Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 53

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Robert Erichsen lag wie aufgebahrt im Bett, als Daniela nach Hause kam. Er schlief. Es ging über Danielas Kräfte, dem Alkohol noch länger zu entsagen. Sie brauchte jetzt dringend einen Schluck. Nur einen kleinen, damit dieses grässliche Unbehagen aufhörte. Sie trank gleich aus der Flasche, und es wurde ein ziemlich großer Schluck. Ach, hol’s der Teufel. Sie brauchte Kraft, um Robert an die Luft zu setzen. Sie wollte die Wohnung wieder für sich allein haben. Angewidert sah sie sich um. Wie es hier aussah ... Das musste sich ändern. Volker hatte versprochen, sie mit dem Kind mal zu besuchen. Dieses schreckliche Durcheinander war unmöglich in einem Tag zu beseitigen, es würde mindestens eine Woche dauern, bis es hier wieder einigermaßen wohnlich aussah. Aber nur, wenn Robert verschwand, denn wenn er blieb, würde er für immer neue Unordnung sorgen.

Daniela griff wahllos nach ein paar leeren Flaschen und trug sie in die Küche. Das Klirren des Glases weckte Robert. Er stand auf.

„Na, wie war’s?”, erkundigte er sich. „Sehr schön”, antwortete Daniela. Und sehr schrecklich zugleich, dachte sie, denn beim Abschied zerriss es ihr beinahe das Herz.

„Hattest du Spaß mit Barbara?”, fragte Robert. Er kratzte sich überall.

„O ja, sehr großen.”

„Und du hast das durchgestanden, ohne was zu trinken?”

Sie gab zu, dass sie sich Schnaps aus einem Supermarkt geholt hatte.

Er grinste triumphierend. „Das wusste ich. Hab’ ich’s dir nicht gesagt?”

„Ja, hast du”, gab Daniela unwillig zu. Robert lachte sie aus. „Ich wusste, dass du nicht ohne Stärkung auskommst.” Sie starrte ihn mit zornsprühenden Augen an. „Hör mal, musst du in dieser Wunde bohren? Warum lässt du mich nicht in Ruhe?”

„Wie redest du denn mit mir?”, brauste er böse auf.

„Warum gehst du nicht und lässt mich allein?”

„Du meinst, ich soll gehen — und nicht wiederkommen?”

„Ja.”

Robert ballte die Hände zu Fäusten. „Du willst mich hinauswerfen?” Daniela nickte heftig. „Du sagst es.”

„Wo soll ich denn hin?”

„Das ist mir doch egal. Wo hast du gewohnt, bevor ich dich aufgelesen habe?”

„Das geht dich einen feuchten Kehricht an. Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein? Was glaubst du, wer du bist? Die Königin von Saba? Was denkst du, wen du vor dir hast? Ich lasse mich doch von dir nicht auf die Straße setzen.”

„Das ist meine Wohnung! Und wenn ich dich nicht mehr hier haben möchte, hast du dich gefälligst danach zu richten!”, schrie Daniela wütend.

Das ließ er sich nicht bieten. Er schlug sie. Daniela versuchte sich zu verteidigen, aber sie hatte keine Chance gegen diesen kräftigen, brutalen, rücksichtslosen, betrunkenen Mann. Er ließ erst von ihr ab, als sie schluchzend auf dem schmutzigen Teppich lag und sich nicht mehr erheben konnte „Siehst du, das hast du davon!”, knurrte er. ,,So redet man als Frau nicht mit einem Mann. Hoffentlich begreifst du nun, wo dein Platz ist.”

„Ich hasse dich!”

Er holte den Schnaps, füllte großzügig zwei Gläser, setzte sich neben Daniela und sagte versöhnlich: „Du solltest da nicht mehr hingehen. Das tut dir nicht gut.”

„Aber ich will, ich muss mein Kind sehen.”

