Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 54

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Dr. Werner Ullanus sprach gut auf die verordneten Medikamente an. Er arbeitete schon wieder. Vom Krankenzimmer aus. Auf dem Nachttisch stapelten sich die Akten, die ihm sein Partner in die Seeberg-Klinik gebracht hatte. Die Sekretärin der beiden Anwälte bekam von ihm laufend telefonische Anweisungen.

„Das sehe ich aber gar nicht gern”, sagte Dr. Kayser, als er den Patienten besuchte.

„Dr. Büttner hat es erlaubt”, erwiderte Werner Ullanus.

„Tatsächlich?”

„Und Dr. Seeberg ebenfalls. Keine Sorge, Dr. Kayser, ich überarbeite mich schon nicht. Ich erledige alles sehr gemütlich. Andere Patienten lassen sich eine Menge Illustrierter bringen, um darin zu schmökern, ich schlage die Zeit tot, indem ich in diesen Akten lese So ein Tag im Krankenhaus kann quälend lang sein, wenn man nichts dagegen unternimmt.”

„Fühlen Sie sich gut?”, erkundigte sich Sven.

„Ich habe keine Beschwerden mehr, und jedes mal, wenn Dr. Büttner mich untersucht hat, macht er hinterher ein zufriedeneres Gesicht. Scheint so, als bliebe mir wirklich eine Herzklappenoperation erspart.”

„Das freut mich für Sie”, sagte Sven Kayser. Er wollte auch noch bei Gerd Gorbach reinschauen. Der Möbelfabrikant hatte die Bandscheibenoperation gut überstanden. Erwartungsgemäß hatte es keine Komplikationen gegeben, und Gorbach durfte bereits wieder aufstehen.

Als Sven sich verabschiedete, bedankte sich Dr. Ullanus für seinen Besuch.

Sven zeigte auf die Akten. „Muten Sie sich nicht zu viel zu.”

„Ganz bestimmt nicht. Ich weiß schließlich, was auf dem Spiel steht.”

Dr. Kayser verließ das Krankenzimmer.

Er traf den Möbelfabrikanten nicht in seinem Zimmer an.

„Herr Gorbach hat Besuch”, sagte Schwester Marianne.

„Und wo ist er mit seinem Besuch hingegangen?”, wollte Sven wissen.

„In den Park”, antwortete Schwester Marianne.

Im Park entdeckte Sven wenig später den Patienten, dessen Sohn Jochen und Jasmin Fischer. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Wieso war er nicht schon früher drauf gekommen? Jasmin Fischer und Jochen Gorbach! Die beiden passten nicht nur vom Äußeren her großartig zusammen. Sven hatte es im Gefühl, dass er nicht länger herumzurätseln brauchte, wer der Vater des Kindes war, das Jasmin erwartete.

Sie schlenderten gemächlich durch den Anstaltspark. Jasmin ging neben Jochen Gorbach, und dieser ging neben seinem Vater.

Gerd Gorbach freute sich, Sven zu sehen.

„Na, wieder auf den Beinen?”, lächelte der Grünwalder Arzt.

Gorbach sagte, in der Fabrik laufe alles so großartig, dass er seinem Genesungsurlaub mit ungetrübter Freude entgegensehen könne. Sein Sohn leiste in der Firma—er habe nichts anderes erwartet — ganze Arbeit. Auf einen Gorbach könne man sich eben jederzeit hundertprozentig verlassen. Der Name Gorbach bürge eben für Qualität. Jochen bat seinen Vater grinsend, nicht so maßlos zu übertreiben.

„Ich sage nichts als die Wahrheit”, behauptete Gerd Gorbach im Brustton vollster Überzeugung. „Dr. Kayser weiß das.”

Jochen lachte „Wenn Dr. Kayser ohnedies schon weiß, wie gut wir Gorbachs sind, brauchst du’s ihm doch nicht mehr zu sagen.”

Die hübsche Sekretärin mied Svens Blick, als hätte sie Angst, ihm irgend etwas zu verraten. Manchmal sah sie Jochen Gorbach an, und da war ein Ausdruck in ihren Augen ... Sven war ziemlich sicher, dass er sich nicht irrte. Und er hoffte, dass Jasmin Fischer ihr Kind in einigen Monaten nicht allein zu bekommen brauchte. Es hätte ihr sehr viel Kraft gegeben, den Vater des Babys an ihrer Seite zu haben, wenn es soweit war.

Gerd Gorbach erzählte, dass er Dr. Ullanus, seinen Anwalt, bereits mehrmals besucht habe.

„Wie kommt man nur zu so einem ausgewachsenen Herzklappenfehler?”, wollte er wissen.

„Mitralstenosen, wie wir Ärzte das nennen, können durch Entzündungen der Herzklappe bei Rheumatismus, oder nach Mandelentzündungen, oder bei schlechten Zähnen erworben sein”, erklärte Sven Kayser. „Sie kommen aber auch als angeborene Herzfehler vor, wenn eine Missbildung im Herzen vorliegt.”

„Letzteres ist bei Dr. Ullanus ja nicht der Fall, wie er mir sagte”, meinte Gerd Gorbach.

„Das ist richtig”, bestätigte Sven.

„Allem Anschein nach kann man ihm medikamentös helfen. Er braucht nicht operiert zu werden.”

„Er wird bald wieder in seiner Kanzlei sitzen”, prophezeite Sven.

„Wissen Sie, was er zu mir gesagt hat? Er wird nie wieder eine Krankheit so verschleppen, dass sie zur lebensbedrohenden Gefahr werden kann.”

„Es ist zu begrüßen, wenn ein Mensch aus seinen Fehlern lernt”, sagte Sven zufrieden.

„Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Arzt, wird seine Devise von nun an lauten, hat er mir anvertraut.”

„Ein lobenswerter Vorsatz”, nickte Sven. Unbewusst richtete er seinen Blick auf Jasmins Bauch. Es war noch nicht zu sehen, dass sie schwanger war. Bestimmt hatte sie Gerd Gorbach noch nicht über ihren Zustand in Kenntnis gesetzt. Sven fragte sich, wie lange sie damit noch warten wollte ...