig — sollten Sie sich aber genügend Zeit zur Erholung gönnen und in der Fabrik nicht gleich wieder alles an sich reißen.” Gorbach atmete schwer aus. „Naja ...”

„Ihr Sohn kann Sie doch vertreten.”

„Schon, aber ...”

„Sehen Sie da irgendeine Schwierigkeit?”, fragte Sven Kayser.

„Im Prinzip nicht. Es ist nur ...”

„Haben Sie kein Vertrauen zu den Führungsqualitäten Ihres Sohnes, Herr Gorbach?”

„Davon kann überhaupt keine Rede sein. Jochen würde die Fabrik ebenso gut leiten wie ich selbst.”

„Fällt es Ihnen schwer, ihn um diesen Gefallen zu bitten? Soll ich mit ihm reden?”

„Das ist nicht nötig”, wehrte Gorbach ab. „Wenn ich zu Jochen sage, dass ich ihn brauche, kommt er angewetzt und steht da wie eine Eins. Da kann ich mich wirklich voll und ganz auf meinen Sohn verlassen. Aber — wir haben seit unserer geschäftlichen Trennung nicht mehr über die Fabrik gesprochen, verstehen Sie? Ich habe meine Meinung, er hat seine Ansichten. Wir konnten keinen gemeinsamen Nenner finden, deshalb halten wir seitdem den ganzen Themenkomplex aus unserer ansonsten sehr guten Vater-Sohn-Beziehung raus, um sie nicht zu trüben.”

„Und nun fällt es Ihnen schwer, zu Jochen zu gehen ...”

„Das ist es nicht allein”, gestand Gerd Gorbach ein. „Mein Sohn ist in der Möbelbranche als Designer sehr gefragt. Er hat unheimlich viel zu tun. Ich möchte nicht, dass er meinetwegen seine Kunden verärgert und Aufträge verliert. Wie lange müsste ich denn ausspannen?”

„Drei Monate wären ideal. Da wäre auch schon ein längerer Aufenthalt in einem erstklassigen Rehabilitationszentrum drin.”

„Drei Monate ...”

„Sie sind siebenundfünfzig, Herr Gorbach. Da erholt, man sich schon etwas langsamer. Jede Woche, die Sie dem Betrieb länger fernbleiben, wird ein wahrer Jungbrunnen für Sie sein.”

Gerd Gorbach nickte: „Ich werde mit Jochen reden. Ich war wohl, als er noch bei mir in der Firma war, ein bisschen zu stur, hätte, hier und da, getrost ein bisschen nachgeben können. Aber wissen Sie, man wird mit der Zeit ein wenig betriebsblind. Wenn das Unternehmen, das man selbst mit vielen Mühen und Entbehrungen aufgebaut hat, so viele Jahre schon klaglos läuft, sieht man nicht ein, warum man irgend etwas ändern sollte, und man sagt sich, dass die Jungen schon aus Prinzip immer alles anders machen wollen als die Alten. Weil nach ihrer Meinung Althergebrachtes einfach nicht gut und perfekt genug sein kann und deshalb eingemottet gehört. Es ist ein Generationsproblem. Die Jungen wollen alles umkrempeln, frischen Wind hineinbringen und Verstaubtes, und Antiquiertes, zu dem sie keine Beziehung haben, hinauswerfen. Die Alten halten jedoch an diesen Dingen fest, weil ihr Herzblut daran klebt.”

„Man sollte sich dem Fortschritt nicht in den Weg stellen, sonst wird man von ihm überrollt und bleibt auf der Strecke, Herr Gorbach”, tat Felix Brunner seine Meinung kund.

Der Möbelfabrikant nickte. „Solche Weisheiten kommen natürlich immer aus dem Mund eines Jungen.”

„Stillstand ist Rückschritt”, schmunzelte Felix.

„Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Fortschritt, junger Mann”, sagte Gorbach belehrend. „Ich bin zwar, das lässt sich nicht leugnen — von gestern, aber keineswegs verkalkt oder bescheuert, und deshalb sehe ich sehr wohl ein, dass man von Zeit zu Zeit umrüsten, aufrüsten, modernisieren muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Doch ich meine, dass so etwas mit Vernunft, Maß und Ziel zu geschehen hat, in einem finanziell verantwortbaren Rahmen, und nicht auf die sorglose Ho-Ruck-Tour und mit der unbekümmerten Einstellung! Es wird schon gutgehen! Damit kann man nämlich sehr schnell eine höchst unangenehme Bruchlandung provozieren.”

„Man muss, wie überall, den goldenen Mittelweg finden”, meinte Dr. Kayser diplomatisch.

„Da gebe ich ihnen vollkommen recht”, stimmte Gerd Gorbach zu, „aber dafür scheint die Zeit zwischen Jochen und mir noch nicht reif gewesen zu sein.”

„Vielleicht kommt es diesmal zu einer Annäherung der Standpunkte.”

„Ja”, sagte Gerd Gorbach versonnen. „Vielleicht.”

Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane

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