„Siehst du nicht, wie dich das hernimmt? Du steuerst auf einen totalen Zusammenbruch zu. Begreif das doch! Hier. Nimm dein Glas! Na, nimm schon — und trink. Danach wirst du dich besser fühlen. Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich bin ein jähzorniger Mensch, war ich immer schon. Man darf mich nicht reizen. Wenn ich rot sehe, fliegen die Fetzen. Du darfst mich nicht hinauswerfen. Wir verstehen uns doch ganz passabel. Ich kann mich gut in deine Lage versetzen. Ehrlich, das kann ich. Ich weiß, wie dir wegen Barbara zumute ist. Jede gute Mutter hängt an ihrem Kind — mehr als der Vater, das ist ganz natürlich — weil’s irgendwie ein Teil von ihr ist. Nun trink schon!”

Daniela nahm das Glas und trank. Es gab doch etwas, das sie mit Robert Erichsen verband: der Alkohol.

„Es fiel mir so schwer, zu gehen”, seufzte sie.

„Ist doch klar.”

„Ich kann dir nicht sagen, wie grauenvoll es für mich war, Barbara bei ihrem Vater zu lassen, mich von ihr verabschieden und allein heimfahren zu müssen. Es tat so entsetzlich weh, Robert.” Daniela trank wieder. „Ich dachte, es wäre besser für das Kind, wenn es bei Volker bleibt, aber es fühlt sich nicht wohl bei ihm und diesem Kindermädchen. Ich habe es gespürt, hab’s ihr angesehen. Barbara leidet. Sie ist nicht mehr so fröhlich wie früher, und nicht mehr so gesund. Sie ist blass, irgendwie durchsichtig. Sie ist nicht ganz in Ordnung. Volker bestreitet das zwar, aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Sie hat gehustet. Volker sagt, das hat nichts zu bedeuten. Er will nicht wahrhaben, dass mit dem Kind irgend etwas nicht stimmt. Er weigert sich, mit Barbara zu Dr. Kayser zu gehen. Ich sage dir, sie ist nicht gut aufgehoben bei Volker. Was nützt es, wenn er sie mit Spielsachen überhäuft, aber nicht richtig auf ihre Psyche einzugehen weiß? Und Lisa beschäftigt sich doch nur mit Barbara, weil Volker sie dafür bezahlt. Sie kann dem Kind die Mutter nicht ersetzen. Sie hat doch überhaupt keine Bindung an die Kleine” Danielas Glas war jetzt leer. Sie hielt es Robert hin, damit er es wieder füllte. „Ich möchte Barbara bei mir haben”, sagte sie leise

„Hier?”, fragte Robert Erichsen.

Daniela nickte „Ich möchte sie nicht nur einmal in der Zeit für ein paar Stunden sehen dürfen. Ich will sie immer um mich haben. Ein Kind gehört zu seiner Mutter, mag diese noch so viele Fehler haben.”

„Du hast dich damit einverstanden erklärt, dass Barbara bei ihrem Vater bleibt.”

„Das war ein Fehler”, erwiderte Daniela ernst. „Fehler kann man korrigieren.”

„Du hast eine Verzichtserklärung unterschrieben ...”

„Soll ich wegen eines Fetzens Papier zulassen, dass mein Kind seelisch krank wird?”

„Was hast du vor?”

„Ich werde Barbara zu mir holen. Heimlich. Ich werde sie hier verstecken und nicht mehr hergeben.”

„Du willst sie entführen?”

Daniela nickte entschlossen. „Wirst du mir dabei helfen?”

Robert war davon überzeugt, dass es nicht klappen würde, doch um sich einen Verbleib in der Wohnung zu sichern, sagte er sofort: „Klar. Du kannst mit mir rechnen, Daniela. Aber diese Sache will reiflich überlegt und gründlich vorbereitet sein. Wir dürfen nichts überstürzen, sonst geht’s schief.”

Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane

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